Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
§. 1303.

Um die Operation zu machen, bringt man zuvörderst den
Katheter ein, entleert die Blase und läßt dann den Griff des-
selben von einem Gehülfen fassen, seitwärts halten und so die
Urethra nach der entgegengesetzten Seite hindrängen; hierauf
spaltet man mit dem convexen Bistouri die Haut des Scham-
bergs von oben nach unten, und legt so die Symphyse selbst
blos, faßt dann das gerade Bistouri um die Schamfuge selbst,
vorsichtig, und ohne den Knochen zu berühren, zu durchschnei-
den (wobei besonders auch das innere Kapselband mit Ver-
hütung aller Verletzung der Urethra getrennt werden muß) und
alsbald wird das Voneinanderweichen der Schamkochen be-
merkt werden. Ist hierauf die Geburt des Kindes, entweder
durch die Kraft der Wehen, oder durch Extraktion beendigt
worden, so werden die Schamknochen einander wieder vorsich-
tig, mit sorgfältiger Verhütung des Einklemmens aller weichen
Theile genähert, die Wunde wird durch Heftpflasterstreifen ver-
einigt, sodann eine sichere Binde angelegt, und der Entbun-
denen die strengste Ruhe angeordnet; worauf dann weiterhin
die Heilung der Verletzung nach den Regeln der Chirurgie ge-
leitet werden muß.

II.
Von der künstlichen Entwickelung der
Nachgeburt
.
1.
Von dem künstlichen Lösen des Mutterkuchens.
§. 1304.

Das künstliche durch die Hand bewerkstelligte Lostrennen
des Mutterkuchens von der Gebärmutterfläche ist an sich eine
vorzüglich schwierige, besondere Umsicht und Behutsamkeit er-

§. 1303.

Um die Operation zu machen, bringt man zuvoͤrderſt den
Katheter ein, entleert die Blaſe und laͤßt dann den Griff deſ-
ſelben von einem Gehuͤlfen faſſen, ſeitwaͤrts halten und ſo die
Urethra nach der entgegengeſetzten Seite hindraͤngen; hierauf
ſpaltet man mit dem convexen Biſtouri die Haut des Scham-
bergs von oben nach unten, und legt ſo die Symphyſe ſelbſt
blos, faßt dann das gerade Biſtouri um die Schamfuge ſelbſt,
vorſichtig, und ohne den Knochen zu beruͤhren, zu durchſchnei-
den (wobei beſonders auch das innere Kapſelband mit Ver-
huͤtung aller Verletzung der Urethra getrennt werden muß) und
alsbald wird das Voneinanderweichen der Schamkochen be-
merkt werden. Iſt hierauf die Geburt des Kindes, entweder
durch die Kraft der Wehen, oder durch Extraktion beendigt
worden, ſo werden die Schamknochen einander wieder vorſich-
tig, mit ſorgfaͤltiger Verhuͤtung des Einklemmens aller weichen
Theile genaͤhert, die Wunde wird durch Heftpflaſterſtreifen ver-
einigt, ſodann eine ſichere Binde angelegt, und der Entbun-
denen die ſtrengſte Ruhe angeordnet; worauf dann weiterhin
die Heilung der Verletzung nach den Regeln der Chirurgie ge-
leitet werden muß.

II.
Von der kuͤnſtlichen Entwickelung der
Nachgeburt
.
1.
Von dem kuͤnſtlichen Loͤſen des Mutterkuchens.
§. 1304.

Das kuͤnſtliche durch die Hand bewerkſtelligte Lostrennen
des Mutterkuchens von der Gebaͤrmutterflaͤche iſt an ſich eine
vorzuͤglich ſchwierige, beſondere Umſicht und Behutſamkeit er-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <pb facs="#f0416" n="392"/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 1303.</head><lb/>
                        <p>Um die Operation zu machen, bringt man zuvo&#x0364;rder&#x017F;t den<lb/>
Katheter ein, entleert die Bla&#x017F;e und la&#x0364;ßt dann den Griff de&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elben von einem Gehu&#x0364;lfen fa&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;eitwa&#x0364;rts halten und &#x017F;o die<lb/>
Urethra <choice><sic>uach</sic><corr>nach</corr></choice> der entgegenge&#x017F;etzten Seite hindra&#x0364;ngen; hierauf<lb/>
&#x017F;paltet man mit dem convexen Bi&#x017F;touri die Haut des Scham-<lb/>
bergs von oben nach unten, und legt &#x017F;o die Symphy&#x017F;e &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
blos, faßt dann das gerade Bi&#x017F;touri um die Schamfuge &#x017F;elb&#x017F;t,<lb/>
vor&#x017F;ichtig, und ohne den Knochen zu beru&#x0364;hren, zu durch&#x017F;chnei-<lb/>
den (wobei be&#x017F;onders auch das innere Kap&#x017F;elband mit Ver-<lb/>
hu&#x0364;tung aller Verletzung der Urethra getrennt werden muß) und<lb/>
alsbald wird das Voneinanderweichen der Schamkochen be-<lb/>
merkt werden. I&#x017F;t hierauf die Geburt des Kindes, entweder<lb/>
durch die Kraft der Wehen, oder durch Extraktion beendigt<lb/>
worden, &#x017F;o werden die Schamknochen einander wieder vor&#x017F;ich-<lb/>
tig, mit &#x017F;orgfa&#x0364;ltiger Verhu&#x0364;tung des Einklemmens aller weichen<lb/>
Theile gena&#x0364;hert, die Wunde wird durch Heftpfla&#x017F;ter&#x017F;treifen ver-<lb/>
einigt, &#x017F;odann eine &#x017F;ichere Binde angelegt, und der Entbun-<lb/>
denen die &#x017F;treng&#x017F;te Ruhe angeordnet; worauf dann weiterhin<lb/>
die Heilung der Verletzung nach den Regeln der Chirurgie ge-<lb/>
leitet werden muß.</p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head><hi rendition="#g"><hi rendition="#aq">II.</hi><lb/>
Von der ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Entwickelung der<lb/>
Nachgeburt</hi>.</head><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>1.<lb/><hi rendition="#g">Von dem ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Lo&#x0364;&#x017F;en des Mutterkuchens</hi>.</head><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 1304.</head><lb/>
                      <p>Das ku&#x0364;n&#x017F;tliche durch die Hand bewerk&#x017F;telligte Lostrennen<lb/>
des Mutterkuchens von der Geba&#x0364;rmutterfla&#x0364;che i&#x017F;t an &#x017F;ich eine<lb/>
vorzu&#x0364;glich &#x017F;chwierige, be&#x017F;ondere Um&#x017F;icht und Behut&#x017F;amkeit er-<lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[392/0416] §. 1303. Um die Operation zu machen, bringt man zuvoͤrderſt den Katheter ein, entleert die Blaſe und laͤßt dann den Griff deſ- ſelben von einem Gehuͤlfen faſſen, ſeitwaͤrts halten und ſo die Urethra nach der entgegengeſetzten Seite hindraͤngen; hierauf ſpaltet man mit dem convexen Biſtouri die Haut des Scham- bergs von oben nach unten, und legt ſo die Symphyſe ſelbſt blos, faßt dann das gerade Biſtouri um die Schamfuge ſelbſt, vorſichtig, und ohne den Knochen zu beruͤhren, zu durchſchnei- den (wobei beſonders auch das innere Kapſelband mit Ver- huͤtung aller Verletzung der Urethra getrennt werden muß) und alsbald wird das Voneinanderweichen der Schamkochen be- merkt werden. Iſt hierauf die Geburt des Kindes, entweder durch die Kraft der Wehen, oder durch Extraktion beendigt worden, ſo werden die Schamknochen einander wieder vorſich- tig, mit ſorgfaͤltiger Verhuͤtung des Einklemmens aller weichen Theile genaͤhert, die Wunde wird durch Heftpflaſterſtreifen ver- einigt, ſodann eine ſichere Binde angelegt, und der Entbun- denen die ſtrengſte Ruhe angeordnet; worauf dann weiterhin die Heilung der Verletzung nach den Regeln der Chirurgie ge- leitet werden muß. II. Von der kuͤnſtlichen Entwickelung der Nachgeburt. 1. Von dem kuͤnſtlichen Loͤſen des Mutterkuchens. §. 1304. Das kuͤnſtliche durch die Hand bewerkſtelligte Lostrennen des Mutterkuchens von der Gebaͤrmutterflaͤche iſt an ſich eine vorzuͤglich ſchwierige, beſondere Umſicht und Behutſamkeit er-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/416
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/416>, abgerufen am 21.11.2024.