Zu schwacher oder völlig unterdrückter Lo- chienfluß. Entweder indem ein sehr gereitzter Zustand an- derer Organe hervortritt, welcher die Ausscheidung im Uterus vermindert, oder indem im Uterus selbst eine entzündliche Reitzung sich zeigt, welche den Abgang hemmt, oder endlich indem durch krampfhafte Verschließungen (z. B. nach plötz- lichen Gemüthsbewegungen), oder mechanische Verstopfung des Muttermundes (z. B. von Nachgeburtsresten) der Lochienfluß sich vermindert oder gänzlich stockt, kommt diese Regelwidrig- keit zu Stande. Es ist sonach dieselbe gleich der Hemmung oder Verminderung der Menstruation häufiger für ein Zeichen anderer Krankheitszustände, als selbst für eine besondere Krank- heit zu erklären. Ob eine oder die Andere der genannten Ursachen die Stockung der Lochien veranlaße, muß sich aus der Untersuchung des Gesammtzustandes und aus Berücksich- tigung der Gelegenheitsursachen, so wie, was die mechani- schen Ursachen betrifft, durch die innere Untersuchung ergeben.
§. 1570.
Die Folgen dieser gehemmten Ausscheidung an und für sich sind vorzüglich bedeutend bei mehr lokalen Veranlassun- gen und plötzlichen Unterdrückungen, z. B. durch Erkältung der Füße, oder des Unterleibes, durch heftige Gemüthsbewe- gungen, und äußern sich wie die Unterdrückungen der Men- struation (1. Thl. §. 207.) durch Nervenzufälle, Fieberbe- wegungen, heftige Schmerzen und bei krampfhafter oder mecha- nischer Verschließung des Muttermundes durch Auftreibung der Gebärmutter, Spannung im Unterleibe; ja selbst Bauchfell- entzündung und Kindbettfieber wird die Folge davon seyn können.
Anmerkung. Alle diese Unterdrückungen, auch die der Milch und des Schweißes, sind übrigens immer um desto gefährlicher, je früher im Wochenbett sie sich ereignen.
§. 1569.
Zu ſchwacher oder voͤllig unterdruͤckter Lo- chienfluß. Entweder indem ein ſehr gereitzter Zuſtand an- derer Organe hervortritt, welcher die Ausſcheidung im Uterus vermindert, oder indem im Uterus ſelbſt eine entzuͤndliche Reitzung ſich zeigt, welche den Abgang hemmt, oder endlich indem durch krampfhafte Verſchließungen (z. B. nach ploͤtz- lichen Gemuͤthsbewegungen), oder mechaniſche Verſtopfung des Muttermundes (z. B. von Nachgeburtsreſten) der Lochienfluß ſich vermindert oder gaͤnzlich ſtockt, kommt dieſe Regelwidrig- keit zu Stande. Es iſt ſonach dieſelbe gleich der Hemmung oder Verminderung der Menſtruation haͤufiger fuͤr ein Zeichen anderer Krankheitszuſtaͤnde, als ſelbſt fuͤr eine beſondere Krank- heit zu erklaͤren. Ob eine oder die Andere der genannten Urſachen die Stockung der Lochien veranlaße, muß ſich aus der Unterſuchung des Geſammtzuſtandes und aus Beruͤckſich- tigung der Gelegenheitsurſachen, ſo wie, was die mechani- ſchen Urſachen betrifft, durch die innere Unterſuchung ergeben.
§. 1570.
Die Folgen dieſer gehemmten Ausſcheidung an und fuͤr ſich ſind vorzuͤglich bedeutend bei mehr lokalen Veranlaſſun- gen und ploͤtzlichen Unterdruͤckungen, z. B. durch Erkaͤltung der Fuͤße, oder des Unterleibes, durch heftige Gemuͤthsbewe- gungen, und aͤußern ſich wie die Unterdruͤckungen der Men- ſtruation (1. Thl. §. 207.) durch Nervenzufaͤlle, Fieberbe- wegungen, heftige Schmerzen und bei krampfhafter oder mecha- niſcher Verſchließung des Muttermundes durch Auftreibung der Gebaͤrmutter, Spannung im Unterleibe; ja ſelbſt Bauchfell- entzuͤndung und Kindbettfieber wird die Folge davon ſeyn koͤnnen.
Anmerkung. Alle dieſe Unterdruͤckungen, auch die der Milch und des Schweißes, ſind uͤbrigens immer um deſto gefaͤhrlicher, je fruͤher im Wochenbett ſie ſich ereignen.
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§. 1569.
Zu ſchwacher oder voͤllig unterdruͤckter Lo-
chienfluß. Entweder indem ein ſehr gereitzter Zuſtand an-
derer Organe hervortritt, welcher die Ausſcheidung im Uterus
vermindert, oder indem im Uterus ſelbſt eine entzuͤndliche
Reitzung ſich zeigt, welche den Abgang hemmt, oder endlich
indem durch krampfhafte Verſchließungen (z. B. nach ploͤtz-
lichen Gemuͤthsbewegungen), oder mechaniſche Verſtopfung des
Muttermundes (z. B. von Nachgeburtsreſten) der Lochienfluß
ſich vermindert oder gaͤnzlich ſtockt, kommt dieſe Regelwidrig-
keit zu Stande. Es iſt ſonach dieſelbe gleich der Hemmung
oder Verminderung der Menſtruation haͤufiger fuͤr ein Zeichen
anderer Krankheitszuſtaͤnde, als ſelbſt fuͤr eine beſondere Krank-
heit zu erklaͤren. Ob eine oder die Andere der genannten
Urſachen die Stockung der Lochien veranlaße, muß ſich aus
der Unterſuchung des Geſammtzuſtandes und aus Beruͤckſich-
tigung der Gelegenheitsurſachen, ſo wie, was die mechani-
ſchen Urſachen betrifft, durch die innere Unterſuchung ergeben.
§. 1570.
Die Folgen dieſer gehemmten Ausſcheidung an und fuͤr
ſich ſind vorzuͤglich bedeutend bei mehr lokalen Veranlaſſun-
gen und ploͤtzlichen Unterdruͤckungen, z. B. durch Erkaͤltung
der Fuͤße, oder des Unterleibes, durch heftige Gemuͤthsbewe-
gungen, und aͤußern ſich wie die Unterdruͤckungen der Men-
ſtruation (1. Thl. §. 207.) durch Nervenzufaͤlle, Fieberbe-
wegungen, heftige Schmerzen und bei krampfhafter oder mecha-
niſcher Verſchließung des Muttermundes durch Auftreibung der
Gebaͤrmutter, Spannung im Unterleibe; ja ſelbſt Bauchfell-
entzuͤndung und Kindbettfieber wird die Folge davon ſeyn
koͤnnen.
Anmerkung. Alle dieſe Unterdruͤckungen, auch die der
Milch und des Schweißes, ſind uͤbrigens immer um deſto
gefaͤhrlicher, je fruͤher im Wochenbett ſie ſich ereignen.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/574>, abgerufen am 21.11.2024.
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