Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

wegungen denselben gewöhnlich bald entwickeln. Alles Ziehen
am Rumpfe, um den Kopf durchzuführen, ist natürlich höchst
schädlich.

III. Diätetik der Wochen- und Stillungspe-
riode.
1. Von der Pflege der Wöchnerin.
§. 958.

Die mannigfaltigen und großen Veränderungen, welche
zur Zeit des Wochenbetts im weiblichen Körper vor sich ge-
hen und für viele kranhafte Einflüsse ihn empfänglich machen,
eben so wie die Erschöpfung, welche Folge der Anstrengung
bei der Geburt zu seyn, pflegt, machen hier ein besonders
vorsichtiges Verhalten nöthig, welches darauf abzweckt, alles
was hier störend einwirken könnte, sorgfältig zu vermeiden,
im Gegentheil aber die der Periode des Wochenbetts eigen-
thümlichen Vorgänge zu begünstigen.

§. 959.

Rücksichtlich des Allgemeinbefindens ist daher bei
Wöchnerinnen zuerst auf zweckmäßige äußere Umgebungen
zu denken. Das Wochenzimmer soll demnach ruhig gelegen,
nicht allzugroß, mit reiner, mäßig warmer Luft erfüllt seyn.
Man halte es in einer milden den reizbarern Augen der
Wöchnerin, so wie des Kindes angemessenen Helligkeit, und
entferne alle Zugluft. Vorzüglich sorge man ferner für Ruhe
des Körpers wie des Gemüthes der Wöchnerin, denn nur
bei dieser können die innern Revolutionen glücklich von
Statten gehn. Das Lager der Wöchnerin sey bequem,
nicht mit zu dicken Federbetten beschwert, und zur Erhaltung
der Reinlichkeit mit den nöthigen Unterlagen von Wachstuch
oder Rehfell, nebst wollenem Zeug und Leinwand (welche
öfters gewechselt werden müssen) versehen.


wegungen denſelben gewoͤhnlich bald entwickeln. Alles Ziehen
am Rumpfe, um den Kopf durchzufuͤhren, iſt natuͤrlich hoͤchſt
ſchaͤdlich.

III. Diaͤtetik der Wochen- und Stillungspe-
riode.
1. Von der Pflege der Woͤchnerin.
§. 958.

Die mannigfaltigen und großen Veraͤnderungen, welche
zur Zeit des Wochenbetts im weiblichen Koͤrper vor ſich ge-
hen und fuͤr viele kranhafte Einfluͤſſe ihn empfaͤnglich machen,
eben ſo wie die Erſchoͤpfung, welche Folge der Anſtrengung
bei der Geburt zu ſeyn, pflegt, machen hier ein beſonders
vorſichtiges Verhalten noͤthig, welches darauf abzweckt, alles
was hier ſtoͤrend einwirken koͤnnte, ſorgfaͤltig zu vermeiden,
im Gegentheil aber die der Periode des Wochenbetts eigen-
thuͤmlichen Vorgaͤnge zu beguͤnſtigen.

§. 959.

Ruͤckſichtlich des Allgemeinbefindens iſt daher bei
Woͤchnerinnen zuerſt auf zweckmaͤßige aͤußere Umgebungen
zu denken. Das Wochenzimmer ſoll demnach ruhig gelegen,
nicht allzugroß, mit reiner, maͤßig warmer Luft erfuͤllt ſeyn.
Man halte es in einer milden den reizbarern Augen der
Woͤchnerin, ſo wie des Kindes angemeſſenen Helligkeit, und
entferne alle Zugluft. Vorzuͤglich ſorge man ferner fuͤr Ruhe
des Koͤrpers wie des Gemuͤthes der Woͤchnerin, denn nur
bei dieſer koͤnnen die innern Revolutionen gluͤcklich von
Statten gehn. Das Lager der Woͤchnerin ſey bequem,
nicht mit zu dicken Federbetten beſchwert, und zur Erhaltung
der Reinlichkeit mit den noͤthigen Unterlagen von Wachstuch
oder Rehfell, nebſt wollenem Zeug und Leinwand (welche
oͤfters gewechſelt werden muͤſſen) verſehen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0215" n="191"/>
wegungen den&#x017F;elben gewo&#x0364;hnlich bald entwickeln. Alles Ziehen<lb/>
am Rumpfe, um den Kopf durchzufu&#x0364;hren, i&#x017F;t natu&#x0364;rlich ho&#x0364;ch&#x017F;t<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;dlich.</p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head><hi rendition="#aq">III.</hi><hi rendition="#g">Dia&#x0364;tetik der Wochen- und Stillungspe-<lb/>
riode</hi>.</head><lb/>
              <div n="5">
                <head>1. <hi rendition="#g">Von der Pflege der Wo&#x0364;chnerin</hi>.</head><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 958.</head><lb/>
                  <p>Die mannigfaltigen und großen Vera&#x0364;nderungen, welche<lb/>
zur Zeit des Wochenbetts im weiblichen Ko&#x0364;rper vor &#x017F;ich ge-<lb/>
hen und fu&#x0364;r viele kranhafte Einflu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ihn empfa&#x0364;nglich machen,<lb/>
eben &#x017F;o wie die Er&#x017F;cho&#x0364;pfung, welche Folge der An&#x017F;trengung<lb/>
bei der Geburt zu &#x017F;eyn, pflegt, machen hier ein be&#x017F;onders<lb/>
vor&#x017F;ichtiges Verhalten no&#x0364;thig, welches darauf abzweckt, alles<lb/>
was hier &#x017F;to&#x0364;rend einwirken ko&#x0364;nnte, &#x017F;orgfa&#x0364;ltig zu vermeiden,<lb/>
im Gegentheil aber die der Periode des Wochenbetts eigen-<lb/>
thu&#x0364;mlichen Vorga&#x0364;nge zu begu&#x0364;n&#x017F;tigen.</p>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>§. 959.</head><lb/>
                  <p>Ru&#x0364;ck&#x017F;ichtlich des <hi rendition="#g">Allgemeinbefindens</hi> i&#x017F;t daher bei<lb/>
Wo&#x0364;chnerinnen zuer&#x017F;t auf zweckma&#x0364;ßige a&#x0364;ußere Umgebungen<lb/>
zu denken. Das Wochenzimmer &#x017F;oll demnach ruhig gelegen,<lb/>
nicht allzugroß, mit reiner, ma&#x0364;ßig warmer Luft erfu&#x0364;llt &#x017F;eyn.<lb/>
Man halte es in einer milden den reizbarern Augen der<lb/>
Wo&#x0364;chnerin, &#x017F;o wie des Kindes angeme&#x017F;&#x017F;enen Helligkeit, und<lb/>
entferne alle Zugluft. Vorzu&#x0364;glich &#x017F;orge man ferner fu&#x0364;r Ruhe<lb/>
des Ko&#x0364;rpers wie des Gemu&#x0364;thes der Wo&#x0364;chnerin, denn nur<lb/>
bei die&#x017F;er ko&#x0364;nnen die innern Revolutionen glu&#x0364;cklich von<lb/>
Statten gehn. Das Lager der Wo&#x0364;chnerin &#x017F;ey bequem,<lb/>
nicht mit zu dicken Federbetten be&#x017F;chwert, und zur Erhaltung<lb/>
der Reinlichkeit mit den no&#x0364;thigen Unterlagen von Wachstuch<lb/>
oder Rehfell, neb&#x017F;t wollenem Zeug und Leinwand (welche<lb/>
o&#x0364;fters gewech&#x017F;elt werden mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en) ver&#x017F;ehen.</p>
                </div><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0215] wegungen denſelben gewoͤhnlich bald entwickeln. Alles Ziehen am Rumpfe, um den Kopf durchzufuͤhren, iſt natuͤrlich hoͤchſt ſchaͤdlich. III. Diaͤtetik der Wochen- und Stillungspe- riode. 1. Von der Pflege der Woͤchnerin. §. 958. Die mannigfaltigen und großen Veraͤnderungen, welche zur Zeit des Wochenbetts im weiblichen Koͤrper vor ſich ge- hen und fuͤr viele kranhafte Einfluͤſſe ihn empfaͤnglich machen, eben ſo wie die Erſchoͤpfung, welche Folge der Anſtrengung bei der Geburt zu ſeyn, pflegt, machen hier ein beſonders vorſichtiges Verhalten noͤthig, welches darauf abzweckt, alles was hier ſtoͤrend einwirken koͤnnte, ſorgfaͤltig zu vermeiden, im Gegentheil aber die der Periode des Wochenbetts eigen- thuͤmlichen Vorgaͤnge zu beguͤnſtigen. §. 959. Ruͤckſichtlich des Allgemeinbefindens iſt daher bei Woͤchnerinnen zuerſt auf zweckmaͤßige aͤußere Umgebungen zu denken. Das Wochenzimmer ſoll demnach ruhig gelegen, nicht allzugroß, mit reiner, maͤßig warmer Luft erfuͤllt ſeyn. Man halte es in einer milden den reizbarern Augen der Woͤchnerin, ſo wie des Kindes angemeſſenen Helligkeit, und entferne alle Zugluft. Vorzuͤglich ſorge man ferner fuͤr Ruhe des Koͤrpers wie des Gemuͤthes der Woͤchnerin, denn nur bei dieſer koͤnnen die innern Revolutionen gluͤcklich von Statten gehn. Das Lager der Woͤchnerin ſey bequem, nicht mit zu dicken Federbetten beſchwert, und zur Erhaltung der Reinlichkeit mit den noͤthigen Unterlagen von Wachstuch oder Rehfell, nebſt wollenem Zeug und Leinwand (welche oͤfters gewechſelt werden muͤſſen) verſehen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/215
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/215>, abgerufen am 21.12.2024.