Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Zoologische Kenntnisse des Alterthums. Verhältnissen die Rede ist, beginnt er mit dem Menschen. Aehnlich be-ginnt Plinius das auf die Beschreibung des Menschen folgende Buch mit den Worten: "Wir gehen nun zu den übrigen Thieren über". Doch ist beiden und mit ihnen natürlich dem ganzen Alterthum der Mensch der Mittelpunkt der ganzen Schöpfung, "von göttlicher Natur" (Aristo- teles), "um dessen willen die Natur alles Uebrige erzeugt zu haben scheint" (Plinius). 1. Kenntniß thierischer Formen. Alle fruchtbringenden wissenschaftlichen Wahrheiten sind allgemei- 33) Einen weitern auch sprachlich interessanten Beleg über die populäre Kennt-
niß der Thiere geben die Ausdrücke über Thierstimmen. Siehe hierüber die Schrift von Wackernagel, Voces animalium, deren erneute Herausgabe der Tod des Verfassers wohl leider vereitelt hat. Nicht berücksichtigt hat Wackernagel eine reiche Sammlung von Ausdrücken in: Fr. Guil. Sturzii opuscula nonnulla. Lipsiae, 1825 (8) p. 131-228. Bei Sturz fehlt: Isidorus Hispal., de sonitu avium (auch anderer Thiere) Opera ed. Areval. Rom. 1801. Tom. IV. Etymol. p. 523. Vincent. Bellovac., Specul. natur. lib. XXIII. cap. VI. Physiologus syrus ed. Tychsen. p. 128. Aretin, Beiträge VII. S. 257, aus einem Freisinger, jetzt Münchner Codex des 11. Jahrhund. Auszüge aus griechischen Handschriften gibt: Iriarte, Regiae Biblioth. Matritensis Codices graeci. Tom. I. p. 306-314, 371 u. a. O. Ueber die Bezeichnung der Thierstimmen in der Bibel und Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums. Verhältniſſen die Rede iſt, beginnt er mit dem Menſchen. Aehnlich be-ginnt Plinius das auf die Beſchreibung des Menſchen folgende Buch mit den Worten: „Wir gehen nun zu den übrigen Thieren über“. Doch iſt beiden und mit ihnen natürlich dem ganzen Alterthum der Menſch der Mittelpunkt der ganzen Schöpfung, „von göttlicher Natur“ (Ariſto- teles), „um deſſen willen die Natur alles Uebrige erzeugt zu haben ſcheint“ (Plinius). 1. Kenntniß thieriſcher Formen. Alle fruchtbringenden wiſſenſchaftlichen Wahrheiten ſind allgemei- 33) Einen weitern auch ſprachlich intereſſanten Beleg über die populäre Kennt-
niß der Thiere geben die Ausdrücke über Thierſtimmen. Siehe hierüber die Schrift von Wackernagel, Voces animalium, deren erneute Herausgabe der Tod des Verfaſſers wohl leider vereitelt hat. Nicht berückſichtigt hat Wackernagel eine reiche Sammlung von Ausdrücken in: Fr. Guil. Sturzii opuscula nonnulla. Lipsiae, 1825 (8) p. 131-228. Bei Sturz fehlt: Isidorus Hispal., de sonitu avium (auch anderer Thiere) Opera ed. Areval. Rom. 1801. Tom. IV. Etymol. p. 523. Vincent. Bellovac., Specul. natur. lib. XXIII. cap. VI. Physiologus syrus ed. Tychsen. p. 128. Aretin, Beiträge VII. S. 257, aus einem Freiſinger, jetzt Münchner Codex des 11. Jahrhund. Auszüge aus griechiſchen Handſchriften gibt: Iriarte, Regiae Biblioth. Matritensis Codices graeci. Tom. I. p. 306-314, 371 u. a. O. Ueber die Bezeichnung der Thierſtimmen in der Bibel und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0043" n="32"/><fw place="top" type="header">Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.</fw><lb/> Verhältniſſen die Rede iſt, beginnt er mit dem Menſchen. Aehnlich be-<lb/> ginnt <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> das auf die Beſchreibung des Menſchen folgende Buch<lb/> mit den Worten: „Wir gehen nun zu den übrigen Thieren über“. Doch<lb/> iſt beiden und mit ihnen natürlich dem ganzen Alterthum der Menſch<lb/> der Mittelpunkt der ganzen Schöpfung, „von göttlicher Natur“ (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſto-<lb/> teles</persName>), „um deſſen willen die Natur alles Uebrige erzeugt zu haben<lb/> ſcheint“ (<persName ref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName>).</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">1. Kenntniß thieriſcher Formen.</hi> </head><lb/> <p>Alle fruchtbringenden wiſſenſchaftlichen Wahrheiten ſind allgemei-<lb/> ner Art. Sie werden entweder inductiv gefunden oder divinatoriſch er-<lb/> faßt; in beiden Fällen ruhen ſie auf dem beſtätigenden Zeugniß einzel-<lb/> ner Thatſachen. Die elementarſte Art ſolcher Thatſachen bietet für die<lb/> Zoologie die Kenntniß einzelner Thierformen dar. Es wurde im An-<lb/> fang der vorliegenden Darſtellung zu zeigen verſucht, wie die Beweiſe<lb/> für die Kenntniß einzelner Thiere ſchon in der Sprache niedergelegt<lb/> ſind. In gleicher Weiſe ſind noch ſpäter und bis jetzt, ohne Rückſicht<lb/> auf wiſſenſchaftliche Geſichtspunkte zu nehmen, in beſtändiger Folge<lb/> neue Thierformen aufgeführt, entweder nur beiläufig erwähnt oder<lb/> mehr oder weniger ausführlich geſchildert worden. Es gieng ja auch im<lb/> Alterthum, wie es noch heutzutage der Fall iſt, die oberflächliche Be-<lb/> kanntſchaft mit mancherlei neuen Thieren einem bewußten fachgemäßen<lb/> Einordnen des über ſie Erfahrenen in den Kreis der bereits vorhandenen<lb/> ſyſtematiſcheren zoologiſchen Kenntniſſe voraus <note xml:id="seg2pn_5_1" next="#seg2pn_5_2" place="foot" n="33)">Einen weitern auch ſprachlich intereſſanten Beleg über die populäre Kennt-<lb/> niß der Thiere geben die Ausdrücke über Thierſtimmen. Siehe hierüber die Schrift<lb/> von <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118805851">Wackernagel</persName></hi>, <hi rendition="#aq">Voces animalium,</hi> deren erneute Herausgabe der Tod des<lb/> Verfaſſers wohl leider vereitelt hat. Nicht berückſichtigt hat <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118805851">Wackernagel</persName></hi> eine reiche<lb/> Sammlung von Ausdrücken in: <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117364592">Fr. Guil. <hi rendition="#g">Sturzii</hi></persName> opuscula nonnulla. Lipsiae,<lb/> 1825 (8) p. 131-228.</hi> Bei <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/117364592">Sturz</persName></hi> fehlt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118555995">Isidorus</persName></hi> Hispal., de sonitu avium</hi><lb/> (auch anderer Thiere) <hi rendition="#aq">Opera ed. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/133128806">Areval</persName>. Rom. 1801. Tom. IV. Etymol. p. 523.<lb/><hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118627163">Vincent. Bellovac</persName></hi>., Specul. natur. lib. XXIII. cap. VI. Physiologus syrus<lb/> ed. <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119120577">Tychsen</persName></hi>. p. 128.</hi> <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/115664823">Aretin</persName></hi>, Beiträge <hi rendition="#aq">VII.</hi> S. 257, aus einem Freiſinger,<lb/> jetzt Münchner Codex des 11. Jahrhund. Auszüge aus griechiſchen Handſchriften<lb/> gibt: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Iriarte</hi>, Regiae Biblioth. Matritensis Codices graeci. Tom. I. p.<lb/> 306-314, 371</hi> u. a. O. Ueber die Bezeichnung der Thierſtimmen in der Bibel und</note>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0043]
Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
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mit den Worten: „Wir gehen nun zu den übrigen Thieren über“. Doch
iſt beiden und mit ihnen natürlich dem ganzen Alterthum der Menſch
der Mittelpunkt der ganzen Schöpfung, „von göttlicher Natur“ (Ariſto-
teles), „um deſſen willen die Natur alles Uebrige erzeugt zu haben
ſcheint“ (Plinius).
1. Kenntniß thieriſcher Formen.
Alle fruchtbringenden wiſſenſchaftlichen Wahrheiten ſind allgemei-
ner Art. Sie werden entweder inductiv gefunden oder divinatoriſch er-
faßt; in beiden Fällen ruhen ſie auf dem beſtätigenden Zeugniß einzel-
ner Thatſachen. Die elementarſte Art ſolcher Thatſachen bietet für die
Zoologie die Kenntniß einzelner Thierformen dar. Es wurde im An-
fang der vorliegenden Darſtellung zu zeigen verſucht, wie die Beweiſe
für die Kenntniß einzelner Thiere ſchon in der Sprache niedergelegt
ſind. In gleicher Weiſe ſind noch ſpäter und bis jetzt, ohne Rückſicht
auf wiſſenſchaftliche Geſichtspunkte zu nehmen, in beſtändiger Folge
neue Thierformen aufgeführt, entweder nur beiläufig erwähnt oder
mehr oder weniger ausführlich geſchildert worden. Es gieng ja auch im
Alterthum, wie es noch heutzutage der Fall iſt, die oberflächliche Be-
kanntſchaft mit mancherlei neuen Thieren einem bewußten fachgemäßen
Einordnen des über ſie Erfahrenen in den Kreis der bereits vorhandenen
ſyſtematiſcheren zoologiſchen Kenntniſſe voraus 33).
33) Einen weitern auch ſprachlich intereſſanten Beleg über die populäre Kennt-
niß der Thiere geben die Ausdrücke über Thierſtimmen. Siehe hierüber die Schrift
von Wackernagel, Voces animalium, deren erneute Herausgabe der Tod des
Verfaſſers wohl leider vereitelt hat. Nicht berückſichtigt hat Wackernagel eine reiche
Sammlung von Ausdrücken in: Fr. Guil. Sturzii opuscula nonnulla. Lipsiae,
1825 (8) p. 131-228. Bei Sturz fehlt: Isidorus Hispal., de sonitu avium
(auch anderer Thiere) Opera ed. Areval. Rom. 1801. Tom. IV. Etymol. p. 523.
Vincent. Bellovac., Specul. natur. lib. XXIII. cap. VI. Physiologus syrus
ed. Tychsen. p. 128. Aretin, Beiträge VII. S. 257, aus einem Freiſinger,
jetzt Münchner Codex des 11. Jahrhund. Auszüge aus griechiſchen Handſchriften
gibt: Iriarte, Regiae Biblioth. Matritensis Codices graeci. Tom. I. p.
306-314, 371 u. a. O. Ueber die Bezeichnung der Thierſtimmen in der Bibel und
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