Die Behandlung ist hierbei im Allgemeinen ziemlich die- selbe wie wir sie bei dem unvollkommenen Gebärmuttervorfalle beschrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der Vermeidung heftigen Pressens u. s. w., ist jedoch hierbei auch das Unterstützen des Vorfalles mittelst zweier in Oehl getauch- ter Fingerspitzen, während dem Durchgange des Kindes un- entbehrlich. Nach der Entbindung untersucht man nochmals, bringt den Scheidenvorfall möglichst zurück, und ordnet dann längere ruhige Lage im Wochenbett, nebst Anwendung örtlicher tonischer Mittel (sobald die Lochien sich vermindert haben), so wie der, bei beträchtlichen Vorfällen der Mutterscheide gleich- falls sehr nützlichen Einbringung des Schwammes an. Das weitere Verfahren s. im 1. Thl. §. 517. u. f.
3. Von den krankhaften Zuständen der äußern Geschlechtstheile während der Geburt.
Von der Verwachsung oder Verengerung und von dem Aufreißen der Schamspalte.
§. 1407.
Eben so wie den Kanal der Mutterscheide findet man zuweilen auch deren äußere Oeffnung entweder verwachsen oder doch beträchtlich verengert. Das erstere ist ein sehr seltner Fall und kann wieder ursprüngliche Mißbildung seyn, (zu großes Hymen), oder von den vergrößerten, durch Entzün- dung und Eiterung verwachsenen kleinen Schamlippen abhän- gen. Auf jeden Fall fordert diese Mißbildung die Trennung der verwachsenen Theile durch das Messer.
§. 1408.
Die Verengerungen der Schamspalte hängen ebenfalls theils von unsprünglichen, theils von später entstandenen krank-
§. 1406.
Die Behandlung iſt hierbei im Allgemeinen ziemlich die- ſelbe wie wir ſie bei dem unvollkommenen Gebaͤrmuttervorfalle beſchrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der Vermeidung heftigen Preſſens u. ſ. w., iſt jedoch hierbei auch das Unterſtuͤtzen des Vorfalles mittelſt zweier in Oehl getauch- ter Fingerſpitzen, waͤhrend dem Durchgange des Kindes un- entbehrlich. Nach der Entbindung unterſucht man nochmals, bringt den Scheidenvorfall moͤglichſt zuruͤck, und ordnet dann laͤngere ruhige Lage im Wochenbett, nebſt Anwendung oͤrtlicher toniſcher Mittel (ſobald die Lochien ſich vermindert haben), ſo wie der, bei betraͤchtlichen Vorfaͤllen der Mutterſcheide gleich- falls ſehr nuͤtzlichen Einbringung des Schwammes an. Das weitere Verfahren ſ. im 1. Thl. §. 517. u. f.
3. Von den krankhaften Zuſtaͤnden der aͤußern Geſchlechtstheile waͤhrend der Geburt.
Von der Verwachſung oder Verengerung und von dem Aufreißen der Schamſpalte.
§. 1407.
Eben ſo wie den Kanal der Mutterſcheide findet man zuweilen auch deren aͤußere Oeffnung entweder verwachſen oder doch betraͤchtlich verengert. Das erſtere iſt ein ſehr ſeltner Fall und kann wieder urſpruͤngliche Mißbildung ſeyn, (zu großes Hymen), oder von den vergroͤßerten, durch Entzuͤn- dung und Eiterung verwachſenen kleinen Schamlippen abhaͤn- gen. Auf jeden Fall fordert dieſe Mißbildung die Trennung der verwachſenen Theile durch das Meſſer.
§. 1408.
Die Verengerungen der Schamſpalte haͤngen ebenfalls theils von unſpruͤnglichen, theils von ſpaͤter entſtandenen krank-
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§. 1406.
Die Behandlung iſt hierbei im Allgemeinen ziemlich die-
ſelbe wie wir ſie bei dem unvollkommenen Gebaͤrmuttervorfalle
beſchrieben haben; außer der ruhigen horizontalen Lage, der
Vermeidung heftigen Preſſens u. ſ. w., iſt jedoch hierbei auch
das Unterſtuͤtzen des Vorfalles mittelſt zweier in Oehl getauch-
ter Fingerſpitzen, waͤhrend dem Durchgange des Kindes un-
entbehrlich. Nach der Entbindung unterſucht man nochmals,
bringt den Scheidenvorfall moͤglichſt zuruͤck, und ordnet dann
laͤngere ruhige Lage im Wochenbett, nebſt Anwendung oͤrtlicher
toniſcher Mittel (ſobald die Lochien ſich vermindert haben), ſo
wie der, bei betraͤchtlichen Vorfaͤllen der Mutterſcheide gleich-
falls ſehr nuͤtzlichen Einbringung des Schwammes an. Das
weitere Verfahren ſ. im 1. Thl. §. 517. u. f.
3. Von den krankhaften Zuſtaͤnden der aͤußern
Geſchlechtstheile waͤhrend der Geburt.
Von der Verwachſung oder Verengerung und
von dem Aufreißen der Schamſpalte.
§. 1407.
Eben ſo wie den Kanal der Mutterſcheide findet man
zuweilen auch deren aͤußere Oeffnung entweder verwachſen oder
doch betraͤchtlich verengert. Das erſtere iſt ein ſehr ſeltner
Fall und kann wieder urſpruͤngliche Mißbildung ſeyn, (zu
großes Hymen), oder von den vergroͤßerten, durch Entzuͤn-
dung und Eiterung verwachſenen kleinen Schamlippen abhaͤn-
gen. Auf jeden Fall fordert dieſe Mißbildung die Trennung
der verwachſenen Theile durch das Meſſer.
§. 1408.
Die Verengerungen der Schamſpalte haͤngen ebenfalls
theils von unſpruͤnglichen, theils von ſpaͤter entſtandenen krank-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/476>, abgerufen am 21.11.2024.
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