dieselbe, läßt sich entweder auf ein untergelegtes Sophakissen mit einem Knie nieder, oder nimmt auf einem niedrigen Ses- sel Platz, bedeckt sich die Schenkel mit einem hinlänglich großen Tuche, oder einer Schürze, und entblößt dann vorsichtig, ohne es der Gebärenden zu sehr merkbar zu machen, den zur Wen- dung bestimmten Arm bis über den Ellbogen. Er entfernt Ringe u. dergl. sorgfältig, legt sodann die Hand langgestreckt und conisch zusammen, bestreicht sie und den Vorderarm mit Oehl oder Fett, und geht sodann, indem er die Kreisende zur vollkommensten Ruhe ermahnet und namentlich alles Pressen untersagt, im geraden Durchmesser der untern Beckenöffnung, der Führungslinie gemäß, und in gelind drehender Bewegung ein, wobei er das Dehnen der Schamlippen oder Scham- haare (selten werden die letztern durch zu beträchtliche Länge nöthigen, sie etwas abzuschneiden) behutsam vermeidet.
§. 1180.
Um nun die Wendung selbst zu vollziehen, muß man sich zu- vörderst den Weg zu den Füßen des Kindes zu bahnen suchen. Es geschieht dieß indem man mit der conisch gelegten, in der Beckenhöhle quergestellten, mit der Rückenfläche nach hinten gekehrten Hand nun behutsam in den Muttermund eindringt, und, dafern das Fruchtwasser noch nicht abgeflossen ist, zuerst an einer schicklichen Stelle die Eihäute sprengt. Diese Stelle richtet sich theils nach der Lage der Füße, theils nach der Menge des Fruchtwassers. Ist nämlich eine sehr beträchtliche Quantität Fruchtwasser vorhanden, so würde es den Uterus allzuheftig reitzen, wenn man zwischen innerer Uterinfläche und den Eihäuten weit in die Gebärmutterhöhle vordringen wollte; man sprengt deßhalb hier, auf früher beschriebene Weise, die Häute im Muttermunde und dringt sodann gleich mit der Hand in die gemachte Oeffnung, um das völlige Abfließen des Fruchtwassers zu hindern. Giebt hingegen die schlaffere Blase und der nachgiebigere Uterus Raum genug zur Einfüh- rung der Hand außer den Eihäuten, so gleitet man an der äußern Fläche der letztern vorsichtig gegen die Seite hinauf,
dieſelbe, laͤßt ſich entweder auf ein untergelegtes Sophakiſſen mit einem Knie nieder, oder nimmt auf einem niedrigen Seſ- ſel Platz, bedeckt ſich die Schenkel mit einem hinlaͤnglich großen Tuche, oder einer Schuͤrze, und entbloͤßt dann vorſichtig, ohne es der Gebaͤrenden zu ſehr merkbar zu machen, den zur Wen- dung beſtimmten Arm bis uͤber den Ellbogen. Er entfernt Ringe u. dergl. ſorgfaͤltig, legt ſodann die Hand langgeſtreckt und coniſch zuſammen, beſtreicht ſie und den Vorderarm mit Oehl oder Fett, und geht ſodann, indem er die Kreiſende zur vollkommenſten Ruhe ermahnet und namentlich alles Preſſen unterſagt, im geraden Durchmeſſer der untern Beckenoͤffnung, der Fuͤhrungslinie gemaͤß, und in gelind drehender Bewegung ein, wobei er das Dehnen der Schamlippen oder Scham- haare (ſelten werden die letztern durch zu betraͤchtliche Laͤnge noͤthigen, ſie etwas abzuſchneiden) behutſam vermeidet.
§. 1180.
Um nun die Wendung ſelbſt zu vollziehen, muß man ſich zu- voͤrderſt den Weg zu den Fuͤßen des Kindes zu bahnen ſuchen. Es geſchieht dieß indem man mit der coniſch gelegten, in der Beckenhoͤhle quergeſtellten, mit der Ruͤckenflaͤche nach hinten gekehrten Hand nun behutſam in den Muttermund eindringt, und, dafern das Fruchtwaſſer noch nicht abgefloſſen iſt, zuerſt an einer ſchicklichen Stelle die Eihaͤute ſprengt. Dieſe Stelle richtet ſich theils nach der Lage der Fuͤße, theils nach der Menge des Fruchtwaſſers. Iſt naͤmlich eine ſehr betraͤchtliche Quantitaͤt Fruchtwaſſer vorhanden, ſo wuͤrde es den Uterus allzuheftig reitzen, wenn man zwiſchen innerer Uterinflaͤche und den Eihaͤuten weit in die Gebaͤrmutterhoͤhle vordringen wollte; man ſprengt deßhalb hier, auf fruͤher beſchriebene Weiſe, die Haͤute im Muttermunde und dringt ſodann gleich mit der Hand in die gemachte Oeffnung, um das voͤllige Abfließen des Fruchtwaſſers zu hindern. Giebt hingegen die ſchlaffere Blaſe und der nachgiebigere Uterus Raum genug zur Einfuͤh- rung der Hand außer den Eihaͤuten, ſo gleitet man an der aͤußern Flaͤche der letztern vorſichtig gegen die Seite hinauf,
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dieſelbe, laͤßt ſich entweder auf ein untergelegtes Sophakiſſen
mit einem Knie nieder, oder nimmt auf einem niedrigen Seſ-
ſel Platz, bedeckt ſich die Schenkel mit einem hinlaͤnglich großen
Tuche, oder einer Schuͤrze, und entbloͤßt dann vorſichtig, ohne
es der Gebaͤrenden zu ſehr merkbar zu machen, den zur Wen-
dung beſtimmten Arm bis uͤber den Ellbogen. Er entfernt Ringe
u. dergl. ſorgfaͤltig, legt ſodann die Hand langgeſtreckt und
coniſch zuſammen, beſtreicht ſie und den Vorderarm mit Oehl
oder Fett, und geht ſodann, indem er die Kreiſende zur
vollkommenſten Ruhe ermahnet und namentlich alles Preſſen
unterſagt, im geraden Durchmeſſer der untern Beckenoͤffnung,
der Fuͤhrungslinie gemaͤß, und in gelind drehender Bewegung
ein, wobei er das Dehnen der Schamlippen oder Scham-
haare (ſelten werden die letztern durch zu betraͤchtliche Laͤnge
noͤthigen, ſie etwas abzuſchneiden) behutſam vermeidet.
§. 1180.
Um nun die Wendung ſelbſt zu vollziehen, muß man ſich zu-
voͤrderſt den Weg zu den Fuͤßen des Kindes zu bahnen ſuchen.
Es geſchieht dieß indem man mit der coniſch gelegten, in der
Beckenhoͤhle quergeſtellten, mit der Ruͤckenflaͤche nach hinten
gekehrten Hand nun behutſam in den Muttermund eindringt,
und, dafern das Fruchtwaſſer noch nicht abgefloſſen iſt, zuerſt
an einer ſchicklichen Stelle die Eihaͤute ſprengt. Dieſe Stelle
richtet ſich theils nach der Lage der Fuͤße, theils nach der
Menge des Fruchtwaſſers. Iſt naͤmlich eine ſehr betraͤchtliche
Quantitaͤt Fruchtwaſſer vorhanden, ſo wuͤrde es den Uterus
allzuheftig reitzen, wenn man zwiſchen innerer Uterinflaͤche und
den Eihaͤuten weit in die Gebaͤrmutterhoͤhle vordringen wollte;
man ſprengt deßhalb hier, auf fruͤher beſchriebene Weiſe, die
Haͤute im Muttermunde und dringt ſodann gleich mit der
Hand in die gemachte Oeffnung, um das voͤllige Abfließen
des Fruchtwaſſers zu hindern. Giebt hingegen die ſchlaffere
Blaſe und der nachgiebigere Uterus Raum genug zur Einfuͤh-
rung der Hand außer den Eihaͤuten, ſo gleitet man an der
aͤußern Flaͤche der letztern vorſichtig gegen die Seite hinauf,
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 317. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/341>, abgerufen am 21.12.2024.
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