und mit Milch am reichlichsten versehenen sind, und wird folglich schon dadurch überzeugt werden, daß es, wie auch Schmidtmüller, Jörg und Andere bemerkt haben, keine eigenthümliche Krankheit dieser Art, denen alle Wöchnerinnen unterworfen seyn müßten, gebe.
§. 1606.
Bei einigen Wöchnerinnen hingegen nimmt man aller- dings um die angegebene Zeit eine vermehrte Aufregung des Gefäßsystems wahr, es entsteht plötzlich Frost, Hitze, Durst, Schweiß, zuweilen mit diesen oder jenen krankhaften örtlichen Zufällen als Kopfschmerz, Mangel an Appetit, fadem Geschmack, u. s. w. verbunden, welcher Anfall sich denn nicht selten den folgenden Tag wiederholt, im Ganzen jedoch das Wohlbefinden nicht allzusehr zu beeinträchtigen und sich endlich völlig zu verlieren pflegt. -- Spürt man nun der Entstehungsweise dieser Zufälle etwas genauer nach, so wird man dieselbe seht verschieden finden, im Allgemeinen aber nicht verkennen können, daß sie immer vornämlich durch die vermehrte Reitzbarkeit des Gefäß- und Nervensystems bedingt werden welche die Begleiter einer jeden bedeutenden Umänderung im Organismus sind, Eben so sehen wir das Mädchen beim Eintritt der Pubertät reizbarer, zu Fieberbewegungen geneigter; dasselbe tritt ein bei beginnender Schwangerschaft, und muß im Wochenbette, wo die Richtung der Säftemasse eine so bedeutende Umände- rung erlitten hat, noch mehr der Fall seyn.
§. 1607.
Ist nun also durch diese Revolution schon eine Neigung zu fieberhaften Zuständen gegeben, wird diese durch eine an sich reizbare Constitution noch vermehrt, so ist es wohl erklär- lich, wie fast jede mit nur einiger Macht auf den Körper einwirkende Gelegenheitsursache den Fieberanfall wirklich her- vorruft. Als solche Ursachen erscheinen nun leichtere Erkältungen, Gemüthsbewegungen, Diätfehler, besonders aber gereizte Zustände der für die Periode des Wochenbetts vorzüglich wichtigen Organe, z. B. der Brüste, oder Brustwarzen, der äußern oder innern
und mit Milch am reichlichſten verſehenen ſind, und wird folglich ſchon dadurch uͤberzeugt werden, daß es, wie auch Schmidtmuͤller, Joͤrg und Andere bemerkt haben, keine eigenthuͤmliche Krankheit dieſer Art, denen alle Woͤchnerinnen unterworfen ſeyn muͤßten, gebe.
§. 1606.
Bei einigen Woͤchnerinnen hingegen nimmt man aller- dings um die angegebene Zeit eine vermehrte Aufregung des Gefaͤßſyſtems wahr, es entſteht ploͤtzlich Froſt, Hitze, Durſt, Schweiß, zuweilen mit dieſen oder jenen krankhaften oͤrtlichen Zufaͤllen als Kopfſchmerz, Mangel an Appetit, fadem Geſchmack, u. ſ. w. verbunden, welcher Anfall ſich denn nicht ſelten den folgenden Tag wiederholt, im Ganzen jedoch das Wohlbefinden nicht allzuſehr zu beeintraͤchtigen und ſich endlich voͤllig zu verlieren pflegt. — Spuͤrt man nun der Entſtehungsweiſe dieſer Zufaͤlle etwas genauer nach, ſo wird man dieſelbe ſeht verſchieden finden, im Allgemeinen aber nicht verkennen koͤnnen, daß ſie immer vornaͤmlich durch die vermehrte Reitzbarkeit des Gefaͤß- und Nervenſyſtems bedingt werden welche die Begleiter einer jeden bedeutenden Umaͤnderung im Organismus ſind, Eben ſo ſehen wir das Maͤdchen beim Eintritt der Pubertaͤt reizbarer, zu Fieberbewegungen geneigter; daſſelbe tritt ein bei beginnender Schwangerſchaft, und muß im Wochenbette, wo die Richtung der Saͤftemaſſe eine ſo bedeutende Umaͤnde- rung erlitten hat, noch mehr der Fall ſeyn.
§. 1607.
Iſt nun alſo durch dieſe Revolution ſchon eine Neigung zu fieberhaften Zuſtaͤnden gegeben, wird dieſe durch eine an ſich reizbare Conſtitution noch vermehrt, ſo iſt es wohl erklaͤr- lich, wie faſt jede mit nur einiger Macht auf den Koͤrper einwirkende Gelegenheitsurſache den Fieberanfall wirklich her- vorruft. Als ſolche Urſachen erſcheinen nun leichtere Erkaͤltungen, Gemuͤthsbewegungen, Diaͤtfehler, beſonders aber gereizte Zuſtaͤnde der fuͤr die Periode des Wochenbetts vorzuͤglich wichtigen Organe, z. B. der Bruͤſte, oder Bruſtwarzen, der aͤußern oder innern
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und mit Milch am reichlichſten verſehenen ſind, und wird
folglich ſchon dadurch uͤberzeugt werden, daß es, wie auch
Schmidtmuͤller, Joͤrg und Andere bemerkt haben, keine
eigenthuͤmliche Krankheit dieſer Art, denen alle Woͤchnerinnen
unterworfen ſeyn muͤßten, gebe.
§. 1606.
Bei einigen Woͤchnerinnen hingegen nimmt man aller-
dings um die angegebene Zeit eine vermehrte Aufregung des
Gefaͤßſyſtems wahr, es entſteht ploͤtzlich Froſt, Hitze, Durſt,
Schweiß, zuweilen mit dieſen oder jenen krankhaften oͤrtlichen
Zufaͤllen als Kopfſchmerz, Mangel an Appetit, fadem Geſchmack,
u. ſ. w. verbunden, welcher Anfall ſich denn nicht ſelten den
folgenden Tag wiederholt, im Ganzen jedoch das Wohlbefinden
nicht allzuſehr zu beeintraͤchtigen und ſich endlich voͤllig zu
verlieren pflegt. — Spuͤrt man nun der Entſtehungsweiſe
dieſer Zufaͤlle etwas genauer nach, ſo wird man dieſelbe ſeht
verſchieden finden, im Allgemeinen aber nicht verkennen koͤnnen,
daß ſie immer vornaͤmlich durch die vermehrte Reitzbarkeit des
Gefaͤß- und Nervenſyſtems bedingt werden welche die Begleiter
einer jeden bedeutenden Umaͤnderung im Organismus ſind,
Eben ſo ſehen wir das Maͤdchen beim Eintritt der Pubertaͤt
reizbarer, zu Fieberbewegungen geneigter; daſſelbe tritt ein
bei beginnender Schwangerſchaft, und muß im Wochenbette,
wo die Richtung der Saͤftemaſſe eine ſo bedeutende Umaͤnde-
rung erlitten hat, noch mehr der Fall ſeyn.
§. 1607.
Iſt nun alſo durch dieſe Revolution ſchon eine Neigung
zu fieberhaften Zuſtaͤnden gegeben, wird dieſe durch eine an
ſich reizbare Conſtitution noch vermehrt, ſo iſt es wohl erklaͤr-
lich, wie faſt jede mit nur einiger Macht auf den Koͤrper
einwirkende Gelegenheitsurſache den Fieberanfall wirklich her-
vorruft. Als ſolche Urſachen erſcheinen nun leichtere Erkaͤltungen,
Gemuͤthsbewegungen, Diaͤtfehler, beſonders aber gereizte Zuſtaͤnde
der fuͤr die Periode des Wochenbetts vorzuͤglich wichtigen Organe,
z. B. der Bruͤſte, oder Bruſtwarzen, der aͤußern oder innern
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/596>, abgerufen am 21.11.2024.
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