Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Achtes Capitel,
des Anschlages, und des Gegenanschlages; son-
dern auch aus abwechselnden Zufällen, die die
Ausführung bald aufhalten, bald aber beför-
dern. Worbey jedes Stück des Anschlags, das
zu Stande gebracht worden, einen Abschnitt der
Erzehlung oder Geschichte ausmacht, bis die Er-
füllung des Anschlags, oder des letzten Theil
des Anschlags erfolgt, welches das Ende der
Geschichte, oder der Erzehlung von einer grossen
Ausführung ausmacht.

§. 34.
Der Ausgang der Geschichte wird öffters
das Hauptwerck.

Wenn ein Anschlag aber bey der Ausführung,
durch Hindernisse und Widerstand vereitelt wird,
oder auch währender Ausführung durch die Zu-
fälle, ein wichtigeres Geschäffte daraus entstehet,
so wird in der Erzehlung mehr auf das letztere
als auf das erstere, gesehen: Dergestalt daß die
gantze Geschichte, nicht sowohl von dem Anschla-
ge, als von dem Ausgange, den Nahmen be-
kommt. Also wird man die Schwedischen Troubeln
im 16 Seculo nicht sowohl von dem Einfalle des
Christierns, als von des Gustavs Gelangung
zur Crone, und der unter ihm veränderten Regie-
rungsforme benennen. Die Unruhen nach des Cäsars
Tode werden einigermassen durch ihren Ausgang
verdunckelt, nehmlich daß durch den Augustus die
monarchische Regierung feste gestellet worden, daran
nach Cäsars Tode, bey der ersten Unruhen nicht mehr
gedacht worden, sondern jeder bildete sich vielmehr
ein, die Freyheit völlig wieder hergestellet zu se-

hen.

Achtes Capitel,
des Anſchlages, und des Gegenanſchlages; ſon-
dern auch aus abwechſelnden Zufaͤllen, die die
Ausfuͤhrung bald aufhalten, bald aber befoͤr-
dern. Worbey jedes Stuͤck des Anſchlags, das
zu Stande gebracht worden, einen Abſchnitt der
Erzehlung oder Geſchichte ausmacht, bis die Er-
fuͤllung des Anſchlags, oder des letzten Theil
des Anſchlags erfolgt, welches das Ende der
Geſchichte, oder der Erzehlung von einer groſſen
Ausfuͤhrung ausmacht.

§. 34.
Der Ausgang der Geſchichte wird oͤffters
das Hauptwerck.

Wenn ein Anſchlag aber bey der Ausfuͤhrung,
durch Hinderniſſe und Widerſtand vereitelt wird,
oder auch waͤhrender Ausfuͤhrung durch die Zu-
faͤlle, ein wichtigeres Geſchaͤffte daraus entſtehet,
ſo wird in der Erzehlung mehr auf das letztere
als auf das erſtere, geſehen: Dergeſtalt daß die
gantze Geſchichte, nicht ſowohl von dem Anſchla-
ge, als von dem Ausgange, den Nahmen be-
kommt. Alſo wird man die Schwediſchen Troubeln
im 16 Seculo nicht ſowohl von dem Einfalle des
Chriſtierns, als von des Guſtavs Gelangung
zur Crone, und der unter ihm veraͤnderten Regie-
rungsforme benennen. Die Unruhen nach des Caͤſars
Tode werden einigermaſſen durch ihren Ausgang
verdunckelt, nehmlich daß durch den Auguſtus die
monarchiſche Regierung feſte geſtellet worden, daran
nach Caͤſars Tode, bey der erſten Unruhen nicht mehr
gedacht worden, ſondern jeder bildete ſich vielmehr
ein, die Freyheit voͤllig wieder hergeſtellet zu ſe-

hen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0284" n="248"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Achtes Capitel,</hi></fw><lb/>
des An&#x017F;chlages, und des Gegenan&#x017F;chlages; &#x017F;on-<lb/>
dern auch aus abwech&#x017F;elnden <hi rendition="#fr">Zufa&#x0364;llen,</hi> die die<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung bald <hi rendition="#fr">aufhalten,</hi> bald aber befo&#x0364;r-<lb/>
dern. Worbey jedes Stu&#x0364;ck des An&#x017F;chlags, das<lb/>
zu Stande gebracht worden, einen Ab&#x017F;chnitt der<lb/>
Erzehlung oder Ge&#x017F;chichte ausmacht, bis die Er-<lb/>
fu&#x0364;llung des An&#x017F;chlags, oder <hi rendition="#fr">des letzten Theil<lb/>
des An&#x017F;chlags</hi> erfolgt, welches das <hi rendition="#fr">Ende</hi> der<lb/>
Ge&#x017F;chichte, oder der Erzehlung von einer gro&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung ausmacht.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 34.<lb/>
Der Ausgang der Ge&#x017F;chichte wird o&#x0364;ffters<lb/>
das Hauptwerck.</head><lb/>
          <p>Wenn ein An&#x017F;chlag aber bey der Ausfu&#x0364;hrung,<lb/>
durch Hinderni&#x017F;&#x017F;e und Wider&#x017F;tand vereitelt wird,<lb/>
oder auch wa&#x0364;hrender Ausfu&#x0364;hrung durch die <hi rendition="#fr">Zu-<lb/>
fa&#x0364;lle,</hi> ein wichtigeres Ge&#x017F;cha&#x0364;ffte daraus ent&#x017F;tehet,<lb/>
&#x017F;o wird in der <hi rendition="#fr">Erzehlung</hi> mehr auf das letztere<lb/>
als auf das er&#x017F;tere, ge&#x017F;ehen: Derge&#x017F;talt daß die<lb/>
gantze Ge&#x017F;chichte, nicht &#x017F;owohl von dem <hi rendition="#fr">An&#x017F;chla-<lb/>
ge,</hi> als von dem <hi rendition="#fr">Ausgange,</hi> den Nahmen be-<lb/>
kommt. Al&#x017F;o wird man die Schwedi&#x017F;chen Troubeln<lb/>
im 16 <hi rendition="#aq">Seculo</hi> nicht &#x017F;owohl von dem Einfalle des<lb/><hi rendition="#fr">Chri&#x017F;tierns,</hi> als von des <hi rendition="#fr">Gu&#x017F;tavs</hi> Gelangung<lb/>
zur Crone, und der unter ihm vera&#x0364;nderten Regie-<lb/>
rungsforme benennen. Die Unruhen nach des Ca&#x0364;&#x017F;ars<lb/>
Tode werden einigerma&#x017F;&#x017F;en durch ihren Ausgang<lb/>
verdunckelt, nehmlich daß durch den <hi rendition="#fr">Augu&#x017F;tus</hi> die<lb/>
monarchi&#x017F;che Regierung fe&#x017F;te ge&#x017F;tellet worden, daran<lb/>
nach Ca&#x0364;&#x017F;ars Tode, bey der er&#x017F;ten Unruhen nicht mehr<lb/>
gedacht worden, &#x017F;ondern jeder bildete &#x017F;ich vielmehr<lb/>
ein, die Freyheit vo&#x0364;llig wieder herge&#x017F;tellet zu &#x017F;e-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">hen.</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0284] Achtes Capitel, des Anſchlages, und des Gegenanſchlages; ſon- dern auch aus abwechſelnden Zufaͤllen, die die Ausfuͤhrung bald aufhalten, bald aber befoͤr- dern. Worbey jedes Stuͤck des Anſchlags, das zu Stande gebracht worden, einen Abſchnitt der Erzehlung oder Geſchichte ausmacht, bis die Er- fuͤllung des Anſchlags, oder des letzten Theil des Anſchlags erfolgt, welches das Ende der Geſchichte, oder der Erzehlung von einer groſſen Ausfuͤhrung ausmacht. §. 34. Der Ausgang der Geſchichte wird oͤffters das Hauptwerck. Wenn ein Anſchlag aber bey der Ausfuͤhrung, durch Hinderniſſe und Widerſtand vereitelt wird, oder auch waͤhrender Ausfuͤhrung durch die Zu- faͤlle, ein wichtigeres Geſchaͤffte daraus entſtehet, ſo wird in der Erzehlung mehr auf das letztere als auf das erſtere, geſehen: Dergeſtalt daß die gantze Geſchichte, nicht ſowohl von dem Anſchla- ge, als von dem Ausgange, den Nahmen be- kommt. Alſo wird man die Schwediſchen Troubeln im 16 Seculo nicht ſowohl von dem Einfalle des Chriſtierns, als von des Guſtavs Gelangung zur Crone, und der unter ihm veraͤnderten Regie- rungsforme benennen. Die Unruhen nach des Caͤſars Tode werden einigermaſſen durch ihren Ausgang verdunckelt, nehmlich daß durch den Auguſtus die monarchiſche Regierung feſte geſtellet worden, daran nach Caͤſars Tode, bey der erſten Unruhen nicht mehr gedacht worden, ſondern jeder bildete ſich vielmehr ein, die Freyheit voͤllig wieder hergeſtellet zu ſe- hen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/284
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/284>, abgerufen am 13.11.2024.