nerlichen Einrichtung der auf diese Art vereinig- ten Geschichte ist, ausser dem, was wir von eintzeln Lebensbeschreibungen angemercket, nichts besonders zu beobachten.
§. 16. Historie der Geschäffte.
Eigentlich sind die Begebenheiten, die wir zu wissen verlangen, Begebenheiten eintzelner Men- schen: und es wäre also eine recht natürliche Er- kentniß der Geschichte, wenn wir wüsten, was de- nen indiuiduis der Menschen eintzeln begegnet ist; wie solches in denen Lebensbeschreibungen geschie- het, deren inerliche Verfassung wir umständlich erkläret haben (§. 13. 14.). Allein es ist uns auch auf der andern Seite daran gelegen, daß wir die Beschaffenheit der Begebenheiten selbst erkennen, so daß uns an den eigentlichen Per- sonen, die in dieselbe verwickelt sind, weniger ge- legen ist. Daraus entstehen nun verschiedene Ar- ten der Geschichte. Denn so wird öffters 1. die Historie dieses oder jenes moralischen Dinges sorgfältig aufgezeichnet. Denn wie diese ohne Personen nicht seyn können, als kan man die dabey theilhabenden Menschen (wenn man will,) nur in so ferne betrachten, als sie an diesem oder jenem moralischen Dinge Theil gehabt haben. Von dieser Art sind die Historien der Reiche, der Städte, der Klöster und anderer Gesellschafften: die bischöffliche Würde u. s. w.
§. 17.
Viertes Capitel,
nerlichen Einrichtung der auf dieſe Art vereinig- ten Geſchichte iſt, auſſer dem, was wir von eintzeln Lebensbeſchreibungen angemercket, nichts beſonders zu beobachten.
§. 16. Hiſtorie der Geſchaͤffte.
Eigentlich ſind die Begebenheiten, die wir zu wiſſen verlangen, Begebenheiten eintzelner Men- ſchen: und es waͤre alſo eine recht natuͤrliche Er- kentniß der Geſchichte, wenn wir wuͤſten, was de- nen indiuiduis der Menſchen eintzeln begegnet iſt; wie ſolches in denen Lebensbeſchreibungen geſchie- het, deren inerliche Verfaſſung wir umſtaͤndlich erklaͤret haben (§. 13. 14.). Allein es iſt uns auch auf der andern Seite daran gelegen, daß wir die Beſchaffenheit der Begebenheiten ſelbſt erkennen, ſo daß uns an den eigentlichen Per- ſonen, die in dieſelbe verwickelt ſind, weniger ge- legen iſt. Daraus entſtehen nun verſchiedene Ar- ten der Geſchichte. Denn ſo wird oͤffters 1. die Hiſtorie dieſes oder jenes moraliſchen Dinges ſorgfaͤltig aufgezeichnet. Denn wie dieſe ohne Perſonen nicht ſeyn koͤnnen, als kan man die dabey theilhabenden Menſchen (wenn man will,) nur in ſo ferne betrachten, als ſie an dieſem oder jenem moraliſchen Dinge Theil gehabt haben. Von dieſer Art ſind die Hiſtorien der Reiche, der Staͤdte, der Kloͤſter und anderer Geſellſchafften: die biſchoͤffliche Wuͤrde u. ſ. w.
§. 17.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0122"n="86"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Viertes Capitel,</hi></fw><lb/>
nerlichen Einrichtung der auf dieſe Art <hirendition="#fr">vereinig-<lb/>
ten Geſchichte</hi> iſt, auſſer dem, was wir von<lb/>
eintzeln <hirendition="#fr">Lebensbeſchreibungen</hi> angemercket,<lb/>
nichts beſonders zu beobachten.</p></div><lb/><divn="2"><head>§. 16.<lb/>
Hiſtorie der Geſchaͤffte.</head><lb/><p>Eigentlich ſind die Begebenheiten, die wir zu<lb/>
wiſſen verlangen, Begebenheiten <hirendition="#fr">eintzelner Men-<lb/>ſchen:</hi> und es waͤre alſo eine recht natuͤrliche Er-<lb/>
kentniß der Geſchichte, wenn wir wuͤſten, was de-<lb/>
nen <hirendition="#aq">indiuiduis</hi> der Menſchen eintzeln begegnet iſt;<lb/>
wie ſolches in denen Lebensbeſchreibungen geſchie-<lb/>
het, deren inerliche Verfaſſung wir umſtaͤndlich<lb/>
erklaͤret haben (§. 13. 14.). Allein es iſt uns<lb/>
auch auf der andern Seite daran gelegen, daß<lb/>
wir <hirendition="#fr">die Beſchaffenheit</hi> der <hirendition="#fr">Begebenheiten</hi><lb/>ſelbſt erkennen, ſo daß uns an den eigentlichen Per-<lb/>ſonen, die in dieſelbe verwickelt ſind, weniger ge-<lb/>
legen iſt. Daraus entſtehen nun verſchiedene Ar-<lb/>
ten der Geſchichte. Denn ſo wird oͤffters 1. die<lb/>
Hiſtorie dieſes oder jenes <hirendition="#fr">moraliſchen Dinges</hi><lb/>ſorgfaͤltig aufgezeichnet. Denn wie dieſe ohne<lb/>
Perſonen nicht ſeyn koͤnnen, als kan man die<lb/>
dabey theilhabenden Menſchen (wenn man will,)<lb/>
nur in ſo ferne betrachten, als ſie an dieſem oder<lb/>
jenem moraliſchen Dinge Theil gehabt haben.<lb/>
Von dieſer Art ſind die Hiſtorien der Reiche, der<lb/>
Staͤdte, der Kloͤſter und anderer Geſellſchafften:<lb/>
die biſchoͤffliche Wuͤrde u. ſ. w.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 17.</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[86/0122]
Viertes Capitel,
nerlichen Einrichtung der auf dieſe Art vereinig-
ten Geſchichte iſt, auſſer dem, was wir von
eintzeln Lebensbeſchreibungen angemercket,
nichts beſonders zu beobachten.
§. 16.
Hiſtorie der Geſchaͤffte.
Eigentlich ſind die Begebenheiten, die wir zu
wiſſen verlangen, Begebenheiten eintzelner Men-
ſchen: und es waͤre alſo eine recht natuͤrliche Er-
kentniß der Geſchichte, wenn wir wuͤſten, was de-
nen indiuiduis der Menſchen eintzeln begegnet iſt;
wie ſolches in denen Lebensbeſchreibungen geſchie-
het, deren inerliche Verfaſſung wir umſtaͤndlich
erklaͤret haben (§. 13. 14.). Allein es iſt uns
auch auf der andern Seite daran gelegen, daß
wir die Beſchaffenheit der Begebenheiten
ſelbſt erkennen, ſo daß uns an den eigentlichen Per-
ſonen, die in dieſelbe verwickelt ſind, weniger ge-
legen iſt. Daraus entſtehen nun verſchiedene Ar-
ten der Geſchichte. Denn ſo wird oͤffters 1. die
Hiſtorie dieſes oder jenes moraliſchen Dinges
ſorgfaͤltig aufgezeichnet. Denn wie dieſe ohne
Perſonen nicht ſeyn koͤnnen, als kan man die
dabey theilhabenden Menſchen (wenn man will,)
nur in ſo ferne betrachten, als ſie an dieſem oder
jenem moraliſchen Dinge Theil gehabt haben.
Von dieſer Art ſind die Hiſtorien der Reiche, der
Staͤdte, der Kloͤſter und anderer Geſellſchafften:
die biſchoͤffliche Wuͤrde u. ſ. w.
§. 17.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/122>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.