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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Achtes Capitel,
brauchen, so wie es etwa bey gemeinen Begeben-
heiten, davon man informirt ist, ohne alles Be-
dencken gebraucht wird.

§. 12.
Unterschied der Ursach und Gelegenheit.

Unterdessen zweifeln wir nicht, daß, wie ge-
meine Begebenheiten nnd Entschlüssungen mit ih-
ren vorhergegangenen zusammenhangen; daß
nehmlich der Zustand der Dinge, den Menschen,
durch die Erkentniß und Einsicht, die er davon
gehabt, zur Entschlüssung bewogen; also auch die
sonderbaren und neuen Anschläge auf eben diese
Weise entstehen; nehmlich, daß die vorhergehen-
de oder vorhandene Umstände, den Menschen,
nach seiner Art zu dencken, und nach seinen be-
sondern Maximen zur Entschlüssung bewogen ha-
ben. Nur in Ansehung unserer Erkenntniß ist
ein grosser Unterscheid. Wir wollen nehmlich
auch bey sonderbaren und neuen Entschlüssungen,
zumahl wo uns die Umstände ziemlich bekannt
sind, die Ursach einsehen, und mithin einen Schluß
machen, den wir aber nicht zu Stande bringen
können. Da man nun selbst in gemeinen Leben,
da man auf die Vernunfftlehre nicht acht zu ge-
ben pflegt, dennoch bemerckt hat, daß etwas an-
ders in der Seele vorgehe, wenn man den Grund
besonderer und neuer Anschläge erforschen will, als
wenn man von gemeinen Begebenheiten urthei-
let; so hat man auch besondere Worte ausfün-
dig gemacht, diese beyden Handlungen des mensch-
lichen Verstandes von einander zu unterscheiden:

Gemei-

Achtes Capitel,
brauchen, ſo wie es etwa bey gemeinen Begeben-
heiten, davon man informirt iſt, ohne alles Be-
dencken gebraucht wird.

§. 12.
Unterſchied der Urſach und Gelegenheit.

Unterdeſſen zweifeln wir nicht, daß, wie ge-
meine Begebenheiten nnd Entſchluͤſſungen mit ih-
ren vorhergegangenen zuſammenhangen; daß
nehmlich der Zuſtand der Dinge, den Menſchen,
durch die Erkentniß und Einſicht, die er davon
gehabt, zur Entſchluͤſſung bewogen; alſo auch die
ſonderbaren und neuen Anſchlaͤge auf eben dieſe
Weiſe entſtehen; nehmlich, daß die vorhergehen-
de oder vorhandene Umſtaͤnde, den Menſchen,
nach ſeiner Art zu dencken, und nach ſeinen be-
ſondern Maximen zur Entſchluͤſſung bewogen ha-
ben. Nur in Anſehung unſerer Erkenntniß iſt
ein groſſer Unterſcheid. Wir wollen nehmlich
auch bey ſonderbaren und neuen Entſchluͤſſungen,
zumahl wo uns die Umſtaͤnde ziemlich bekannt
ſind, die Urſach einſehen, und mithin einen Schluß
machen, den wir aber nicht zu Stande bringen
koͤnnen. Da man nun ſelbſt in gemeinen Leben,
da man auf die Vernunfftlehre nicht acht zu ge-
ben pflegt, dennoch bemerckt hat, daß etwas an-
ders in der Seele vorgehe, wenn man den Grund
beſonderer und neuer Anſchlaͤge erforſchen will, als
wenn man von gemeinen Begebenheiten urthei-
let; ſo hat man auch beſondere Worte ausfuͤn-
dig gemacht, dieſe beyden Handlungen des menſch-
lichen Verſtandes von einander zu unterſcheiden:

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[220/0256] Achtes Capitel, brauchen, ſo wie es etwa bey gemeinen Begeben- heiten, davon man informirt iſt, ohne alles Be- dencken gebraucht wird. §. 12. Unterſchied der Urſach und Gelegenheit. Unterdeſſen zweifeln wir nicht, daß, wie ge- meine Begebenheiten nnd Entſchluͤſſungen mit ih- ren vorhergegangenen zuſammenhangen; daß nehmlich der Zuſtand der Dinge, den Menſchen, durch die Erkentniß und Einſicht, die er davon gehabt, zur Entſchluͤſſung bewogen; alſo auch die ſonderbaren und neuen Anſchlaͤge auf eben dieſe Weiſe entſtehen; nehmlich, daß die vorhergehen- de oder vorhandene Umſtaͤnde, den Menſchen, nach ſeiner Art zu dencken, und nach ſeinen be- ſondern Maximen zur Entſchluͤſſung bewogen ha- ben. Nur in Anſehung unſerer Erkenntniß iſt ein groſſer Unterſcheid. Wir wollen nehmlich auch bey ſonderbaren und neuen Entſchluͤſſungen, zumahl wo uns die Umſtaͤnde ziemlich bekannt ſind, die Urſach einſehen, und mithin einen Schluß machen, den wir aber nicht zu Stande bringen koͤnnen. Da man nun ſelbſt in gemeinen Leben, da man auf die Vernunfftlehre nicht acht zu ge- ben pflegt, dennoch bemerckt hat, daß etwas an- ders in der Seele vorgehe, wenn man den Grund beſonderer und neuer Anſchlaͤge erforſchen will, als wenn man von gemeinen Begebenheiten urthei- let; ſo hat man auch beſondere Worte ausfuͤn- dig gemacht, dieſe beyden Handlungen des menſch- lichen Verſtandes von einander zu unterſcheiden: Gemei-

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/256>, abgerufen am 13.11.2024.