erregen, durchschnitten werden kann, so muß man doch andern Theils auch bedenken, daß bei nachheriger Einhüllung des Kindes, und durch die erhöhte Temperatur, der Blutandrang gegen die Nabelgefäße wieder rege werden, und eine Lebens- gefährliche Blutung*) veranlaßt werden könnte. H. v. Siebold**) hat zwar den Vortheil, welchen er sich vom Ausdrücken des Blutes in dem Nabelstrangendchen verspricht, mit dem täglich erneuerten Unterbinden zur Verhinderung der Blutung gleichzeitig empfohlen; allein wenn einmal die gefürchtete Gefahr des stockenden Blutes grundlos erscheint, so ist es wohl so nöthig nicht, überhaupt von dem ältern Verfahren abzuweichen.
Zweiter pathologisch-therapeutischer Abschnitt.
I. Von den Krankheiten der Schwangern und der Behandlung derselben.
§. 982.
Wir theilen die hierhergehörigen krankhaften Zustände ein in solche welche dem Geschlechtssystem eigenthümlich sind, und solche welche in den übrigen organischen Systemen und im Allgemeinbefinden der Schwangern vorkommen. Die
*) Prof. Nägele. (Salzb. med. chir. Zeitung 1819 Novbr. No. 88) hat einen Fall wo ein Kind sich auf diese Weise verblutete, bekannt gemacht. Man sehe übrigens eine ausführliche Kritik der Zier- mannischen Schrift in H. Jörg's Schriften zur Beförderung der Kenntniß des Weibes 2ter Theil.
**) in seiner oben angeführten Schrift über das Geburtskissen.
erregen, durchſchnitten werden kann, ſo muß man doch andern Theils auch bedenken, daß bei nachheriger Einhuͤllung des Kindes, und durch die erhoͤhte Temperatur, der Blutandrang gegen die Nabelgefaͤße wieder rege werden, und eine Lebens- gefaͤhrliche Blutung*) veranlaßt werden koͤnnte. H. v. Siebold**) hat zwar den Vortheil, welchen er ſich vom Ausdruͤcken des Blutes in dem Nabelſtrangendchen verſpricht, mit dem taͤglich erneuerten Unterbinden zur Verhinderung der Blutung gleichzeitig empfohlen; allein wenn einmal die gefuͤrchtete Gefahr des ſtockenden Blutes grundlos erſcheint, ſo iſt es wohl ſo noͤthig nicht, uͤberhaupt von dem aͤltern Verfahren abzuweichen.
Zweiter pathologiſch-therapeutiſcher Abſchnitt.
I. Von den Krankheiten der Schwangern und der Behandlung derſelben.
§. 982.
Wir theilen die hierhergehoͤrigen krankhaften Zuſtaͤnde ein in ſolche welche dem Geſchlechtsſyſtem eigenthuͤmlich ſind, und ſolche welche in den uͤbrigen organiſchen Syſtemen und im Allgemeinbefinden der Schwangern vorkommen. Die
*) Prof. Naͤgele. (Salzb. med. chir. Zeitung 1819 Novbr. No. 88) hat einen Fall wo ein Kind ſich auf dieſe Weiſe verblutete, bekannt gemacht. Man ſehe uͤbrigens eine ausfuͤhrliche Kritik der Zier- manniſchen Schrift in H. Joͤrg’s Schriften zur Befoͤrderung der Kenntniß des Weibes 2ter Theil.
**) in ſeiner oben angefuͤhrten Schrift uͤber das Geburtskiſſen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><p><pbfacs="#f0228"n="204"/>
erregen, durchſchnitten werden kann, ſo muß man doch andern<lb/>
Theils auch bedenken, daß bei nachheriger Einhuͤllung des<lb/>
Kindes, und durch die erhoͤhte Temperatur, der Blutandrang<lb/>
gegen die Nabelgefaͤße wieder rege werden, und eine <hirendition="#g">Lebens-<lb/>
gefaͤhrliche Blutung</hi><noteplace="foot"n="*)">Prof. <hirendition="#g">Naͤgele</hi>. (Salzb. med. chir. Zeitung 1819 Novbr. No. 88)<lb/>
hat einen Fall wo ein Kind ſich auf dieſe Weiſe verblutete, bekannt<lb/>
gemacht. Man ſehe uͤbrigens eine ausfuͤhrliche Kritik der Zier-<lb/>
manniſchen Schrift in H. <hirendition="#g">Joͤrg’s</hi> Schriften zur Befoͤrderung der<lb/>
Kenntniß des Weibes 2ter Theil.</note> veranlaßt werden koͤnnte. H. v.<lb/><hirendition="#g">Siebold</hi><noteplace="foot"n="**)">in ſeiner oben angefuͤhrten Schrift uͤber das Geburtskiſſen.</note> hat zwar den Vortheil, welchen er ſich vom<lb/>
Ausdruͤcken des Blutes in dem Nabelſtrangendchen verſpricht,<lb/>
mit dem taͤglich erneuerten Unterbinden zur Verhinderung<lb/>
der Blutung gleichzeitig empfohlen; allein wenn einmal die<lb/>
gefuͤrchtete Gefahr des ſtockenden Blutes grundlos erſcheint,<lb/>ſo iſt es wohl ſo noͤthig nicht, uͤberhaupt von dem aͤltern<lb/>
Verfahren abzuweichen.</p></div></div></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><head>Zweiter pathologiſch-therapeutiſcher Abſchnitt.</head><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">I.</hi><lb/><hirendition="#g">Von den Krankheiten der Schwangern und<lb/>
der Behandlung derſelben</hi>.</head><lb/><divn="4"><head>§. 982.</head><lb/><p>Wir theilen die hierhergehoͤrigen krankhaften Zuſtaͤnde<lb/>
ein in ſolche welche dem Geſchlechtsſyſtem eigenthuͤmlich ſind,<lb/>
und ſolche welche in den uͤbrigen organiſchen Syſtemen und<lb/>
im Allgemeinbefinden der Schwangern vorkommen. Die<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[204/0228]
erregen, durchſchnitten werden kann, ſo muß man doch andern
Theils auch bedenken, daß bei nachheriger Einhuͤllung des
Kindes, und durch die erhoͤhte Temperatur, der Blutandrang
gegen die Nabelgefaͤße wieder rege werden, und eine Lebens-
gefaͤhrliche Blutung *) veranlaßt werden koͤnnte. H. v.
Siebold **) hat zwar den Vortheil, welchen er ſich vom
Ausdruͤcken des Blutes in dem Nabelſtrangendchen verſpricht,
mit dem taͤglich erneuerten Unterbinden zur Verhinderung
der Blutung gleichzeitig empfohlen; allein wenn einmal die
gefuͤrchtete Gefahr des ſtockenden Blutes grundlos erſcheint,
ſo iſt es wohl ſo noͤthig nicht, uͤberhaupt von dem aͤltern
Verfahren abzuweichen.
Zweiter pathologiſch-therapeutiſcher Abſchnitt.
I.
Von den Krankheiten der Schwangern und
der Behandlung derſelben.
§. 982.
Wir theilen die hierhergehoͤrigen krankhaften Zuſtaͤnde
ein in ſolche welche dem Geſchlechtsſyſtem eigenthuͤmlich ſind,
und ſolche welche in den uͤbrigen organiſchen Syſtemen und
im Allgemeinbefinden der Schwangern vorkommen. Die
*) Prof. Naͤgele. (Salzb. med. chir. Zeitung 1819 Novbr. No. 88)
hat einen Fall wo ein Kind ſich auf dieſe Weiſe verblutete, bekannt
gemacht. Man ſehe uͤbrigens eine ausfuͤhrliche Kritik der Zier-
manniſchen Schrift in H. Joͤrg’s Schriften zur Befoͤrderung der
Kenntniß des Weibes 2ter Theil.
**) in ſeiner oben angefuͤhrten Schrift uͤber das Geburtskiſſen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/228>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.