gen ihrer Substanz vorhanden ist, so auch zeigen die Brüste *) während der Schwangerschaft zuweilen nicht blos die geringe Anschwellung, welche eine Folge ihres physiologischen Zusam- menhanges mit dem Uterus ist, sondern auch abnorme, oft mit Schmerzen und selbst mit Fieberbewegungen verbundene Ausdehnungen. Es ist dieß namentlich bei vollsaftigen Kör- pern der Fall, und die Vergrößerung beginnt hier oft schon in den frühern Schwangerschaftsmonaten, die Brüste werden zugleich hart, verursachen Spannen und Stechen, und errei- chen zuweilen, obwohl selten, eine wirklich ungeheure Größe; indem z. B. Jördens sie beide, jede von dem Umfange welcher dem des Körpers der Schwangern gleich kam, und so daß sie im Sitzen auf den Schenkeln auflagen, beobachtete.
§. 1107.
Die Ursache solcher beträchtlicher Ausdehnungen hat man zuweilen, nach einer zu sehr auf mechanische Verhältniße Rück- sicht nehmenden Ansicht, als in dem Drucke des schwangern Ute- rus auf den Plexus hypogastricus der lymphatischen Ge- fäße begründet angenommen; richtiger scheint es dagegen zu seyn, eine abnorme Steigerung des Bildungslebens in dem Geschlechtssystem überhaupt und in den Brüsten insbesondere als wesentliche Ursache anzuerkennen. Entferntere Ursachen können in ursprünglich stärkerer Entwickelung der Brüste, in reitzender sehr nahrhafter Diät bei geringer Bewegung, in zu warmem Verhalten insbesondere der Brüste, so wie in man- cherlei Reitzungen derselben durch Waschen mit geistigen Mit- teln, Manipulationen u. s. w. gegeben seyn.
§. 1108.
Die Folgen solcher starker Ausdehnungen der Brüste sind, wenn die Vergrößerung nicht allzubeträchtlich wird, nicht
*) Diese wuchernde Fortbildung ist nicht selten während der Schwan- gerschaft auch an den äußern Schamtheilen bemerkbar, wie ich denn z. B. die Nymphen zuweilen auf 3 bis 4 Zoll lang bei Schwangern gefunden habe.
gen ihrer Subſtanz vorhanden iſt, ſo auch zeigen die Bruͤſte *) waͤhrend der Schwangerſchaft zuweilen nicht blos die geringe Anſchwellung, welche eine Folge ihres phyſiologiſchen Zuſam- menhanges mit dem Uterus iſt, ſondern auch abnorme, oft mit Schmerzen und ſelbſt mit Fieberbewegungen verbundene Ausdehnungen. Es iſt dieß namentlich bei vollſaftigen Koͤr- pern der Fall, und die Vergroͤßerung beginnt hier oft ſchon in den fruͤhern Schwangerſchaftsmonaten, die Bruͤſte werden zugleich hart, verurſachen Spannen und Stechen, und errei- chen zuweilen, obwohl ſelten, eine wirklich ungeheure Groͤße; indem z. B. Joͤrdens ſie beide, jede von dem Umfange welcher dem des Koͤrpers der Schwangern gleich kam, und ſo daß ſie im Sitzen auf den Schenkeln auflagen, beobachtete.
§. 1107.
Die Urſache ſolcher betraͤchtlicher Ausdehnungen hat man zuweilen, nach einer zu ſehr auf mechaniſche Verhaͤltniße Ruͤck- ſicht nehmenden Anſicht, als in dem Drucke des ſchwangern Ute- rus auf den Plexus hypogastricus der lymphatiſchen Ge- faͤße begruͤndet angenommen; richtiger ſcheint es dagegen zu ſeyn, eine abnorme Steigerung des Bildungslebens in dem Geſchlechtsſyſtem uͤberhaupt und in den Bruͤſten insbeſondere als weſentliche Urſache anzuerkennen. Entferntere Urſachen koͤnnen in urſpruͤnglich ſtaͤrkerer Entwickelung der Bruͤſte, in reitzender ſehr nahrhafter Diaͤt bei geringer Bewegung, in zu warmem Verhalten insbeſondere der Bruͤſte, ſo wie in man- cherlei Reitzungen derſelben durch Waſchen mit geiſtigen Mit- teln, Manipulationen u. ſ. w. gegeben ſeyn.
§. 1108.
Die Folgen ſolcher ſtarker Ausdehnungen der Bruͤſte ſind, wenn die Vergroͤßerung nicht allzubetraͤchtlich wird, nicht
*) Dieſe wuchernde Fortbildung iſt nicht ſelten waͤhrend der Schwan- gerſchaft auch an den aͤußern Schamtheilen bemerkbar, wie ich denn z. B. die Nymphen zuweilen auf 3 bis 4 Zoll lang bei Schwangern gefunden habe.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0295"n="271"/>
gen ihrer Subſtanz vorhanden iſt, ſo auch zeigen die Bruͤſte <noteplace="foot"n="*)">Dieſe wuchernde Fortbildung iſt nicht ſelten waͤhrend der Schwan-<lb/>
gerſchaft auch an den aͤußern Schamtheilen bemerkbar, wie ich<lb/>
denn z. B. die Nymphen zuweilen auf 3 bis 4 Zoll lang bei<lb/>
Schwangern gefunden habe.</note><lb/>
waͤhrend der Schwangerſchaft zuweilen nicht blos die geringe<lb/>
Anſchwellung, welche eine Folge ihres phyſiologiſchen Zuſam-<lb/>
menhanges mit dem Uterus iſt, ſondern auch abnorme, oft<lb/>
mit Schmerzen und ſelbſt mit Fieberbewegungen verbundene<lb/>
Ausdehnungen. Es iſt dieß namentlich bei vollſaftigen Koͤr-<lb/>
pern der Fall, und die Vergroͤßerung beginnt hier oft ſchon<lb/>
in den fruͤhern Schwangerſchaftsmonaten, die Bruͤſte werden<lb/>
zugleich hart, verurſachen Spannen und Stechen, und errei-<lb/>
chen zuweilen, obwohl ſelten, eine wirklich ungeheure Groͤße;<lb/>
indem z. B. <hirendition="#g">Joͤrdens</hi>ſie beide, jede von dem Umfange<lb/>
welcher dem des Koͤrpers der Schwangern gleich kam, und ſo<lb/>
daß ſie im Sitzen auf den Schenkeln auflagen, beobachtete.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 1107.</head><lb/><p>Die Urſache ſolcher betraͤchtlicher Ausdehnungen hat man<lb/>
zuweilen, nach einer zu ſehr auf mechaniſche Verhaͤltniße Ruͤck-<lb/>ſicht nehmenden Anſicht, als in dem Drucke des ſchwangern Ute-<lb/>
rus auf den <hirendition="#aq">Plexus hypogastricus</hi> der lymphatiſchen Ge-<lb/>
faͤße begruͤndet angenommen; richtiger ſcheint es dagegen zu<lb/>ſeyn, eine abnorme Steigerung des Bildungslebens in dem<lb/>
Geſchlechtsſyſtem uͤberhaupt und in den Bruͤſten insbeſondere<lb/>
als weſentliche Urſache anzuerkennen. Entferntere Urſachen<lb/>
koͤnnen in urſpruͤnglich ſtaͤrkerer Entwickelung der Bruͤſte, in<lb/>
reitzender ſehr nahrhafter Diaͤt bei geringer Bewegung, in zu<lb/>
warmem Verhalten insbeſondere der Bruͤſte, ſo wie in man-<lb/>
cherlei Reitzungen derſelben durch Waſchen mit geiſtigen Mit-<lb/>
teln, Manipulationen u. ſ. w. gegeben ſeyn.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 1108.</head><lb/><p>Die Folgen ſolcher ſtarker Ausdehnungen der Bruͤſte<lb/>ſind, wenn die Vergroͤßerung nicht allzubetraͤchtlich wird, nicht<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[271/0295]
gen ihrer Subſtanz vorhanden iſt, ſo auch zeigen die Bruͤſte *)
waͤhrend der Schwangerſchaft zuweilen nicht blos die geringe
Anſchwellung, welche eine Folge ihres phyſiologiſchen Zuſam-
menhanges mit dem Uterus iſt, ſondern auch abnorme, oft
mit Schmerzen und ſelbſt mit Fieberbewegungen verbundene
Ausdehnungen. Es iſt dieß namentlich bei vollſaftigen Koͤr-
pern der Fall, und die Vergroͤßerung beginnt hier oft ſchon
in den fruͤhern Schwangerſchaftsmonaten, die Bruͤſte werden
zugleich hart, verurſachen Spannen und Stechen, und errei-
chen zuweilen, obwohl ſelten, eine wirklich ungeheure Groͤße;
indem z. B. Joͤrdens ſie beide, jede von dem Umfange
welcher dem des Koͤrpers der Schwangern gleich kam, und ſo
daß ſie im Sitzen auf den Schenkeln auflagen, beobachtete.
§. 1107.
Die Urſache ſolcher betraͤchtlicher Ausdehnungen hat man
zuweilen, nach einer zu ſehr auf mechaniſche Verhaͤltniße Ruͤck-
ſicht nehmenden Anſicht, als in dem Drucke des ſchwangern Ute-
rus auf den Plexus hypogastricus der lymphatiſchen Ge-
faͤße begruͤndet angenommen; richtiger ſcheint es dagegen zu
ſeyn, eine abnorme Steigerung des Bildungslebens in dem
Geſchlechtsſyſtem uͤberhaupt und in den Bruͤſten insbeſondere
als weſentliche Urſache anzuerkennen. Entferntere Urſachen
koͤnnen in urſpruͤnglich ſtaͤrkerer Entwickelung der Bruͤſte, in
reitzender ſehr nahrhafter Diaͤt bei geringer Bewegung, in zu
warmem Verhalten insbeſondere der Bruͤſte, ſo wie in man-
cherlei Reitzungen derſelben durch Waſchen mit geiſtigen Mit-
teln, Manipulationen u. ſ. w. gegeben ſeyn.
§. 1108.
Die Folgen ſolcher ſtarker Ausdehnungen der Bruͤſte
ſind, wenn die Vergroͤßerung nicht allzubetraͤchtlich wird, nicht
*) Dieſe wuchernde Fortbildung iſt nicht ſelten waͤhrend der Schwan-
gerſchaft auch an den aͤußern Schamtheilen bemerkbar, wie ich
denn z. B. die Nymphen zuweilen auf 3 bis 4 Zoll lang bei
Schwangern gefunden habe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/295>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.