hunden, und dann eben so wie das zweite auch das dritte Kind empfangen werden. -- Sind auf diese Weise die Kin- der sämmtlich geboren, so werden die Nachgeburten derselben zusammen, eben so wie eine einfache Nachgeburt, behutsam hervorgeleitet und empfangen.
2. Hülfleistung bei den ungewöhnlichen Kopfge- burten.
§. 953.
Die ungewöhnlichern Hinterhauptsgeburten (mit dem Gesichte nach vorwärts) so wenig als die Scheitelgebur- ten machen eine andere als die oben beschriebene Behandlungs- weise nöthig, mit Ausnahme der Sorgfalt für Erhaltung des Mittelfleisches, welche hierbei in noch höherem Grade als bei gewöhnlichen Geburten erforderlich ist. Am meisten aber wird die Aufmerksamkeit des Geburtshelfers hierauf gerichtet seyn müssen bei den Gesichtsgeburten, bei welchen die Ausdehnung des Dammes am stärksten ist. Ueberdieß wird hier noch die äußerste Behutsamkeit nöthig beim Untersuchen, welches, auf rohe Weise vorgenommen, unausbleiblich die zar- ten Theile des Gesichts verletzen würde. -- Was die Ge- schwulst des Gesichts und die zurückgebogene Stellung des Halses betrifft, welche sich bei Kindern, in Gesichtslage ge- boren, gewöhnlich zeigt, so haben beide wenig zu bedeuten. Die Geschwulst verliert sich meistens sehr schnell, ohne alle besondere Behandlung, und ist sie hartnäckiger, so weicht sie doch bald, wenn man das Kind einigemal täglich in ein mit Infusum serpilli vermischtes Bad bringt, oder die ge- schwollenen Stellen mit einem durch etwas Wein verstärkten ähnlichen Kräuteraufgusse fomentirt. Wegen der zurückgebo- genen Stellung des Kopfs endlich, ist so wenig als bei den durch den Geburtsdrang verschobenen Kopfknochen irgend eine äußere Gewalt zur Rückführung des gewöhnlichen Verhaltens verstattet. Man läßt daher ein solches Kind mit dem Kopf anfänglich etwas tiefer legen, und erhöht diese Lage nur all- mählig, so wie die unnatürliche Richtung von selbst schwindet.
hunden, und dann eben ſo wie das zweite auch das dritte Kind empfangen werden. — Sind auf dieſe Weiſe die Kin- der ſaͤmmtlich geboren, ſo werden die Nachgeburten derſelben zuſammen, eben ſo wie eine einfache Nachgeburt, behutſam hervorgeleitet und empfangen.
2. Huͤlfleiſtung bei den ungewoͤhnlichen Kopfge- burten.
§. 953.
Die ungewoͤhnlichern Hinterhauptsgeburten (mit dem Geſichte nach vorwaͤrts) ſo wenig als die Scheitelgebur- ten machen eine andere als die oben beſchriebene Behandlungs- weiſe noͤthig, mit Ausnahme der Sorgfalt fuͤr Erhaltung des Mittelfleiſches, welche hierbei in noch hoͤherem Grade als bei gewoͤhnlichen Geburten erforderlich iſt. Am meiſten aber wird die Aufmerkſamkeit des Geburtshelfers hierauf gerichtet ſeyn muͤſſen bei den Geſichtsgeburten, bei welchen die Ausdehnung des Dammes am ſtaͤrkſten iſt. Ueberdieß wird hier noch die aͤußerſte Behutſamkeit noͤthig beim Unterſuchen, welches, auf rohe Weiſe vorgenommen, unausbleiblich die zar- ten Theile des Geſichts verletzen wuͤrde. — Was die Ge- ſchwulſt des Geſichts und die zuruͤckgebogene Stellung des Halſes betrifft, welche ſich bei Kindern, in Geſichtslage ge- boren, gewoͤhnlich zeigt, ſo haben beide wenig zu bedeuten. Die Geſchwulſt verliert ſich meiſtens ſehr ſchnell, ohne alle beſondere Behandlung, und iſt ſie hartnaͤckiger, ſo weicht ſie doch bald, wenn man das Kind einigemal taͤglich in ein mit Infusum serpilli vermiſchtes Bad bringt, oder die ge- ſchwollenen Stellen mit einem durch etwas Wein verſtaͤrkten aͤhnlichen Kraͤuteraufguſſe fomentirt. Wegen der zuruͤckgebo- genen Stellung des Kopfs endlich, iſt ſo wenig als bei den durch den Geburtsdrang verſchobenen Kopfknochen irgend eine aͤußere Gewalt zur Ruͤckfuͤhrung des gewoͤhnlichen Verhaltens verſtattet. Man laͤßt daher ein ſolches Kind mit dem Kopf anfaͤnglich etwas tiefer legen, und erhoͤht dieſe Lage nur all- maͤhlig, ſo wie die unnatuͤrliche Richtung von ſelbſt ſchwindet.
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hunden, und dann eben ſo wie das zweite auch das dritte
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der ſaͤmmtlich geboren, ſo werden die Nachgeburten derſelben
zuſammen, eben ſo wie eine einfache Nachgeburt, behutſam
hervorgeleitet und empfangen.
2. Huͤlfleiſtung bei den ungewoͤhnlichen Kopfge-
burten.
§. 953.
Die ungewoͤhnlichern Hinterhauptsgeburten (mit dem
Geſichte nach vorwaͤrts) ſo wenig als die Scheitelgebur-
ten machen eine andere als die oben beſchriebene Behandlungs-
weiſe noͤthig, mit Ausnahme der Sorgfalt fuͤr Erhaltung des
Mittelfleiſches, welche hierbei in noch hoͤherem Grade als
bei gewoͤhnlichen Geburten erforderlich iſt. Am meiſten aber
wird die Aufmerkſamkeit des Geburtshelfers hierauf gerichtet
ſeyn muͤſſen bei den Geſichtsgeburten, bei welchen die
Ausdehnung des Dammes am ſtaͤrkſten iſt. Ueberdieß wird
hier noch die aͤußerſte Behutſamkeit noͤthig beim Unterſuchen,
welches, auf rohe Weiſe vorgenommen, unausbleiblich die zar-
ten Theile des Geſichts verletzen wuͤrde. — Was die Ge-
ſchwulſt des Geſichts und die zuruͤckgebogene Stellung des
Halſes betrifft, welche ſich bei Kindern, in Geſichtslage ge-
boren, gewoͤhnlich zeigt, ſo haben beide wenig zu bedeuten.
Die Geſchwulſt verliert ſich meiſtens ſehr ſchnell, ohne alle
beſondere Behandlung, und iſt ſie hartnaͤckiger, ſo weicht
ſie doch bald, wenn man das Kind einigemal taͤglich in ein
mit Infusum serpilli vermiſchtes Bad bringt, oder die ge-
ſchwollenen Stellen mit einem durch etwas Wein verſtaͤrkten
aͤhnlichen Kraͤuteraufguſſe fomentirt. Wegen der zuruͤckgebo-
genen Stellung des Kopfs endlich, iſt ſo wenig als bei den
durch den Geburtsdrang verſchobenen Kopfknochen irgend eine
aͤußere Gewalt zur Ruͤckfuͤhrung des gewoͤhnlichen Verhaltens
verſtattet. Man laͤßt daher ein ſolches Kind mit dem Kopf
anfaͤnglich etwas tiefer legen, und erhoͤht dieſe Lage nur all-
maͤhlig, ſo wie die unnatuͤrliche Richtung von ſelbſt ſchwindet.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/211>, abgerufen am 21.11.2024.
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