Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

von welchen wir denn an diesem Orte nur die regelmäs-
sige
betrachten. Diese zerfällt wieder in die einfache
Schwangerschaft (Graviditas simplex), wobei nur eine
Frucht im Uterus ernährt wird, und zweitens in die mehr-
fache
Schwangerschaft, wohin die Zwillingsschwangerschaft
(Graviditas gemellorum), die Drillingsschwangerschaft
(Grävitas trigeminorum), die Vierlingsschwangerschaft
(Gravidas quatergeminorum), u. s. w. gehören. -- Es
ist hierbei die Frage zu berühren: wie viel wohl Früchte
im Uterus zugleich getragen werden können und wirklich ge-
tragen worden sind? -- Man stößt bei diesen Untersuchun-
gen auf vielfache Fabeln von Schwangerschaft mit 10, 13,
ja noch weit mehrern Früchten *); allein man findet auch
nicht zu läugnende Thatsachen von Schwangerschaften mit
sechs Kindern, ja ein von B. Osiander **) angeführter
Fall erlaubt wenigstens nicht mit Bestimmtheit abzusprechen,
daß eine Schwangerschaft mit sieben Früchten unmöglich oder
doch unwirklich vorgekommen sey.

Anmerkung. Nach J. Fr. Osiander***) verhiel-
ten sich in der Maternite von Paris die Fälle von Zwillin-
gen zu einfachen Geburten wie 1 zu 91, die Fälle von Dril-
lingsgeburten zu den einfachen aber schon wie 1 zu 8654.

§. 655.

Eine besondere Abtheilung der mehrfachen Schwanger-
schaften endlich machen diejenigen aus, wo die beyden
Früchte nicht in einem und demselben Begattungsakt erzeugt
worden sind, sondern jede Frucht durch eine besondere Em-
pfängniß entstanden ist. -- Man hat diese Fälle je nach-

*) Hierher die Fabel von der Gräfin von Henneberg, welche einmal
365 Kinder geboren haben sollte.
**) Handb. d. Enth. 1r Thl. S. 320.
***) S. dessen Bemerkungen über französische Geburtshülfe u. s. w.
1813.

von welchen wir denn an dieſem Orte nur die regelmaͤſ-
ſige
betrachten. Dieſe zerfaͤllt wieder in die einfache
Schwangerſchaft (Graviditas simplex), wobei nur eine
Frucht im Uterus ernaͤhrt wird, und zweitens in die mehr-
fache
Schwangerſchaft, wohin die Zwillingsſchwangerſchaft
(Graviditas gemellorum), die Drillingsſchwangerſchaft
(Grävitas trigeminorum), die Vierlingsſchwangerſchaft
(Gravidas quatergeminorum), u. ſ. w. gehoͤren. — Es
iſt hierbei die Frage zu beruͤhren: wie viel wohl Fruͤchte
im Uterus zugleich getragen werden koͤnnen und wirklich ge-
tragen worden ſind? — Man ſtoͤßt bei dieſen Unterſuchun-
gen auf vielfache Fabeln von Schwangerſchaft mit 10, 13,
ja noch weit mehrern Fruͤchten *); allein man findet auch
nicht zu laͤugnende Thatſachen von Schwangerſchaften mit
ſechs Kindern, ja ein von B. Oſiander **) angefuͤhrter
Fall erlaubt wenigſtens nicht mit Beſtimmtheit abzuſprechen,
daß eine Schwangerſchaft mit ſieben Fruͤchten unmoͤglich oder
doch unwirklich vorgekommen ſey.

Anmerkung. Nach J. Fr. Oſiander***) verhiel-
ten ſich in der Maternité von Paris die Faͤlle von Zwillin-
gen zu einfachen Geburten wie 1 zu 91, die Faͤlle von Dril-
lingsgeburten zu den einfachen aber ſchon wie 1 zu 8654.

§. 655.

Eine beſondere Abtheilung der mehrfachen Schwanger-
ſchaften endlich machen diejenigen aus, wo die beyden
Fruͤchte nicht in einem und demſelben Begattungsakt erzeugt
worden ſind, ſondern jede Frucht durch eine beſondere Em-
pfaͤngniß entſtanden iſt. — Man hat dieſe Faͤlle je nach-

*) Hierher die Fabel von der Graͤfin von Henneberg, welche einmal
365 Kinder geboren haben ſollte.
**) Handb. d. Enth. 1r Thl. S. 320.
***) S. deſſen Bemerkungen uͤber franzoͤſiſche Geburtshuͤlfe u. ſ. w.
1813.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0036" n="14"/>
von welchen wir denn an die&#x017F;em Orte nur die <hi rendition="#g">regelma&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ige</hi> betrachten. Die&#x017F;e zerfa&#x0364;llt wieder in die <hi rendition="#g">einfache</hi><lb/>
Schwanger&#x017F;chaft (<hi rendition="#aq">Graviditas simplex</hi>), wobei nur eine<lb/>
Frucht im Uterus erna&#x0364;hrt wird, und zweitens in die <hi rendition="#g">mehr-<lb/>
fache</hi> Schwanger&#x017F;chaft, wohin die Zwillings&#x017F;chwanger&#x017F;chaft<lb/>
(<hi rendition="#aq">Graviditas gemellorum</hi>), die Drillings&#x017F;chwanger&#x017F;chaft<lb/>
(<hi rendition="#aq">Grävitas trigeminorum</hi>), die Vierlings&#x017F;chwanger&#x017F;chaft<lb/>
(<hi rendition="#aq">Gravidas quatergeminorum</hi>), u. &#x017F;. w. geho&#x0364;ren. &#x2014; Es<lb/>
i&#x017F;t hierbei die Frage zu beru&#x0364;hren: wie viel wohl Fru&#x0364;chte<lb/>
im Uterus zugleich getragen werden ko&#x0364;nnen und wirklich ge-<lb/>
tragen worden &#x017F;ind? &#x2014; Man &#x017F;to&#x0364;ßt bei die&#x017F;en Unter&#x017F;uchun-<lb/>
gen auf vielfache Fabeln von Schwanger&#x017F;chaft mit 10, 13,<lb/>
ja noch weit mehrern Fru&#x0364;chten <note place="foot" n="*)">Hierher die Fabel von der Gra&#x0364;fin von Henneberg, welche einmal<lb/>
365 Kinder geboren haben &#x017F;ollte.</note>; allein man findet auch<lb/>
nicht zu la&#x0364;ugnende That&#x017F;achen von Schwanger&#x017F;chaften mit<lb/>
&#x017F;echs Kindern, ja ein von B. <hi rendition="#g">O&#x017F;iander</hi> <note place="foot" n="**)">Handb. d. Enth. 1r Thl. S. 320.</note> angefu&#x0364;hrter<lb/>
Fall erlaubt wenig&#x017F;tens nicht mit Be&#x017F;timmtheit abzu&#x017F;prechen,<lb/>
daß eine Schwanger&#x017F;chaft mit &#x017F;ieben Fru&#x0364;chten unmo&#x0364;glich oder<lb/>
doch unwirklich vorgekommen &#x017F;ey.</p><lb/>
                  <p><hi rendition="#g">Anmerkung</hi>. Nach J. Fr. <hi rendition="#g">O&#x017F;iander</hi><note place="foot" n="***)">S. de&#x017F;&#x017F;en Bemerkungen u&#x0364;ber franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;che Geburtshu&#x0364;lfe u. &#x017F;. w.<lb/>
1813.</note> verhiel-<lb/>
ten &#x017F;ich in der Maternité von Paris die Fa&#x0364;lle von Zwillin-<lb/>
gen zu einfachen Geburten wie 1 zu 91, die Fa&#x0364;lle von Dril-<lb/>
lingsgeburten zu den einfachen aber &#x017F;chon wie 1 zu 8654.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 655.</head><lb/>
                  <p>Eine be&#x017F;ondere Abtheilung der mehrfachen Schwanger-<lb/>
&#x017F;chaften endlich machen diejenigen aus, wo die beyden<lb/>
Fru&#x0364;chte nicht in einem und dem&#x017F;elben Begattungsakt erzeugt<lb/>
worden &#x017F;ind, &#x017F;ondern jede Frucht durch eine be&#x017F;ondere Em-<lb/>
pfa&#x0364;ngniß ent&#x017F;tanden i&#x017F;t. &#x2014; Man hat die&#x017F;e Fa&#x0364;lle je nach-<lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0036] von welchen wir denn an dieſem Orte nur die regelmaͤſ- ſige betrachten. Dieſe zerfaͤllt wieder in die einfache Schwangerſchaft (Graviditas simplex), wobei nur eine Frucht im Uterus ernaͤhrt wird, und zweitens in die mehr- fache Schwangerſchaft, wohin die Zwillingsſchwangerſchaft (Graviditas gemellorum), die Drillingsſchwangerſchaft (Grävitas trigeminorum), die Vierlingsſchwangerſchaft (Gravidas quatergeminorum), u. ſ. w. gehoͤren. — Es iſt hierbei die Frage zu beruͤhren: wie viel wohl Fruͤchte im Uterus zugleich getragen werden koͤnnen und wirklich ge- tragen worden ſind? — Man ſtoͤßt bei dieſen Unterſuchun- gen auf vielfache Fabeln von Schwangerſchaft mit 10, 13, ja noch weit mehrern Fruͤchten *); allein man findet auch nicht zu laͤugnende Thatſachen von Schwangerſchaften mit ſechs Kindern, ja ein von B. Oſiander **) angefuͤhrter Fall erlaubt wenigſtens nicht mit Beſtimmtheit abzuſprechen, daß eine Schwangerſchaft mit ſieben Fruͤchten unmoͤglich oder doch unwirklich vorgekommen ſey. Anmerkung. Nach J. Fr. Oſiander ***) verhiel- ten ſich in der Maternité von Paris die Faͤlle von Zwillin- gen zu einfachen Geburten wie 1 zu 91, die Faͤlle von Dril- lingsgeburten zu den einfachen aber ſchon wie 1 zu 8654. §. 655. Eine beſondere Abtheilung der mehrfachen Schwanger- ſchaften endlich machen diejenigen aus, wo die beyden Fruͤchte nicht in einem und demſelben Begattungsakt erzeugt worden ſind, ſondern jede Frucht durch eine beſondere Em- pfaͤngniß entſtanden iſt. — Man hat dieſe Faͤlle je nach- *) Hierher die Fabel von der Graͤfin von Henneberg, welche einmal 365 Kinder geboren haben ſollte. **) Handb. d. Enth. 1r Thl. S. 320. ***) S. deſſen Bemerkungen uͤber franzoͤſiſche Geburtshuͤlfe u. ſ. w. 1813.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/36
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/36>, abgerufen am 21.11.2024.