und geht nun vorsichtig, nach den mehrerwähnten Regeln in die Vagina, und durch den Muttermund, und sucht die am meisten bereits abgelößte Partie des Mutterkuchens auf. Von hieraus trennt man nun, indem man die flache Hand so zwi- schen Placenta und Uterus hereindrängt, daß die Rückenfläche gegen die innere Gebärmutterwand gerichtet ist, beide Flächen durch ein behutsames Abschälen von einander los, wobei, wenn die Placenta mehr an der Vorderwand ansitzt, man vorzüglich auch des Daumens sich mit Vortheil bedienen kann. -- Die ganz getrennte Placenta faßt man dann in die hohle Hand und führt sie behutsam aus den Geburtstheilen hervor.
§. 1309.
Erschwert wird diese Operation zuweilen 1) durch das Hin- und Herschwanken des Uterus, und man ist dann genö- thigt, durch die flach aufgelegten Hände eines Gehülfen den Uterus von außen fixiren zu lassen. 2) Durch krampfhafte Verengerungen (Strikturen) im Muttermunde oder auch in der Höhle des Uterus selbst, welche gleichzeitige Anwendung dynamischer innerer Mittel (Opium, Castoreum, Liq. C. C., Valeriana) nöthig machen, und nach den für Eröffnung des Muttermundes selbst gegebenen Regeln beseitigt werden müs- sen. 3) Durch feste sehnige Verbindungen zwischen Placenta und Uterus, welche man entweder, indem man sie zwischen zwei Finger bringt, allmählig zerdrückt, oder wenn sie zu fest sind, aus der Substanz der Placenta allmählich herausschält, und einstweilen zurückläßt, indem sie dann nach und nach mit den Lochien sich absondern, nie aber sie gewaltsam vom Uterus abreißt. 4) Durch Abgerissenseyn des Nabelstranges, in wel- chem Falle zwar wesentlich kein anderes als das oben beschrie- bene Verfahren erfordert wird, jedoch mit besonderer Vorsicht deßhalb verfahren werden muß, damit man nicht andere Theile z. B. die angeschwollenen Muttermundslippen, mit der Pla- centa verwechsele, und auch den Theil des Mutterkuchens auf- finde, welcher zumeist sich getrennt hat.
und geht nun vorſichtig, nach den mehrerwaͤhnten Regeln in die Vagina, und durch den Muttermund, und ſucht die am meiſten bereits abgeloͤßte Partie des Mutterkuchens auf. Von hieraus trennt man nun, indem man die flache Hand ſo zwi- ſchen Placenta und Uterus hereindraͤngt, daß die Ruͤckenflaͤche gegen die innere Gebaͤrmutterwand gerichtet iſt, beide Flaͤchen durch ein behutſames Abſchaͤlen von einander los, wobei, wenn die Placenta mehr an der Vorderwand anſitzt, man vorzuͤglich auch des Daumens ſich mit Vortheil bedienen kann. — Die ganz getrennte Placenta faßt man dann in die hohle Hand und fuͤhrt ſie behutſam aus den Geburtstheilen hervor.
§. 1309.
Erſchwert wird dieſe Operation zuweilen 1) durch das Hin- und Herſchwanken des Uterus, und man iſt dann genoͤ- thigt, durch die flach aufgelegten Haͤnde eines Gehuͤlfen den Uterus von außen fixiren zu laſſen. 2) Durch krampfhafte Verengerungen (Strikturen) im Muttermunde oder auch in der Hoͤhle des Uterus ſelbſt, welche gleichzeitige Anwendung dynamiſcher innerer Mittel (Opium, Castoreum, Liq. C. C., Valeriana) noͤthig machen, und nach den fuͤr Eroͤffnung des Muttermundes ſelbſt gegebenen Regeln beſeitigt werden muͤſ- ſen. 3) Durch feſte ſehnige Verbindungen zwiſchen Placenta und Uterus, welche man entweder, indem man ſie zwiſchen zwei Finger bringt, allmaͤhlig zerdruͤckt, oder wenn ſie zu feſt ſind, aus der Subſtanz der Placenta allmaͤhlich herausſchaͤlt, und einſtweilen zuruͤcklaͤßt, indem ſie dann nach und nach mit den Lochien ſich abſondern, nie aber ſie gewaltſam vom Uterus abreißt. 4) Durch Abgeriſſenſeyn des Nabelſtranges, in wel- chem Falle zwar weſentlich kein anderes als das oben beſchrie- bene Verfahren erfordert wird, jedoch mit beſonderer Vorſicht deßhalb verfahren werden muß, damit man nicht andere Theile z. B. die angeſchwollenen Muttermundslippen, mit der Pla- centa verwechſele, und auch den Theil des Mutterkuchens auf- finde, welcher zumeiſt ſich getrennt hat.
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und geht nun vorſichtig, nach den mehrerwaͤhnten Regeln in
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meiſten bereits abgeloͤßte Partie des Mutterkuchens auf. Von
hieraus trennt man nun, indem man die flache Hand ſo zwi-
ſchen Placenta und Uterus hereindraͤngt, daß die Ruͤckenflaͤche
gegen die innere Gebaͤrmutterwand gerichtet iſt, beide Flaͤchen
durch ein behutſames Abſchaͤlen von einander los, wobei, wenn
die Placenta mehr an der Vorderwand anſitzt, man vorzuͤglich
auch des Daumens ſich mit Vortheil bedienen kann. — Die
ganz getrennte Placenta faßt man dann in die hohle Hand
und fuͤhrt ſie behutſam aus den Geburtstheilen hervor.
§. 1309.
Erſchwert wird dieſe Operation zuweilen 1) durch das
Hin- und Herſchwanken des Uterus, und man iſt dann genoͤ-
thigt, durch die flach aufgelegten Haͤnde eines Gehuͤlfen den
Uterus von außen fixiren zu laſſen. 2) Durch krampfhafte
Verengerungen (Strikturen) im Muttermunde oder auch in
der Hoͤhle des Uterus ſelbſt, welche gleichzeitige Anwendung
dynamiſcher innerer Mittel (Opium, Castoreum, Liq. C. C.,
Valeriana) noͤthig machen, und nach den fuͤr Eroͤffnung des
Muttermundes ſelbſt gegebenen Regeln beſeitigt werden muͤſ-
ſen. 3) Durch feſte ſehnige Verbindungen zwiſchen Placenta
und Uterus, welche man entweder, indem man ſie zwiſchen
zwei Finger bringt, allmaͤhlig zerdruͤckt, oder wenn ſie zu feſt
ſind, aus der Subſtanz der Placenta allmaͤhlich herausſchaͤlt,
und einſtweilen zuruͤcklaͤßt, indem ſie dann nach und nach mit
den Lochien ſich abſondern, nie aber ſie gewaltſam vom Uterus
abreißt. 4) Durch Abgeriſſenſeyn des Nabelſtranges, in wel-
chem Falle zwar weſentlich kein anderes als das oben beſchrie-
bene Verfahren erfordert wird, jedoch mit beſonderer Vorſicht
deßhalb verfahren werden muß, damit man nicht andere Theile
z. B. die angeſchwollenen Muttermundslippen, mit der Pla-
centa verwechſele, und auch den Theil des Mutterkuchens auf-
finde, welcher zumeiſt ſich getrennt hat.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 395. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/419>, abgerufen am 21.11.2024.
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