ben und das Gleichgewicht der Muskelpartien wiederherzustel- len. Es wird dieß theils durch mechanische, theils durch dy- namische Mittel erreicht. Zu den letztern gehört das häufige Baden der kranken Glieder in Aufgüssen aromatischer Kräuter, nach welchen Bädern dann die erschlaffte, zu sehr ausge- dehnte Muskelpartie (bei einwärts gedrehten Klumpfüßen die äußere Seite) mit spirituösen Mitteln, die abnorm zusammen- gezogenen und verkürzten Muskeln (bei einwärts gedrehten Klumpfüßen die innere Seite und Achillessehne) mit erwei- ehenden, milden Fettigkeiten (Mandelöhle, Unguent. d. Al- thaea u. dergl.) sogleich eingerieben werden müssen. Zu den mechanischen Mitteln gehört eine zweckmäßige, täglich einige- mal vorgenommene Manipulation des Fußes, wobei man ihn immer mehr in die rechte Lage zu bringen sucht, und das Anlegen der Brückner'schen Binde. Schienen und Ma- schinen sind im ersten Lebensjahre durchaus unbrauchbar *), und überhaupt darf man bei diesen und ähnlichen Verkrüm- mungen **) sehr viel von gelinder und anhaltend einwirken- der Kraft, nichts von roher Gewalt und heftigem Druck er- warten.
§. 1674.
Außer den im Vorhergehenden aufgezählten Mißbildun- gen können übrigens Kinder auch Störungen oder unvollkom- mene Entwicklungen ihrer Organisation mit zur Welt bringen, welche erst späterhin zur Entfaltung äußerlich wahrnehmbarer Krankheiten den Grund enthalten. Krankheiten welche auf
*) M. s. das Ausführlichere über diesen Gegenstand in Jörg über Klumpfüße und eine leichte und zweckmäßige Heilung derselben; mit 3 Kupfern. 1806.
**) Selbst Skoliosen und Kyphosen auf diese Weise entstanden, habe ich bei neugebornen Kindern beobachtet, und auch diese müssen nach ähnlichen Grundsätzen behandelt werden.
ben und das Gleichgewicht der Muſkelpartien wiederherzuſtel- len. Es wird dieß theils durch mechaniſche, theils durch dy- namiſche Mittel erreicht. Zu den letztern gehoͤrt das haͤufige Baden der kranken Glieder in Aufguͤſſen aromatiſcher Kraͤuter, nach welchen Baͤdern dann die erſchlaffte, zu ſehr ausge- dehnte Muſkelpartie (bei einwaͤrts gedrehten Klumpfuͤßen die aͤußere Seite) mit ſpirituoͤſen Mitteln, die abnorm zuſammen- gezogenen und verkuͤrzten Muſkeln (bei einwaͤrts gedrehten Klumpfuͤßen die innere Seite und Achillesſehne) mit erwei- ehenden, milden Fettigkeiten (Mandeloͤhle, Unguent. d. Al- thaea u. dergl.) ſogleich eingerieben werden muͤſſen. Zu den mechaniſchen Mitteln gehoͤrt eine zweckmaͤßige, taͤglich einige- mal vorgenommene Manipulation des Fußes, wobei man ihn immer mehr in die rechte Lage zu bringen ſucht, und das Anlegen der Bruͤckner’ſchen Binde. Schienen und Ma- ſchinen ſind im erſten Lebensjahre durchaus unbrauchbar *), und uͤberhaupt darf man bei dieſen und aͤhnlichen Verkruͤm- mungen **) ſehr viel von gelinder und anhaltend einwirken- der Kraft, nichts von roher Gewalt und heftigem Druck er- warten.
§. 1674.
Außer den im Vorhergehenden aufgezaͤhlten Mißbildun- gen koͤnnen uͤbrigens Kinder auch Stoͤrungen oder unvollkom- mene Entwicklungen ihrer Organiſation mit zur Welt bringen, welche erſt ſpaͤterhin zur Entfaltung aͤußerlich wahrnehmbarer Krankheiten den Grund enthalten. Krankheiten welche auf
*) M. ſ. das Ausfuͤhrlichere uͤber dieſen Gegenſtand in Joͤrg uͤber Klumpfuͤße und eine leichte und zweckmaͤßige Heilung derſelben; mit 3 Kupfern. 1806.
**) Selbſt Skolioſen und Kyphoſen auf dieſe Weiſe entſtanden, habe ich bei neugebornen Kindern beobachtet, und auch dieſe muͤſſen nach aͤhnlichen Grundſaͤtzen behandelt werden.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><divn="11"><p><pbfacs="#f0639"n="613"/>
ben und das Gleichgewicht der Muſkelpartien wiederherzuſtel-<lb/>
len. Es wird dieß theils durch mechaniſche, theils durch dy-<lb/>
namiſche Mittel erreicht. Zu den letztern gehoͤrt das haͤufige<lb/>
Baden der kranken Glieder in Aufguͤſſen aromatiſcher Kraͤuter,<lb/>
nach welchen Baͤdern dann die erſchlaffte, zu ſehr ausge-<lb/>
dehnte Muſkelpartie (bei einwaͤrts gedrehten Klumpfuͤßen die<lb/>
aͤußere Seite) mit ſpirituoͤſen Mitteln, die abnorm zuſammen-<lb/>
gezogenen und verkuͤrzten Muſkeln (bei einwaͤrts gedrehten<lb/>
Klumpfuͤßen die innere Seite und Achillesſehne) mit erwei-<lb/>
ehenden, milden Fettigkeiten (Mandeloͤhle, <hirendition="#aq">Unguent. d. Al-<lb/>
thaea</hi> u. dergl.) ſogleich eingerieben werden muͤſſen. Zu den<lb/>
mechaniſchen Mitteln gehoͤrt eine zweckmaͤßige, taͤglich einige-<lb/>
mal vorgenommene Manipulation des Fußes, wobei man ihn<lb/>
immer mehr in die rechte Lage zu bringen ſucht, und das<lb/>
Anlegen der <hirendition="#g">Bruͤckner’</hi>ſchen Binde. Schienen und Ma-<lb/>ſchinen ſind im erſten Lebensjahre durchaus unbrauchbar <noteplace="foot"n="*)">M. ſ. das Ausfuͤhrlichere uͤber dieſen Gegenſtand in <hirendition="#g">Joͤrg</hi> uͤber<lb/>
Klumpfuͤße und eine leichte und zweckmaͤßige Heilung derſelben;<lb/>
mit 3 Kupfern. 1806.</note>,<lb/>
und uͤberhaupt darf man bei dieſen und aͤhnlichen Verkruͤm-<lb/>
mungen <noteplace="foot"n="**)">Selbſt Skolioſen und Kyphoſen auf dieſe Weiſe entſtanden, habe<lb/>
ich bei neugebornen Kindern beobachtet, und auch dieſe muͤſſen<lb/>
nach aͤhnlichen Grundſaͤtzen behandelt werden.</note>ſehr viel von gelinder und anhaltend einwirken-<lb/>
der Kraft, nichts von roher Gewalt und heftigem Druck er-<lb/>
warten.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="11"><head>§. 1674.</head><lb/><p>Außer den im Vorhergehenden aufgezaͤhlten Mißbildun-<lb/>
gen koͤnnen uͤbrigens Kinder auch Stoͤrungen oder unvollkom-<lb/>
mene Entwicklungen ihrer Organiſation mit zur Welt bringen,<lb/>
welche erſt ſpaͤterhin zur Entfaltung aͤußerlich wahrnehmbarer<lb/>
Krankheiten den Grund enthalten. Krankheiten welche auf<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[613/0639]
ben und das Gleichgewicht der Muſkelpartien wiederherzuſtel-
len. Es wird dieß theils durch mechaniſche, theils durch dy-
namiſche Mittel erreicht. Zu den letztern gehoͤrt das haͤufige
Baden der kranken Glieder in Aufguͤſſen aromatiſcher Kraͤuter,
nach welchen Baͤdern dann die erſchlaffte, zu ſehr ausge-
dehnte Muſkelpartie (bei einwaͤrts gedrehten Klumpfuͤßen die
aͤußere Seite) mit ſpirituoͤſen Mitteln, die abnorm zuſammen-
gezogenen und verkuͤrzten Muſkeln (bei einwaͤrts gedrehten
Klumpfuͤßen die innere Seite und Achillesſehne) mit erwei-
ehenden, milden Fettigkeiten (Mandeloͤhle, Unguent. d. Al-
thaea u. dergl.) ſogleich eingerieben werden muͤſſen. Zu den
mechaniſchen Mitteln gehoͤrt eine zweckmaͤßige, taͤglich einige-
mal vorgenommene Manipulation des Fußes, wobei man ihn
immer mehr in die rechte Lage zu bringen ſucht, und das
Anlegen der Bruͤckner’ſchen Binde. Schienen und Ma-
ſchinen ſind im erſten Lebensjahre durchaus unbrauchbar *),
und uͤberhaupt darf man bei dieſen und aͤhnlichen Verkruͤm-
mungen **) ſehr viel von gelinder und anhaltend einwirken-
der Kraft, nichts von roher Gewalt und heftigem Druck er-
warten.
§. 1674.
Außer den im Vorhergehenden aufgezaͤhlten Mißbildun-
gen koͤnnen uͤbrigens Kinder auch Stoͤrungen oder unvollkom-
mene Entwicklungen ihrer Organiſation mit zur Welt bringen,
welche erſt ſpaͤterhin zur Entfaltung aͤußerlich wahrnehmbarer
Krankheiten den Grund enthalten. Krankheiten welche auf
*) M. ſ. das Ausfuͤhrlichere uͤber dieſen Gegenſtand in Joͤrg uͤber
Klumpfuͤße und eine leichte und zweckmaͤßige Heilung derſelben;
mit 3 Kupfern. 1806.
**) Selbſt Skolioſen und Kyphoſen auf dieſe Weiſe entſtanden, habe
ich bei neugebornen Kindern beobachtet, und auch dieſe muͤſſen
nach aͤhnlichen Grundſaͤtzen behandelt werden.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 613. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/639>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.