tive oder reproduktive Sphäre) der zwischen Darmsystem, als dem vorzugsweise Aufnehmenden, Bildenden -- und Ath- mungssystem, als dem vorzugsweise Ausstoßenden und Ver- flüchtigenden. -- Alle Athmung in der Stufenfolge der Thiere ist aber zuerst Wasser- oder Kiemenathmung; so auch bey ihrer Embryonenbildung. Die Athmungsorgane ferner stehen ihrer ausscheidenden Natur nach, auf niedrigern Stufen or- ganischer Bildung gewöhnlich nicht am Kopf- sondern am Afterende des Thieres, so bei den Mollusken *) und so erfolgt auch die erste Entwickelung derselben in den höhern Thieren aus der Beckengegend hervor, und zwar wie in der Entwickelung des Vogels vorzüglich deutlich wahrnehmbar ist, in Gestalt eines gefäßreichen Bläschens, welches von dem Ende des Darmkanals, in Säugethieren von der Harnblase ausgehend, nach und nach immer mehr sich vergrößert, den Namen der Harnhaut (Allantois) bekommt **) (s. T. II. f. III.), sich zwischen Amnion und Chorion und dem Rudimente der Nabelblase hereinlegt, und das sogenannte falsche Wasser (Liquor spurius, Liquor Allantoidis) enthält.
§. 677.
Bevor wir nun diese Ausbildung wie sie im menschli- chen Embryo angenommen werden darf und erscheint, näher erörtern, wollen wir noch einmal die Reihe der Gegensätze in einem Schema zusammenstellen:
*) S. m. Lehrb. d. Zootomie S. 462 u. f.
**) Die Nabelarterien, welche neben dem Urachus an der Allantois sich herauf bilden, stehen sonach gleich der Pulmonararterie des durch die Lungen athmenden Kindes, und es scheint als wenn eben der Verdampfungsproceß von Wasser, welcher späterhin durch die Lungen geschieht, hier sich als Ausscheidung von wirklichen Wasser in der Allantois darstellt, wodurch dieser Proceß der Absonderung der Nieren einigermaßen ähnlich wird (m. s. hierüber auch H. Jörg, (die Zeugung §. 181.).
tive oder reproduktive Sphaͤre) der zwiſchen Darmſyſtem, als dem vorzugsweiſe Aufnehmenden, Bildenden — und Ath- mungsſyſtem, als dem vorzugsweiſe Ausſtoßenden und Ver- fluͤchtigenden. — Alle Athmung in der Stufenfolge der Thiere iſt aber zuerſt Waſſer- oder Kiemenathmung; ſo auch bey ihrer Embryonenbildung. Die Athmungsorgane ferner ſtehen ihrer ausſcheidenden Natur nach, auf niedrigern Stufen or- ganiſcher Bildung gewoͤhnlich nicht am Kopf- ſondern am Afterende des Thieres, ſo bei den Molluſken *) und ſo erfolgt auch die erſte Entwickelung derſelben in den hoͤhern Thieren aus der Beckengegend hervor, und zwar wie in der Entwickelung des Vogels vorzuͤglich deutlich wahrnehmbar iſt, in Geſtalt eines gefaͤßreichen Blaͤschens, welches von dem Ende des Darmkanals, in Saͤugethieren von der Harnblaſe ausgehend, nach und nach immer mehr ſich vergroͤßert, den Namen der Harnhaut (Allantois) bekommt **) (ſ. T. II. f. III.), ſich zwiſchen Amnion und Chorion und dem Rudimente der Nabelblaſe hereinlegt, und das ſogenannte falſche Waſſer (Liquor spurius, Liquor Allantoidis) enthaͤlt.
§. 677.
Bevor wir nun dieſe Ausbildung wie ſie im menſchli- chen Embryo angenommen werden darf und erſcheint, naͤher eroͤrtern, wollen wir noch einmal die Reihe der Gegenſaͤtze in einem Schema zuſammenſtellen:
*) S. m. Lehrb. d. Zootomie S. 462 u. f.
**) Die Nabelarterien, welche neben dem Urachus an der Allantois ſich herauf bilden, ſtehen ſonach gleich der Pulmonararterie des durch die Lungen athmenden Kindes, und es ſcheint als wenn eben der Verdampfungsproceß von Waſſer, welcher ſpaͤterhin durch die Lungen geſchieht, hier ſich als Ausſcheidung von wirklichen Waſſer in der Allantois darſtellt, wodurch dieſer Proceß der Abſonderung der Nieren einigermaßen aͤhnlich wird (m. ſ. hieruͤber auch H. Joͤrg, (die Zeugung §. 181.).
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0046"n="24"/>
tive oder reproduktive Sphaͤre) der zwiſchen Darmſyſtem, als<lb/>
dem vorzugsweiſe Aufnehmenden, Bildenden — und Ath-<lb/>
mungsſyſtem, als dem vorzugsweiſe Ausſtoßenden und Ver-<lb/>
fluͤchtigenden. — Alle Athmung in der Stufenfolge der Thiere<lb/>
iſt aber zuerſt Waſſer- oder Kiemenathmung; ſo auch bey<lb/>
ihrer Embryonenbildung. Die Athmungsorgane ferner ſtehen<lb/>
ihrer ausſcheidenden Natur nach, auf niedrigern Stufen or-<lb/>
ganiſcher Bildung gewoͤhnlich nicht am Kopf- ſondern am<lb/>
Afterende des Thieres, ſo bei den Molluſken <noteplace="foot"n="*)">S. m. Lehrb. d. Zootomie S. 462 u. f.</note> und ſo<lb/>
erfolgt auch die erſte Entwickelung derſelben in den hoͤhern<lb/>
Thieren aus der Beckengegend hervor, und zwar wie in der<lb/>
Entwickelung des Vogels vorzuͤglich deutlich wahrnehmbar iſt,<lb/>
in Geſtalt eines gefaͤßreichen Blaͤschens, welches von dem<lb/>
Ende des Darmkanals, in Saͤugethieren von der Harnblaſe<lb/>
ausgehend, nach und nach immer mehr ſich vergroͤßert,<lb/>
den Namen der <hirendition="#g">Harnhaut</hi> (<hirendition="#aq">Allantois</hi>) bekommt <noteplace="foot"n="**)">Die Nabelarterien, welche neben dem Urachus an der Allantois<lb/>ſich herauf bilden, ſtehen ſonach gleich der Pulmonararterie des<lb/>
durch die Lungen athmenden Kindes, und es ſcheint als wenn eben<lb/>
der Verdampfungsproceß von Waſſer, welcher ſpaͤterhin durch die<lb/>
Lungen geſchieht, hier ſich als Ausſcheidung von wirklichen Waſſer<lb/>
in der Allantois darſtellt, wodurch dieſer Proceß der Abſonderung<lb/>
der Nieren einigermaßen aͤhnlich wird (m. ſ. hieruͤber auch H. <hirendition="#g">Joͤrg</hi>,<lb/>
(die Zeugung §. 181.).</note> (ſ.<lb/><hirendition="#aq">T. II. f. III.</hi>), ſich zwiſchen Amnion und Chorion und dem<lb/>
Rudimente der Nabelblaſe hereinlegt, und das ſogenannte<lb/>
falſche Waſſer (<hirendition="#aq">Liquor spurius, Liquor Allantoidis</hi>) enthaͤlt.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 677.</head><lb/><p>Bevor wir nun dieſe Ausbildung wie ſie im <hirendition="#g">menſchli-<lb/>
chen</hi> Embryo angenommen werden darf und erſcheint, naͤher<lb/>
eroͤrtern, wollen wir noch einmal die Reihe der Gegenſaͤtze<lb/>
in einem Schema zuſammenſtellen:</p><lb/></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[24/0046]
tive oder reproduktive Sphaͤre) der zwiſchen Darmſyſtem, als
dem vorzugsweiſe Aufnehmenden, Bildenden — und Ath-
mungsſyſtem, als dem vorzugsweiſe Ausſtoßenden und Ver-
fluͤchtigenden. — Alle Athmung in der Stufenfolge der Thiere
iſt aber zuerſt Waſſer- oder Kiemenathmung; ſo auch bey
ihrer Embryonenbildung. Die Athmungsorgane ferner ſtehen
ihrer ausſcheidenden Natur nach, auf niedrigern Stufen or-
ganiſcher Bildung gewoͤhnlich nicht am Kopf- ſondern am
Afterende des Thieres, ſo bei den Molluſken *) und ſo
erfolgt auch die erſte Entwickelung derſelben in den hoͤhern
Thieren aus der Beckengegend hervor, und zwar wie in der
Entwickelung des Vogels vorzuͤglich deutlich wahrnehmbar iſt,
in Geſtalt eines gefaͤßreichen Blaͤschens, welches von dem
Ende des Darmkanals, in Saͤugethieren von der Harnblaſe
ausgehend, nach und nach immer mehr ſich vergroͤßert,
den Namen der Harnhaut (Allantois) bekommt **) (ſ.
T. II. f. III.), ſich zwiſchen Amnion und Chorion und dem
Rudimente der Nabelblaſe hereinlegt, und das ſogenannte
falſche Waſſer (Liquor spurius, Liquor Allantoidis) enthaͤlt.
§. 677.
Bevor wir nun dieſe Ausbildung wie ſie im menſchli-
chen Embryo angenommen werden darf und erſcheint, naͤher
eroͤrtern, wollen wir noch einmal die Reihe der Gegenſaͤtze
in einem Schema zuſammenſtellen:
*) S. m. Lehrb. d. Zootomie S. 462 u. f.
**) Die Nabelarterien, welche neben dem Urachus an der Allantois
ſich herauf bilden, ſtehen ſonach gleich der Pulmonararterie des
durch die Lungen athmenden Kindes, und es ſcheint als wenn eben
der Verdampfungsproceß von Waſſer, welcher ſpaͤterhin durch die
Lungen geſchieht, hier ſich als Ausſcheidung von wirklichen Waſſer
in der Allantois darſtellt, wodurch dieſer Proceß der Abſonderung
der Nieren einigermaßen aͤhnlich wird (m. ſ. hieruͤber auch H. Joͤrg,
(die Zeugung §. 181.).
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/46>, abgerufen am 03.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.