Beckens zu sprechen. Das zu stark geneigte Becken (eine besonders häufig vorkommende Regelwidrigkeit) veranlaßt, aus- ser dem Nachtheile der Schieflage des Uterus nach vorn, schon während der Schwangerschaft, bei angehender Geburt vorzüg- lich erschwertes Eintreten des vorausgehenden Kopfs in das kleine Becken, Feststellen desselben über oder hinter dem Scham- bogen, Schieflagen oder Querlagen des Kindes, Vorfallen des Nabelstranges oder der Arme, Druck auf die Harnblase und Quetschung der vordern Muttermundslippe. -- Die Behand- lung muß hierbei theils auf die Schieflage des Uterus Rück- sicht nehmen (s. §. 1104.), theils das Eintreten des Kopfes oder Steißes zu befördern suchen, welches vorzüglich durch eine Lage geschieht, bei welcher die Neigung des Beckens selbst vermindert (d. i. der zu stumpfe Winkel welchen hier die Conjugata mit der Wirbelsäule macht, dem rechten etwas mehr genähert) wird. Man bringt zu diesem Endzweck die Gebärende in eine Seitenlage mit stark heraufgezogenen Schen- keln, und läßt den Oberkörper mehr nach vorn beugen. Es kann dieß schon in der zweiten Periode der Geburt geschehen, in der dritten aber müssen die Wehen in dieser Haltung ver- arbeitet werden, und gewöhnlich kommt der Kopf dann zu- mal gleich nach dem Abgange des Wassers am leichtesten ins Becken herab. Gelingt das Einleiten des Kopfs nicht, so wird die Wendung auf die Füße nothwendig. Anderes feh- lerhaftes Verhalten der Kindestheile fordert das bei diesen Re- gelwidrigkeiten später anzugebende besondere Verfahren, Ein- keilung des Kopfs dieselbe Hülfe wie bei dem etwas zu en- gen Becken.
§. 1429.
Was die zu starke Krümmung betrifft, so verzögert sie, ganz so wie das etwas zu enge Becken die Entbindung (weit weniger ist dieses bei den zu hohen Becken der Fall) und macht demnach auch dieselbe Behandlung nothwendig (s. §. 1421). Die zu feste, oder völlig verknöcherte Verbindung von Kreuz- und Schwanzbein veren- gert den Beckenausgang, verursacht Einkeilungen des Kopfs
Beckens zu ſprechen. Das zu ſtark geneigte Becken (eine beſonders haͤufig vorkommende Regelwidrigkeit) veranlaßt, auſ- ſer dem Nachtheile der Schieflage des Uterus nach vorn, ſchon waͤhrend der Schwangerſchaft, bei angehender Geburt vorzuͤg- lich erſchwertes Eintreten des vorausgehenden Kopfs in das kleine Becken, Feſtſtellen deſſelben uͤber oder hinter dem Scham- bogen, Schieflagen oder Querlagen des Kindes, Vorfallen des Nabelſtranges oder der Arme, Druck auf die Harnblaſe und Quetſchung der vordern Muttermundslippe. — Die Behand- lung muß hierbei theils auf die Schieflage des Uterus Ruͤck- ſicht nehmen (ſ. §. 1104.), theils das Eintreten des Kopfes oder Steißes zu befoͤrdern ſuchen, welches vorzuͤglich durch eine Lage geſchieht, bei welcher die Neigung des Beckens ſelbſt vermindert (d. i. der zu ſtumpfe Winkel welchen hier die Conjugata mit der Wirbelſaͤule macht, dem rechten etwas mehr genaͤhert) wird. Man bringt zu dieſem Endzweck die Gebaͤrende in eine Seitenlage mit ſtark heraufgezogenen Schen- keln, und laͤßt den Oberkoͤrper mehr nach vorn beugen. Es kann dieß ſchon in der zweiten Periode der Geburt geſchehen, in der dritten aber muͤſſen die Wehen in dieſer Haltung ver- arbeitet werden, und gewoͤhnlich kommt der Kopf dann zu- mal gleich nach dem Abgange des Waſſers am leichteſten ins Becken herab. Gelingt das Einleiten des Kopfs nicht, ſo wird die Wendung auf die Fuͤße nothwendig. Anderes feh- lerhaftes Verhalten der Kindestheile fordert das bei dieſen Re- gelwidrigkeiten ſpaͤter anzugebende beſondere Verfahren, Ein- keilung des Kopfs dieſelbe Huͤlfe wie bei dem etwas zu en- gen Becken.
§. 1429.
Was die zu ſtarke Kruͤmmung betrifft, ſo verzoͤgert ſie, ganz ſo wie das etwas zu enge Becken die Entbindung (weit weniger iſt dieſes bei den zu hohen Becken der Fall) und macht demnach auch dieſelbe Behandlung nothwendig (ſ. §. 1421). Die zu feſte, oder voͤllig verknoͤcherte Verbindung von Kreuz- und Schwanzbein veren- gert den Beckenausgang, verurſacht Einkeilungen des Kopfs
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Beckens zu ſprechen. Das zu ſtark geneigte Becken (eine
beſonders haͤufig vorkommende Regelwidrigkeit) veranlaßt, auſ-
ſer dem Nachtheile der Schieflage des Uterus nach vorn, ſchon
waͤhrend der Schwangerſchaft, bei angehender Geburt vorzuͤg-
lich erſchwertes Eintreten des vorausgehenden Kopfs in das
kleine Becken, Feſtſtellen deſſelben uͤber oder hinter dem Scham-
bogen, Schieflagen oder Querlagen des Kindes, Vorfallen des
Nabelſtranges oder der Arme, Druck auf die Harnblaſe und
Quetſchung der vordern Muttermundslippe. — Die Behand-
lung muß hierbei theils auf die Schieflage des Uterus Ruͤck-
ſicht nehmen (ſ. §. 1104.), theils das Eintreten des Kopfes oder
Steißes zu befoͤrdern ſuchen, welches vorzuͤglich durch eine
Lage geſchieht, bei welcher die Neigung des Beckens ſelbſt
vermindert (d. i. der zu ſtumpfe Winkel welchen hier die
Conjugata mit der Wirbelſaͤule macht, dem rechten etwas
mehr genaͤhert) wird. Man bringt zu dieſem Endzweck die
Gebaͤrende in eine Seitenlage mit ſtark heraufgezogenen Schen-
keln, und laͤßt den Oberkoͤrper mehr nach vorn beugen. Es
kann dieß ſchon in der zweiten Periode der Geburt geſchehen,
in der dritten aber muͤſſen die Wehen in dieſer Haltung ver-
arbeitet werden, und gewoͤhnlich kommt der Kopf dann zu-
mal gleich nach dem Abgange des Waſſers am leichteſten ins
Becken herab. Gelingt das Einleiten des Kopfs nicht, ſo
wird die Wendung auf die Fuͤße nothwendig. Anderes feh-
lerhaftes Verhalten der Kindestheile fordert das bei dieſen Re-
gelwidrigkeiten ſpaͤter anzugebende beſondere Verfahren, Ein-
keilung des Kopfs dieſelbe Huͤlfe wie bei dem etwas zu en-
gen Becken.
§. 1429.
Was die zu ſtarke Kruͤmmung betrifft, ſo verzoͤgert
ſie, ganz ſo wie das etwas zu enge Becken die Entbindung
(weit weniger iſt dieſes bei den zu hohen Becken der Fall)
und macht demnach auch dieſelbe Behandlung nothwendig (ſ.
§. 1421). Die zu feſte, oder voͤllig verknoͤcherte
Verbindung von Kreuz- und Schwanzbein veren-
gert den Beckenausgang, verurſacht Einkeilungen des Kopfs
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 463. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/489>, abgerufen am 21.12.2024.
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