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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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oder wodurch Congestionen und halbentzündliche Zustände in
den kleinern Gefäßen, oder gereitzte Zustände der Nerven, so-
mit aber theils ebenfalls asthmatische Anfälle, vorzüglich aber
hartnäckige Beschwerden von Husten hervorgerufen werden. --

§. 1014.

Wir haben nun diese Zufälle hier blos in Beziehung auf
den Zustand der Schwangerschaft zu betrachten, und da er-
giebt sich denn, daß namentlich das Asthma allerdings ein
sehr gefährlicher Zustand genannt werden müße, indem bei
der an sich so herabgestimmten Oxydation der Blutmasse, eine
solche Hemmung der Respiration leicht diese Oxydation bis
auf einen Grad vermindern kann, wobei das Leben nicht
fortzubestehen vermag, und dadurch Apoplexie oder Erstickung
veranlaßt wird. Merkwürdig ist es jedoch hierbei daß, wenn
das Uebel auf diesen Grad steigt, gewöhnlich die Natur noch
ihre letzten Kräfte dazu verwendet, um die Geburt zu bewerk-
stelligen, daß jedoch der Einfluß dieser gehemmten Respiration
der Mutter gewöhnlich so bedeutend ist, daß die Oxydation
der Säfte des Fetus an der Oberfläche des Eies nicht fer-
ner unterhalten wird, und auch die Frucht folglich meistens
abstirbt.

§. 1015.

Was den Husten betrifft, so ist er bei Schwangern zwar
wohl nicht an Gefahr dem Asthma gleichzustellen, dagegen wird
auch er auf die Schwangerschaft manche nachtheilige Einwir-
kungen äußern. Ist er nämlich mit bedeutendem Auswurf
begleitet, so schwächt oft schon dieser Säfteverlust die Ernäh-
rung des Kindes; vorzüglich nachtheilig aber wirken die Er-
schütterungen, indem theils dadurch zeitigere Lostrennungen der
Placenta, und Frühgeburten, theils falsche Lagen sowohl des
Uterus überhaupt als insbesondere des Kindes, veranlaßt wer-
den können. -- Die Zeit der Schwangerschaft übrigens, in
welcher wir diese Beschwerden vorzüglich beobachten, ist theils
der Anfang derselben, wo durch die plötzlich eingetretene Um-
stimmung im Körper, zum krampfigen Asthma und Ha-

oder wodurch Congeſtionen und halbentzuͤndliche Zuſtaͤnde in
den kleinern Gefaͤßen, oder gereitzte Zuſtaͤnde der Nerven, ſo-
mit aber theils ebenfalls aſthmatiſche Anfaͤlle, vorzuͤglich aber
hartnaͤckige Beſchwerden von Huſten hervorgerufen werden. —

§. 1014.

Wir haben nun dieſe Zufaͤlle hier blos in Beziehung auf
den Zuſtand der Schwangerſchaft zu betrachten, und da er-
giebt ſich denn, daß namentlich das Aſthma allerdings ein
ſehr gefaͤhrlicher Zuſtand genannt werden muͤße, indem bei
der an ſich ſo herabgeſtimmten Oxydation der Blutmaſſe, eine
ſolche Hemmung der Reſpiration leicht dieſe Oxydation bis
auf einen Grad vermindern kann, wobei das Leben nicht
fortzubeſtehen vermag, und dadurch Apoplexie oder Erſtickung
veranlaßt wird. Merkwuͤrdig iſt es jedoch hierbei daß, wenn
das Uebel auf dieſen Grad ſteigt, gewoͤhnlich die Natur noch
ihre letzten Kraͤfte dazu verwendet, um die Geburt zu bewerk-
ſtelligen, daß jedoch der Einfluß dieſer gehemmten Reſpiration
der Mutter gewoͤhnlich ſo bedeutend iſt, daß die Oxydation
der Saͤfte des Fetus an der Oberflaͤche des Eies nicht fer-
ner unterhalten wird, und auch die Frucht folglich meiſtens
abſtirbt.

§. 1015.

Was den Huſten betrifft, ſo iſt er bei Schwangern zwar
wohl nicht an Gefahr dem Aſthma gleichzuſtellen, dagegen wird
auch er auf die Schwangerſchaft manche nachtheilige Einwir-
kungen aͤußern. Iſt er naͤmlich mit bedeutendem Auswurf
begleitet, ſo ſchwaͤcht oft ſchon dieſer Saͤfteverluſt die Ernaͤh-
rung des Kindes; vorzuͤglich nachtheilig aber wirken die Er-
ſchuͤtterungen, indem theils dadurch zeitigere Lostrennungen der
Placenta, und Fruͤhgeburten, theils falſche Lagen ſowohl des
Uterus uͤberhaupt als insbeſondere des Kindes, veranlaßt wer-
den koͤnnen. — Die Zeit der Schwangerſchaft uͤbrigens, in
welcher wir dieſe Beſchwerden vorzuͤglich beobachten, iſt theils
der Anfang derſelben, wo durch die ploͤtzlich eingetretene Um-
ſtimmung im Koͤrper, zum krampfigen Aſthma und Ha-

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[221/0245] oder wodurch Congeſtionen und halbentzuͤndliche Zuſtaͤnde in den kleinern Gefaͤßen, oder gereitzte Zuſtaͤnde der Nerven, ſo- mit aber theils ebenfalls aſthmatiſche Anfaͤlle, vorzuͤglich aber hartnaͤckige Beſchwerden von Huſten hervorgerufen werden. — §. 1014. Wir haben nun dieſe Zufaͤlle hier blos in Beziehung auf den Zuſtand der Schwangerſchaft zu betrachten, und da er- giebt ſich denn, daß namentlich das Aſthma allerdings ein ſehr gefaͤhrlicher Zuſtand genannt werden muͤße, indem bei der an ſich ſo herabgeſtimmten Oxydation der Blutmaſſe, eine ſolche Hemmung der Reſpiration leicht dieſe Oxydation bis auf einen Grad vermindern kann, wobei das Leben nicht fortzubeſtehen vermag, und dadurch Apoplexie oder Erſtickung veranlaßt wird. Merkwuͤrdig iſt es jedoch hierbei daß, wenn das Uebel auf dieſen Grad ſteigt, gewoͤhnlich die Natur noch ihre letzten Kraͤfte dazu verwendet, um die Geburt zu bewerk- ſtelligen, daß jedoch der Einfluß dieſer gehemmten Reſpiration der Mutter gewoͤhnlich ſo bedeutend iſt, daß die Oxydation der Saͤfte des Fetus an der Oberflaͤche des Eies nicht fer- ner unterhalten wird, und auch die Frucht folglich meiſtens abſtirbt. §. 1015. Was den Huſten betrifft, ſo iſt er bei Schwangern zwar wohl nicht an Gefahr dem Aſthma gleichzuſtellen, dagegen wird auch er auf die Schwangerſchaft manche nachtheilige Einwir- kungen aͤußern. Iſt er naͤmlich mit bedeutendem Auswurf begleitet, ſo ſchwaͤcht oft ſchon dieſer Saͤfteverluſt die Ernaͤh- rung des Kindes; vorzuͤglich nachtheilig aber wirken die Er- ſchuͤtterungen, indem theils dadurch zeitigere Lostrennungen der Placenta, und Fruͤhgeburten, theils falſche Lagen ſowohl des Uterus uͤberhaupt als insbeſondere des Kindes, veranlaßt wer- den koͤnnen. — Die Zeit der Schwangerſchaft uͤbrigens, in welcher wir dieſe Beſchwerden vorzuͤglich beobachten, iſt theils der Anfang derſelben, wo durch die ploͤtzlich eingetretene Um- ſtimmung im Koͤrper, zum krampfigen Aſthma und Ha-

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/245>, abgerufen am 21.11.2024.