Diätetick, andern Theils, sobald sie im höhern Grade er- scheinen und wirklich krankhafte Zustände veranlassen, Gegen- stände der Therapie.
§. 760.
3) Verdauung. Immer finden wir, daß, sobald der Körper in irgend einer bedeutenden Revolution oder Entwi- ckelung begriffen ist, der Darmkanal gegen die Aufnahme äußerer Stoffe verstimmt ist; so beim Eintritt der Men- struation, beim Zahnwechsel, bei jeder Krankheit. Eben so ist nun auch bei der wichtigen Entwickelung die im weiblichen Körper mit der Conception beginnt, die Funktion des Darm- kanals in mehrerer Hinsicht gehemmt; gleich wie zu Anfange einer Entzündung oder eines Fiebers, wird häufig die Zunge belegt, der Appetit, namentlich zu stärker nährenden Speisen, Fleisch, Brod u. s. w., verliert sich nicht nur, sondern ver- wandelt sich in vollkommensten Widerwillen und Eckel, ob- wohl sich auch zuweilen ungewöhnliche Appetite und Gelüste selbst nach sonst nicht genießbaren Dingen einfinden. Nicht selten tritt ferner wirkliches Erbrechen und zwar mitunter nach je- der genossenen Speise, und selbst ohne diese ein, wobei vor- züglich auf die größere Erregung in dem untern dem Uterus zunächst liegenden Theile des Darmkanals, als Ursache die- ser antiperistaltischen Bewegung Rücksicht zu nehmen ist.
§. 761.
Ueberhaupt aber sind diese und ähnliche Erscheinungen nicht etwa blos aus dem Drucke des schwangern Uterus auf die Unterleibseingeweide, sondern hauptsächlich aus dynami- schen Einwirkungen zu erklären, wovon der deutlichste Be- weis darin liegt, daß nicht in der Zeit, wo der Druck des Uterus am bedeutendsten ist, nämlich gegen das Ende der Schwangerschaft, sondern da, wo der Uterus sich nur wenig vergrößert hat, d. i. in den ersten Monaten der Schwanger- schaft die Erscheinungen von Appetitlosigkeit, Eckel, Erbre- chen u. s. w. am häufigsten und stärksten sind.
Diaͤtetick, andern Theils, ſobald ſie im hoͤhern Grade er- ſcheinen und wirklich krankhafte Zuſtaͤnde veranlaſſen, Gegen- ſtaͤnde der Therapie.
§. 760.
3) Verdauung. Immer finden wir, daß, ſobald der Koͤrper in irgend einer bedeutenden Revolution oder Entwi- ckelung begriffen iſt, der Darmkanal gegen die Aufnahme aͤußerer Stoffe verſtimmt iſt; ſo beim Eintritt der Men- ſtruation, beim Zahnwechſel, bei jeder Krankheit. Eben ſo iſt nun auch bei der wichtigen Entwickelung die im weiblichen Koͤrper mit der Conception beginnt, die Funktion des Darm- kanals in mehrerer Hinſicht gehemmt; gleich wie zu Anfange einer Entzuͤndung oder eines Fiebers, wird haͤufig die Zunge belegt, der Appetit, namentlich zu ſtaͤrker naͤhrenden Speiſen, Fleiſch, Brod u. ſ. w., verliert ſich nicht nur, ſondern ver- wandelt ſich in vollkommenſten Widerwillen und Eckel, ob- wohl ſich auch zuweilen ungewoͤhnliche Appetite und Geluͤſte ſelbſt nach ſonſt nicht genießbaren Dingen einfinden. Nicht ſelten tritt ferner wirkliches Erbrechen und zwar mitunter nach je- der genoſſenen Speiſe, und ſelbſt ohne dieſe ein, wobei vor- zuͤglich auf die groͤßere Erregung in dem untern dem Uterus zunaͤchſt liegenden Theile des Darmkanals, als Urſache die- ſer antiperiſtaltiſchen Bewegung Ruͤckſicht zu nehmen iſt.
§. 761.
Ueberhaupt aber ſind dieſe und aͤhnliche Erſcheinungen nicht etwa blos aus dem Drucke des ſchwangern Uterus auf die Unterleibseingeweide, ſondern hauptſaͤchlich aus dynami- ſchen Einwirkungen zu erklaͤren, wovon der deutlichſte Be- weis darin liegt, daß nicht in der Zeit, wo der Druck des Uterus am bedeutendſten iſt, naͤmlich gegen das Ende der Schwangerſchaft, ſondern da, wo der Uterus ſich nur wenig vergroͤßert hat, d. i. in den erſten Monaten der Schwanger- ſchaft die Erſcheinungen von Appetitloſigkeit, Eckel, Erbre- chen u. ſ. w. am haͤufigſten und ſtaͤrkſten ſind.
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Diaͤtetick, andern Theils, ſobald ſie im hoͤhern Grade er-
ſcheinen und wirklich krankhafte Zuſtaͤnde veranlaſſen, Gegen-
ſtaͤnde der Therapie.
§. 760.
3) Verdauung. Immer finden wir, daß, ſobald der
Koͤrper in irgend einer bedeutenden Revolution oder Entwi-
ckelung begriffen iſt, der Darmkanal gegen die Aufnahme
aͤußerer Stoffe verſtimmt iſt; ſo beim Eintritt der Men-
ſtruation, beim Zahnwechſel, bei jeder Krankheit. Eben ſo
iſt nun auch bei der wichtigen Entwickelung die im weiblichen
Koͤrper mit der Conception beginnt, die Funktion des Darm-
kanals in mehrerer Hinſicht gehemmt; gleich wie zu Anfange
einer Entzuͤndung oder eines Fiebers, wird haͤufig die Zunge
belegt, der Appetit, namentlich zu ſtaͤrker naͤhrenden Speiſen,
Fleiſch, Brod u. ſ. w., verliert ſich nicht nur, ſondern ver-
wandelt ſich in vollkommenſten Widerwillen und Eckel, ob-
wohl ſich auch zuweilen ungewoͤhnliche Appetite und Geluͤſte
ſelbſt nach ſonſt nicht genießbaren Dingen einfinden. Nicht ſelten
tritt ferner wirkliches Erbrechen und zwar mitunter nach je-
der genoſſenen Speiſe, und ſelbſt ohne dieſe ein, wobei vor-
zuͤglich auf die groͤßere Erregung in dem untern dem Uterus
zunaͤchſt liegenden Theile des Darmkanals, als Urſache die-
ſer antiperiſtaltiſchen Bewegung Ruͤckſicht zu nehmen iſt.
§. 761.
Ueberhaupt aber ſind dieſe und aͤhnliche Erſcheinungen
nicht etwa blos aus dem Drucke des ſchwangern Uterus auf
die Unterleibseingeweide, ſondern hauptſaͤchlich aus dynami-
ſchen Einwirkungen zu erklaͤren, wovon der deutlichſte Be-
weis darin liegt, daß nicht in der Zeit, wo der Druck des
Uterus am bedeutendſten iſt, naͤmlich gegen das Ende der
Schwangerſchaft, ſondern da, wo der Uterus ſich nur wenig
vergroͤßert hat, d. i. in den erſten Monaten der Schwanger-
ſchaft die Erſcheinungen von Appetitloſigkeit, Eckel, Erbre-
chen u. ſ. w. am haͤufigſten und ſtaͤrkſten ſind.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/95>, abgerufen am 22.12.2024.
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