Placenta entstandene Blutung angemessen zu behandeln. Weit häufiger kommt die zu beträchtliche Kürze der Nabelschnur durch Umschlingung vor, und am häufigsten liegen dann die Schlingen um den Hals. Zuweilen ist indeß auch der Na- belstrang durch die Schenkel gezogen, um Arme und Schen- kel gewickelt u. s. w. Erkennen lassen sich diese Umschlin- gungen, außer während der Wendung, nur während des Aus- tritts vom Kinde. Vermuthen kann man indeß namentlich die Umschlingung um den Hals, wenn während oder noch vor dem Durchschneiden, sich Blutungen einfinden, und die Krei- sende während des tiefern Herabrückens des Kindeskopfs fixe Schmerzen an einer Stelle des Uterus empfindet.
§. 1519.
Die Folgen dieser Umschlingungen, wodurch eine starke Verkürzung des Nabelstrangs herbei geführt wird, sind für Mutter und Kind nicht ohne Gefahr. Zunächst wird auch hierbei leicht eine frühere Trennung der Placenta und heftige Blutung veranlaßt, oder es steht, bei sehr fester Adhäsion der Placenta, die Zerreißung des Nabelstranges zu fürchten. Aus- serdem wirkt aber auch eine solche Umschlingung durch die Spannung oder den Druck, welchen der Nabelstrang erleidet, für das Kind gefährlich und verursacht leicht das Absterben desselben. Endlich kann allerdings auch der Kindeskopf selbst durch solche Umschlingungen entweder eine Schieflage erhalten, oder in seinem Fortgange im Becken etwas verzögert wer- den; jedoch hat man die letztere Einwirkung sonst gewöhnlich viel zu hoch angeschlagen, da bei kräftigen Wehen der schwa- che Nabelstrang kein dauerndes Hinderniß seyn kann.
§. 1520.
Die Behandlung wird auf Beseitigung der Umschlin- gung gerichtet seyn müssen, welches freilich größtentheils, aus- ser zuweilen während der Wendung, nicht eher möglich wer- den wird, bis der umschlungene Theil am Ausgange des Beckens erreichbar wird. Umschlingungen um den Hals sucht
Placenta entſtandene Blutung angemeſſen zu behandeln. Weit haͤufiger kommt die zu betraͤchtliche Kuͤrze der Nabelſchnur durch Umſchlingung vor, und am haͤufigſten liegen dann die Schlingen um den Hals. Zuweilen iſt indeß auch der Na- belſtrang durch die Schenkel gezogen, um Arme und Schen- kel gewickelt u. ſ. w. Erkennen laſſen ſich dieſe Umſchlin- gungen, außer waͤhrend der Wendung, nur waͤhrend des Aus- tritts vom Kinde. Vermuthen kann man indeß namentlich die Umſchlingung um den Hals, wenn waͤhrend oder noch vor dem Durchſchneiden, ſich Blutungen einfinden, und die Krei- ſende waͤhrend des tiefern Herabruͤckens des Kindeskopfs fixe Schmerzen an einer Stelle des Uterus empfindet.
§. 1519.
Die Folgen dieſer Umſchlingungen, wodurch eine ſtarke Verkuͤrzung des Nabelſtrangs herbei gefuͤhrt wird, ſind fuͤr Mutter und Kind nicht ohne Gefahr. Zunaͤchſt wird auch hierbei leicht eine fruͤhere Trennung der Placenta und heftige Blutung veranlaßt, oder es ſteht, bei ſehr feſter Adhaͤſion der Placenta, die Zerreißung des Nabelſtranges zu fuͤrchten. Auſ- ſerdem wirkt aber auch eine ſolche Umſchlingung durch die Spannung oder den Druck, welchen der Nabelſtrang erleidet, fuͤr das Kind gefaͤhrlich und verurſacht leicht das Abſterben deſſelben. Endlich kann allerdings auch der Kindeskopf ſelbſt durch ſolche Umſchlingungen entweder eine Schieflage erhalten, oder in ſeinem Fortgange im Becken etwas verzoͤgert wer- den; jedoch hat man die letztere Einwirkung ſonſt gewoͤhnlich viel zu hoch angeſchlagen, da bei kraͤftigen Wehen der ſchwa- che Nabelſtrang kein dauerndes Hinderniß ſeyn kann.
§. 1520.
Die Behandlung wird auf Beſeitigung der Umſchlin- gung gerichtet ſeyn muͤſſen, welches freilich groͤßtentheils, auſ- ſer zuweilen waͤhrend der Wendung, nicht eher moͤglich wer- den wird, bis der umſchlungene Theil am Ausgange des Beckens erreichbar wird. Umſchlingungen um den Hals ſucht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0544"n="518"/>
Placenta entſtandene Blutung angemeſſen zu behandeln. Weit<lb/>
haͤufiger kommt die zu betraͤchtliche Kuͤrze der Nabelſchnur<lb/>
durch Umſchlingung vor, und am haͤufigſten liegen dann die<lb/>
Schlingen um den Hals. Zuweilen iſt indeß auch der Na-<lb/>
belſtrang durch die Schenkel gezogen, um Arme und Schen-<lb/>
kel gewickelt u. ſ. w. Erkennen laſſen ſich dieſe Umſchlin-<lb/>
gungen, außer waͤhrend der Wendung, nur waͤhrend des Aus-<lb/>
tritts vom Kinde. Vermuthen kann man indeß namentlich<lb/>
die Umſchlingung um den Hals, wenn waͤhrend oder noch vor<lb/>
dem Durchſchneiden, ſich Blutungen einfinden, und die Krei-<lb/>ſende waͤhrend des tiefern Herabruͤckens des Kindeskopfs fixe<lb/>
Schmerzen an einer Stelle des Uterus empfindet.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1519.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Folgen</hi> dieſer Umſchlingungen, wodurch eine ſtarke<lb/>
Verkuͤrzung des Nabelſtrangs herbei gefuͤhrt wird, ſind fuͤr<lb/>
Mutter und Kind nicht ohne Gefahr. Zunaͤchſt wird auch<lb/>
hierbei leicht eine fruͤhere Trennung der Placenta und heftige<lb/>
Blutung veranlaßt, oder es ſteht, bei ſehr feſter Adhaͤſion der<lb/>
Placenta, die Zerreißung des Nabelſtranges zu fuͤrchten. Auſ-<lb/>ſerdem wirkt aber auch eine ſolche Umſchlingung durch die<lb/>
Spannung oder den Druck, welchen der Nabelſtrang erleidet,<lb/>
fuͤr das Kind gefaͤhrlich und verurſacht leicht das Abſterben<lb/>
deſſelben. Endlich kann allerdings auch der Kindeskopf ſelbſt<lb/>
durch ſolche Umſchlingungen entweder eine Schieflage erhalten,<lb/>
oder in ſeinem Fortgange im Becken <hirendition="#g">etwas</hi> verzoͤgert wer-<lb/>
den; jedoch hat man die letztere Einwirkung ſonſt gewoͤhnlich<lb/>
viel zu hoch angeſchlagen, da bei kraͤftigen Wehen der ſchwa-<lb/>
che Nabelſtrang kein dauerndes Hinderniß ſeyn kann.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1520.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Behandlung</hi> wird auf Beſeitigung der Umſchlin-<lb/>
gung gerichtet ſeyn muͤſſen, welches freilich groͤßtentheils, auſ-<lb/>ſer zuweilen waͤhrend der Wendung, nicht eher moͤglich wer-<lb/>
den wird, bis der umſchlungene Theil am Ausgange des<lb/>
Beckens erreichbar wird. Umſchlingungen um den Hals ſucht<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[518/0544]
Placenta entſtandene Blutung angemeſſen zu behandeln. Weit
haͤufiger kommt die zu betraͤchtliche Kuͤrze der Nabelſchnur
durch Umſchlingung vor, und am haͤufigſten liegen dann die
Schlingen um den Hals. Zuweilen iſt indeß auch der Na-
belſtrang durch die Schenkel gezogen, um Arme und Schen-
kel gewickelt u. ſ. w. Erkennen laſſen ſich dieſe Umſchlin-
gungen, außer waͤhrend der Wendung, nur waͤhrend des Aus-
tritts vom Kinde. Vermuthen kann man indeß namentlich
die Umſchlingung um den Hals, wenn waͤhrend oder noch vor
dem Durchſchneiden, ſich Blutungen einfinden, und die Krei-
ſende waͤhrend des tiefern Herabruͤckens des Kindeskopfs fixe
Schmerzen an einer Stelle des Uterus empfindet.
§. 1519.
Die Folgen dieſer Umſchlingungen, wodurch eine ſtarke
Verkuͤrzung des Nabelſtrangs herbei gefuͤhrt wird, ſind fuͤr
Mutter und Kind nicht ohne Gefahr. Zunaͤchſt wird auch
hierbei leicht eine fruͤhere Trennung der Placenta und heftige
Blutung veranlaßt, oder es ſteht, bei ſehr feſter Adhaͤſion der
Placenta, die Zerreißung des Nabelſtranges zu fuͤrchten. Auſ-
ſerdem wirkt aber auch eine ſolche Umſchlingung durch die
Spannung oder den Druck, welchen der Nabelſtrang erleidet,
fuͤr das Kind gefaͤhrlich und verurſacht leicht das Abſterben
deſſelben. Endlich kann allerdings auch der Kindeskopf ſelbſt
durch ſolche Umſchlingungen entweder eine Schieflage erhalten,
oder in ſeinem Fortgange im Becken etwas verzoͤgert wer-
den; jedoch hat man die letztere Einwirkung ſonſt gewoͤhnlich
viel zu hoch angeſchlagen, da bei kraͤftigen Wehen der ſchwa-
che Nabelſtrang kein dauerndes Hinderniß ſeyn kann.
§. 1520.
Die Behandlung wird auf Beſeitigung der Umſchlin-
gung gerichtet ſeyn muͤſſen, welches freilich groͤßtentheils, auſ-
ſer zuweilen waͤhrend der Wendung, nicht eher moͤglich wer-
den wird, bis der umſchlungene Theil am Ausgange des
Beckens erreichbar wird. Umſchlingungen um den Hals ſucht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 518. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/544>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.