Das Wesentliche derselben besteht darin, daß der Ute- rus in der Gegend seines Körpers dergestalt gebogen ist, daß der Muttergrund nach vorn oder hinten bis gegen den Mut- termund herabkommt, so daß die Axe des Uterus, welche in der Regel eine gerade Linie | ausmacht, nun als eine zusam- mengebogene erscheint. -- Es gehört diese Abnormität in ihrer völligen Ausbildung mit zu den seltensten Erscheinun- gen, und kann sonach theils als Vorwärtsbeugung (Pro- natio), wobei der Grund hinter dem Schambogen in die Ge- gend der Harnblase herabsinkt, oder als Rückwärtsbeugung (Supinatio), wobei der Grund nach dem Vorberge in die Ge- gend des Mastdarms zurücksinkt, vorkommen.
§. 1575.
Vorwärtsbeugung. Die einzige Beobachtung ei- ner vollkommnen Regelwidrigkeit dieser Art ist die von Möl- ler*) aufgezeichnete, wobei, nachdem man schon unter der Geburt ein ungewöhnliches Aufthürmen des Leibes beobachtet hatte, am dritten Tage des Wochenbettes Schmerz im Unter- leibe entstand, am eilften Tage nach der Entbindung der Tod unter den gewöhnlichen Erscheinungen des Puerperalfiebers eintrat, und bei der Leichenöffnung der Gebärmuttergrund hin- ter dem Schambogen liegend, der Uterus aber so wenig ver- kleinert sich zeigte, daß seine Länge noch 11 Zoll betrug. -- Annäherungen zu dieser Vorwärtsbeugung habe ich, nament- lich bei Personen welche in der Schwangerschaft einen stark überhängenden Leib trugen, öfters bemerkt, und bei einem alsdann ungewöhnlich stark gegen die regio hypogastrica
*)De pronatione uteri post partum, morbo atroci, nondum de- scripto. Marburg 1803. Im Auszuge in v. Siebold's Lucina 4. Bd. 1. Heft.
Umbeugung der Gebaͤrmutter.
§. 1574.
Das Weſentliche derſelben beſteht darin, daß der Ute- rus in der Gegend ſeines Koͤrpers dergeſtalt gebogen iſt, daß der Muttergrund nach vorn oder hinten bis gegen den Mut- termund herabkommt, ſo daß die Axe des Uterus, welche in der Regel eine gerade Linie | ausmacht, nun als eine zuſam- mengebogene ∩ erſcheint. — Es gehoͤrt dieſe Abnormitaͤt in ihrer voͤlligen Ausbildung mit zu den ſeltenſten Erſcheinun- gen, und kann ſonach theils als Vorwaͤrtsbeugung (Pro- natio), wobei der Grund hinter dem Schambogen in die Ge- gend der Harnblaſe herabſinkt, oder als Ruͤckwaͤrtsbeugung (Supinatio), wobei der Grund nach dem Vorberge in die Ge- gend des Maſtdarms zuruͤckſinkt, vorkommen.
§. 1575.
Vorwaͤrtsbeugung. Die einzige Beobachtung ei- ner vollkommnen Regelwidrigkeit dieſer Art iſt die von Moͤl- ler*) aufgezeichnete, wobei, nachdem man ſchon unter der Geburt ein ungewoͤhnliches Aufthuͤrmen des Leibes beobachtet hatte, am dritten Tage des Wochenbettes Schmerz im Unter- leibe entſtand, am eilften Tage nach der Entbindung der Tod unter den gewoͤhnlichen Erſcheinungen des Puerperalfiebers eintrat, und bei der Leichenoͤffnung der Gebaͤrmuttergrund hin- ter dem Schambogen liegend, der Uterus aber ſo wenig ver- kleinert ſich zeigte, daß ſeine Laͤnge noch 11 Zoll betrug. — Annaͤherungen zu dieſer Vorwaͤrtsbeugung habe ich, nament- lich bei Perſonen welche in der Schwangerſchaft einen ſtark uͤberhaͤngenden Leib trugen, oͤfters bemerkt, und bei einem alsdann ungewoͤhnlich ſtark gegen die regio hypogastrica
*)De pronatione uteri post partum, morbo atroci, nondum de- scripto. Marburg 1803. Im Auszuge in v. Siebold’s Lucina 4. Bd. 1. Heft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><pbfacs="#f0577"n="551"/><divn="9"><head><hirendition="#g">Umbeugung der Gebaͤrmutter</hi>.</head><lb/><divn="10"><head>§. 1574.</head><lb/><p>Das Weſentliche derſelben beſteht darin, daß der Ute-<lb/>
rus in der Gegend ſeines Koͤrpers dergeſtalt gebogen iſt, daß<lb/>
der Muttergrund nach vorn oder hinten bis gegen den Mut-<lb/>
termund herabkommt, ſo daß die Axe des Uterus, welche in<lb/>
der Regel eine gerade Linie | ausmacht, nun als eine zuſam-<lb/>
mengebogene ∩ erſcheint. — Es gehoͤrt dieſe Abnormitaͤt in<lb/>
ihrer voͤlligen Ausbildung mit zu den ſeltenſten Erſcheinun-<lb/>
gen, und kann ſonach theils als Vorwaͤrtsbeugung (<hirendition="#aq">Pro-<lb/>
natio</hi>), wobei der Grund hinter dem Schambogen in die Ge-<lb/>
gend der Harnblaſe herabſinkt, oder als Ruͤckwaͤrtsbeugung<lb/>
(<hirendition="#aq">Supinatio</hi>), wobei der Grund nach dem Vorberge in die Ge-<lb/>
gend des Maſtdarms zuruͤckſinkt, vorkommen.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 1575.</head><lb/><p><hirendition="#g">Vorwaͤrtsbeugung</hi>. Die einzige Beobachtung ei-<lb/>
ner vollkommnen Regelwidrigkeit dieſer Art iſt die von <hirendition="#g">Moͤl-<lb/>
ler</hi><noteplace="foot"n="*)"><hirendition="#aq">De pronatione uteri post partum, morbo atroci, nondum de-<lb/>
scripto. Marburg</hi> 1803. Im Auszuge in v. Siebold’s <hirendition="#aq">Lucina</hi><lb/>
4. Bd. 1. Heft.</note> aufgezeichnete, wobei, nachdem man ſchon unter der<lb/>
Geburt ein ungewoͤhnliches Aufthuͤrmen des Leibes beobachtet<lb/>
hatte, am dritten Tage des Wochenbettes Schmerz im Unter-<lb/>
leibe entſtand, am eilften Tage nach der Entbindung der Tod<lb/>
unter den gewoͤhnlichen Erſcheinungen des Puerperalfiebers<lb/>
eintrat, und bei der Leichenoͤffnung der Gebaͤrmuttergrund hin-<lb/>
ter dem Schambogen liegend, der Uterus aber ſo wenig ver-<lb/>
kleinert ſich zeigte, daß ſeine Laͤnge noch 11 Zoll betrug. —<lb/>
Annaͤherungen zu dieſer Vorwaͤrtsbeugung habe ich, nament-<lb/>
lich bei Perſonen welche in der Schwangerſchaft einen ſtark<lb/>
uͤberhaͤngenden Leib trugen, oͤfters bemerkt, und bei einem<lb/>
alsdann ungewoͤhnlich ſtark gegen die <hirendition="#aq">regio hypogastrica</hi><lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[551/0577]
Umbeugung der Gebaͤrmutter.
§. 1574.
Das Weſentliche derſelben beſteht darin, daß der Ute-
rus in der Gegend ſeines Koͤrpers dergeſtalt gebogen iſt, daß
der Muttergrund nach vorn oder hinten bis gegen den Mut-
termund herabkommt, ſo daß die Axe des Uterus, welche in
der Regel eine gerade Linie | ausmacht, nun als eine zuſam-
mengebogene ∩ erſcheint. — Es gehoͤrt dieſe Abnormitaͤt in
ihrer voͤlligen Ausbildung mit zu den ſeltenſten Erſcheinun-
gen, und kann ſonach theils als Vorwaͤrtsbeugung (Pro-
natio), wobei der Grund hinter dem Schambogen in die Ge-
gend der Harnblaſe herabſinkt, oder als Ruͤckwaͤrtsbeugung
(Supinatio), wobei der Grund nach dem Vorberge in die Ge-
gend des Maſtdarms zuruͤckſinkt, vorkommen.
§. 1575.
Vorwaͤrtsbeugung. Die einzige Beobachtung ei-
ner vollkommnen Regelwidrigkeit dieſer Art iſt die von Moͤl-
ler *) aufgezeichnete, wobei, nachdem man ſchon unter der
Geburt ein ungewoͤhnliches Aufthuͤrmen des Leibes beobachtet
hatte, am dritten Tage des Wochenbettes Schmerz im Unter-
leibe entſtand, am eilften Tage nach der Entbindung der Tod
unter den gewoͤhnlichen Erſcheinungen des Puerperalfiebers
eintrat, und bei der Leichenoͤffnung der Gebaͤrmuttergrund hin-
ter dem Schambogen liegend, der Uterus aber ſo wenig ver-
kleinert ſich zeigte, daß ſeine Laͤnge noch 11 Zoll betrug. —
Annaͤherungen zu dieſer Vorwaͤrtsbeugung habe ich, nament-
lich bei Perſonen welche in der Schwangerſchaft einen ſtark
uͤberhaͤngenden Leib trugen, oͤfters bemerkt, und bei einem
alsdann ungewoͤhnlich ſtark gegen die regio hypogastrica
*) De pronatione uteri post partum, morbo atroci, nondum de-
scripto. Marburg 1803. Im Auszuge in v. Siebold’s Lucina
4. Bd. 1. Heft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 551. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/577>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.