Spitze umwickeltes geknöpftes Bistouri, oder allenfalls Stark's Fingerbistouri oder Aitken's Fingerskalpell vollkommen aus- reichen.
§. 1259.
Was nun die Art und Weise nach welcher diese Opera- tion auszuführen ist, anbelangt, so geschieht das Eröffnen ei- ner Rumpfhöhle völlig auf dieselbe Weise wie das Eröffnen der Schädelhöhle, nur daß man nachher genöthigt ist, mittelst zweier in die Wunde eingebrachten Finger die Contenta die- ser Höhle möglichst zu entleeren, und sich so, nach zusam- mengefallenen Wänden derselben den Weg zu den Füßen zu bahnen. Ist aber schon diese, immer höchst widerliche Ope- ration höchst selten, und wo die Geburt nicht anfänglich völ- lig vernachläßigt wurde, eigentlich niemals nöthig, so ist fer- ner das Abtrennen vorgefallener Arme und ähnliche Verstüm- melung durchaus überflüßig und keinesweges zu dulden.
§. 1260.
Ueber das Verfahren endlich welches bei einem mißge- stalteten Kinde nöthig werden kann, um durch Trennungen überzähliger Theile die Geburt desselben möglich zu machen, darüber lassen sich allgemeinere Regeln durchaus nicht geben, indem die Fälle, welche in dieser Hinsicht vorkommen können, so unendlich verschieden sind, daß hier fast alles der Vorsicht, Ueberlegung und Entschlossenheit des Operirenden überlassen bleiben muß. Eins ist indessen, was man hierbei immer vor Augen haben wird, nämlich, da man die Operation blos zum Vortheil der Mutter unternimmt, durch die behutsamste Füh- rung der Instrumente alle Verletzungen der mütterlichen Theile auf das sorgfältigste zu verhüten.
Spitze umwickeltes geknoͤpftes Biſtouri, oder allenfalls Stark’s Fingerbiſtouri oder Aitken’s Fingerſkalpell vollkommen aus- reichen.
§. 1259.
Was nun die Art und Weiſe nach welcher dieſe Opera- tion auszufuͤhren iſt, anbelangt, ſo geſchieht das Eroͤffnen ei- ner Rumpfhoͤhle voͤllig auf dieſelbe Weiſe wie das Eroͤffnen der Schaͤdelhoͤhle, nur daß man nachher genoͤthigt iſt, mittelſt zweier in die Wunde eingebrachten Finger die Contenta die- ſer Hoͤhle moͤglichſt zu entleeren, und ſich ſo, nach zuſam- mengefallenen Waͤnden derſelben den Weg zu den Fuͤßen zu bahnen. Iſt aber ſchon dieſe, immer hoͤchſt widerliche Ope- ration hoͤchſt ſelten, und wo die Geburt nicht anfaͤnglich voͤl- lig vernachlaͤßigt wurde, eigentlich niemals noͤthig, ſo iſt fer- ner das Abtrennen vorgefallener Arme und aͤhnliche Verſtuͤm- melung durchaus uͤberfluͤßig und keinesweges zu dulden.
§. 1260.
Ueber das Verfahren endlich welches bei einem mißge- ſtalteten Kinde noͤthig werden kann, um durch Trennungen uͤberzaͤhliger Theile die Geburt deſſelben moͤglich zu machen, daruͤber laſſen ſich allgemeinere Regeln durchaus nicht geben, indem die Faͤlle, welche in dieſer Hinſicht vorkommen koͤnnen, ſo unendlich verſchieden ſind, daß hier faſt alles der Vorſicht, Ueberlegung und Entſchloſſenheit des Operirenden uͤberlaſſen bleiben muß. Eins iſt indeſſen, was man hierbei immer vor Augen haben wird, naͤmlich, da man die Operation blos zum Vortheil der Mutter unternimmt, durch die behutſamſte Fuͤh- rung der Inſtrumente alle Verletzungen der muͤtterlichen Theile auf das ſorgfaͤltigſte zu verhuͤten.
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Spitze umwickeltes geknoͤpftes Biſtouri, oder allenfalls Stark’s
Fingerbiſtouri oder Aitken’s Fingerſkalpell vollkommen aus-
reichen.
§. 1259.
Was nun die Art und Weiſe nach welcher dieſe Opera-
tion auszufuͤhren iſt, anbelangt, ſo geſchieht das Eroͤffnen ei-
ner Rumpfhoͤhle voͤllig auf dieſelbe Weiſe wie das Eroͤffnen
der Schaͤdelhoͤhle, nur daß man nachher genoͤthigt iſt, mittelſt
zweier in die Wunde eingebrachten Finger die Contenta die-
ſer Hoͤhle moͤglichſt zu entleeren, und ſich ſo, nach zuſam-
mengefallenen Waͤnden derſelben den Weg zu den Fuͤßen zu
bahnen. Iſt aber ſchon dieſe, immer hoͤchſt widerliche Ope-
ration hoͤchſt ſelten, und wo die Geburt nicht anfaͤnglich voͤl-
lig vernachlaͤßigt wurde, eigentlich niemals noͤthig, ſo iſt fer-
ner das Abtrennen vorgefallener Arme und aͤhnliche Verſtuͤm-
melung durchaus uͤberfluͤßig und keinesweges zu dulden.
§. 1260.
Ueber das Verfahren endlich welches bei einem mißge-
ſtalteten Kinde noͤthig werden kann, um durch Trennungen
uͤberzaͤhliger Theile die Geburt deſſelben moͤglich zu machen,
daruͤber laſſen ſich allgemeinere Regeln durchaus nicht geben,
indem die Faͤlle, welche in dieſer Hinſicht vorkommen koͤnnen,
ſo unendlich verſchieden ſind, daß hier faſt alles der Vorſicht,
Ueberlegung und Entſchloſſenheit des Operirenden uͤberlaſſen
bleiben muß. Eins iſt indeſſen, was man hierbei immer vor
Augen haben wird, naͤmlich, da man die Operation blos zum
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 268[368]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/392>, abgerufen am 21.12.2024.
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