Diät, oder unterdrückter Hautfunktion, und charakterisirt sich durch allgemeine Härte der Brüste, Gefühl der knotigen Stränge der Milchgefäße, Spannung und Druck, giebt auch häufig zu Entzündungen Gelegenheit. Theils aber kann auch eine größere Ergießung von Milch in der Substanz der Brust vor- kommen, welche durch Zerreißung eines Milchgefäßes (vorzüg- lich durch zu heftiges Saugen eines schon ältern Kindes ver- anlaßt) zu Stande kommt. Bei diesen Milchextravasaten nimmt oft das Volumen der Brust außerordentlich zu, da man bisweilen mehrere Pfund reine unverdorbene*) Milch aus dergleichen Geschwülsten entleert hat. Diese Ge- schwulst charakterisirt sich durch die deutliche Fluktuation, durch den Umfang, durch Abwesenheit von Entzündung und Zeichen der Eiterung, und Berücksichtigung ihrer Entstehungsweise.
§. 1589.
Die Behandlung der erstern Art von Anschwellung muß zunächst auf Entleerung der überfüllten Gefäße durch öfteres Anlegen des Kindes, Beförderung des Milchausflußes durch Bähungen und künstliches Aussaugen gerichtet seyn. Ferner muß die Diät eingeschränkt, regelmäßige Darm- und Hautfunktion unterhalten werden, und außerdem ist ein gelindes Herauf- binden der Brüste, Bedecken derselben mit zertheilenden Krän- terkissen nothwendig. -- Die fluktuirenden Milchgeschwülste, von zerrissenen Gefäßen herrührend, erfordern die Ausleerung mittelst des Troikarts und dann die Anwendung trockner war- mer Fomentationen, der Einreibungen des flüchtigen Liniments u. s. w.
§. 1590.
Die Entzündung und Eiterung der Brüste. Sobald die Brüste überhaupt sehr empfindlich sind, oder die
*) Es ist dieß eine merkwürdige, der nicht eintretenden Fäulniß des zurückgehaltenen Monatsflußes (1. Thl. §. 159.) zu vergleichende Erscheinung.
Diaͤt, oder unterdruͤckter Hautfunktion, und charakteriſirt ſich durch allgemeine Haͤrte der Bruͤſte, Gefuͤhl der knotigen Straͤnge der Milchgefaͤße, Spannung und Druck, giebt auch haͤufig zu Entzuͤndungen Gelegenheit. Theils aber kann auch eine groͤßere Ergießung von Milch in der Subſtanz der Bruſt vor- kommen, welche durch Zerreißung eines Milchgefaͤßes (vorzuͤg- lich durch zu heftiges Saugen eines ſchon aͤltern Kindes ver- anlaßt) zu Stande kommt. Bei dieſen Milchextravaſaten nimmt oft das Volumen der Bruſt außerordentlich zu, da man bisweilen mehrere Pfund reine unverdorbene*) Milch aus dergleichen Geſchwuͤlſten entleert hat. Dieſe Ge- ſchwulſt charakteriſirt ſich durch die deutliche Fluktuation, durch den Umfang, durch Abweſenheit von Entzuͤndung und Zeichen der Eiterung, und Beruͤckſichtigung ihrer Entſtehungsweiſe.
§. 1589.
Die Behandlung der erſtern Art von Anſchwellung muß zunaͤchſt auf Entleerung der uͤberfuͤllten Gefaͤße durch oͤfteres Anlegen des Kindes, Befoͤrderung des Milchausflußes durch Baͤhungen und kuͤnſtliches Ausſaugen gerichtet ſeyn. Ferner muß die Diaͤt eingeſchraͤnkt, regelmaͤßige Darm- und Hautfunktion unterhalten werden, und außerdem iſt ein gelindes Herauf- binden der Bruͤſte, Bedecken derſelben mit zertheilenden Kraͤn- terkiſſen nothwendig. — Die fluktuirenden Milchgeſchwuͤlſte, von zerriſſenen Gefaͤßen herruͤhrend, erfordern die Ausleerung mittelſt des Troikarts und dann die Anwendung trockner war- mer Fomentationen, der Einreibungen des fluͤchtigen Liniments u. ſ. w.
§. 1590.
Die Entzuͤndung und Eiterung der Bruͤſte. Sobald die Bruͤſte uͤberhaupt ſehr empfindlich ſind, oder die
*) Es iſt dieß eine merkwuͤrdige, der nicht eintretenden Faͤulniß des zuruͤckgehaltenen Monatsflußes (1. Thl. §. 159.) zu vergleichende Erſcheinung.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0586"n="560"/>
Diaͤt, oder unterdruͤckter Hautfunktion, und charakteriſirt ſich<lb/>
durch allgemeine Haͤrte der Bruͤſte, Gefuͤhl der knotigen Straͤnge<lb/>
der Milchgefaͤße, Spannung und Druck, giebt auch haͤufig<lb/>
zu Entzuͤndungen Gelegenheit. Theils aber kann auch eine<lb/>
groͤßere Ergießung von Milch in der Subſtanz der Bruſt vor-<lb/>
kommen, welche durch Zerreißung eines Milchgefaͤßes (vorzuͤg-<lb/>
lich durch zu heftiges Saugen eines ſchon aͤltern Kindes ver-<lb/>
anlaßt) zu Stande kommt. Bei dieſen Milchextravaſaten<lb/>
nimmt oft das Volumen der Bruſt außerordentlich zu, da<lb/>
man bisweilen mehrere Pfund <hirendition="#g">reine unverdorbene</hi><noteplace="foot"n="*)">Es iſt dieß eine merkwuͤrdige, der nicht eintretenden Faͤulniß des<lb/>
zuruͤckgehaltenen Monatsflußes (1. Thl. §. 159.) zu vergleichende<lb/>
Erſcheinung.</note><lb/>
Milch aus dergleichen Geſchwuͤlſten entleert hat. Dieſe Ge-<lb/>ſchwulſt charakteriſirt ſich durch die deutliche Fluktuation, durch<lb/>
den Umfang, durch Abweſenheit von Entzuͤndung und Zeichen<lb/>
der Eiterung, und Beruͤckſichtigung ihrer Entſtehungsweiſe.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1589.</head><lb/><p>Die Behandlung der erſtern Art von Anſchwellung muß<lb/>
zunaͤchſt auf Entleerung der uͤberfuͤllten Gefaͤße durch oͤfteres<lb/>
Anlegen des Kindes, Befoͤrderung des Milchausflußes durch<lb/>
Baͤhungen und kuͤnſtliches Ausſaugen gerichtet ſeyn. Ferner muß<lb/>
die Diaͤt eingeſchraͤnkt, regelmaͤßige Darm- und Hautfunktion<lb/>
unterhalten werden, und außerdem iſt ein gelindes Herauf-<lb/>
binden der Bruͤſte, Bedecken derſelben mit zertheilenden Kraͤn-<lb/>
terkiſſen nothwendig. — Die fluktuirenden Milchgeſchwuͤlſte,<lb/>
von zerriſſenen Gefaͤßen herruͤhrend, erfordern die Ausleerung<lb/>
mittelſt des Troikarts und dann die Anwendung trockner war-<lb/>
mer Fomentationen, der Einreibungen des fluͤchtigen Liniments<lb/>
u. ſ. w.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1590.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Entzuͤndung und Eiterung der Bruͤſte</hi>.<lb/>
Sobald die Bruͤſte uͤberhaupt ſehr empfindlich ſind, oder die<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[560/0586]
Diaͤt, oder unterdruͤckter Hautfunktion, und charakteriſirt ſich
durch allgemeine Haͤrte der Bruͤſte, Gefuͤhl der knotigen Straͤnge
der Milchgefaͤße, Spannung und Druck, giebt auch haͤufig
zu Entzuͤndungen Gelegenheit. Theils aber kann auch eine
groͤßere Ergießung von Milch in der Subſtanz der Bruſt vor-
kommen, welche durch Zerreißung eines Milchgefaͤßes (vorzuͤg-
lich durch zu heftiges Saugen eines ſchon aͤltern Kindes ver-
anlaßt) zu Stande kommt. Bei dieſen Milchextravaſaten
nimmt oft das Volumen der Bruſt außerordentlich zu, da
man bisweilen mehrere Pfund reine unverdorbene *)
Milch aus dergleichen Geſchwuͤlſten entleert hat. Dieſe Ge-
ſchwulſt charakteriſirt ſich durch die deutliche Fluktuation, durch
den Umfang, durch Abweſenheit von Entzuͤndung und Zeichen
der Eiterung, und Beruͤckſichtigung ihrer Entſtehungsweiſe.
§. 1589.
Die Behandlung der erſtern Art von Anſchwellung muß
zunaͤchſt auf Entleerung der uͤberfuͤllten Gefaͤße durch oͤfteres
Anlegen des Kindes, Befoͤrderung des Milchausflußes durch
Baͤhungen und kuͤnſtliches Ausſaugen gerichtet ſeyn. Ferner muß
die Diaͤt eingeſchraͤnkt, regelmaͤßige Darm- und Hautfunktion
unterhalten werden, und außerdem iſt ein gelindes Herauf-
binden der Bruͤſte, Bedecken derſelben mit zertheilenden Kraͤn-
terkiſſen nothwendig. — Die fluktuirenden Milchgeſchwuͤlſte,
von zerriſſenen Gefaͤßen herruͤhrend, erfordern die Ausleerung
mittelſt des Troikarts und dann die Anwendung trockner war-
mer Fomentationen, der Einreibungen des fluͤchtigen Liniments
u. ſ. w.
§. 1590.
Die Entzuͤndung und Eiterung der Bruͤſte.
Sobald die Bruͤſte uͤberhaupt ſehr empfindlich ſind, oder die
*) Es iſt dieß eine merkwuͤrdige, der nicht eintretenden Faͤulniß des
zuruͤckgehaltenen Monatsflußes (1. Thl. §. 159.) zu vergleichende
Erſcheinung.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/586>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.