Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite
Viertes Capitel,
§. 3.
Nothwendige und besondere Begebenheiten
der Menschen.

Die Veränderungen, welche sich mit dem ein-
mahl gebohrnen Menschen zutragen, sind entwe-
der nothwendige und natürliche, die nach
dem Lauffe der Natur bey allen Menschen ange-
troffen werden; als die Folge der verschiedenen
Lebensalter; essen und trincken, mannbar werden
u. s. w. oder es sind besondere Begebenheiten,
die sich nicht bey jedem zutragen, und also nicht
vermuthet werden können. Letztere lassen sich
zwar auch auf gewisse Arten und Geschlechter
reduciren, davon einige sehr gänge und gäbe in
der Welt sind: als daß man verwäyset ist, daß
man arm ist: daß man Unpäßlichkeiten hat. Sie
können aber doch, als bey Personen von Wich-
tigkeit, mit gutem Grunde bey jedem individuo
angemercket werden, weil man sie doch nicht
a priori wissen kan: da hingegen die nothwendi-
gen Begebenheiten bey eintzeln Menschen nicht
pflegen angemerckt zu werden, als daß er Zähne
bekommen, denn man kan solches von selbst er-
messen.

§. 4.
Jeder Mensch befindet sich allezeit in
einem Stande.

Weil die Menschen in einer beständigen und
sehr alten Gesellschafft mit einander leben; so ist
fast kein Zustand zu ersinnen, der nicht schon sei-
nen bekannten Nahmen haben, und als eine ge-

wisse
Viertes Capitel,
§. 3.
Nothwendige und beſondere Begebenheiten
der Menſchen.

Die Veraͤnderungen, welche ſich mit dem ein-
mahl gebohrnen Menſchen zutragen, ſind entwe-
der nothwendige und natuͤrliche, die nach
dem Lauffe der Natur bey allen Menſchen ange-
troffen werden; als die Folge der verſchiedenen
Lebensalter; eſſen und trincken, mannbar werden
u. ſ. w. oder es ſind beſondere Begebenheiten,
die ſich nicht bey jedem zutragen, und alſo nicht
vermuthet werden koͤnnen. Letztere laſſen ſich
zwar auch auf gewiſſe Arten und Geſchlechter
reduciren, davon einige ſehr gaͤnge und gaͤbe in
der Welt ſind: als daß man verwaͤyſet iſt, daß
man arm iſt: daß man Unpaͤßlichkeiten hat. Sie
koͤnnen aber doch, als bey Perſonen von Wich-
tigkeit, mit gutem Grunde bey jedem individuo
angemercket werden, weil man ſie doch nicht
a priori wiſſen kan: da hingegen die nothwendi-
gen Begebenheiten bey eintzeln Menſchen nicht
pflegen angemerckt zu werden, als daß er Zaͤhne
bekommen, denn man kan ſolches von ſelbſt er-
meſſen.

§. 4.
Jeder Menſch befindet ſich allezeit in
einem Stande.

Weil die Menſchen in einer beſtaͤndigen und
ſehr alten Geſellſchafft mit einander leben; ſo iſt
faſt kein Zuſtand zu erſinnen, der nicht ſchon ſei-
nen bekannten Nahmen haben, und als eine ge-

wiſſe
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0114" n="78"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Viertes Capitel,</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.<lb/>
Nothwendige und be&#x017F;ondere Begebenheiten<lb/>
der Men&#x017F;chen.</head><lb/>
          <p>Die Vera&#x0364;nderungen, welche &#x017F;ich mit dem ein-<lb/>
mahl gebohrnen Men&#x017F;chen zutragen, &#x017F;ind entwe-<lb/>
der <hi rendition="#fr">nothwendige</hi> und <hi rendition="#fr">natu&#x0364;rliche,</hi> die nach<lb/>
dem Lauffe der Natur bey allen Men&#x017F;chen ange-<lb/>
troffen werden; als die Folge der ver&#x017F;chiedenen<lb/>
Lebensalter; e&#x017F;&#x017F;en und trincken, mannbar werden<lb/>
u. &#x017F;. w. oder es &#x017F;ind <hi rendition="#fr">be&#x017F;ondere</hi> Begebenheiten,<lb/>
die &#x017F;ich nicht bey jedem zutragen, und al&#x017F;o nicht<lb/>
vermuthet werden ko&#x0364;nnen. Letztere la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich<lb/>
zwar auch auf gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#fr">Arten</hi> und Ge&#x017F;chlechter<lb/>
reduciren, davon einige &#x017F;ehr ga&#x0364;nge und ga&#x0364;be in<lb/>
der Welt &#x017F;ind: als daß man verwa&#x0364;y&#x017F;et i&#x017F;t, daß<lb/>
man arm i&#x017F;t: daß man Unpa&#x0364;ßlichkeiten hat. Sie<lb/><hi rendition="#fr">ko&#x0364;nnen</hi> aber doch, als bey Per&#x017F;onen von Wich-<lb/>
tigkeit, mit gutem Grunde bey jedem <hi rendition="#aq">individuo</hi><lb/>
angemercket werden, weil man &#x017F;ie doch nicht<lb/><hi rendition="#aq">a priori</hi> wi&#x017F;&#x017F;en kan: da hingegen die nothwendi-<lb/>
gen Begebenheiten bey eintzeln Men&#x017F;chen nicht<lb/>
pflegen angemerckt zu werden, als daß er Za&#x0364;hne<lb/>
bekommen, denn man kan &#x017F;olches von &#x017F;elb&#x017F;t er-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 4.<lb/>
Jeder Men&#x017F;ch befindet &#x017F;ich allezeit in<lb/>
einem Stande.</head><lb/>
          <p>Weil die Men&#x017F;chen in einer be&#x017F;ta&#x0364;ndigen und<lb/>
&#x017F;ehr alten Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft mit einander leben; &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
fa&#x017F;t kein <hi rendition="#fr">Zu&#x017F;tand</hi> zu er&#x017F;innen, der nicht &#x017F;chon &#x017F;ei-<lb/>
nen bekannten Nahmen haben, und als eine <hi rendition="#fr">ge-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">wi&#x017F;&#x017F;e</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0114] Viertes Capitel, §. 3. Nothwendige und beſondere Begebenheiten der Menſchen. Die Veraͤnderungen, welche ſich mit dem ein- mahl gebohrnen Menſchen zutragen, ſind entwe- der nothwendige und natuͤrliche, die nach dem Lauffe der Natur bey allen Menſchen ange- troffen werden; als die Folge der verſchiedenen Lebensalter; eſſen und trincken, mannbar werden u. ſ. w. oder es ſind beſondere Begebenheiten, die ſich nicht bey jedem zutragen, und alſo nicht vermuthet werden koͤnnen. Letztere laſſen ſich zwar auch auf gewiſſe Arten und Geſchlechter reduciren, davon einige ſehr gaͤnge und gaͤbe in der Welt ſind: als daß man verwaͤyſet iſt, daß man arm iſt: daß man Unpaͤßlichkeiten hat. Sie koͤnnen aber doch, als bey Perſonen von Wich- tigkeit, mit gutem Grunde bey jedem individuo angemercket werden, weil man ſie doch nicht a priori wiſſen kan: da hingegen die nothwendi- gen Begebenheiten bey eintzeln Menſchen nicht pflegen angemerckt zu werden, als daß er Zaͤhne bekommen, denn man kan ſolches von ſelbſt er- meſſen. §. 4. Jeder Menſch befindet ſich allezeit in einem Stande. Weil die Menſchen in einer beſtaͤndigen und ſehr alten Geſellſchafft mit einander leben; ſo iſt faſt kein Zuſtand zu erſinnen, der nicht ſchon ſei- nen bekannten Nahmen haben, und als eine ge- wiſſe

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/114
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/114>, abgerufen am 21.12.2024.