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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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holender Frost, Gefühl allgemeinen Uebelbefindens, verlorene
Eßlust, fauliger Geschmack, Empfindung von Schwere und
Kälte im Unterleibe, wobei die Schwangere das Herüber-
und Hinüberfallen eines schweren Klumpens, im Wenden von
einer zur andern Seite wahrnimmt *); ferner Zusammenfallen
der Brüste, Erschlaffung der Vaginalportion und des Mutter-
mundes, Ausfluß von vielem oft gefärbtem und riechendem
Schleim, kühlere Temperatur der Vagina, Kreuzschmerzen
u. s. w. -- Ist nun das Absterben der Frucht erfolgt, so
wird bei aufgehobener Wechselwirkung zwischen Ei und Uterus
die Neigung zur Ausstoßung des erstern rege, und erfolgen
denn endlich Wehen so geht die Geburt vor sich. -- Die
Zeit wie lange die bereits völlig abgestorbene Frucht noch im
Uterus bleibt, ist verschieden, zuweilen erfolgt das Ausstoßen
derselben sehr bald, zuweilen kann sie auch wohl eine, ja
mehrere Wochen im Uterus zurückbleiben, ja es läßt sich
hierbei durchaus a priori die mögliche Zeit des Zurückbleibens
gar nicht bestimmen, da wir bei den verzögerten Schwan-
gerschaften einiger freilich höchst seltener Fälle erwähnen werden,
wo die todte Frucht Jahre lang zurückgeblieben war. --
Jenachdem die Frucht übrigens kürzere oder längere Zeit
zurückbleibt, und die Luft weniger oder mehr Zutritt hat
(z. B. bei mehr geöffnetem Muttermunde) ist die Fäulniß in
welcher Fruchtwasser, Kind und Nachgeburt geboren werden,
stärker oder schwächer. Mitunter erreicht sie wirklich einen
Grad fast völliger Auflösung.

§. 1460.

2) Mechanisch bewerkstelligte Abtrennung
der Frucht vom Uterus
. Sie ist entweder nur theilweise
geschehen oder betrifft die ganze Adhäsionsfläche der Placenta.

*) Dieses Gefühl ist physiologisch merkwürdig, und stimmt mit dem
Gefühl scheinbar vermehrter Schwere von Kranken welche dem
Tode nahe sind, überein.

holender Froſt, Gefuͤhl allgemeinen Uebelbefindens, verlorene
Eßluſt, fauliger Geſchmack, Empfindung von Schwere und
Kaͤlte im Unterleibe, wobei die Schwangere das Heruͤber-
und Hinuͤberfallen eines ſchweren Klumpens, im Wenden von
einer zur andern Seite wahrnimmt *); ferner Zuſammenfallen
der Bruͤſte, Erſchlaffung der Vaginalportion und des Mutter-
mundes, Ausfluß von vielem oft gefaͤrbtem und riechendem
Schleim, kuͤhlere Temperatur der Vagina, Kreuzſchmerzen
u. ſ. w. — Iſt nun das Abſterben der Frucht erfolgt, ſo
wird bei aufgehobener Wechſelwirkung zwiſchen Ei und Uterus
die Neigung zur Ausſtoßung des erſtern rege, und erfolgen
denn endlich Wehen ſo geht die Geburt vor ſich. — Die
Zeit wie lange die bereits voͤllig abgeſtorbene Frucht noch im
Uterus bleibt, iſt verſchieden, zuweilen erfolgt das Ausſtoßen
derſelben ſehr bald, zuweilen kann ſie auch wohl eine, ja
mehrere Wochen im Uterus zuruͤckbleiben, ja es laͤßt ſich
hierbei durchaus a priori die moͤgliche Zeit des Zuruͤckbleibens
gar nicht beſtimmen, da wir bei den verzoͤgerten Schwan-
gerſchaften einiger freilich hoͤchſt ſeltener Faͤlle erwaͤhnen werden,
wo die todte Frucht Jahre lang zuruͤckgeblieben war. —
Jenachdem die Frucht uͤbrigens kuͤrzere oder laͤngere Zeit
zuruͤckbleibt, und die Luft weniger oder mehr Zutritt hat
(z. B. bei mehr geoͤffnetem Muttermunde) iſt die Faͤulniß in
welcher Fruchtwaſſer, Kind und Nachgeburt geboren werden,
ſtaͤrker oder ſchwaͤcher. Mitunter erreicht ſie wirklich einen
Grad faſt voͤlliger Aufloͤſung.

§. 1460.

2) Mechaniſch bewerkſtelligte Abtrennung
der Frucht vom Uterus
. Sie iſt entweder nur theilweiſe
geſchehen oder betrifft die ganze Adhaͤſionsflaͤche der Placenta.

*) Dieſes Gefuͤhl iſt phyſiologiſch merkwuͤrdig, und ſtimmt mit dem
Gefuͤhl ſcheinbar vermehrter Schwere von Kranken welche dem
Tode nahe ſind, uͤberein.
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[482/0508] holender Froſt, Gefuͤhl allgemeinen Uebelbefindens, verlorene Eßluſt, fauliger Geſchmack, Empfindung von Schwere und Kaͤlte im Unterleibe, wobei die Schwangere das Heruͤber- und Hinuͤberfallen eines ſchweren Klumpens, im Wenden von einer zur andern Seite wahrnimmt *); ferner Zuſammenfallen der Bruͤſte, Erſchlaffung der Vaginalportion und des Mutter- mundes, Ausfluß von vielem oft gefaͤrbtem und riechendem Schleim, kuͤhlere Temperatur der Vagina, Kreuzſchmerzen u. ſ. w. — Iſt nun das Abſterben der Frucht erfolgt, ſo wird bei aufgehobener Wechſelwirkung zwiſchen Ei und Uterus die Neigung zur Ausſtoßung des erſtern rege, und erfolgen denn endlich Wehen ſo geht die Geburt vor ſich. — Die Zeit wie lange die bereits voͤllig abgeſtorbene Frucht noch im Uterus bleibt, iſt verſchieden, zuweilen erfolgt das Ausſtoßen derſelben ſehr bald, zuweilen kann ſie auch wohl eine, ja mehrere Wochen im Uterus zuruͤckbleiben, ja es laͤßt ſich hierbei durchaus a priori die moͤgliche Zeit des Zuruͤckbleibens gar nicht beſtimmen, da wir bei den verzoͤgerten Schwan- gerſchaften einiger freilich hoͤchſt ſeltener Faͤlle erwaͤhnen werden, wo die todte Frucht Jahre lang zuruͤckgeblieben war. — Jenachdem die Frucht uͤbrigens kuͤrzere oder laͤngere Zeit zuruͤckbleibt, und die Luft weniger oder mehr Zutritt hat (z. B. bei mehr geoͤffnetem Muttermunde) iſt die Faͤulniß in welcher Fruchtwaſſer, Kind und Nachgeburt geboren werden, ſtaͤrker oder ſchwaͤcher. Mitunter erreicht ſie wirklich einen Grad faſt voͤlliger Aufloͤſung. §. 1460. 2) Mechaniſch bewerkſtelligte Abtrennung der Frucht vom Uterus. Sie iſt entweder nur theilweiſe geſchehen oder betrifft die ganze Adhaͤſionsflaͤche der Placenta. *) Dieſes Gefuͤhl iſt phyſiologiſch merkwuͤrdig, und ſtimmt mit dem Gefuͤhl ſcheinbar vermehrter Schwere von Kranken welche dem Tode nahe ſind, uͤberein.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 482. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/508>, abgerufen am 21.12.2024.