theils der entzündliche und krampfhafte Zustand derselben ge- hört. Die Lähmung durch stark und lange auf dem Scham- bogen aufstehenden Kindeskopf, versäumte Harnentleerung vor der Entbindung, und frühere atonische Zustände der Geburts- und Harnwege veranlaßt, führt Ischurie herbei und charakte- risirt sich durch Mangel an Fieber so wie an Schmerz bei Berüh- rung der Regio hypogastrica und dem Einbringen des Ka- theters. -- Entzündung und Krampf hingegen findet sich bei reizbaren Subjekten nach schweren Geburten, treibenden er- hitzenden Mitteln und vorher versäumter Blasenentleerung, bringt Strangurie, Ischurie, zuweilen auch Unvermögen den Harn zurückzuhalten hervor, und wird durch Empfindlichkeit, durch die gesammte Constitution, und bei Entzündung durch das nie mangelnde Fieber bezeichnet.
§. 1556.
Die Behandlung dieser Zustände hat mit der der Harn- beschwerden bei Schwangern viel Uebereinstimmendes. Die Geschwulst der Harnröhre, der krampfhafte Zustand der Harn- blase und eben so die Entzündungszustände machen äußerlich zunächst Umschläge von den Specieb. resolvent. über die äußern Geschlechtstheile und die regio hypogastrica unent- behrlich, zugleich muß, wenn die Anhäufung des Urins be- deutender wird, nothwendig der Katheter eingebracht werden. -- Zeigt sich ein paralytischer Zustand der Harnblase, so sind flüch- tig reitzende Einreibungen, das Emplastr. aromaticum, Auf- tröpfeln von Naphtha u. s. w. mit Nutzen anzuwenden, so wie, wenn Incontinentia urinae durch Atonie des Blasen- halses verursacht wird, aromatische Umschläge mit Wein oder spirituösen Zusätzen nicht unterlassen werden dürfen.
§. 1557.
Auch die weitere Behandlung richtet sich nach den be- sondern Ursachen. Entzündliche Zustände mit Fieber verknüpft machen allgemeine oder örtliche Blutentziehung, kühlende Emulsionen, blande Abführungen, den Gebrauch des Calo-
theils der entzuͤndliche und krampfhafte Zuſtand derſelben ge- hoͤrt. Die Laͤhmung durch ſtark und lange auf dem Scham- bogen aufſtehenden Kindeskopf, verſaͤumte Harnentleerung vor der Entbindung, und fruͤhere atoniſche Zuſtaͤnde der Geburts- und Harnwege veranlaßt, fuͤhrt Iſchurie herbei und charakte- riſirt ſich durch Mangel an Fieber ſo wie an Schmerz bei Beruͤh- rung der Regio hypogastrica und dem Einbringen des Ka- theters. — Entzuͤndung und Krampf hingegen findet ſich bei reizbaren Subjekten nach ſchweren Geburten, treibenden er- hitzenden Mitteln und vorher verſaͤumter Blaſenentleerung, bringt Strangurie, Iſchurie, zuweilen auch Unvermoͤgen den Harn zuruͤckzuhalten hervor, und wird durch Empfindlichkeit, durch die geſammte Conſtitution, und bei Entzuͤndung durch das nie mangelnde Fieber bezeichnet.
§. 1556.
Die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde hat mit der der Harn- beſchwerden bei Schwangern viel Uebereinſtimmendes. Die Geſchwulſt der Harnroͤhre, der krampfhafte Zuſtand der Harn- blaſe und eben ſo die Entzuͤndungszuſtaͤnde machen aͤußerlich zunaͤchſt Umſchlaͤge von den Specieb. resolvent. uͤber die aͤußern Geſchlechtstheile und die regio hypogastrica unent- behrlich, zugleich muß, wenn die Anhaͤufung des Urins be- deutender wird, nothwendig der Katheter eingebracht werden. — Zeigt ſich ein paralytiſcher Zuſtand der Harnblaſe, ſo ſind fluͤch- tig reitzende Einreibungen, das Emplastr. aromaticum, Auf- troͤpfeln von Naphtha u. ſ. w. mit Nutzen anzuwenden, ſo wie, wenn Incontinentia urinae durch Atonie des Blaſen- halſes verurſacht wird, aromatiſche Umſchlaͤge mit Wein oder ſpirituoͤſen Zuſaͤtzen nicht unterlaſſen werden duͤrfen.
§. 1557.
Auch die weitere Behandlung richtet ſich nach den be- ſondern Urſachen. Entzuͤndliche Zuſtaͤnde mit Fieber verknuͤpft machen allgemeine oder oͤrtliche Blutentziehung, kuͤhlende Emulſionen, blande Abfuͤhrungen, den Gebrauch des Calo-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0566"n="540"/>
theils der entzuͤndliche und krampfhafte Zuſtand derſelben ge-<lb/>
hoͤrt. Die Laͤhmung durch ſtark und lange auf dem Scham-<lb/>
bogen aufſtehenden Kindeskopf, verſaͤumte Harnentleerung vor<lb/>
der Entbindung, und fruͤhere atoniſche Zuſtaͤnde der Geburts-<lb/>
und Harnwege veranlaßt, fuͤhrt Iſchurie herbei und charakte-<lb/>
riſirt ſich durch Mangel an Fieber ſo wie an Schmerz bei Beruͤh-<lb/>
rung der <hirendition="#aq">Regio hypogastrica</hi> und dem Einbringen des Ka-<lb/>
theters. — Entzuͤndung und Krampf hingegen findet ſich bei<lb/>
reizbaren Subjekten nach ſchweren Geburten, treibenden er-<lb/>
hitzenden Mitteln und vorher verſaͤumter Blaſenentleerung,<lb/>
bringt Strangurie, Iſchurie, zuweilen auch Unvermoͤgen den<lb/>
Harn zuruͤckzuhalten hervor, und wird durch Empfindlichkeit,<lb/>
durch die geſammte Conſtitution, und bei Entzuͤndung durch<lb/>
das nie mangelnde Fieber bezeichnet.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1556.</head><lb/><p>Die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde hat mit der der Harn-<lb/>
beſchwerden bei Schwangern viel Uebereinſtimmendes. Die<lb/>
Geſchwulſt der Harnroͤhre, der krampfhafte Zuſtand der Harn-<lb/>
blaſe und eben ſo die Entzuͤndungszuſtaͤnde machen aͤußerlich<lb/>
zunaͤchſt Umſchlaͤge von den <hirendition="#aq">Specieb. resolvent.</hi> uͤber die<lb/>
aͤußern Geſchlechtstheile und die <hirendition="#aq">regio hypogastrica</hi> unent-<lb/>
behrlich, zugleich muß, wenn die Anhaͤufung des Urins be-<lb/>
deutender wird, nothwendig der Katheter eingebracht werden. —<lb/>
Zeigt ſich ein paralytiſcher Zuſtand der Harnblaſe, ſo ſind fluͤch-<lb/>
tig reitzende Einreibungen, das <hirendition="#aq">Emplastr. aromaticum,</hi> Auf-<lb/>
troͤpfeln von Naphtha u. ſ. w. mit Nutzen anzuwenden, ſo<lb/>
wie, wenn <hirendition="#aq">Incontinentia urinae</hi> durch Atonie des Blaſen-<lb/>
halſes verurſacht wird, aromatiſche Umſchlaͤge mit Wein oder<lb/>ſpirituoͤſen Zuſaͤtzen nicht unterlaſſen werden duͤrfen.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1557.</head><lb/><p>Auch die weitere Behandlung richtet ſich nach den be-<lb/>ſondern Urſachen. Entzuͤndliche Zuſtaͤnde mit Fieber verknuͤpft<lb/>
machen allgemeine oder oͤrtliche Blutentziehung, kuͤhlende<lb/>
Emulſionen, blande Abfuͤhrungen, den Gebrauch des Calo-<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[540/0566]
theils der entzuͤndliche und krampfhafte Zuſtand derſelben ge-
hoͤrt. Die Laͤhmung durch ſtark und lange auf dem Scham-
bogen aufſtehenden Kindeskopf, verſaͤumte Harnentleerung vor
der Entbindung, und fruͤhere atoniſche Zuſtaͤnde der Geburts-
und Harnwege veranlaßt, fuͤhrt Iſchurie herbei und charakte-
riſirt ſich durch Mangel an Fieber ſo wie an Schmerz bei Beruͤh-
rung der Regio hypogastrica und dem Einbringen des Ka-
theters. — Entzuͤndung und Krampf hingegen findet ſich bei
reizbaren Subjekten nach ſchweren Geburten, treibenden er-
hitzenden Mitteln und vorher verſaͤumter Blaſenentleerung,
bringt Strangurie, Iſchurie, zuweilen auch Unvermoͤgen den
Harn zuruͤckzuhalten hervor, und wird durch Empfindlichkeit,
durch die geſammte Conſtitution, und bei Entzuͤndung durch
das nie mangelnde Fieber bezeichnet.
§. 1556.
Die Behandlung dieſer Zuſtaͤnde hat mit der der Harn-
beſchwerden bei Schwangern viel Uebereinſtimmendes. Die
Geſchwulſt der Harnroͤhre, der krampfhafte Zuſtand der Harn-
blaſe und eben ſo die Entzuͤndungszuſtaͤnde machen aͤußerlich
zunaͤchſt Umſchlaͤge von den Specieb. resolvent. uͤber die
aͤußern Geſchlechtstheile und die regio hypogastrica unent-
behrlich, zugleich muß, wenn die Anhaͤufung des Urins be-
deutender wird, nothwendig der Katheter eingebracht werden. —
Zeigt ſich ein paralytiſcher Zuſtand der Harnblaſe, ſo ſind fluͤch-
tig reitzende Einreibungen, das Emplastr. aromaticum, Auf-
troͤpfeln von Naphtha u. ſ. w. mit Nutzen anzuwenden, ſo
wie, wenn Incontinentia urinae durch Atonie des Blaſen-
halſes verurſacht wird, aromatiſche Umſchlaͤge mit Wein oder
ſpirituoͤſen Zuſaͤtzen nicht unterlaſſen werden duͤrfen.
§. 1557.
Auch die weitere Behandlung richtet ſich nach den be-
ſondern Urſachen. Entzuͤndliche Zuſtaͤnde mit Fieber verknuͤpft
machen allgemeine oder oͤrtliche Blutentziehung, kuͤhlende
Emulſionen, blande Abfuͤhrungen, den Gebrauch des Calo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 540. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/566>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.