Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

und eben so wie wir auch in andern Organen, ja im nicht-
schwangern Uterus selbst, wenn aufgeregte Bildungskraft nicht
zu Hervorbringung regelmäßiger Gestaltungen ausreicht, An-
häufung von Wasser entstehen sehen, bildet sich ein solcher Zustand
auch innerhalb der Eihäute; weßhalb denn gewöhnlich bei so
vielem Wasser das Kind weniger kräftig genährt erscheint.

§. 1512.

Zeichen dieses Zustandes werden durch die bedeutende
Ausdehnung des Leibes, die starken, oft nach mehrern Rich-
tungen gefühlten Bewegungen des Kindes, selbst noch während
der zweiten Geburtsperiode, und durch die pralle, gewöhnlich
auch außer den Wehen angespannte Blase, gegeben. Die
Folgen des zu vielen Fruchtwassers für das Geburtsgeschäft
zeigen sich schon vor Beginn desselben durch die bei größerer
Beweglichkeit des Kindes begünstigten abnormen Lagen und
Stellungen desselben, die leichter möglich werdenden Umschlin-
gungen des Nabelstranges, das durch den vermehrten Druck
des Uterus auf benachbarte Gebilde öfters gestörte allgemei-
ne Wohlbefinden u. s. w. -- Bei der Geburt selbst hingegen,
bewirkt namentlich die zubeträchtliche Ausdehnung der Fasern
des Uterus eine Atonie, welche außer der dadurch verursachten
schmerzhaften Spannung des Leibes theils in der zweiten
Periode die Eröffnung des Muttermundes sehr erschwert (indem
hierbei auch oft noch die Spannung der stets gegen den innern
Muttermund angedrängten Blase reizt und hindert), theils auch
noch in der dritten und vierten fortwirkt und den Austritt des
Kindes verzögert, (wobei zugleich die abnormen öfters Statt fin-
denden Lagen des Kindes und Nabelstranges hinderlich werden).
Vorzüglich gern aber entstehen sie durch die, in der fünften Periode
eintretenden Nachgeburtszögerungen und Blutungen, und endlich
wird selbst noch während des Wochenbetts oft eine langsame und
unvollkommnere Zusammenziehung des Uterus dadurch veranlaßt.

§. 1513.

Was die Behandlung betrifft, so müssen wir hierbei
zunächst auf die Hülfe aufmerksam seyn, durch welche die

II. Theil. 33

und eben ſo wie wir auch in andern Organen, ja im nicht-
ſchwangern Uterus ſelbſt, wenn aufgeregte Bildungskraft nicht
zu Hervorbringung regelmaͤßiger Geſtaltungen ausreicht, An-
haͤufung von Waſſer entſtehen ſehen, bildet ſich ein ſolcher Zuſtand
auch innerhalb der Eihaͤute; weßhalb denn gewoͤhnlich bei ſo
vielem Waſſer das Kind weniger kraͤftig genaͤhrt erſcheint.

§. 1512.

Zeichen dieſes Zuſtandes werden durch die bedeutende
Ausdehnung des Leibes, die ſtarken, oft nach mehrern Rich-
tungen gefuͤhlten Bewegungen des Kindes, ſelbſt noch waͤhrend
der zweiten Geburtsperiode, und durch die pralle, gewoͤhnlich
auch außer den Wehen angeſpannte Blaſe, gegeben. Die
Folgen des zu vielen Fruchtwaſſers fuͤr das Geburtsgeſchaͤft
zeigen ſich ſchon vor Beginn deſſelben durch die bei groͤßerer
Beweglichkeit des Kindes beguͤnſtigten abnormen Lagen und
Stellungen deſſelben, die leichter moͤglich werdenden Umſchlin-
gungen des Nabelſtranges, das durch den vermehrten Druck
des Uterus auf benachbarte Gebilde oͤfters geſtoͤrte allgemei-
ne Wohlbefinden u. ſ. w. — Bei der Geburt ſelbſt hingegen,
bewirkt namentlich die zubetraͤchtliche Ausdehnung der Faſern
des Uterus eine Atonie, welche außer der dadurch verurſachten
ſchmerzhaften Spannung des Leibes theils in der zweiten
Periode die Eroͤffnung des Muttermundes ſehr erſchwert (indem
hierbei auch oft noch die Spannung der ſtets gegen den innern
Muttermund angedraͤngten Blaſe reizt und hindert), theils auch
noch in der dritten und vierten fortwirkt und den Austritt des
Kindes verzoͤgert, (wobei zugleich die abnormen oͤfters Statt fin-
denden Lagen des Kindes und Nabelſtranges hinderlich werden).
Vorzuͤglich gern aber entſtehen ſie durch die, in der fuͤnften Periode
eintretenden Nachgeburtszoͤgerungen und Blutungen, und endlich
wird ſelbſt noch waͤhrend des Wochenbetts oft eine langſame und
unvollkommnere Zuſammenziehung des Uterus dadurch veranlaßt.

§. 1513.

Was die Behandlung betrifft, ſo muͤſſen wir hierbei
zunaͤchſt auf die Huͤlfe aufmerkſam ſeyn, durch welche die

II. Theil. 33
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0539" n="513"/>
und eben &#x017F;o wie wir auch in andern Organen, ja im nicht-<lb/>
&#x017F;chwangern Uterus &#x017F;elb&#x017F;t, wenn aufgeregte Bildungskraft nicht<lb/>
zu Hervorbringung regelma&#x0364;ßiger Ge&#x017F;taltungen ausreicht, An-<lb/>
ha&#x0364;ufung von Wa&#x017F;&#x017F;er ent&#x017F;tehen &#x017F;ehen, bildet &#x017F;ich ein &#x017F;olcher Zu&#x017F;tand<lb/>
auch innerhalb der Eiha&#x0364;ute; weßhalb denn gewo&#x0364;hnlich bei &#x017F;o<lb/>
vielem Wa&#x017F;&#x017F;er das Kind weniger kra&#x0364;ftig gena&#x0364;hrt er&#x017F;cheint.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1512.</head><lb/>
                        <p><hi rendition="#g">Zeichen</hi> die&#x017F;es Zu&#x017F;tandes werden durch die bedeutende<lb/>
Ausdehnung des Leibes, die &#x017F;tarken, oft nach mehrern Rich-<lb/>
tungen gefu&#x0364;hlten Bewegungen des Kindes, &#x017F;elb&#x017F;t noch wa&#x0364;hrend<lb/>
der zweiten Geburtsperiode, und durch die pralle, gewo&#x0364;hnlich<lb/>
auch außer den Wehen ange&#x017F;pannte Bla&#x017F;e, gegeben. Die<lb/><hi rendition="#g">Folgen</hi> des zu vielen Fruchtwa&#x017F;&#x017F;ers fu&#x0364;r das Geburtsge&#x017F;cha&#x0364;ft<lb/>
zeigen &#x017F;ich &#x017F;chon vor Beginn de&#x017F;&#x017F;elben durch die bei gro&#x0364;ßerer<lb/>
Beweglichkeit des Kindes begu&#x0364;n&#x017F;tigten abnormen Lagen und<lb/>
Stellungen de&#x017F;&#x017F;elben, die leichter mo&#x0364;glich werdenden Um&#x017F;chlin-<lb/>
gungen des Nabel&#x017F;tranges, das durch den vermehrten Druck<lb/>
des Uterus auf benachbarte Gebilde o&#x0364;fters ge&#x017F;to&#x0364;rte allgemei-<lb/>
ne Wohlbefinden u. &#x017F;. w. &#x2014; Bei der Geburt &#x017F;elb&#x017F;t hingegen,<lb/>
bewirkt namentlich die zubetra&#x0364;chtliche Ausdehnung der Fa&#x017F;ern<lb/>
des Uterus eine Atonie, welche außer der dadurch verur&#x017F;achten<lb/>
&#x017F;chmerzhaften Spannung des Leibes theils in der zweiten<lb/>
Periode die Ero&#x0364;ffnung des Muttermundes &#x017F;ehr er&#x017F;chwert (indem<lb/>
hierbei auch oft noch die Spannung der &#x017F;tets gegen den innern<lb/>
Muttermund angedra&#x0364;ngten Bla&#x017F;e reizt und hindert), theils auch<lb/>
noch in der dritten und vierten fortwirkt und den Austritt des<lb/>
Kindes verzo&#x0364;gert, (wobei zugleich die abnormen o&#x0364;fters Statt fin-<lb/>
denden Lagen des Kindes und Nabel&#x017F;tranges hinderlich werden).<lb/>
Vorzu&#x0364;glich gern aber ent&#x017F;tehen &#x017F;ie durch die, in der fu&#x0364;nften Periode<lb/>
eintretenden Nachgeburtszo&#x0364;gerungen und Blutungen, und endlich<lb/>
wird &#x017F;elb&#x017F;t noch wa&#x0364;hrend des Wochenbetts oft eine lang&#x017F;ame und<lb/>
unvollkommnere Zu&#x017F;ammenziehung des Uterus dadurch veranlaßt.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1513.</head><lb/>
                        <p>Was die <hi rendition="#g">Behandlung</hi> betrifft, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir hierbei<lb/>
zuna&#x0364;ch&#x017F;t auf die Hu&#x0364;lfe aufmerk&#x017F;am &#x017F;eyn, durch welche die<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. 33</fw><lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0539] und eben ſo wie wir auch in andern Organen, ja im nicht- ſchwangern Uterus ſelbſt, wenn aufgeregte Bildungskraft nicht zu Hervorbringung regelmaͤßiger Geſtaltungen ausreicht, An- haͤufung von Waſſer entſtehen ſehen, bildet ſich ein ſolcher Zuſtand auch innerhalb der Eihaͤute; weßhalb denn gewoͤhnlich bei ſo vielem Waſſer das Kind weniger kraͤftig genaͤhrt erſcheint. §. 1512. Zeichen dieſes Zuſtandes werden durch die bedeutende Ausdehnung des Leibes, die ſtarken, oft nach mehrern Rich- tungen gefuͤhlten Bewegungen des Kindes, ſelbſt noch waͤhrend der zweiten Geburtsperiode, und durch die pralle, gewoͤhnlich auch außer den Wehen angeſpannte Blaſe, gegeben. Die Folgen des zu vielen Fruchtwaſſers fuͤr das Geburtsgeſchaͤft zeigen ſich ſchon vor Beginn deſſelben durch die bei groͤßerer Beweglichkeit des Kindes beguͤnſtigten abnormen Lagen und Stellungen deſſelben, die leichter moͤglich werdenden Umſchlin- gungen des Nabelſtranges, das durch den vermehrten Druck des Uterus auf benachbarte Gebilde oͤfters geſtoͤrte allgemei- ne Wohlbefinden u. ſ. w. — Bei der Geburt ſelbſt hingegen, bewirkt namentlich die zubetraͤchtliche Ausdehnung der Faſern des Uterus eine Atonie, welche außer der dadurch verurſachten ſchmerzhaften Spannung des Leibes theils in der zweiten Periode die Eroͤffnung des Muttermundes ſehr erſchwert (indem hierbei auch oft noch die Spannung der ſtets gegen den innern Muttermund angedraͤngten Blaſe reizt und hindert), theils auch noch in der dritten und vierten fortwirkt und den Austritt des Kindes verzoͤgert, (wobei zugleich die abnormen oͤfters Statt fin- denden Lagen des Kindes und Nabelſtranges hinderlich werden). Vorzuͤglich gern aber entſtehen ſie durch die, in der fuͤnften Periode eintretenden Nachgeburtszoͤgerungen und Blutungen, und endlich wird ſelbſt noch waͤhrend des Wochenbetts oft eine langſame und unvollkommnere Zuſammenziehung des Uterus dadurch veranlaßt. §. 1513. Was die Behandlung betrifft, ſo muͤſſen wir hierbei zunaͤchſt auf die Huͤlfe aufmerkſam ſeyn, durch welche die II. Theil. 33

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/539
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/539>, abgerufen am 21.11.2024.