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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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fieberhaften Krankheiten überhaupt angemessenes Regimen,
leichte, kühlende oder die Hautfunktion gelind befördernde
Getränke, sehr leichte Diät, mäßige Unterhaltung des Stil-
lungsgeschäfts und bei Nichtstillenden Sorge für Beförderung
des Milchausflusses und allmählige Zertheilung der stockenden
Milch, sind in den meisten Fällen die einzigen Heilregeln. --
Stärkere Fieberbewegungen indiciren außerdem noch den Ge-
brauch der Emulsionen mit etwas Nitrum, der Lavements,
oder bei belegter Zunge, gespanntem Unterleibe u. s. w. eines
leichten Abführmittels. Immer aber muß vorzüglich, ob lokale
Regelwidrigkeiten sich vorfinden, berücksichtigt werden, welche
dann die schon früher gelehrte Behandlung nöthig machen.
Auch stärkere gastrische, rheumatische, catarrhalische Complica-
tionen machen zugleich die der Natur dieses Uebels entsprechende
Behandlung nothwendig.

b.
Kindbettfieber (Febris puerperarum).
§. 1610.

Fast eben so wie das Milchfieber, ist auch das Kindbett-
fieber in seiner Erscheinung und seinen Ursachen sehr verschieden,
und hat dadurch Veranlassung gegeben, daß selbst die Frage,
ob man dasselbe überhaupt als eine besondere Krankheitsform
annehmen kann, von Vielen noch als unentschieden betrachtet
wird. -- Untersucht man nämlich einzelne Fälle dieser Krank-
heit, so wird sich alsbald zeigen daß die meisten ihrer Zufälle
sehr wohl auch in andern Krankheiten, bei Nichtwöchnerinnen,
ja wohl selbst bei Männern vorkommen können, und es scheint
somit der Grund für Annahme eines Kindbettfiebers als eigen-
thümliche Krankheit hinwegzufallen; allein geht man genauer
in die Sache ein, so wird sich eine andere Ansicht alsbald
eröffnen. Man wird nämlich finden daß hierwiederum doch
allen diesen Krankheitsfällen etwas Gemeinsames zum Grunde
liege, und dieses Gemeinsame ist: die Störung der

fieberhaften Krankheiten uͤberhaupt angemeſſenes Regimen,
leichte, kuͤhlende oder die Hautfunktion gelind befoͤrdernde
Getraͤnke, ſehr leichte Diaͤt, maͤßige Unterhaltung des Stil-
lungsgeſchaͤfts und bei Nichtſtillenden Sorge fuͤr Befoͤrderung
des Milchausfluſſes und allmaͤhlige Zertheilung der ſtockenden
Milch, ſind in den meiſten Faͤllen die einzigen Heilregeln. —
Staͤrkere Fieberbewegungen indiciren außerdem noch den Ge-
brauch der Emulſionen mit etwas Nitrum, der Lavements,
oder bei belegter Zunge, geſpanntem Unterleibe u. ſ. w. eines
leichten Abfuͤhrmittels. Immer aber muß vorzuͤglich, ob lokale
Regelwidrigkeiten ſich vorfinden, beruͤckſichtigt werden, welche
dann die ſchon fruͤher gelehrte Behandlung noͤthig machen.
Auch ſtaͤrkere gaſtriſche, rheumatiſche, catarrhaliſche Complica-
tionen machen zugleich die der Natur dieſes Uebels entſprechende
Behandlung nothwendig.

b.
Kindbettfieber (Febris puerperarum).
§. 1610.

Faſt eben ſo wie das Milchfieber, iſt auch das Kindbett-
fieber in ſeiner Erſcheinung und ſeinen Urſachen ſehr verſchieden,
und hat dadurch Veranlaſſung gegeben, daß ſelbſt die Frage,
ob man daſſelbe uͤberhaupt als eine beſondere Krankheitsform
annehmen kann, von Vielen noch als unentſchieden betrachtet
wird. — Unterſucht man naͤmlich einzelne Faͤlle dieſer Krank-
heit, ſo wird ſich alsbald zeigen daß die meiſten ihrer Zufaͤlle
ſehr wohl auch in andern Krankheiten, bei Nichtwoͤchnerinnen,
ja wohl ſelbſt bei Maͤnnern vorkommen koͤnnen, und es ſcheint
ſomit der Grund fuͤr Annahme eines Kindbettfiebers als eigen-
thuͤmliche Krankheit hinwegzufallen; allein geht man genauer
in die Sache ein, ſo wird ſich eine andere Anſicht alsbald
eroͤffnen. Man wird naͤmlich finden daß hierwiederum doch
allen dieſen Krankheitsfaͤllen etwas Gemeinſames zum Grunde
liege, und dieſes Gemeinſame iſt: die Stoͤrung der

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[572/0598] fieberhaften Krankheiten uͤberhaupt angemeſſenes Regimen, leichte, kuͤhlende oder die Hautfunktion gelind befoͤrdernde Getraͤnke, ſehr leichte Diaͤt, maͤßige Unterhaltung des Stil- lungsgeſchaͤfts und bei Nichtſtillenden Sorge fuͤr Befoͤrderung des Milchausfluſſes und allmaͤhlige Zertheilung der ſtockenden Milch, ſind in den meiſten Faͤllen die einzigen Heilregeln. — Staͤrkere Fieberbewegungen indiciren außerdem noch den Ge- brauch der Emulſionen mit etwas Nitrum, der Lavements, oder bei belegter Zunge, geſpanntem Unterleibe u. ſ. w. eines leichten Abfuͤhrmittels. Immer aber muß vorzuͤglich, ob lokale Regelwidrigkeiten ſich vorfinden, beruͤckſichtigt werden, welche dann die ſchon fruͤher gelehrte Behandlung noͤthig machen. Auch ſtaͤrkere gaſtriſche, rheumatiſche, catarrhaliſche Complica- tionen machen zugleich die der Natur dieſes Uebels entſprechende Behandlung nothwendig. b. Kindbettfieber (Febris puerperarum). §. 1610. Faſt eben ſo wie das Milchfieber, iſt auch das Kindbett- fieber in ſeiner Erſcheinung und ſeinen Urſachen ſehr verſchieden, und hat dadurch Veranlaſſung gegeben, daß ſelbſt die Frage, ob man daſſelbe uͤberhaupt als eine beſondere Krankheitsform annehmen kann, von Vielen noch als unentſchieden betrachtet wird. — Unterſucht man naͤmlich einzelne Faͤlle dieſer Krank- heit, ſo wird ſich alsbald zeigen daß die meiſten ihrer Zufaͤlle ſehr wohl auch in andern Krankheiten, bei Nichtwoͤchnerinnen, ja wohl ſelbſt bei Maͤnnern vorkommen koͤnnen, und es ſcheint ſomit der Grund fuͤr Annahme eines Kindbettfiebers als eigen- thuͤmliche Krankheit hinwegzufallen; allein geht man genauer in die Sache ein, ſo wird ſich eine andere Anſicht alsbald eroͤffnen. Man wird naͤmlich finden daß hierwiederum doch allen dieſen Krankheitsfaͤllen etwas Gemeinſames zum Grunde liege, und dieſes Gemeinſame iſt: die Stoͤrung der

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/598>, abgerufen am 21.11.2024.