seiner sehr brauchbaren und mit Recht verbreiteten Synopsis die Bur- meister'schen Gruppen der Gastrozoen, Arthrozoen und Vertebraten festhält.
Fortschritte der Kenntniß einzelner Classen.
Die verschiedenen systematischen Bestrebungen der letzten Jahr- zehnte wurden mehr in der Form einer litterarischen Uebersicht gegeben, da sie von einem Fortschritte im richtigen Erfassen der einzelnen zu classificirenden Gruppen selbst abhängen. Es handelte sich, so lange kein anderer maßgebender Gesichtspunkt Einfluß gewonnen hatte, aus- schließlich um eine immer tiefer gehende Einsicht in das Leben und vor- züglich in den Bau der einzelnen Formenkreise. Die Begründung mancher der eben verzeichneten systematischen Anschauungen wird sich daher erst mit einem Blicke auf die Arbeiten über die größern und klei- neren Gruppen ergeben.
Protozoen. Die Bezeichnung wird hier im Sinne von Sie- bold's auf die früher in weiterer Ausdehnung Infusorien genannten Formen angewendet, für deren Kenntniß und Systematik das oben er- wähnte Werk O. F. Müller's Ausgangspunkt war. Nirgends war die Abhängigkeit des Fortschritts von der Vervollkommnung der Unter- suchungsmittel so groß wie hier. Die frühesten Arbeiten über die Pro- tozoen in der vorliegenden Periode erhalten daher nur eine Erweiterung der Formenkenntniß und einzelne Beobachtungen über Leben und Bau, ohne durchgreifend die Anschauungen über die Stellung der Gruppe zu beeinflussen. Der Art sind die Mittheilungen von Frz. v. Paula Schrank (1747-1835), Frz. v. Paula Gruithuisen (1774- 1852), Chstn. Ludw. Nitzsch (1782-1837), selbst die von Bory de St. Vincent. Doch wies schon 1812 Rene Joaquim Henri Dutrochet (1776-1847) die ungleich höhere Organisation der Rä- derthiere nach, welche er Rotiseren nannte und von den Infusorien zu trennen und in die Nähe der Ascidien zu bringen vorschlug. Mit un- ermüdlicher Ausdauer hat seit 1829 Chstn. Gfr. Ehrenberg die Infusorien untersucht und, im Besitze einer unendlichen Fülle speciellster Thatsachen über Form, geographische und geologische Verbreitung der
Periode der Morphologie.
ſeiner ſehr brauchbaren und mit Recht verbreiteten Synopſis die Bur- meiſter'ſchen Gruppen der Gaſtrozoen, Arthrozoen und Vertebraten feſthält.
Fortſchritte der Kenntniß einzelner Claſſen.
Die verſchiedenen ſyſtematiſchen Beſtrebungen der letzten Jahr- zehnte wurden mehr in der Form einer litterariſchen Ueberſicht gegeben, da ſie von einem Fortſchritte im richtigen Erfaſſen der einzelnen zu claſſificirenden Gruppen ſelbſt abhängen. Es handelte ſich, ſo lange kein anderer maßgebender Geſichtspunkt Einfluß gewonnen hatte, aus- ſchließlich um eine immer tiefer gehende Einſicht in das Leben und vor- züglich in den Bau der einzelnen Formenkreiſe. Die Begründung mancher der eben verzeichneten ſyſtematiſchen Anſchauungen wird ſich daher erſt mit einem Blicke auf die Arbeiten über die größern und klei- neren Gruppen ergeben.
Protozoen. Die Bezeichnung wird hier im Sinne von Sie- bold's auf die früher in weiterer Ausdehnung Infuſorien genannten Formen angewendet, für deren Kenntniß und Syſtematik das oben er- wähnte Werk O. F. Müller's Ausgangspunkt war. Nirgends war die Abhängigkeit des Fortſchritts von der Vervollkommnung der Unter- ſuchungsmittel ſo groß wie hier. Die früheſten Arbeiten über die Pro- tozoen in der vorliegenden Periode erhalten daher nur eine Erweiterung der Formenkenntniß und einzelne Beobachtungen über Leben und Bau, ohne durchgreifend die Anſchauungen über die Stellung der Gruppe zu beeinfluſſen. Der Art ſind die Mittheilungen von Frz. v. Paula Schrank (1747-1835), Frz. v. Paula Gruithuiſen (1774- 1852), Chſtn. Ludw. Nitzſch (1782-1837), ſelbſt die von Bory de St. Vincent. Doch wies ſchon 1812 René Joaquim Henri Dutrochet (1776-1847) die ungleich höhere Organiſation der Rä- derthiere nach, welche er Rotiſeren nannte und von den Infuſorien zu trennen und in die Nähe der Ascidien zu bringen vorſchlug. Mit un- ermüdlicher Ausdauer hat ſeit 1829 Chſtn. Gfr. Ehrenberg die Infuſorien unterſucht und, im Beſitze einer unendlichen Fülle ſpeciellſter Thatſachen über Form, geographiſche und geologiſche Verbreitung der
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0691"n="680"/><fwplace="top"type="header">Periode der Morphologie.</fw><lb/>ſeiner ſehr brauchbaren und mit Recht verbreiteten Synopſis die <persNameref="http://d-nb.info/gnd/119387123">Bur-<lb/>
meiſter</persName>'ſchen Gruppen der Gaſtrozoen, Arthrozoen und Vertebraten<lb/>
feſthält.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Fortſchritte der Kenntniß einzelner Claſſen.</hi></head><lb/><p>Die verſchiedenen ſyſtematiſchen Beſtrebungen der letzten Jahr-<lb/>
zehnte wurden mehr in der Form einer litterariſchen Ueberſicht gegeben,<lb/>
da ſie von einem Fortſchritte im richtigen Erfaſſen der einzelnen zu<lb/>
claſſificirenden Gruppen ſelbſt abhängen. Es handelte ſich, ſo lange<lb/>
kein anderer maßgebender Geſichtspunkt Einfluß gewonnen hatte, aus-<lb/>ſchließlich um eine immer tiefer gehende Einſicht in das Leben und vor-<lb/>
züglich in den Bau der einzelnen Formenkreiſe. Die Begründung<lb/>
mancher der eben verzeichneten ſyſtematiſchen Anſchauungen wird ſich<lb/>
daher erſt mit einem Blicke auf die Arbeiten über die größern und klei-<lb/>
neren Gruppen ergeben.</p><lb/><p><hirendition="#g">Protozoen</hi>. Die Bezeichnung wird hier im Sinne <persNameref="http://d-nb.info/gnd/117388297">von Sie-<lb/>
bold</persName>'s auf die früher in weiterer Ausdehnung Infuſorien genannten<lb/>
Formen angewendet, für deren Kenntniß und Syſtematik das oben er-<lb/>
wähnte Werk <persNameref="http://d-nb.info/gnd/117609331">O. F. Müller</persName>'s Ausgangspunkt war. Nirgends war<lb/>
die Abhängigkeit des Fortſchritts von der Vervollkommnung der Unter-<lb/>ſuchungsmittel ſo groß wie hier. Die früheſten Arbeiten über die Pro-<lb/>
tozoen in der vorliegenden Periode erhalten daher nur eine Erweiterung<lb/>
der Formenkenntniß und einzelne Beobachtungen über Leben und Bau,<lb/>
ohne durchgreifend die Anſchauungen über die Stellung der Gruppe<lb/>
zu beeinfluſſen. Der Art ſind die Mittheilungen von <persNameref="http://d-nb.info/gnd/11861066X">Frz. v. Paula<lb/><hirendition="#g">Schrank</hi></persName> (1747-1835), <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118972375">Frz. v. Paula <hirendition="#g">Gruithuiſen</hi></persName> (1774-<lb/>
1852), <persNameref="http://d-nb.info/gnd/117023639">Chſtn. Ludw. <hirendition="#g">Nitzſch</hi></persName> (1782-1837), ſelbſt die von <hirendition="#g"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/100050395">Bory<lb/>
de St. Vincent</persName></hi>. Doch wies ſchon 1812 <persNameref="http://d-nb.info/gnd/117663964">René Joaquim Henri<lb/><hirendition="#g">Dutrochet</hi></persName> (1776-1847) die ungleich höhere Organiſation der Rä-<lb/>
derthiere nach, welche er Rotiſeren nannte und von den Infuſorien zu<lb/>
trennen und in die Nähe der Ascidien zu bringen vorſchlug. Mit un-<lb/>
ermüdlicher Ausdauer hat ſeit 1829 <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118529250">Chſtn. Gfr. <hirendition="#g">Ehrenberg</hi></persName> die<lb/>
Infuſorien unterſucht und, im Beſitze einer unendlichen Fülle ſpeciellſter<lb/>
Thatſachen über Form, geographiſche und geologiſche Verbreitung der<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[680/0691]
Periode der Morphologie.
ſeiner ſehr brauchbaren und mit Recht verbreiteten Synopſis die Bur-
meiſter'ſchen Gruppen der Gaſtrozoen, Arthrozoen und Vertebraten
feſthält.
Fortſchritte der Kenntniß einzelner Claſſen.
Die verſchiedenen ſyſtematiſchen Beſtrebungen der letzten Jahr-
zehnte wurden mehr in der Form einer litterariſchen Ueberſicht gegeben,
da ſie von einem Fortſchritte im richtigen Erfaſſen der einzelnen zu
claſſificirenden Gruppen ſelbſt abhängen. Es handelte ſich, ſo lange
kein anderer maßgebender Geſichtspunkt Einfluß gewonnen hatte, aus-
ſchließlich um eine immer tiefer gehende Einſicht in das Leben und vor-
züglich in den Bau der einzelnen Formenkreiſe. Die Begründung
mancher der eben verzeichneten ſyſtematiſchen Anſchauungen wird ſich
daher erſt mit einem Blicke auf die Arbeiten über die größern und klei-
neren Gruppen ergeben.
Protozoen. Die Bezeichnung wird hier im Sinne von Sie-
bold's auf die früher in weiterer Ausdehnung Infuſorien genannten
Formen angewendet, für deren Kenntniß und Syſtematik das oben er-
wähnte Werk O. F. Müller's Ausgangspunkt war. Nirgends war
die Abhängigkeit des Fortſchritts von der Vervollkommnung der Unter-
ſuchungsmittel ſo groß wie hier. Die früheſten Arbeiten über die Pro-
tozoen in der vorliegenden Periode erhalten daher nur eine Erweiterung
der Formenkenntniß und einzelne Beobachtungen über Leben und Bau,
ohne durchgreifend die Anſchauungen über die Stellung der Gruppe
zu beeinfluſſen. Der Art ſind die Mittheilungen von Frz. v. Paula
Schrank (1747-1835), Frz. v. Paula Gruithuiſen (1774-
1852), Chſtn. Ludw. Nitzſch (1782-1837), ſelbſt die von Bory
de St. Vincent. Doch wies ſchon 1812 René Joaquim Henri
Dutrochet (1776-1847) die ungleich höhere Organiſation der Rä-
derthiere nach, welche er Rotiſeren nannte und von den Infuſorien zu
trennen und in die Nähe der Ascidien zu bringen vorſchlug. Mit un-
ermüdlicher Ausdauer hat ſeit 1829 Chſtn. Gfr. Ehrenberg die
Infuſorien unterſucht und, im Beſitze einer unendlichen Fülle ſpeciellſter
Thatſachen über Form, geographiſche und geologiſche Verbreitung der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 680. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/691>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.