gemeiniglich aus lauter äusserlichen Veränderun- gen. Als wenn z. E. Tacitus die Historie des Römischen Reaiments oder Republick gleich zu Anfang seiner Annalen erzehlet, so hält solche lauter äusserliche Veränderungen in sich, welche aus dem vorhergehenden innerlichen entstanden sind; an sich aber auch denen, die an der Römi- schen Bürgerschafft keinen Theil gehabt haben, hätten bekannt seyn können. Mit denen darauf folgenden ausführlichen Erzehlungen vom Ende des Augusts, und der Regierung seiner Nachfol- ger, gehet es hernach anders; und weil da viele, sowohl geheime als innerliche Begebenheiten von Rom bemercket werden, so ist auch der Tacitus immer, als was wunderbares von einem Histo- rienschreiber, verehret worden.
Viertes Capitel, von den Begebenheiten der Menschen, und denen eintzeln Weltge- schichten.
§. 1. Begebenheiten an Leib und Seele machen nur eine Sache aus.
Der Mensch bestehet aus Leib und Seele, die aufs genaueste mit einander verbun- den sind, so daß die Begebenheiten dieser
we-
Viertes Capitel,
gemeiniglich aus lauter aͤuſſerlichen Veraͤnderun- gen. Als wenn z. E. Tacitus die Hiſtorie des Roͤmiſchen Reaiments oder Republick gleich zu Anfang ſeiner Annalen erzehlet, ſo haͤlt ſolche lauter aͤuſſerliche Veraͤnderungen in ſich, welche aus dem vorhergehenden innerlichen entſtanden ſind; an ſich aber auch denen, die an der Roͤmi- ſchen Buͤrgerſchafft keinen Theil gehabt haben, haͤtten bekannt ſeyn koͤnnen. Mit denen darauf folgenden ausfuͤhrlichen Erzehlungen vom Ende des Auguſts, und der Regierung ſeiner Nachfol- ger, gehet es hernach anders; und weil da viele, ſowohl geheime als innerliche Begebenheiten von Rom bemercket werden, ſo iſt auch der Tacitus immer, als was wunderbares von einem Hiſto- rienſchreiber, verehret worden.
Viertes Capitel, von den Begebenheiten der Menſchen, und denen eintzeln Weltge- ſchichten.
§. 1. Begebenheiten an Leib und Seele machen nur eine Sache aus.
Der Menſch beſtehet aus Leib und Seele, die aufs genaueſte mit einander verbun- den ſind, ſo daß die Begebenheiten dieſer
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Viertes Capitel,
gemeiniglich aus lauter aͤuſſerlichen Veraͤnderun-
gen. Als wenn z. E. Tacitus die Hiſtorie des
Roͤmiſchen Reaiments oder Republick gleich zu
Anfang ſeiner Annalen erzehlet, ſo haͤlt ſolche
lauter aͤuſſerliche Veraͤnderungen in ſich, welche
aus dem vorhergehenden innerlichen entſtanden
ſind; an ſich aber auch denen, die an der Roͤmi-
ſchen Buͤrgerſchafft keinen Theil gehabt haben,
haͤtten bekannt ſeyn koͤnnen. Mit denen darauf
folgenden ausfuͤhrlichen Erzehlungen vom Ende
des Auguſts, und der Regierung ſeiner Nachfol-
ger, gehet es hernach anders; und weil da viele,
ſowohl geheime als innerliche Begebenheiten von
Rom bemercket werden, ſo iſt auch der Tacitus
immer, als was wunderbares von einem Hiſto-
rienſchreiber, verehret worden.
Viertes Capitel,
von den
Begebenheiten der Menſchen,
und denen eintzeln Weltge-
ſchichten.
§. 1.
Begebenheiten an Leib und Seele machen
nur eine Sache aus.
Der Menſch beſtehet aus Leib und Seele,
die aufs genaueſte mit einander verbun-
den ſind, ſo daß die Begebenheiten dieſer
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/112>, abgerufen am 30.01.2025.
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