Was den Verlauf der Krankheit betrifft, so ist derselbe im Allgemeinen höchst akuter Art, der Anfang ist von dem des Milchfiebers oft nicht wesentlich unterschieden, ja manch- mal macht das letztere selbst erst den Uebergang zu dieser Krankheit. Allgemeines Uebelbehagen, verlorener Appetit, Mat- tigkeit kündigen in der Regel das Kindbettfieber an, dessen eigentlicher Eintritt mit einem heftigen Froste größtentheils bezeichnet wird. Es eröffnet sich hiermit das erste Stadium der Krankheit, welches wir mit dem Namen des entzündlichen Stadiums (Stadium inflammationis) belegen müssen; die Kranke klagt über heftigen Durst, die Haut wird nach dem Froste brennend und trocken, der Puls ist sehr frequent und meistens hart, der Kopf beim Aufrichten benommen, oft auch schmerzhaft, der Schlaf unruhig; die Zunge ist trocken, der Geschmack fad oder sonst verdorben, die Ausleerungen stocken, der Urin ist dunkelroth, und vorzüglich zeigt sich alsbald ein entschieden hervortretendes Lokalleiden, welches zwar an mehrern Orten vorkommen kann, bei weitem am häufigsten aber im Unterleibe und zwar durch Spannung und Härte, höchste Empfindlichkeit bei der Berührung, beim Wenden, Aufrichten, Husten u. s. w, aber auch ohne dieß durch heftiges Schneiden und Stechen sich zu erkennen giebt. Seltner finden wir die Lokalaffektion in der Brust oder im Kopfe, und sie zeigt sich dann durch den hier wahrgenommenen Schmerz und die Störungen des Athemholens, Zufälle einer Pneumonie, oder, im andern Falle, durch De- lirien, Zuckungen, und vorzüglich heftiges Fieber an.
§. 1615.
Rücksichtlich der Wochenverrichtungen, so verhalten sich dieselben nicht immer gleich; oft wird in diesem Stadium, ja gleich nach dem ersten Froste, die Milch vermindert oder völlig aufgehoben, zuweilen aber bleibt sie sich auch ziemlich gleich, dasselbe gilt von den Lochien. -- Das Fieber selbst hält den Typus einer continua remittens, deren Exacerbationen vorzüglich in den Abendstunden sich einzustellen pflegen. --
§. 1614.
Was den Verlauf der Krankheit betrifft, ſo iſt derſelbe im Allgemeinen hoͤchſt akuter Art, der Anfang iſt von dem des Milchfiebers oft nicht weſentlich unterſchieden, ja manch- mal macht das letztere ſelbſt erſt den Uebergang zu dieſer Krankheit. Allgemeines Uebelbehagen, verlorener Appetit, Mat- tigkeit kuͤndigen in der Regel das Kindbettfieber an, deſſen eigentlicher Eintritt mit einem heftigen Froſte groͤßtentheils bezeichnet wird. Es eroͤffnet ſich hiermit das erſte Stadium der Krankheit, welches wir mit dem Namen des entzuͤndlichen Stadiums (Stadium inflammationis) belegen muͤſſen; die Kranke klagt uͤber heftigen Durſt, die Haut wird nach dem Froſte brennend und trocken, der Puls iſt ſehr frequent und meiſtens hart, der Kopf beim Aufrichten benommen, oft auch ſchmerzhaft, der Schlaf unruhig; die Zunge iſt trocken, der Geſchmack fad oder ſonſt verdorben, die Ausleerungen ſtocken, der Urin iſt dunkelroth, und vorzuͤglich zeigt ſich alsbald ein entſchieden hervortretendes Lokalleiden, welches zwar an mehrern Orten vorkommen kann, bei weitem am haͤufigſten aber im Unterleibe und zwar durch Spannung und Haͤrte, hoͤchſte Empfindlichkeit bei der Beruͤhrung, beim Wenden, Aufrichten, Huſten u. ſ. w, aber auch ohne dieß durch heftiges Schneiden und Stechen ſich zu erkennen giebt. Seltner finden wir die Lokalaffektion in der Bruſt oder im Kopfe, und ſie zeigt ſich dann durch den hier wahrgenommenen Schmerz und die Stoͤrungen des Athemholens, Zufaͤlle einer Pneumonie, oder, im andern Falle, durch De- lirien, Zuckungen, und vorzuͤglich heftiges Fieber an.
§. 1615.
Ruͤckſichtlich der Wochenverrichtungen, ſo verhalten ſich dieſelben nicht immer gleich; oft wird in dieſem Stadium, ja gleich nach dem erſten Froſte, die Milch vermindert oder voͤllig aufgehoben, zuweilen aber bleibt ſie ſich auch ziemlich gleich, daſſelbe gilt von den Lochien. — Das Fieber ſelbſt haͤlt den Typus einer continua remittens, deren Exacerbationen vorzuͤglich in den Abendſtunden ſich einzuſtellen pflegen. —
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§. 1614.
Was den Verlauf der Krankheit betrifft, ſo iſt derſelbe
im Allgemeinen hoͤchſt akuter Art, der Anfang iſt von dem
des Milchfiebers oft nicht weſentlich unterſchieden, ja manch-
mal macht das letztere ſelbſt erſt den Uebergang zu dieſer
Krankheit. Allgemeines Uebelbehagen, verlorener Appetit, Mat-
tigkeit kuͤndigen in der Regel das Kindbettfieber an, deſſen
eigentlicher Eintritt mit einem heftigen Froſte groͤßtentheils
bezeichnet wird. Es eroͤffnet ſich hiermit das erſte Stadium
der Krankheit, welches wir mit dem Namen des entzuͤndlichen
Stadiums (Stadium inflammationis) belegen muͤſſen; die Kranke
klagt uͤber heftigen Durſt, die Haut wird nach dem Froſte brennend
und trocken, der Puls iſt ſehr frequent und meiſtens hart,
der Kopf beim Aufrichten benommen, oft auch ſchmerzhaft,
der Schlaf unruhig; die Zunge iſt trocken, der Geſchmack fad
oder ſonſt verdorben, die Ausleerungen ſtocken, der Urin iſt
dunkelroth, und vorzuͤglich zeigt ſich alsbald ein entſchieden
hervortretendes Lokalleiden, welches zwar an mehrern Orten
vorkommen kann, bei weitem am haͤufigſten aber im Unterleibe
und zwar durch Spannung und Haͤrte, hoͤchſte Empfindlichkeit
bei der Beruͤhrung, beim Wenden, Aufrichten, Huſten u. ſ. w,
aber auch ohne dieß durch heftiges Schneiden und Stechen ſich zu
erkennen giebt. Seltner finden wir die Lokalaffektion in der
Bruſt oder im Kopfe, und ſie zeigt ſich dann durch den hier
wahrgenommenen Schmerz und die Stoͤrungen des Athemholens,
Zufaͤlle einer Pneumonie, oder, im andern Falle, durch De-
lirien, Zuckungen, und vorzuͤglich heftiges Fieber an.
§. 1615.
Ruͤckſichtlich der Wochenverrichtungen, ſo verhalten ſich
dieſelben nicht immer gleich; oft wird in dieſem Stadium, ja
gleich nach dem erſten Froſte, die Milch vermindert oder
voͤllig aufgehoben, zuweilen aber bleibt ſie ſich auch ziemlich
gleich, daſſelbe gilt von den Lochien. — Das Fieber ſelbſt
haͤlt den Typus einer continua remittens, deren Exacerbationen
vorzuͤglich in den Abendſtunden ſich einzuſtellen pflegen. —
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 575. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/601>, abgerufen am 21.11.2024.
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