Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Resultate innerer und äußerer Untersuchung, und was die Ur-
sachen derselben betrifft, so ist davon schon bei denselben Schief-
lagen, in wiefern sie schon in der Schwangerschaft vorkommen,
gesprochen worden (s. §. 1103).

§. 1395.

Der nachtheilige Einfluß dieser Schieflagen für das Ge-
burtsgeschäft ist, wie schon Boer *) gezeigt hat, keinesweges
so bedeutend als man zuweilen geglaubt hat, demungeachtet
kann nicht geleugnet werden, daß sie das Eröffnen des Mut-
termundes so wie den Eintritt des vorliegenden Kindestheils
in die obere Apertur allerdings zu hindern im Stande sind.
Die Behandlung ist sehr einfach; man giebt der Gebärenden
nämlich stets eine Lage auf der Seite nach welcher der Mut-
termund hingerichtet ist, um dadurch zu veranlassen, daß der
schwerere und beweglichere Muttergrund nach derselben Seite
sich senke. Schieflagen nach vorn machen daher die Rücken-
lage nothwendig, und wo (wegen asthmatischen Beschwerden
etwa) dieses nicht möglich ist, muß der herabsinkende Leib
durch die Bauchbinde und vorgelegten Hände der Hebamme
zurückgehalten und gehoben werden. -- Ist der Uterus in
eine Bruchspalte vorgesunken, so ist wie bei andern Brüchen
das Zurückbringen, und dann die Unterstützung der Spalte
nothwendig.

2) Vorfall.
§. 1396.

Was den completen Vorfall betrifft, so ist derselbe mehr
dem 5.--7. Schwangerschaftsmonat eigen, und daher von
dessen Behandlung auch schon früher die Rede gewesen; tritt
die Geburt ein, oder muß sie durch die Kunst beschleunigt,
oder beendigt werden, so ist dabei vorzüglich auf zweckmäßige
Unterstützung des vorgefallenen Uterus, durch große, in Oehl
getauchte Compressen zu denken, und die Entbindung auf die
vorsichtigste Weise (besonders auch rücksichtlich der Entwicke-

*) Abhandlungen u. Vers. 1. Thl. S. 84.

Reſultate innerer und aͤußerer Unterſuchung, und was die Ur-
ſachen derſelben betrifft, ſo iſt davon ſchon bei denſelben Schief-
lagen, in wiefern ſie ſchon in der Schwangerſchaft vorkommen,
geſprochen worden (ſ. §. 1103).

§. 1395.

Der nachtheilige Einfluß dieſer Schieflagen fuͤr das Ge-
burtsgeſchaͤft iſt, wie ſchon Boër *) gezeigt hat, keinesweges
ſo bedeutend als man zuweilen geglaubt hat, demungeachtet
kann nicht geleugnet werden, daß ſie das Eroͤffnen des Mut-
termundes ſo wie den Eintritt des vorliegenden Kindestheils
in die obere Apertur allerdings zu hindern im Stande ſind.
Die Behandlung iſt ſehr einfach; man giebt der Gebaͤrenden
naͤmlich ſtets eine Lage auf der Seite nach welcher der Mut-
termund hingerichtet iſt, um dadurch zu veranlaſſen, daß der
ſchwerere und beweglichere Muttergrund nach derſelben Seite
ſich ſenke. Schieflagen nach vorn machen daher die Ruͤcken-
lage nothwendig, und wo (wegen aſthmatiſchen Beſchwerden
etwa) dieſes nicht moͤglich iſt, muß der herabſinkende Leib
durch die Bauchbinde und vorgelegten Haͤnde der Hebamme
zuruͤckgehalten und gehoben werden. — Iſt der Uterus in
eine Bruchſpalte vorgeſunken, ſo iſt wie bei andern Bruͤchen
das Zuruͤckbringen, und dann die Unterſtuͤtzung der Spalte
nothwendig.

2) Vorfall.
§. 1396.

Was den completen Vorfall betrifft, ſo iſt derſelbe mehr
dem 5.—7. Schwangerſchaftsmonat eigen, und daher von
deſſen Behandlung auch ſchon fruͤher die Rede geweſen; tritt
die Geburt ein, oder muß ſie durch die Kunſt beſchleunigt,
oder beendigt werden, ſo iſt dabei vorzuͤglich auf zweckmaͤßige
Unterſtuͤtzung des vorgefallenen Uterus, durch große, in Oehl
getauchte Compreſſen zu denken, und die Entbindung auf die
vorſichtigſte Weiſe (beſonders auch ruͤckſichtlich der Entwicke-

*) Abhandlungen u. Verſ. 1. Thl. S. 84.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0470" n="444"/>
Re&#x017F;ultate innerer und a&#x0364;ußerer Unter&#x017F;uchung, und was die Ur-<lb/>
&#x017F;achen der&#x017F;elben betrifft, &#x017F;o i&#x017F;t davon &#x017F;chon bei den&#x017F;elben Schief-<lb/>
lagen, in wiefern &#x017F;ie &#x017F;chon in der Schwanger&#x017F;chaft vorkommen,<lb/>
ge&#x017F;prochen worden (&#x017F;. §. 1103).</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1395.</head><lb/>
                          <p>Der nachtheilige Einfluß die&#x017F;er Schieflagen fu&#x0364;r das Ge-<lb/>
burtsge&#x017F;cha&#x0364;ft i&#x017F;t, wie &#x017F;chon <hi rendition="#g">Boër</hi> <note place="foot" n="*)">Abhandlungen u. Ver&#x017F;. 1. Thl. S. 84.</note> gezeigt hat, keinesweges<lb/><hi rendition="#g">&#x017F;o</hi> bedeutend als man zuweilen geglaubt hat, demungeachtet<lb/>
kann nicht geleugnet werden, daß &#x017F;ie das Ero&#x0364;ffnen des Mut-<lb/>
termundes &#x017F;o wie den Eintritt des vorliegenden Kindestheils<lb/>
in die obere Apertur allerdings zu hindern im Stande &#x017F;ind.<lb/>
Die Behandlung i&#x017F;t &#x017F;ehr einfach; man giebt der Geba&#x0364;renden<lb/>
na&#x0364;mlich &#x017F;tets eine Lage auf <hi rendition="#g">der</hi> Seite nach welcher der Mut-<lb/>
termund hingerichtet i&#x017F;t, um dadurch zu veranla&#x017F;&#x017F;en, daß der<lb/>
&#x017F;chwerere und beweglichere Muttergrund nach der&#x017F;elben Seite<lb/>
&#x017F;ich &#x017F;enke. Schieflagen nach vorn machen daher die Ru&#x0364;cken-<lb/>
lage nothwendig, und wo (wegen a&#x017F;thmati&#x017F;chen Be&#x017F;chwerden<lb/>
etwa) die&#x017F;es nicht mo&#x0364;glich i&#x017F;t, muß der herab&#x017F;inkende Leib<lb/>
durch die Bauchbinde und vorgelegten Ha&#x0364;nde der Hebamme<lb/>
zuru&#x0364;ckgehalten und gehoben werden. &#x2014; I&#x017F;t der Uterus in<lb/>
eine Bruch&#x017F;palte vorge&#x017F;unken, &#x017F;o i&#x017F;t wie bei andern Bru&#x0364;chen<lb/>
das Zuru&#x0364;ckbringen, und dann die Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung der Spalte<lb/>
nothwendig.</p>
                        </div>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>2) <hi rendition="#g">Vorfall</hi>.</head><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 1396.</head><lb/>
                          <p>Was den completen Vorfall betrifft, &#x017F;o i&#x017F;t der&#x017F;elbe mehr<lb/>
dem 5.&#x2014;7. Schwanger&#x017F;chaftsmonat eigen, und daher von<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Behandlung auch &#x017F;chon fru&#x0364;her die Rede gewe&#x017F;en; tritt<lb/>
die Geburt ein, oder muß &#x017F;ie durch die Kun&#x017F;t be&#x017F;chleunigt,<lb/>
oder beendigt werden, &#x017F;o i&#x017F;t dabei vorzu&#x0364;glich auf zweckma&#x0364;ßige<lb/>
Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung des vorgefallenen Uterus, durch große, in Oehl<lb/>
getauchte Compre&#x017F;&#x017F;en zu denken, und die Entbindung auf die<lb/>
vor&#x017F;ichtig&#x017F;te Wei&#x017F;e (be&#x017F;onders auch ru&#x0364;ck&#x017F;ichtlich der Entwicke-<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[444/0470] Reſultate innerer und aͤußerer Unterſuchung, und was die Ur- ſachen derſelben betrifft, ſo iſt davon ſchon bei denſelben Schief- lagen, in wiefern ſie ſchon in der Schwangerſchaft vorkommen, geſprochen worden (ſ. §. 1103). §. 1395. Der nachtheilige Einfluß dieſer Schieflagen fuͤr das Ge- burtsgeſchaͤft iſt, wie ſchon Boër *) gezeigt hat, keinesweges ſo bedeutend als man zuweilen geglaubt hat, demungeachtet kann nicht geleugnet werden, daß ſie das Eroͤffnen des Mut- termundes ſo wie den Eintritt des vorliegenden Kindestheils in die obere Apertur allerdings zu hindern im Stande ſind. Die Behandlung iſt ſehr einfach; man giebt der Gebaͤrenden naͤmlich ſtets eine Lage auf der Seite nach welcher der Mut- termund hingerichtet iſt, um dadurch zu veranlaſſen, daß der ſchwerere und beweglichere Muttergrund nach derſelben Seite ſich ſenke. Schieflagen nach vorn machen daher die Ruͤcken- lage nothwendig, und wo (wegen aſthmatiſchen Beſchwerden etwa) dieſes nicht moͤglich iſt, muß der herabſinkende Leib durch die Bauchbinde und vorgelegten Haͤnde der Hebamme zuruͤckgehalten und gehoben werden. — Iſt der Uterus in eine Bruchſpalte vorgeſunken, ſo iſt wie bei andern Bruͤchen das Zuruͤckbringen, und dann die Unterſtuͤtzung der Spalte nothwendig. 2) Vorfall. §. 1396. Was den completen Vorfall betrifft, ſo iſt derſelbe mehr dem 5.—7. Schwangerſchaftsmonat eigen, und daher von deſſen Behandlung auch ſchon fruͤher die Rede geweſen; tritt die Geburt ein, oder muß ſie durch die Kunſt beſchleunigt, oder beendigt werden, ſo iſt dabei vorzuͤglich auf zweckmaͤßige Unterſtuͤtzung des vorgefallenen Uterus, durch große, in Oehl getauchte Compreſſen zu denken, und die Entbindung auf die vorſichtigſte Weiſe (beſonders auch ruͤckſichtlich der Entwicke- *) Abhandlungen u. Verſ. 1. Thl. S. 84.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/470
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/470>, abgerufen am 21.11.2024.