zun Wissenschafften angeführet worden, der an- dere aber nicht: so muß sich ein grosser Unter- scheid zeigen. Ja, ein Gelehrter von mittelmäs- siger natürlicher Munterkeit, muß es, wenn er anders recht angeführet worden, einem Ungelehr- ten vor weit mehrern natürlichen Geschicke zuvor- thun. Auch wissen Gelehrte die Würckungen der Einbildungskrafft von den Empfindungen besser zu unterscheiden.
§. 21. Sehepunckt eines academischen Lehrers.
Unter den Gelehrten aber, möchte denen Leh- rern auf hohen Schulen, wenn sie geübt sind, ein besonderer Sehepunckt zugeschrieben werden. Denn nicht allein ihr anhaltendes Nach- dencken und Lernen, welches bey andern gemeini- glich mit den academischen Jahren aufhöret, aus- ser was etwa die Erfahrung ihnen noch lehret, muß bey denselben eine besondere Fähigkeit erwe- cken, sondern auch ihr beständiges Lehren giebt dem Verstande eine besondere Krafft. Denn da- durch werden die Jdeen, welche die Gelehrsam- keit ausmachen, immer erneuert, und zu einem höhern Grade der Klarheit gebracht, welche zu erlangen ohnmöglich ist, wenn man seine Ge- dancken andern bekannt zu machen keine Gelegen- heit hat: sie werden auch durch die öfftern Les- und Disputirübungen mehr und mehr geläutert, worzu, ausser diesen Umständen, keine Veranlas- sung vorhanden ist. Weil auch Lehrer auf Aca- demien beständig mit Lehrern von andern Facul-
täten
Fuͤnfftes Capitel,
zun Wiſſenſchafften angefuͤhret worden, der an- dere aber nicht: ſo muß ſich ein groſſer Unter- ſcheid zeigen. Ja, ein Gelehrter von mittelmaͤſ- ſiger natuͤrlicher Munterkeit, muß es, wenn er anders recht angefuͤhret worden, einem Ungelehr- ten vor weit mehrern natuͤrlichen Geſchicke zuvor- thun. Auch wiſſen Gelehrte die Wuͤrckungen der Einbildungskrafft von den Empfindungen beſſer zu unterſcheiden.
§. 21. Sehepunckt eines academiſchen Lehrers.
Unter den Gelehrten aber, moͤchte denen Leh- rern auf hohen Schulen, wenn ſie geuͤbt ſind, ein beſonderer Sehepunckt zugeſchrieben werden. Denn nicht allein ihr anhaltendes Nach- dencken und Lernen, welches bey andern gemeini- glich mit den academiſchen Jahren aufhoͤret, auſ- ſer was etwa die Erfahrung ihnen noch lehret, muß bey denſelben eine beſondere Faͤhigkeit erwe- cken, ſondern auch ihr beſtaͤndiges Lehren giebt dem Verſtande eine beſondere Krafft. Denn da- durch werden die Jdeen, welche die Gelehrſam- keit ausmachen, immer erneuert, und zu einem hoͤhern Grade der Klarheit gebracht, welche zu erlangen ohnmoͤglich iſt, wenn man ſeine Ge- dancken andern bekannt zu machen keine Gelegen- heit hat: ſie werden auch durch die oͤfftern Leſ- und Diſputiruͤbungen mehr und mehr gelaͤutert, worzu, auſſer dieſen Umſtaͤnden, keine Veranlaſ- ſung vorhanden iſt. Weil auch Lehrer auf Aca- demien beſtaͤndig mit Lehrern von andern Facul-
taͤten
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Fuͤnfftes Capitel,
zun Wiſſenſchafften angefuͤhret worden, der an-
dere aber nicht: ſo muß ſich ein groſſer Unter-
ſcheid zeigen. Ja, ein Gelehrter von mittelmaͤſ-
ſiger natuͤrlicher Munterkeit, muß es, wenn er
anders recht angefuͤhret worden, einem Ungelehr-
ten vor weit mehrern natuͤrlichen Geſchicke zuvor-
thun. Auch wiſſen Gelehrte die Wuͤrckungen der
Einbildungskrafft von den Empfindungen beſſer
zu unterſcheiden.
§. 21.
Sehepunckt eines academiſchen Lehrers.
Unter den Gelehrten aber, moͤchte denen Leh-
rern auf hohen Schulen, wenn ſie geuͤbt
ſind, ein beſonderer Sehepunckt zugeſchrieben
werden. Denn nicht allein ihr anhaltendes Nach-
dencken und Lernen, welches bey andern gemeini-
glich mit den academiſchen Jahren aufhoͤret, auſ-
ſer was etwa die Erfahrung ihnen noch lehret,
muß bey denſelben eine beſondere Faͤhigkeit erwe-
cken, ſondern auch ihr beſtaͤndiges Lehren giebt
dem Verſtande eine beſondere Krafft. Denn da-
durch werden die Jdeen, welche die Gelehrſam-
keit ausmachen, immer erneuert, und zu einem
hoͤhern Grade der Klarheit gebracht, welche
zu erlangen ohnmoͤglich iſt, wenn man ſeine Ge-
dancken andern bekannt zu machen keine Gelegen-
heit hat: ſie werden auch durch die oͤfftern Leſ-
und Diſputiruͤbungen mehr und mehr gelaͤutert,
worzu, auſſer dieſen Umſtaͤnden, keine Veranlaſ-
ſung vorhanden iſt. Weil auch Lehrer auf Aca-
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/144>, abgerufen am 03.03.2025.
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