gemacht werden, Blutungen und ähnliche Zufälle erregt wer- den können. Außerdem daß man daher eine solche Kreisende zeitig die horizontale Lage annehmen läßt, muß besonders die Lage selbst so eingerichtet werden, daß dabei das verletzte Glied der vollkommensten Ruhe genießt, wobei man für manche Fälle denn auch wohl von der in England selbst für jede natürliche Geburt gewöhnlichen Seitenlage *) Gebrauch machen kann.
§. 1327.
Variköse Geschwülste machen, wo sie von bedeu- tendem Umfange, und vorzüglich sobald sie an den Geburts- theilen selbst befindlich sind, große Vorsicht nöthig um das Zerspringen unter den Anstrengungen der Geburt zu verhüten. Man läßt deßhalb die Gebärende stets in horizontaler Lage, macht kalte adstringirende Fomentationen auf die Geschwülste selbst, läßt wohl bei beginnender Geburtsarbeit um dieselben noch einige Blutigel ansetzen, und gestattet kein zu starkes Verarbeiten der Wehen, weßhalb denn, dafern die Geburts- thätigkeit im Uterus allein nicht zur baldigen Beendigung der Geburt hinreicht, man nicht selten zum Anwenden künstlicher Hülfe (vorzüglich durch die, hier übrigens ebenfalls sehr vor- sichtig anzulegende Zange) sich genöthigt finden wird. Wirk- liche Zerreissung einer solchen Venengeschwulst fordert das An- wenden des Tampons und längere Zeit fortgesetzten äußern Druck auf die blutende Stelle; sehr heftige Blutungen kön- nen selbst das Tourniquet nöthig machen.
§. 1328.
Besonders gefährlich würde das Vorhandenseyn einer anevrysmatischen Geschwulst bei einer Gebärenden seyn, und es dürfte hier theils die möglichste Ruhe, Untersagen des Verarbeitens der Wehen, und bei schwierigerm Durchgange des
*) Für die natürliche Geburt ist diese Lage besonders wegen der durch das Heraufziehen der Schenkel verursachten Anspannung des Pa- rinaei nicht vortheilhaft.
gemacht werden, Blutungen und aͤhnliche Zufaͤlle erregt wer- den koͤnnen. Außerdem daß man daher eine ſolche Kreiſende zeitig die horizontale Lage annehmen laͤßt, muß beſonders die Lage ſelbſt ſo eingerichtet werden, daß dabei das verletzte Glied der vollkommenſten Ruhe genießt, wobei man fuͤr manche Faͤlle denn auch wohl von der in England ſelbſt fuͤr jede natuͤrliche Geburt gewoͤhnlichen Seitenlage *) Gebrauch machen kann.
§. 1327.
Varikoͤſe Geſchwuͤlſte machen, wo ſie von bedeu- tendem Umfange, und vorzuͤglich ſobald ſie an den Geburts- theilen ſelbſt befindlich ſind, große Vorſicht noͤthig um das Zerſpringen unter den Anſtrengungen der Geburt zu verhuͤten. Man laͤßt deßhalb die Gebaͤrende ſtets in horizontaler Lage, macht kalte adſtringirende Fomentationen auf die Geſchwuͤlſte ſelbſt, laͤßt wohl bei beginnender Geburtsarbeit um dieſelben noch einige Blutigel anſetzen, und geſtattet kein zu ſtarkes Verarbeiten der Wehen, weßhalb denn, dafern die Geburts- thaͤtigkeit im Uterus allein nicht zur baldigen Beendigung der Geburt hinreicht, man nicht ſelten zum Anwenden kuͤnſtlicher Huͤlfe (vorzuͤglich durch die, hier uͤbrigens ebenfalls ſehr vor- ſichtig anzulegende Zange) ſich genoͤthigt finden wird. Wirk- liche Zerreiſſung einer ſolchen Venengeſchwulſt fordert das An- wenden des Tampons und laͤngere Zeit fortgeſetzten aͤußern Druck auf die blutende Stelle; ſehr heftige Blutungen koͤn- nen ſelbſt das Tourniquet noͤthig machen.
§. 1328.
Beſonders gefaͤhrlich wuͤrde das Vorhandenſeyn einer anevrysmatiſchen Geſchwulſt bei einer Gebaͤrenden ſeyn, und es duͤrfte hier theils die moͤglichſte Ruhe, Unterſagen des Verarbeitens der Wehen, und bei ſchwierigerm Durchgange des
*) Fuͤr die natuͤrliche Geburt iſt dieſe Lage beſonders wegen der durch das Heraufziehen der Schenkel verurſachten Anſpannung des Pa- rinaei nicht vortheilhaft.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0431"n="405"/>
gemacht werden, Blutungen und aͤhnliche Zufaͤlle erregt wer-<lb/>
den koͤnnen. Außerdem daß man daher eine ſolche Kreiſende<lb/>
zeitig die horizontale Lage annehmen laͤßt, muß beſonders die<lb/>
Lage ſelbſt ſo eingerichtet werden, daß dabei das verletzte Glied<lb/>
der vollkommenſten Ruhe genießt, wobei man fuͤr manche Faͤlle<lb/>
denn auch wohl von der in England ſelbſt fuͤr jede natuͤrliche<lb/>
Geburt gewoͤhnlichen Seitenlage <noteplace="foot"n="*)">Fuͤr die natuͤrliche Geburt iſt dieſe Lage beſonders wegen der durch<lb/>
das Heraufziehen der Schenkel verurſachten Anſpannung des <hirendition="#aq">Pa-<lb/>
rinaei</hi> nicht vortheilhaft.</note> Gebrauch machen kann.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1327.</head><lb/><p><hirendition="#g">Varikoͤſe Geſchwuͤlſte</hi> machen, wo ſie von bedeu-<lb/>
tendem Umfange, und vorzuͤglich ſobald ſie an den Geburts-<lb/>
theilen ſelbſt befindlich ſind, große Vorſicht noͤthig um das<lb/>
Zerſpringen unter den Anſtrengungen der Geburt zu verhuͤten.<lb/>
Man laͤßt deßhalb die Gebaͤrende ſtets in horizontaler Lage,<lb/>
macht kalte adſtringirende Fomentationen auf die Geſchwuͤlſte<lb/>ſelbſt, laͤßt wohl bei beginnender Geburtsarbeit um dieſelben<lb/>
noch einige Blutigel anſetzen, und geſtattet kein zu ſtarkes<lb/>
Verarbeiten der Wehen, weßhalb denn, dafern die Geburts-<lb/>
thaͤtigkeit im Uterus allein nicht zur baldigen Beendigung der<lb/>
Geburt hinreicht, man nicht ſelten zum Anwenden kuͤnſtlicher<lb/>
Huͤlfe (vorzuͤglich durch die, hier uͤbrigens ebenfalls ſehr vor-<lb/>ſichtig anzulegende Zange) ſich genoͤthigt finden wird. Wirk-<lb/>
liche Zerreiſſung einer ſolchen Venengeſchwulſt fordert das An-<lb/>
wenden des Tampons und laͤngere Zeit fortgeſetzten aͤußern<lb/>
Druck auf die blutende Stelle; ſehr heftige Blutungen koͤn-<lb/>
nen ſelbſt das <hirendition="#aq">Tourniquet</hi> noͤthig machen.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 1328.</head><lb/><p>Beſonders gefaͤhrlich wuͤrde das Vorhandenſeyn einer<lb/><hirendition="#g">anevrysmatiſchen Geſchwulſt</hi> bei einer Gebaͤrenden ſeyn,<lb/>
und es duͤrfte hier theils die moͤglichſte Ruhe, Unterſagen des<lb/>
Verarbeitens der Wehen, und bei ſchwierigerm Durchgange des<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[405/0431]
gemacht werden, Blutungen und aͤhnliche Zufaͤlle erregt wer-
den koͤnnen. Außerdem daß man daher eine ſolche Kreiſende
zeitig die horizontale Lage annehmen laͤßt, muß beſonders die
Lage ſelbſt ſo eingerichtet werden, daß dabei das verletzte Glied
der vollkommenſten Ruhe genießt, wobei man fuͤr manche Faͤlle
denn auch wohl von der in England ſelbſt fuͤr jede natuͤrliche
Geburt gewoͤhnlichen Seitenlage *) Gebrauch machen kann.
§. 1327.
Varikoͤſe Geſchwuͤlſte machen, wo ſie von bedeu-
tendem Umfange, und vorzuͤglich ſobald ſie an den Geburts-
theilen ſelbſt befindlich ſind, große Vorſicht noͤthig um das
Zerſpringen unter den Anſtrengungen der Geburt zu verhuͤten.
Man laͤßt deßhalb die Gebaͤrende ſtets in horizontaler Lage,
macht kalte adſtringirende Fomentationen auf die Geſchwuͤlſte
ſelbſt, laͤßt wohl bei beginnender Geburtsarbeit um dieſelben
noch einige Blutigel anſetzen, und geſtattet kein zu ſtarkes
Verarbeiten der Wehen, weßhalb denn, dafern die Geburts-
thaͤtigkeit im Uterus allein nicht zur baldigen Beendigung der
Geburt hinreicht, man nicht ſelten zum Anwenden kuͤnſtlicher
Huͤlfe (vorzuͤglich durch die, hier uͤbrigens ebenfalls ſehr vor-
ſichtig anzulegende Zange) ſich genoͤthigt finden wird. Wirk-
liche Zerreiſſung einer ſolchen Venengeſchwulſt fordert das An-
wenden des Tampons und laͤngere Zeit fortgeſetzten aͤußern
Druck auf die blutende Stelle; ſehr heftige Blutungen koͤn-
nen ſelbſt das Tourniquet noͤthig machen.
§. 1328.
Beſonders gefaͤhrlich wuͤrde das Vorhandenſeyn einer
anevrysmatiſchen Geſchwulſt bei einer Gebaͤrenden ſeyn,
und es duͤrfte hier theils die moͤglichſte Ruhe, Unterſagen des
Verarbeitens der Wehen, und bei ſchwierigerm Durchgange des
*) Fuͤr die natuͤrliche Geburt iſt dieſe Lage beſonders wegen der durch
das Heraufziehen der Schenkel verurſachten Anſpannung des Pa-
rinaei nicht vortheilhaft.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/431>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.