Die Oberhaut des neugeborenen Kindes ist so zart, daß man sie füglich als einen kaum geronnenen Malpighi'schen Schleim bezeichnen kann. Es ist daher erklärlich, wie bei Einwirkung von Nässe und Wärme leicht wieder die Auflö- sung in diesen Schleim vor sich gehen und eine wunde Fläche sich zeigen kann. Auf diese Weise nun, und nicht durch Erhebung der Epidermis zu Blasen, oder durch mecha- nische Zerstörung wie bei Erwachsenen, entsteht das Wund- seyn der Kinder, und zwar vorzüglich da, wo Hautfalten dicht aneinander liegen, bei fetten Kindern, bei bösartigen Fiebern, oder wo Fehler der Säfte von ungesunden Aeltern auf das Kind übergegangen sind, oder endlich (und am häu- figsten) bei schlechter Pflege, Unreinlichkeit und Nässe. -- Die ärztliche Behandlung muß hautsächtlich auf Beseitigung dieser Gelegenheitsursachen gerichtet seyn; örtlich ist nichts als strenge Reinlichkeit, erlangt durch öftere, mit dem Infus. Hb. serpilli, absinthii u. s. w. verstärkte Bäder, und flei- ßiges Auswaschen der wunden Stelle mit ähnlichen Aufgüssen, worauf stets die Stelle sorgfältig abgetrocknet und mit Semen lycopodii eingestreut werden muß, anzuordnen, auch darauf zu achten, daß keine schädlichen Mittel als Bleiweiß oder Bleiwasser, angewendet werden.
5. Verhärtung des Zellgewebes.
§. 1697.
Eine der seltensten Krankheiten neugeborener Kinder, bei welcher die Hautfläche erst an einzelnen Stellen, z. B. an den Schenkeln, auf den Wangen u. s. w., späterhin aber am ganzen Körper sich holzig, hart und kalt anfühlt; dabei ist die Haut blaulich roth, wenig geschwollen, das Kind nimmt keine Nahrung, die Ausleerungen erfolgen unordentlich, und
4. Das Wundſeyn(Intertrigo).
§. 1696.
Die Oberhaut des neugeborenen Kindes iſt ſo zart, daß man ſie fuͤglich als einen kaum geronnenen Malpighi’ſchen Schleim bezeichnen kann. Es iſt daher erklaͤrlich, wie bei Einwirkung von Naͤſſe und Waͤrme leicht wieder die Aufloͤ- ſung in dieſen Schleim vor ſich gehen und eine wunde Flaͤche ſich zeigen kann. Auf dieſe Weiſe nun, und nicht durch Erhebung der Epidermis zu Blaſen, oder durch mecha- niſche Zerſtoͤrung wie bei Erwachſenen, entſteht das Wund- ſeyn der Kinder, und zwar vorzuͤglich da, wo Hautfalten dicht aneinander liegen, bei fetten Kindern, bei boͤsartigen Fiebern, oder wo Fehler der Saͤfte von ungeſunden Aeltern auf das Kind uͤbergegangen ſind, oder endlich (und am haͤu- figſten) bei ſchlechter Pflege, Unreinlichkeit und Naͤſſe. — Die aͤrztliche Behandlung muß hautſaͤchtlich auf Beſeitigung dieſer Gelegenheitsurſachen gerichtet ſeyn; oͤrtlich iſt nichts als ſtrenge Reinlichkeit, erlangt durch oͤftere, mit dem Infus. Hb. serpilli, absinthii u. ſ. w. verſtaͤrkte Baͤder, und flei- ßiges Auswaſchen der wunden Stelle mit aͤhnlichen Aufguͤſſen, worauf ſtets die Stelle ſorgfaͤltig abgetrocknet und mit Semen lycopodii eingeſtreut werden muß, anzuordnen, auch darauf zu achten, daß keine ſchaͤdlichen Mittel als Bleiweiß oder Bleiwaſſer, angewendet werden.
5. Verhaͤrtung des Zellgewebes.
§. 1697.
Eine der ſeltenſten Krankheiten neugeborener Kinder, bei welcher die Hautflaͤche erſt an einzelnen Stellen, z. B. an den Schenkeln, auf den Wangen u. ſ. w., ſpaͤterhin aber am ganzen Koͤrper ſich holzig, hart und kalt anfuͤhlt; dabei iſt die Haut blaulich roth, wenig geſchwollen, das Kind nimmt keine Nahrung, die Ausleerungen erfolgen unordentlich, und
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4. Das Wundſeyn (Intertrigo).
§. 1696.
Die Oberhaut des neugeborenen Kindes iſt ſo zart, daß
man ſie fuͤglich als einen kaum geronnenen Malpighi’ſchen
Schleim bezeichnen kann. Es iſt daher erklaͤrlich, wie bei
Einwirkung von Naͤſſe und Waͤrme leicht wieder die Aufloͤ-
ſung in dieſen Schleim vor ſich gehen und eine wunde
Flaͤche ſich zeigen kann. Auf dieſe Weiſe nun, und nicht
durch Erhebung der Epidermis zu Blaſen, oder durch mecha-
niſche Zerſtoͤrung wie bei Erwachſenen, entſteht das Wund-
ſeyn der Kinder, und zwar vorzuͤglich da, wo Hautfalten
dicht aneinander liegen, bei fetten Kindern, bei boͤsartigen
Fiebern, oder wo Fehler der Saͤfte von ungeſunden Aeltern
auf das Kind uͤbergegangen ſind, oder endlich (und am haͤu-
figſten) bei ſchlechter Pflege, Unreinlichkeit und Naͤſſe. —
Die aͤrztliche Behandlung muß hautſaͤchtlich auf Beſeitigung
dieſer Gelegenheitsurſachen gerichtet ſeyn; oͤrtlich iſt nichts
als ſtrenge Reinlichkeit, erlangt durch oͤftere, mit dem Infus.
Hb. serpilli, absinthii u. ſ. w. verſtaͤrkte Baͤder, und flei-
ßiges Auswaſchen der wunden Stelle mit aͤhnlichen Aufguͤſſen,
worauf ſtets die Stelle ſorgfaͤltig abgetrocknet und mit Semen
lycopodii eingeſtreut werden muß, anzuordnen, auch darauf
zu achten, daß keine ſchaͤdlichen Mittel als Bleiweiß oder
Bleiwaſſer, angewendet werden.
5. Verhaͤrtung des Zellgewebes.
§. 1697.
Eine der ſeltenſten Krankheiten neugeborener Kinder, bei
welcher die Hautflaͤche erſt an einzelnen Stellen, z. B. an
den Schenkeln, auf den Wangen u. ſ. w., ſpaͤterhin aber am
ganzen Koͤrper ſich holzig, hart und kalt anfuͤhlt; dabei iſt
die Haut blaulich roth, wenig geſchwollen, das Kind nimmt
keine Nahrung, die Ausleerungen erfolgen unordentlich, und
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 629. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/655>, abgerufen am 23.11.2024.
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