liches Hervorstürzen des Kindes Statt fand, doch selten sehr gefährliche Verletzungen dadurch am Kinde selbst hervorgebracht wurden. Beispiele dieser Art habe ich theils selbst mehrfach beobachtet, theils hat Hr. Klein (Bemerkungen über die Folgen des Sturzes der Kinder auf den Boden, bei schnellen Geburten. Stuttgart 1817) viele Fälle der Art gesammelt.
2) Krankhafte Gefäßthätigkeit im Uterus während der Geburt.
§. 1355.
Congestionen und Blutungen. Eben so wie eine allgemeine Vollblütigkeit der Geburtsthätigkeit hinderlich seyn kann, so zeigen sich bei Frauen in deren schwammigem voll- saftigem Körper das Venensystem ein zu beträchtliches Ueber- gewicht hat, und wo aufgetriebene Venengeflechte an den Schamtheilen, oder ungewöhnliches Gefühl von Spannung, Wärme und Druck im Uterus, auf Ueberfüllung der Uterin- venen schließen lassen, ebenfalls die Wehen oft ungewöhnlich schmerzhaft; heftige Kreuzschmerzen quälen die Kreisenden auch außer den Wehen, ja die Wehen selbst sind ohne Energie.
§. 1356.
Die Behandlung muß hierbei ganz antiphlogistisch seyn, kühles Verhalten, säuerliche Getränke, hinlängliche Entleerung des Darmkanals sind vorzüglich nothwendig; ist jedoch die Hinderung des Geburtsgeschäfts bedeutend, so werden allge- meine Blutentziehungen ganz unentbehrlich, und können dann als wahre Geburtsbefördernde Mittel betrachtet werden. -- Blutungen aus dem Uterus entstehen während der Geburt fast nur durch normwidriges Verhalten der Eihüllen und der Placenta, aus den Anheftungsstellen derselben, worüber denn das Nähere bei der Atonie des Uterus und den regelwidrigen Verbindungen der Frucht mit demselben erwähnt werden wird.
liches Hervorſtuͤrzen des Kindes Statt fand, doch ſelten ſehr gefaͤhrliche Verletzungen dadurch am Kinde ſelbſt hervorgebracht wurden. Beiſpiele dieſer Art habe ich theils ſelbſt mehrfach beobachtet, theils hat Hr. Klein (Bemerkungen uͤber die Folgen des Sturzes der Kinder auf den Boden, bei ſchnellen Geburten. Stuttgart 1817) viele Faͤlle der Art geſammelt.
2) Krankhafte Gefaͤßthaͤtigkeit im Uterus waͤhrend der Geburt.
§. 1355.
Congeſtionen und Blutungen. Eben ſo wie eine allgemeine Vollbluͤtigkeit der Geburtsthaͤtigkeit hinderlich ſeyn kann, ſo zeigen ſich bei Frauen in deren ſchwammigem voll- ſaftigem Koͤrper das Venenſyſtem ein zu betraͤchtliches Ueber- gewicht hat, und wo aufgetriebene Venengeflechte an den Schamtheilen, oder ungewoͤhnliches Gefuͤhl von Spannung, Waͤrme und Druck im Uterus, auf Ueberfuͤllung der Uterin- venen ſchließen laſſen, ebenfalls die Wehen oft ungewoͤhnlich ſchmerzhaft; heftige Kreuzſchmerzen quaͤlen die Kreiſenden auch außer den Wehen, ja die Wehen ſelbſt ſind ohne Energie.
§. 1356.
Die Behandlung muß hierbei ganz antiphlogiſtiſch ſeyn, kuͤhles Verhalten, ſaͤuerliche Getraͤnke, hinlaͤngliche Entleerung des Darmkanals ſind vorzuͤglich nothwendig; iſt jedoch die Hinderung des Geburtsgeſchaͤfts bedeutend, ſo werden allge- meine Blutentziehungen ganz unentbehrlich, und koͤnnen dann als wahre Geburtsbefoͤrdernde Mittel betrachtet werden. — Blutungen aus dem Uterus entſtehen waͤhrend der Geburt faſt nur durch normwidriges Verhalten der Eihuͤllen und der Placenta, aus den Anheftungsſtellen derſelben, woruͤber denn das Naͤhere bei der Atonie des Uterus und den regelwidrigen Verbindungen der Frucht mit demſelben erwaͤhnt werden wird.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><hirendition="#et"><pbfacs="#f0448"n="422"/>
liches Hervorſtuͤrzen des Kindes Statt fand, doch ſelten<lb/>ſehr gefaͤhrliche Verletzungen dadurch am Kinde ſelbſt<lb/>
hervorgebracht wurden. Beiſpiele dieſer Art habe ich<lb/>
theils ſelbſt mehrfach beobachtet, theils hat Hr. <hirendition="#g">Klein</hi><lb/>
(Bemerkungen uͤber die Folgen des Sturzes der Kinder<lb/>
auf den Boden, bei ſchnellen Geburten. Stuttgart<lb/>
1817) viele Faͤlle der Art geſammelt.</hi></p></div></div><lb/><divn="9"><head>2) <hirendition="#g">Krankhafte Gefaͤßthaͤtigkeit im Uterus<lb/>
waͤhrend der Geburt</hi>.</head><lb/><divn="10"><head>§. 1355.</head><lb/><p><hirendition="#g">Congeſtionen und Blutungen</hi>. Eben ſo wie eine<lb/>
allgemeine Vollbluͤtigkeit der Geburtsthaͤtigkeit hinderlich ſeyn<lb/>
kann, ſo zeigen ſich bei Frauen in deren ſchwammigem voll-<lb/>ſaftigem Koͤrper das Venenſyſtem ein zu betraͤchtliches Ueber-<lb/>
gewicht hat, und wo aufgetriebene Venengeflechte an den<lb/>
Schamtheilen, oder ungewoͤhnliches Gefuͤhl von Spannung,<lb/>
Waͤrme und Druck im Uterus, auf Ueberfuͤllung der Uterin-<lb/>
venen ſchließen laſſen, ebenfalls die Wehen oft ungewoͤhnlich<lb/>ſchmerzhaft; heftige Kreuzſchmerzen quaͤlen die Kreiſenden auch<lb/>
außer den Wehen, ja die Wehen ſelbſt ſind ohne Energie.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 1356.</head><lb/><p>Die Behandlung muß hierbei ganz antiphlogiſtiſch ſeyn,<lb/>
kuͤhles Verhalten, ſaͤuerliche Getraͤnke, hinlaͤngliche Entleerung<lb/>
des Darmkanals ſind vorzuͤglich nothwendig; iſt jedoch die<lb/>
Hinderung des Geburtsgeſchaͤfts bedeutend, ſo werden allge-<lb/>
meine Blutentziehungen ganz unentbehrlich, und koͤnnen dann<lb/>
als wahre Geburtsbefoͤrdernde Mittel betrachtet werden. —<lb/>
Blutungen aus dem Uterus entſtehen waͤhrend der Geburt<lb/>
faſt nur durch normwidriges Verhalten der Eihuͤllen und der<lb/>
Placenta, aus den Anheftungsſtellen derſelben, woruͤber denn<lb/>
das Naͤhere bei der Atonie des Uterus und den regelwidrigen<lb/>
Verbindungen der Frucht mit demſelben erwaͤhnt werden wird.<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[422/0448]
liches Hervorſtuͤrzen des Kindes Statt fand, doch ſelten
ſehr gefaͤhrliche Verletzungen dadurch am Kinde ſelbſt
hervorgebracht wurden. Beiſpiele dieſer Art habe ich
theils ſelbſt mehrfach beobachtet, theils hat Hr. Klein
(Bemerkungen uͤber die Folgen des Sturzes der Kinder
auf den Boden, bei ſchnellen Geburten. Stuttgart
1817) viele Faͤlle der Art geſammelt.
2) Krankhafte Gefaͤßthaͤtigkeit im Uterus
waͤhrend der Geburt.
§. 1355.
Congeſtionen und Blutungen. Eben ſo wie eine
allgemeine Vollbluͤtigkeit der Geburtsthaͤtigkeit hinderlich ſeyn
kann, ſo zeigen ſich bei Frauen in deren ſchwammigem voll-
ſaftigem Koͤrper das Venenſyſtem ein zu betraͤchtliches Ueber-
gewicht hat, und wo aufgetriebene Venengeflechte an den
Schamtheilen, oder ungewoͤhnliches Gefuͤhl von Spannung,
Waͤrme und Druck im Uterus, auf Ueberfuͤllung der Uterin-
venen ſchließen laſſen, ebenfalls die Wehen oft ungewoͤhnlich
ſchmerzhaft; heftige Kreuzſchmerzen quaͤlen die Kreiſenden auch
außer den Wehen, ja die Wehen ſelbſt ſind ohne Energie.
§. 1356.
Die Behandlung muß hierbei ganz antiphlogiſtiſch ſeyn,
kuͤhles Verhalten, ſaͤuerliche Getraͤnke, hinlaͤngliche Entleerung
des Darmkanals ſind vorzuͤglich nothwendig; iſt jedoch die
Hinderung des Geburtsgeſchaͤfts bedeutend, ſo werden allge-
meine Blutentziehungen ganz unentbehrlich, und koͤnnen dann
als wahre Geburtsbefoͤrdernde Mittel betrachtet werden. —
Blutungen aus dem Uterus entſtehen waͤhrend der Geburt
faſt nur durch normwidriges Verhalten der Eihuͤllen und der
Placenta, aus den Anheftungsſtellen derſelben, woruͤber denn
das Naͤhere bei der Atonie des Uterus und den regelwidrigen
Verbindungen der Frucht mit demſelben erwaͤhnt werden wird.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/448>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.