dem was uns sonsten schon bekannt ist, nach den Regeln der Natur und der menschlichen Weise zu dencken und zu handeln, solche Umstände heraus zu bringen, welche in der Erzehlung, oder Nach- richt, die wir davon erhalten haben, übergangen sind.
§. 26. Man studirt über die Worte der Urkunde.
Daraus folgt denn, daß man besonders den allgemeinen Worten, die darinnen vorkommen, und wodurch die Individua nur unbestimmt an- gezeigt werden, scharf nachdenckt, um nehm- lich nähere Bestimmungen heraus zu bringen. Derjenige der hört, es sey ihm ein Präsent zu- gedacht, oder vor ihn eingekaufft worden, denckt begierig nach, worinnen es wohl bestehen könne? Der Ausdruck ein Präsent an Silberwerck, be- stimmt die Sache schon genauer, lässet aber doch noch viel Materie zum Nachdencken übrig. Ein Vater, dem sein ungerathener Sohn entlauffen, hört, daß derselbe sich bey den Freunden auf- halten sollte: Entstehet da nicht gleich die Bemü- hung zu ergründen, welcher unter den Freunden dadurch gemeynt sey. Hier wird nun zwar, wenn man auf die Gewißheit gehet, nicht allemahl, son- dern gar selten, viel herausgebracht werden, es wäre denn, daß man mehrere Nachricht beysam- men hätte, deren eine die andere erläutert: Un- terdessen entstehen doch aus dieser Bemühung mehr zu wissen, bey dem Leser und Hörer einer Nachricht mancherley Fragen, die er bey sich
selbst
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v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc.
dem was uns ſonſten ſchon bekannt iſt, nach den Regeln der Natur und der menſchlichen Weiſe zu dencken und zu handeln, ſolche Umſtaͤnde heraus zu bringen, welche in der Erzehlung, oder Nach- richt, die wir davon erhalten haben, uͤbergangen ſind.
§. 26. Man ſtudirt uͤber die Worte der Urkunde.
Daraus folgt denn, daß man beſonders den allgemeinen Worten, die darinnen vorkommen, und wodurch die Individua nur unbeſtimmt an- gezeigt werden, ſcharf nachdenckt, um nehm- lich naͤhere Beſtimmungen heraus zu bringen. Derjenige der hoͤrt, es ſey ihm ein Praͤſent zu- gedacht, oder vor ihn eingekaufft worden, denckt begierig nach, worinnen es wohl beſtehen koͤnne? Der Ausdruck ein Praͤſent an Silberwerck, be- ſtimmt die Sache ſchon genauer, laͤſſet aber doch noch viel Materie zum Nachdencken uͤbrig. Ein Vater, dem ſein ungerathener Sohn entlauffen, hoͤrt, daß derſelbe ſich bey den Freunden auf- halten ſollte: Entſtehet da nicht gleich die Bemuͤ- hung zu ergruͤnden, welcher unter den Freunden dadurch gemeynt ſey. Hier wird nun zwar, wenn man auf die Gewißheit gehet, nicht allemahl, ſon- dern gar ſelten, viel herausgebracht werden, es waͤre denn, daß man mehrere Nachricht beyſam- men haͤtte, deren eine die andere erlaͤutert: Un- terdeſſen entſtehen doch aus dieſer Bemuͤhung mehr zu wiſſen, bey dem Leſer und Hoͤrer einer Nachricht mancherley Fragen, die er bey ſich
ſelbſt
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v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc.
dem was uns ſonſten ſchon bekannt iſt, nach den
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dencken und zu handeln, ſolche Umſtaͤnde heraus
zu bringen, welche in der Erzehlung, oder Nach-
richt, die wir davon erhalten haben, uͤbergangen
ſind.
§. 26.
Man ſtudirt uͤber die Worte der Urkunde.
Daraus folgt denn, daß man beſonders den
allgemeinen Worten, die darinnen vorkommen,
und wodurch die Individua nur unbeſtimmt an-
gezeigt werden, ſcharf nachdenckt, um nehm-
lich naͤhere Beſtimmungen heraus zu bringen.
Derjenige der hoͤrt, es ſey ihm ein Praͤſent zu-
gedacht, oder vor ihn eingekaufft worden, denckt
begierig nach, worinnen es wohl beſtehen koͤnne?
Der Ausdruck ein Praͤſent an Silberwerck, be-
ſtimmt die Sache ſchon genauer, laͤſſet aber doch
noch viel Materie zum Nachdencken uͤbrig. Ein
Vater, dem ſein ungerathener Sohn entlauffen,
hoͤrt, daß derſelbe ſich bey den Freunden auf-
halten ſollte: Entſtehet da nicht gleich die Bemuͤ-
hung zu ergruͤnden, welcher unter den Freunden
dadurch gemeynt ſey. Hier wird nun zwar, wenn
man auf die Gewißheit gehet, nicht allemahl, ſon-
dern gar ſelten, viel herausgebracht werden, es
waͤre denn, daß man mehrere Nachricht beyſam-
men haͤtte, deren eine die andere erlaͤutert: Un-
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mehr zu wiſſen, bey dem Leſer und Hoͤrer einer
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/219>, abgerufen am 13.11.2024.
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