Erstgebärenden gewöhnlich sehr regelmäßig zu erfolgen. Man findet daher den Mutterhals gegen die Hälfte der Schwan- gerschaft auf einen halben, im achten oder neunten Monate gegen einen Viertelzoll verkürzt, und am Ende der Schwan- gerschaft völlig verschwunden, oder wie man zu sagen pflegt, verstrichen. In diesem Zustande sind dann innerer und äußerer Muttermund fast in eins zusammen gefallen, und das untere Segment des Uterus oft so sehr verdünnt, daß man zuweilen die Näthe des Kopfs durchzufühlen im Stande ist. In seltnen Fällen bleibt jedoch auch bei Erstgebärenden am Ende der Schwangerschaft ein größeres Stück Mutter- hals übrig, welches aber immer auf eine erschwerte Eröff- nung während der Geburt schließen läßt.
§. 751.
Bei Personen, welche schon geboren haben, und wo der Muttermund bei diesen frühern Geburten starke Einrisse er- litten hat, pflegt dagegen in der Regel nicht nur eine be- trächtliche Partie der Vaginalportion bis zur Geburt übrig zu bleiben (eben wegen der durch die Narben gestörten re- gelmäßigen Textur des Mutterhalses) sondern es zeigen sich sogar oft noch starke wulstige vorragende Lippen des Mut- termundes sogar unter der Geburt, ohne daß die Eröffnung des Muttermundes dadurch gerade immer bedeutend erschwert würde.
§. 752.
Außer dem Mutterhalse, in dessen Substanz man übri- gens eben so wie im ganzen Uterus das Auflockern und Anschwellen bemerken kann, ist ferner der Muttermund mit seinen Veränderungen wichtig. Man bemerkt nämlich, daß bald nach der Empfängniß die Querspalte des Muttermundes verschwindet, die vordere Lippe der hintern gleich wird, und die Oeffnung in eine kleine Rundung (ganz wie bei der Menstruation) sich umgestaltet, welche indeß fast verschlossen ist, und bei Erstgebärenden sich der Regel nach erst in den letzten Tagen der Schwangerschaft zu öffnen pflegt. Wo jedoch der Uterus entweder durch Schleim- und Blutflüße
Erſtgebaͤrenden gewoͤhnlich ſehr regelmaͤßig zu erfolgen. Man findet daher den Mutterhals gegen die Haͤlfte der Schwan- gerſchaft auf einen halben, im achten oder neunten Monate gegen einen Viertelzoll verkuͤrzt, und am Ende der Schwan- gerſchaft voͤllig verſchwunden, oder wie man zu ſagen pflegt, verſtrichen. In dieſem Zuſtande ſind dann innerer und aͤußerer Muttermund faſt in eins zuſammen gefallen, und das untere Segment des Uterus oft ſo ſehr verduͤnnt, daß man zuweilen die Naͤthe des Kopfs durchzufuͤhlen im Stande iſt. In ſeltnen Faͤllen bleibt jedoch auch bei Erſtgebaͤrenden am Ende der Schwangerſchaft ein groͤßeres Stuͤck Mutter- hals uͤbrig, welches aber immer auf eine erſchwerte Eroͤff- nung waͤhrend der Geburt ſchließen laͤßt.
§. 751.
Bei Perſonen, welche ſchon geboren haben, und wo der Muttermund bei dieſen fruͤhern Geburten ſtarke Einriſſe er- litten hat, pflegt dagegen in der Regel nicht nur eine be- traͤchtliche Partie der Vaginalportion bis zur Geburt uͤbrig zu bleiben (eben wegen der durch die Narben geſtoͤrten re- gelmaͤßigen Textur des Mutterhalſes) ſondern es zeigen ſich ſogar oft noch ſtarke wulſtige vorragende Lippen des Mut- termundes ſogar unter der Geburt, ohne daß die Eroͤffnung des Muttermundes dadurch gerade immer bedeutend erſchwert wuͤrde.
§. 752.
Außer dem Mutterhalſe, in deſſen Subſtanz man uͤbri- gens eben ſo wie im ganzen Uterus das Auflockern und Anſchwellen bemerken kann, iſt ferner der Muttermund mit ſeinen Veraͤnderungen wichtig. Man bemerkt naͤmlich, daß bald nach der Empfaͤngniß die Querſpalte des Muttermundes verſchwindet, die vordere Lippe der hintern gleich wird, und die Oeffnung in eine kleine Rundung (ganz wie bei der Menſtruation) ſich umgeſtaltet, welche indeß faſt verſchloſſen iſt, und bei Erſtgebaͤrenden ſich der Regel nach erſt in den letzten Tagen der Schwangerſchaft zu oͤffnen pflegt. Wo jedoch der Uterus entweder durch Schleim- und Blutfluͤße
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Erſtgebaͤrenden gewoͤhnlich ſehr regelmaͤßig zu erfolgen. Man
findet daher den Mutterhals gegen die Haͤlfte der Schwan-
gerſchaft auf einen halben, im achten oder neunten Monate
gegen einen Viertelzoll verkuͤrzt, und am Ende der Schwan-
gerſchaft voͤllig verſchwunden, oder wie man zu ſagen pflegt,
verſtrichen. In dieſem Zuſtande ſind dann innerer und
aͤußerer Muttermund faſt in eins zuſammen gefallen, und
das untere Segment des Uterus oft ſo ſehr verduͤnnt, daß
man zuweilen die Naͤthe des Kopfs durchzufuͤhlen im Stande
iſt. In ſeltnen Faͤllen bleibt jedoch auch bei Erſtgebaͤrenden
am Ende der Schwangerſchaft ein groͤßeres Stuͤck Mutter-
hals uͤbrig, welches aber immer auf eine erſchwerte Eroͤff-
nung waͤhrend der Geburt ſchließen laͤßt.
§. 751.
Bei Perſonen, welche ſchon geboren haben, und wo der
Muttermund bei dieſen fruͤhern Geburten ſtarke Einriſſe er-
litten hat, pflegt dagegen in der Regel nicht nur eine be-
traͤchtliche Partie der Vaginalportion bis zur Geburt uͤbrig
zu bleiben (eben wegen der durch die Narben geſtoͤrten re-
gelmaͤßigen Textur des Mutterhalſes) ſondern es zeigen ſich
ſogar oft noch ſtarke wulſtige vorragende Lippen des Mut-
termundes ſogar unter der Geburt, ohne daß die Eroͤffnung
des Muttermundes dadurch gerade immer bedeutend erſchwert
wuͤrde.
§. 752.
Außer dem Mutterhalſe, in deſſen Subſtanz man uͤbri-
gens eben ſo wie im ganzen Uterus das Auflockern und
Anſchwellen bemerken kann, iſt ferner der Muttermund mit
ſeinen Veraͤnderungen wichtig. Man bemerkt naͤmlich, daß
bald nach der Empfaͤngniß die Querſpalte des Muttermundes
verſchwindet, die vordere Lippe der hintern gleich wird, und
die Oeffnung in eine kleine Rundung (ganz wie bei der
Menſtruation) ſich umgeſtaltet, welche indeß faſt verſchloſſen
iſt, und bei Erſtgebaͤrenden ſich der Regel nach erſt in den
letzten Tagen der Schwangerſchaft zu oͤffnen pflegt. Wo
jedoch der Uterus entweder durch Schleim- und Blutfluͤße
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/90>, abgerufen am 21.12.2024.
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