Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Anzeichen des Fortschritts. Zusammenstellung seiner Schilderungen gibt21). Er erblickte in ihnenBausteine zu einer Mechanik der Thiere, freilich noch nicht in dem Sinne wie dies heute aufgefaßt werden würde, legte aber doch das Hauptgewicht auf die Leistung oder den Nutzen eines Organes, nach welcher er auch die Eintheilung und Unterordnung der verschieden zu be- sprechenden Erscheinungen vornahm. Hiernach steht Perrault mitten in seiner Zeit; doch gewinnt die vergleichende Anatomie, wie schon be- merkt wurde, auch durch solche Arbeiten, da ja jede Vermehrung der zootomischen Thatsachen nothwendig zu dem Versuche führen mußte, sie nach Grundsätzen und Anschauungen zu ordnen, die in ihnen und durch sie selbst gegeben werden. Anzeichen des Fortschritts. Nimmt man die Umgestaltungen zusammen, welche die Untersu- 21) Essais de physique ou Recueil de plusieurs traites touchant les
choses naturelles. 4 Tom. Paris 1680-1684. Tome. III.: De la mecanique des animaux. Der vierte Band enthält noch Abhandlungen über die äußeren Sinne und die Bewegungen der Augen. Die übrigen Bände sind physikalischen Inhalts (Schwere, Schall, Musik der Alten u. s. w.). Anzeichen des Fortſchritts. Zuſammenſtellung ſeiner Schilderungen gibt21). Er erblickte in ihnenBauſteine zu einer Mechanik der Thiere, freilich noch nicht in dem Sinne wie dies heute aufgefaßt werden würde, legte aber doch das Hauptgewicht auf die Leiſtung oder den Nutzen eines Organes, nach welcher er auch die Eintheilung und Unterordnung der verſchieden zu be- ſprechenden Erſcheinungen vornahm. Hiernach ſteht Perrault mitten in ſeiner Zeit; doch gewinnt die vergleichende Anatomie, wie ſchon be- merkt wurde, auch durch ſolche Arbeiten, da ja jede Vermehrung der zootomiſchen Thatſachen nothwendig zu dem Verſuche führen mußte, ſie nach Grundſätzen und Anſchauungen zu ordnen, die in ihnen und durch ſie ſelbſt gegeben werden. Anzeichen des Fortſchritts. Nimmt man die Umgeſtaltungen zuſammen, welche die Unterſu- 21) Essais de physique ou Recueil de plusieurs traités touchant les
choses naturelles. 4 Tom. Paris 1680-1684. Tome. III.: De la mécanique des animaux. Der vierte Band enthält noch Abhandlungen über die äußeren Sinne und die Bewegungen der Augen. Die übrigen Bände ſind phyſikaliſchen Inhalts (Schwere, Schall, Muſik der Alten u. ſ. w.). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0436" n="425"/><fw place="top" type="header">Anzeichen des Fortſchritts.</fw><lb/> Zuſammenſtellung ſeiner Schilderungen gibt<note place="foot" n="21)"><hi rendition="#aq">Essais de physique ou Recueil de plusieurs traités touchant les<lb/> choses naturelles. 4 Tom. Paris 1680-1684. Tome. III.: De la mécanique<lb/> des animaux.</hi> Der vierte Band enthält noch Abhandlungen über die äußeren<lb/> Sinne und die Bewegungen der Augen. Die übrigen Bände ſind phyſikaliſchen<lb/> Inhalts (Schwere, Schall, Muſik der Alten u. ſ. w.).</note>. Er erblickte in ihnen<lb/> Bauſteine zu einer Mechanik der Thiere, freilich noch nicht in dem<lb/> Sinne wie dies heute aufgefaßt werden würde, legte aber doch das<lb/> Hauptgewicht auf die Leiſtung oder den Nutzen eines Organes, nach<lb/> welcher er auch die Eintheilung und Unterordnung der verſchieden zu be-<lb/> ſprechenden Erſcheinungen vornahm. Hiernach ſteht <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118740016">Perrault</persName> mitten<lb/> in ſeiner Zeit; doch gewinnt die vergleichende Anatomie, wie ſchon be-<lb/> merkt wurde, auch durch ſolche Arbeiten, da ja jede Vermehrung der<lb/> zootomiſchen Thatſachen nothwendig zu dem Verſuche führen mußte,<lb/> ſie nach Grundſätzen und Anſchauungen zu ordnen, die in ihnen und<lb/> durch ſie ſelbſt gegeben werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Anzeichen des Fortſchritts.</hi> </head><lb/> <p>Nimmt man die Umgeſtaltungen zuſammen, welche die Unterſu-<lb/> chungen über den feineren Bau der Thierkörper, über Zeugung und<lb/> Entwickelung, die Ausbreitung der Formkenntniß, ferner die Beſeitigung<lb/> ſo vieler irriger Vorſtellungen durch directe Beobachtungen oder durch<lb/> Verſuche in der Auffaſſung der Thierwelt herbeigeführt hatten, ſo wird<lb/> ſofort klar, daß die Art und Weiſe, wie dieſelbe in den nur wenig älte-<lb/> ren litterariſchen Erſcheinungen abgehandelt worden war, ebenſowenig<lb/> noch genügen konnte, als die darin befolgte Methode den Anforderun-<lb/> gen der allmählich erwachenden Kritik zu entſprechen im Stande war.<lb/> Wenn es ſich bloß etwa um ein Verzeichniß von Thierformen gehan-<lb/> delt hätte, ſo wäre irgend ein äußeres Hülfsmittel, die Unterſcheidung<lb/> und Wiedererkennung früher beſchriebener Formen zu erleichtern, hin-<lb/> reichend geweſen. Aber das Thier lebte; und in ſeinem Baue erkannte<lb/> man eine ſo wunderbare Mannichfaltigkeit bei einem ſcheinbar doch ſo<lb/> gleichartigen Lebensverlaufe, daß man Plan, Ziel, Ordnung und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [425/0436]
Anzeichen des Fortſchritts.
Zuſammenſtellung ſeiner Schilderungen gibt 21). Er erblickte in ihnen
Bauſteine zu einer Mechanik der Thiere, freilich noch nicht in dem
Sinne wie dies heute aufgefaßt werden würde, legte aber doch das
Hauptgewicht auf die Leiſtung oder den Nutzen eines Organes, nach
welcher er auch die Eintheilung und Unterordnung der verſchieden zu be-
ſprechenden Erſcheinungen vornahm. Hiernach ſteht Perrault mitten
in ſeiner Zeit; doch gewinnt die vergleichende Anatomie, wie ſchon be-
merkt wurde, auch durch ſolche Arbeiten, da ja jede Vermehrung der
zootomiſchen Thatſachen nothwendig zu dem Verſuche führen mußte,
ſie nach Grundſätzen und Anſchauungen zu ordnen, die in ihnen und
durch ſie ſelbſt gegeben werden.
Anzeichen des Fortſchritts.
Nimmt man die Umgeſtaltungen zuſammen, welche die Unterſu-
chungen über den feineren Bau der Thierkörper, über Zeugung und
Entwickelung, die Ausbreitung der Formkenntniß, ferner die Beſeitigung
ſo vieler irriger Vorſtellungen durch directe Beobachtungen oder durch
Verſuche in der Auffaſſung der Thierwelt herbeigeführt hatten, ſo wird
ſofort klar, daß die Art und Weiſe, wie dieſelbe in den nur wenig älte-
ren litterariſchen Erſcheinungen abgehandelt worden war, ebenſowenig
noch genügen konnte, als die darin befolgte Methode den Anforderun-
gen der allmählich erwachenden Kritik zu entſprechen im Stande war.
Wenn es ſich bloß etwa um ein Verzeichniß von Thierformen gehan-
delt hätte, ſo wäre irgend ein äußeres Hülfsmittel, die Unterſcheidung
und Wiedererkennung früher beſchriebener Formen zu erleichtern, hin-
reichend geweſen. Aber das Thier lebte; und in ſeinem Baue erkannte
man eine ſo wunderbare Mannichfaltigkeit bei einem ſcheinbar doch ſo
gleichartigen Lebensverlaufe, daß man Plan, Ziel, Ordnung und
21) Essais de physique ou Recueil de plusieurs traités touchant les
choses naturelles. 4 Tom. Paris 1680-1684. Tome. III.: De la mécanique
des animaux. Der vierte Band enthält noch Abhandlungen über die äußeren
Sinne und die Bewegungen der Augen. Die übrigen Bände ſind phyſikaliſchen
Inhalts (Schwere, Schall, Muſik der Alten u. ſ. w.).
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