anders aussehen, als die Empfindung, wor- auf sich die Erzehlung gründet, beschaffen war. Und diese Arten, die Geschichte zu verwandeln, sind principia Logicae naturalis, die von selbst sich in der Seele äussern; und als eine ange- bohrne Erzehlungskunst können angesehen werden.
§. 10. Grosse Geschichte werden in eine Begeben- heit verwandelt.
Nun haben fast alle mögliche Arten der Be- gebenheiten ihre allgemeinen Begriffe und Ar- ten, die so gar im gemeinen Leben bekannt sind (§. 21. C. 4.): diese fallen nun nebst denen dazu gehörigen Worten einem Zuschauer nothwendig ein: er wird also unter andern Verkehrungen, auch diese Veränderung, dessen, was er gesehen und angeschauet hat, vornehmen, daß er die gan- tze Geschichte auf einen solchen allgemeinen Be- griff reducirt, und als eine einige Begebenheit in einem eintzigen Satze vorstellet, der nur sehr wenige Merckmahle einer individuellen Begeben- heit, als der Zeit, oder der Personen, oder des Ortes, als die nothwendigsten (§. 21. C. 4.), in sich enthält: Z. E. es erzehlt jemand ein Bey- lager, eine Belagerung, eine Gesandschafft, eine Mißion, wo er dabey gewesen ist. Da wir Geschichte von vielen Jahren und Jahrhun- derten, als eine Geschichte anzusehen pflegen: als der dreißigjährige Krieg: die Kriege der Nach- folger des Alexanders: so ist das wenige, wobey
ein
v. d. Verwandelung der Geſchichte ꝛc.
anders ausſehen, als die Empfindung, wor- auf ſich die Erzehlung gruͤndet, beſchaffen war. Und dieſe Arten, die Geſchichte zu verwandeln, ſind principia Logicæ naturalis, die von ſelbſt ſich in der Seele aͤuſſern; und als eine ange- bohrne Erzehlungskunſt koͤnnen angeſehen werden.
§. 10. Groſſe Geſchichte werden in eine Begeben- heit verwandelt.
Nun haben faſt alle moͤgliche Arten der Be- gebenheiten ihre allgemeinen Begriffe und Ar- ten, die ſo gar im gemeinen Leben bekannt ſind (§. 21. C. 4.): dieſe fallen nun nebſt denen dazu gehoͤrigen Worten einem Zuſchauer nothwendig ein: er wird alſo unter andern Verkehrungen, auch dieſe Veraͤnderung, deſſen, was er geſehen und angeſchauet hat, vornehmen, daß er die gan- tze Geſchichte auf einen ſolchen allgemeinen Be- griff reducirt, und als eine einige Begebenheit in einem eintzigen Satze vorſtellet, der nur ſehr wenige Merckmahle einer individuellen Begeben- heit, als der Zeit, oder der Perſonen, oder des Ortes, als die nothwendigſten (§. 21. C. 4.), in ſich enthaͤlt: Z. E. es erzehlt jemand ein Bey- lager, eine Belagerung, eine Geſandſchafft, eine Mißion, wo er dabey geweſen iſt. Da wir Geſchichte von vielen Jahren und Jahrhun- derten, als eine Geſchichte anzuſehen pflegen: als der dreißigjaͤhrige Krieg: die Kriege der Nach- folger des Alexanders: ſo iſt das wenige, wobey
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v. d. Verwandelung der Geſchichte ꝛc.
anders ausſehen, als die Empfindung, wor-
auf ſich die Erzehlung gruͤndet, beſchaffen war.
Und dieſe Arten, die Geſchichte zu verwandeln,
ſind principia Logicæ naturalis, die von ſelbſt
ſich in der Seele aͤuſſern; und als eine ange-
bohrne Erzehlungskunſt koͤnnen angeſehen
werden.
§. 10.
Groſſe Geſchichte werden in eine Begeben-
heit verwandelt.
Nun haben faſt alle moͤgliche Arten der Be-
gebenheiten ihre allgemeinen Begriffe und Ar-
ten, die ſo gar im gemeinen Leben bekannt ſind
(§. 21. C. 4.): dieſe fallen nun nebſt denen dazu
gehoͤrigen Worten einem Zuſchauer nothwendig
ein: er wird alſo unter andern Verkehrungen,
auch dieſe Veraͤnderung, deſſen, was er geſehen
und angeſchauet hat, vornehmen, daß er die gan-
tze Geſchichte auf einen ſolchen allgemeinen Be-
griff reducirt, und als eine einige Begebenheit in
einem eintzigen Satze vorſtellet, der nur ſehr
wenige Merckmahle einer individuellen Begeben-
heit, als der Zeit, oder der Perſonen, oder des
Ortes, als die nothwendigſten (§. 21. C. 4.),
in ſich enthaͤlt: Z. E. es erzehlt jemand ein Bey-
lager, eine Belagerung, eine Geſandſchafft,
eine Mißion, wo er dabey geweſen iſt. Da
wir Geſchichte von vielen Jahren und Jahrhun-
derten, als eine Geſchichte anzuſehen pflegen:
als der dreißigjaͤhrige Krieg: die Kriege der Nach-
folger des Alexanders: ſo iſt das wenige, wobey
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/161>, abgerufen am 21.11.2024.
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