Extremität und Schamlippen, verlieren sich in den ersten Ta- gen nach der Geburt, unter den Wochenschweißen oft sehr schnell und ohne üble Folgen, welches denn übrigens auch bei der durch abnorm erhöhten Turgor verursachten gewöhnlich der Fall ist.
§. 1021.
Da die ärztliche Behandlung fast nie die völlige Besei- tigung solcher Geschwülste, bevor die Schwangerschaft selbst be- endigt worden ist, sich zum Ziel setzen oder wirklich erreichen kann, so wird sie hauptsächlich Verhütung größerer Ausbrei- tung der Anschwellung, und Beseitigung der davon abhängen- den Beschwerden, sich als Endzweck vorzusetzen haben. Bei der turgescirenden Geschwulst erreicht man dieß vorzüglich durch sparsamere Diät, ausleerende Mittel, ja selbst Blutent- ziehung, Beförderung der Hautausdünstung und Sorge für hinlängliche Bewegung.
§. 1022.
Die Behandlung der ödematösen Geschwulst hingegen betreffend, so erfordert sie zunächst Entfernung der Gelegen- heitsursachen, als: der feuchten Luft, schlechten Nahrung u. s. w., obwohl eine der wesentlichsten, der Druck des schwan- gern Uterus, nur zuweilen, wenn er von Schieflagen dessel- ben abhängt, durch Tragen einer guten Leibbinde etwas ge- mindert werden kann. Ferner ist die Thätigkeit des Lymph- systems und die Exkretion durch andere Organe zu unter- stützen, durch Friktionen der geschwollenen Glieder mit durch- räuchertem Flanell, wollene Einwickelung, mehr horizontale Lage derselben, wärmeres Verhalten im Allgemeinen, so wie durch Anwendung der leichtern diuretischen Mittel (wie des Decoct. Baccar. Iuniperi, Infus. Ononis spinosae), seltner wird man (wegen des Consensus der Harn- und Geschlechts- werkzeuge) von der Digitalis, der Squilla, den diuretischen Linimenten u. s. w. Gebrauch machen dürfen. -- Sehr hef-
II. Theil. 15
Extremitaͤt und Schamlippen, verlieren ſich in den erſten Ta- gen nach der Geburt, unter den Wochenſchweißen oft ſehr ſchnell und ohne uͤble Folgen, welches denn uͤbrigens auch bei der durch abnorm erhoͤhten Turgor verurſachten gewoͤhnlich der Fall iſt.
§. 1021.
Da die aͤrztliche Behandlung faſt nie die voͤllige Beſei- tigung ſolcher Geſchwuͤlſte, bevor die Schwangerſchaft ſelbſt be- endigt worden iſt, ſich zum Ziel ſetzen oder wirklich erreichen kann, ſo wird ſie hauptſaͤchlich Verhuͤtung groͤßerer Ausbrei- tung der Anſchwellung, und Beſeitigung der davon abhaͤngen- den Beſchwerden, ſich als Endzweck vorzuſetzen haben. Bei der turgeſcirenden Geſchwulſt erreicht man dieß vorzuͤglich durch ſparſamere Diaͤt, ausleerende Mittel, ja ſelbſt Blutent- ziehung, Befoͤrderung der Hautausduͤnſtung und Sorge fuͤr hinlaͤngliche Bewegung.
§. 1022.
Die Behandlung der oͤdematoͤſen Geſchwulſt hingegen betreffend, ſo erfordert ſie zunaͤchſt Entfernung der Gelegen- heitsurſachen, als: der feuchten Luft, ſchlechten Nahrung u. ſ. w., obwohl eine der weſentlichſten, der Druck des ſchwan- gern Uterus, nur zuweilen, wenn er von Schieflagen deſſel- ben abhaͤngt, durch Tragen einer guten Leibbinde etwas ge- mindert werden kann. Ferner iſt die Thaͤtigkeit des Lymph- ſyſtems und die Exkretion durch andere Organe zu unter- ſtuͤtzen, durch Friktionen der geſchwollenen Glieder mit durch- raͤuchertem Flanell, wollene Einwickelung, mehr horizontale Lage derſelben, waͤrmeres Verhalten im Allgemeinen, ſo wie durch Anwendung der leichtern diuretiſchen Mittel (wie des Decoct. Baccar. Iuniperi, Infus. Ononis spinosae), ſeltner wird man (wegen des Consensus der Harn- und Geſchlechts- werkzeuge) von der Digitalis, der Squilla, den diuretiſchen Linimenten u. ſ. w. Gebrauch machen duͤrfen. — Sehr hef-
II. Theil. 15
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0249"n="225"/>
Extremitaͤt und Schamlippen, verlieren ſich in den erſten Ta-<lb/>
gen nach der Geburt, unter den Wochenſchweißen oft ſehr<lb/>ſchnell und ohne uͤble Folgen, welches denn uͤbrigens auch<lb/>
bei der durch abnorm erhoͤhten Turgor verurſachten gewoͤhnlich<lb/>
der Fall iſt.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 1021.</head><lb/><p>Da die aͤrztliche Behandlung faſt nie die voͤllige Beſei-<lb/>
tigung ſolcher Geſchwuͤlſte, bevor die Schwangerſchaft ſelbſt be-<lb/>
endigt worden iſt, ſich zum Ziel ſetzen oder wirklich erreichen<lb/>
kann, ſo wird ſie hauptſaͤchlich Verhuͤtung groͤßerer Ausbrei-<lb/>
tung der Anſchwellung, und Beſeitigung der davon abhaͤngen-<lb/>
den Beſchwerden, ſich als Endzweck vorzuſetzen haben. Bei<lb/>
der turgeſcirenden Geſchwulſt erreicht man dieß vorzuͤglich<lb/>
durch ſparſamere Diaͤt, ausleerende Mittel, ja ſelbſt Blutent-<lb/>
ziehung, Befoͤrderung der Hautausduͤnſtung und Sorge fuͤr<lb/>
hinlaͤngliche Bewegung.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 1022.</head><lb/><p>Die Behandlung der oͤdematoͤſen Geſchwulſt hingegen<lb/>
betreffend, ſo erfordert ſie zunaͤchſt Entfernung der Gelegen-<lb/>
heitsurſachen, als: der feuchten Luft, ſchlechten Nahrung u.<lb/>ſ. w., obwohl eine der weſentlichſten, der Druck des ſchwan-<lb/>
gern Uterus, nur zuweilen, wenn er von Schieflagen deſſel-<lb/>
ben abhaͤngt, durch Tragen einer guten Leibbinde etwas ge-<lb/>
mindert werden kann. Ferner iſt die Thaͤtigkeit des Lymph-<lb/>ſyſtems und die Exkretion durch andere Organe zu unter-<lb/>ſtuͤtzen, durch Friktionen der geſchwollenen Glieder mit durch-<lb/>
raͤuchertem Flanell, wollene Einwickelung, mehr horizontale<lb/>
Lage derſelben, waͤrmeres Verhalten im Allgemeinen, ſo wie<lb/>
durch Anwendung der leichtern diuretiſchen Mittel (wie des<lb/><hirendition="#aq">Decoct. Baccar. Iuniperi, Infus. Ononis spinosae),</hi>ſeltner<lb/>
wird man (wegen des <hirendition="#aq">Consensus</hi> der Harn- und Geſchlechts-<lb/>
werkzeuge) von der <hirendition="#aq">Digitalis,</hi> der <hirendition="#aq">Squilla,</hi> den diuretiſchen<lb/>
Linimenten u. ſ. w. Gebrauch machen duͤrfen. — Sehr hef-<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#aq">II.</hi> Theil. 15</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[225/0249]
Extremitaͤt und Schamlippen, verlieren ſich in den erſten Ta-
gen nach der Geburt, unter den Wochenſchweißen oft ſehr
ſchnell und ohne uͤble Folgen, welches denn uͤbrigens auch
bei der durch abnorm erhoͤhten Turgor verurſachten gewoͤhnlich
der Fall iſt.
§. 1021.
Da die aͤrztliche Behandlung faſt nie die voͤllige Beſei-
tigung ſolcher Geſchwuͤlſte, bevor die Schwangerſchaft ſelbſt be-
endigt worden iſt, ſich zum Ziel ſetzen oder wirklich erreichen
kann, ſo wird ſie hauptſaͤchlich Verhuͤtung groͤßerer Ausbrei-
tung der Anſchwellung, und Beſeitigung der davon abhaͤngen-
den Beſchwerden, ſich als Endzweck vorzuſetzen haben. Bei
der turgeſcirenden Geſchwulſt erreicht man dieß vorzuͤglich
durch ſparſamere Diaͤt, ausleerende Mittel, ja ſelbſt Blutent-
ziehung, Befoͤrderung der Hautausduͤnſtung und Sorge fuͤr
hinlaͤngliche Bewegung.
§. 1022.
Die Behandlung der oͤdematoͤſen Geſchwulſt hingegen
betreffend, ſo erfordert ſie zunaͤchſt Entfernung der Gelegen-
heitsurſachen, als: der feuchten Luft, ſchlechten Nahrung u.
ſ. w., obwohl eine der weſentlichſten, der Druck des ſchwan-
gern Uterus, nur zuweilen, wenn er von Schieflagen deſſel-
ben abhaͤngt, durch Tragen einer guten Leibbinde etwas ge-
mindert werden kann. Ferner iſt die Thaͤtigkeit des Lymph-
ſyſtems und die Exkretion durch andere Organe zu unter-
ſtuͤtzen, durch Friktionen der geſchwollenen Glieder mit durch-
raͤuchertem Flanell, wollene Einwickelung, mehr horizontale
Lage derſelben, waͤrmeres Verhalten im Allgemeinen, ſo wie
durch Anwendung der leichtern diuretiſchen Mittel (wie des
Decoct. Baccar. Iuniperi, Infus. Ononis spinosae), ſeltner
wird man (wegen des Consensus der Harn- und Geſchlechts-
werkzeuge) von der Digitalis, der Squilla, den diuretiſchen
Linimenten u. ſ. w. Gebrauch machen duͤrfen. — Sehr hef-
II. Theil. 15
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/249>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.