Eine besondere Betrachtung erfordern übrigens noch die Fälle, wo wegen übermäßig langer Dauer der Einklemmung die Reposition ganz unmöglich würde, Fälle welche übrigens gewiß höchst selten seyn werden, indem ich nirgends Beispiele aufgezählt finde wo das Uebel, sobald es zur Genüge erkannt war, zweckmäßigen Repositionsversuchen Widerstand geleistet hätte. Demungeachtet ist ein solcher Fall als möglich anzu- erkennen, und die bisher vorgeschlagenen Mittel hier noch we- nigstens die Schwangere zu retten (denn an Erhaltung der Frucht wird bei diesem Grade der Geschwulst und Entzündung selten noch zu denken seyn), bestehen theils in der später noch zu beschreibenden Trennung der Schamfuge (Synchondro- tomia) oder der Durchbohrung des schwangern Uterus selbst mittelst eines Troikars.
§. 1090.
Das erstere Verfahren würde durch Erweiterung des Beckenraums die Reposition gestatten, und dürfte auch hier, da die Schamfuge sich nicht allzuweit zu öffnen brauchte und folglich keine Verletzung der Kreuz- und Darmbeinvereinigun- gen so leicht zu befürchten stände (welcher Nachtheil bei An- wendung dieser Operation Behufs der Erleichterung schwerer Geburten immer sich einzustellen droht), wenigstens eher als bei Geburten ausgetragener Kinder zu empfehlen seyn. Das Eröffnen des Uterus durch den Troikar hingegen würde durch Abfluß des Wassers den Uterus zu Zusammenziehungen veran- laßen, und indem sich so sein Umfang verkleinerte, würde die Reposition möglich werden. -- Da indeß von beiden Ver- fahren eine nachtheilige Wirkung auf den mütterlichen Körper fast nothwendig einzutreten droht, so schlage ich hier noch als dritten Ausweg vor, eine künstliche Frühgeburt durch Sprengen der Eihäute im Muttermunde zu bewerkstelligen, und so- mit alle Gefahr, in soweit sie von der Operation abhängig ist, für die Mutter zu vermeiden. Zwar würde das Eingehen
§. 1089.
Eine beſondere Betrachtung erfordern uͤbrigens noch die Faͤlle, wo wegen uͤbermaͤßig langer Dauer der Einklemmung die Repoſition ganz unmoͤglich wuͤrde, Faͤlle welche uͤbrigens gewiß hoͤchſt ſelten ſeyn werden, indem ich nirgends Beiſpiele aufgezaͤhlt finde wo das Uebel, ſobald es zur Genuͤge erkannt war, zweckmaͤßigen Repoſitionsverſuchen Widerſtand geleiſtet haͤtte. Demungeachtet iſt ein ſolcher Fall als moͤglich anzu- erkennen, und die bisher vorgeſchlagenen Mittel hier noch we- nigſtens die Schwangere zu retten (denn an Erhaltung der Frucht wird bei dieſem Grade der Geſchwulſt und Entzuͤndung ſelten noch zu denken ſeyn), beſtehen theils in der ſpaͤter noch zu beſchreibenden Trennung der Schamfuge (Synchondro- tomia) oder der Durchbohrung des ſchwangern Uterus ſelbſt mittelſt eines Troikars.
§. 1090.
Das erſtere Verfahren wuͤrde durch Erweiterung des Beckenraums die Repoſition geſtatten, und duͤrfte auch hier, da die Schamfuge ſich nicht allzuweit zu oͤffnen brauchte und folglich keine Verletzung der Kreuz- und Darmbeinvereinigun- gen ſo leicht zu befuͤrchten ſtaͤnde (welcher Nachtheil bei An- wendung dieſer Operation Behufs der Erleichterung ſchwerer Geburten immer ſich einzuſtellen droht), wenigſtens eher als bei Geburten ausgetragener Kinder zu empfehlen ſeyn. Das Eroͤffnen des Uterus durch den Troikar hingegen wuͤrde durch Abfluß des Waſſers den Uterus zu Zuſammenziehungen veran- laßen, und indem ſich ſo ſein Umfang verkleinerte, wuͤrde die Repoſition moͤglich werden. — Da indeß von beiden Ver- fahren eine nachtheilige Wirkung auf den muͤtterlichen Koͤrper faſt nothwendig einzutreten droht, ſo ſchlage ich hier noch als dritten Ausweg vor, eine kuͤnſtliche Fruͤhgeburt durch Sprengen der Eihaͤute im Muttermunde zu bewerkſtelligen, und ſo- mit alle Gefahr, in ſoweit ſie von der Operation abhaͤngig iſt, fuͤr die Mutter zu vermeiden. Zwar wuͤrde das Eingehen
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§. 1089.
Eine beſondere Betrachtung erfordern uͤbrigens noch die
Faͤlle, wo wegen uͤbermaͤßig langer Dauer der Einklemmung
die Repoſition ganz unmoͤglich wuͤrde, Faͤlle welche uͤbrigens
gewiß hoͤchſt ſelten ſeyn werden, indem ich nirgends Beiſpiele
aufgezaͤhlt finde wo das Uebel, ſobald es zur Genuͤge erkannt
war, zweckmaͤßigen Repoſitionsverſuchen Widerſtand geleiſtet
haͤtte. Demungeachtet iſt ein ſolcher Fall als moͤglich anzu-
erkennen, und die bisher vorgeſchlagenen Mittel hier noch we-
nigſtens die Schwangere zu retten (denn an Erhaltung der
Frucht wird bei dieſem Grade der Geſchwulſt und Entzuͤndung
ſelten noch zu denken ſeyn), beſtehen theils in der ſpaͤter noch
zu beſchreibenden Trennung der Schamfuge (Synchondro-
tomia) oder der Durchbohrung des ſchwangern Uterus ſelbſt
mittelſt eines Troikars.
§. 1090.
Das erſtere Verfahren wuͤrde durch Erweiterung des
Beckenraums die Repoſition geſtatten, und duͤrfte auch hier,
da die Schamfuge ſich nicht allzuweit zu oͤffnen brauchte und
folglich keine Verletzung der Kreuz- und Darmbeinvereinigun-
gen ſo leicht zu befuͤrchten ſtaͤnde (welcher Nachtheil bei An-
wendung dieſer Operation Behufs der Erleichterung ſchwerer
Geburten immer ſich einzuſtellen droht), wenigſtens eher als
bei Geburten ausgetragener Kinder zu empfehlen ſeyn. Das
Eroͤffnen des Uterus durch den Troikar hingegen wuͤrde durch
Abfluß des Waſſers den Uterus zu Zuſammenziehungen veran-
laßen, und indem ſich ſo ſein Umfang verkleinerte, wuͤrde die
Repoſition moͤglich werden. — Da indeß von beiden Ver-
fahren eine nachtheilige Wirkung auf den muͤtterlichen Koͤrper
faſt nothwendig einzutreten droht, ſo ſchlage ich hier noch als
dritten Ausweg vor, eine kuͤnſtliche Fruͤhgeburt durch Sprengen
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/286>, abgerufen am 21.11.2024.
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