wie bei Schwangern unter sehr verschiedenen Formen. Eines Theils nämlich sind es Anfälle, wo ein Vibriren aller Mus- keln allein den krampfhaften Zustand bezeichnet (Tremor ar- tuum), welche Form bei reitzbaren Subjekten sehr häufig, na- mentlich während der vierten Geburtsperiode bemerkt wird, mehr Wirkung des heftigen Schmerzes, und daher selten von großer Gefahr begleitet zu seyn pflegt.
§. 1336.
Ferner gehören hierher die eigentlichen Zuckungen, wo entweder nach vorausgegangenen Kopfschmerzen, Fieberbewe- gungen, Rückenschmerzen, Schluchzen u. s. w., oder auch plötz- lich und ohne alle Vorboten, entweder bei fortdauerndem Be- wußtseyn, oder bei völliger Bewußtlosigkeit, eigentliche Con- vulsionen ausbrechen, unter Zähneknirschen (wobei leicht die Zunge verletzt wird), Schäumen, Blauwerden des Gesichts fast alle willkührlichen Muskeln in die heftigsten Agitationen gera- then, Opistotonus, Emprostotonus, Trismus abwechselnd sich zeigen, und die Gefahr mannigfaltiger Beschädigungen ja selbst der Zerreißung der Gebärmutter drohen. -- Die Periode wo diese Zuckungen eintreten, ist verschieden, bald die zweite, dritte, vierte, bald auch wohl die fünfte oder selbst die Zeit nach der fünften. -- Völliger Starrkrampf (Tetanus), oder Erstarrung der Glieder bei rückbleibender wächserner Biegsam- keit (Catalepsis), ist bei Gebärenden gewiß ein höchst seltener Zufall.
§. 1337.
Was die Entstehungsweise dieser Zufälle betrifft, so müssen wir insbesondere auf das was über die Entstehung der Zuckungen während der Schwangerschaft gesagt worden ist, zurückweisen (§. 1043. u. f.), und so wie dort, liegt auch hier die wesentliche Ursache theils in Krankheitszuständen des Nervensystems, theils in abnormen Stimmungen des Gefäß- systems, und vorzüglich in Anhäufung der Blutmasse in den Gefäßen des Gehirns. Für beide Arten der nächsten Ursache
wie bei Schwangern unter ſehr verſchiedenen Formen. Eines Theils naͤmlich ſind es Anfaͤlle, wo ein Vibriren aller Muſ- keln allein den krampfhaften Zuſtand bezeichnet (Tremor ar- tuum), welche Form bei reitzbaren Subjekten ſehr haͤufig, na- mentlich waͤhrend der vierten Geburtsperiode bemerkt wird, mehr Wirkung des heftigen Schmerzes, und daher ſelten von großer Gefahr begleitet zu ſeyn pflegt.
§. 1336.
Ferner gehoͤren hierher die eigentlichen Zuckungen, wo entweder nach vorausgegangenen Kopfſchmerzen, Fieberbewe- gungen, Ruͤckenſchmerzen, Schluchzen u. ſ. w., oder auch ploͤtz- lich und ohne alle Vorboten, entweder bei fortdauerndem Be- wußtſeyn, oder bei voͤlliger Bewußtloſigkeit, eigentliche Con- vulſionen ausbrechen, unter Zaͤhneknirſchen (wobei leicht die Zunge verletzt wird), Schaͤumen, Blauwerden des Geſichts faſt alle willkuͤhrlichen Muſkeln in die heftigſten Agitationen gera- then, Opistotonus, Emprostotonus, Trismus abwechſelnd ſich zeigen, und die Gefahr mannigfaltiger Beſchaͤdigungen ja ſelbſt der Zerreißung der Gebaͤrmutter drohen. — Die Periode wo dieſe Zuckungen eintreten, iſt verſchieden, bald die zweite, dritte, vierte, bald auch wohl die fuͤnfte oder ſelbſt die Zeit nach der fuͤnften. — Voͤlliger Starrkrampf (Tetanus), oder Erſtarrung der Glieder bei ruͤckbleibender waͤchſerner Biegſam- keit (Catalepsis), iſt bei Gebaͤrenden gewiß ein hoͤchſt ſeltener Zufall.
§. 1337.
Was die Entſtehungsweiſe dieſer Zufaͤlle betrifft, ſo muͤſſen wir insbeſondere auf das was uͤber die Entſtehung der Zuckungen waͤhrend der Schwangerſchaft geſagt worden iſt, zuruͤckweiſen (§. 1043. u. f.), und ſo wie dort, liegt auch hier die weſentliche Urſache theils in Krankheitszuſtaͤnden des Nervenſyſtems, theils in abnormen Stimmungen des Gefaͤß- ſyſtems, und vorzuͤglich in Anhaͤufung der Blutmaſſe in den Gefaͤßen des Gehirns. Fuͤr beide Arten der naͤchſten Urſache
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wie bei Schwangern unter ſehr verſchiedenen Formen. Eines
Theils naͤmlich ſind es Anfaͤlle, wo ein Vibriren aller Muſ-
keln allein den krampfhaften Zuſtand bezeichnet (Tremor ar-
tuum), welche Form bei reitzbaren Subjekten ſehr haͤufig, na-
mentlich waͤhrend der vierten Geburtsperiode bemerkt wird,
mehr Wirkung des heftigen Schmerzes, und daher ſelten von
großer Gefahr begleitet zu ſeyn pflegt.
§. 1336.
Ferner gehoͤren hierher die eigentlichen Zuckungen, wo
entweder nach vorausgegangenen Kopfſchmerzen, Fieberbewe-
gungen, Ruͤckenſchmerzen, Schluchzen u. ſ. w., oder auch ploͤtz-
lich und ohne alle Vorboten, entweder bei fortdauerndem Be-
wußtſeyn, oder bei voͤlliger Bewußtloſigkeit, eigentliche Con-
vulſionen ausbrechen, unter Zaͤhneknirſchen (wobei leicht die
Zunge verletzt wird), Schaͤumen, Blauwerden des Geſichts faſt
alle willkuͤhrlichen Muſkeln in die heftigſten Agitationen gera-
then, Opistotonus, Emprostotonus, Trismus abwechſelnd
ſich zeigen, und die Gefahr mannigfaltiger Beſchaͤdigungen ja
ſelbſt der Zerreißung der Gebaͤrmutter drohen. — Die Periode
wo dieſe Zuckungen eintreten, iſt verſchieden, bald die zweite,
dritte, vierte, bald auch wohl die fuͤnfte oder ſelbſt die Zeit
nach der fuͤnften. — Voͤlliger Starrkrampf (Tetanus), oder
Erſtarrung der Glieder bei ruͤckbleibender waͤchſerner Biegſam-
keit (Catalepsis), iſt bei Gebaͤrenden gewiß ein hoͤchſt ſeltener
Zufall.
§. 1337.
Was die Entſtehungsweiſe dieſer Zufaͤlle betrifft, ſo
muͤſſen wir insbeſondere auf das was uͤber die Entſtehung
der Zuckungen waͤhrend der Schwangerſchaft geſagt worden
iſt, zuruͤckweiſen (§. 1043. u. f.), und ſo wie dort, liegt auch
hier die weſentliche Urſache theils in Krankheitszuſtaͤnden des
Nervenſyſtems, theils in abnormen Stimmungen des Gefaͤß-
ſyſtems, und vorzuͤglich in Anhaͤufung der Blutmaſſe in den
Gefaͤßen des Gehirns. Fuͤr beide Arten der naͤchſten Urſache
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 410. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/436>, abgerufen am 21.11.2024.
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