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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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ausgeschieden, und zur Ernährung der Frucht verwendet wor-
den ist, welcher im Wochenbett nun aber von den Brüsten
ausgeschieden werden soll, noch einige Zeit hindurch auf die
frühere Weise, damit der Uebergang nicht zu plötzlich ge-
schehe, abzusondern. Unterbleibt daher das Stillen ganz,
so sehen wir auch gewöhnlich die Menstruation fünf bis sechs
Wochen nach der Entbindung wieder eintreten, und können
dieses als Zeichen der beendigten Rückbildung des Uterus an-
sehen, daher denn nun auch von neuem die Fähigkeit zur
Conception Statt findet. -- Uebernehmen hingegen die Brüsie
völlig das Ernährungsgeschäft, welches früher durch den Ute-
rus geübt wurde, so soll der Regel nach weder die Men-
struation sich einstellen, noch Conception Statt finden so
lange das Stillungsgeschäft unterhalten wird, obwohl Aus-
nahmen nicht allzuselten vorkommen, welche dann der Fort-
dauer der Menstruation während der Schwangerschaft zu ver-
gleichen sind.

§. 857.

Viertens. Die Thätigkeit des Uterus im Wochen-
bette betreffend, so kann man hier eine dynamische und
eine mechanische unterscheiden. Zu der erstern gehören alle
die erwähnten Erscheinungen, in welchen das umgeänderte
Bildungsleben des Organs hervor tritt, die Abstoßung der
hinfälligen Haut, das Einschrumpfen der Substanz u. s. w.
Als eine Aeußerung mechanischer Thätigkeit hingegen müssen
die noch in das Wochenbett sich fortsetzenden wahren Musku-
larcontraktionen (Nachwehen, Dolores post partum)
betrachtet werden. Man beobachtet dieselben nicht in allen
Fällen gleich stark, insgemein erscheinen sie um so heftiger
und dauern um so länger (oft mehrere Tage ja bis zu sechs
oder sogar in seltnen Fällen neun Tagen) 1) je mehrere Ge-
burten vorhergegangen sind (bei Erstgebärenden ist die Elasti-
cität des ganzen Organs stärker, und daher erklärlich, warum
oft gleich nach der Geburt der Uterus sich so weit verklei-
nert, als er dieses durch muskulöse Zusammenzie-
hung
kann, bei Mehrgebärenden hingegen fordert die grö-
ßere Schlaffheit der Substanz stärkere und wiederholte wahre

ausgeſchieden, und zur Ernaͤhrung der Frucht verwendet wor-
den iſt, welcher im Wochenbett nun aber von den Bruͤſten
ausgeſchieden werden ſoll, noch einige Zeit hindurch auf die
fruͤhere Weiſe, damit der Uebergang nicht zu ploͤtzlich ge-
ſchehe, abzuſondern. Unterbleibt daher das Stillen ganz,
ſo ſehen wir auch gewoͤhnlich die Menſtruation fuͤnf bis ſechs
Wochen nach der Entbindung wieder eintreten, und koͤnnen
dieſes als Zeichen der beendigten Ruͤckbildung des Uterus an-
ſehen, daher denn nun auch von neuem die Faͤhigkeit zur
Conception Statt findet. — Uebernehmen hingegen die Bruͤſie
voͤllig das Ernaͤhrungsgeſchaͤft, welches fruͤher durch den Ute-
rus geuͤbt wurde, ſo ſoll der Regel nach weder die Men-
ſtruation ſich einſtellen, noch Conception Statt finden ſo
lange das Stillungsgeſchaͤft unterhalten wird, obwohl Aus-
nahmen nicht allzuſelten vorkommen, welche dann der Fort-
dauer der Menſtruation waͤhrend der Schwangerſchaft zu ver-
gleichen ſind.

§. 857.

Viertens. Die Thaͤtigkeit des Uterus im Wochen-
bette betreffend, ſo kann man hier eine dynamiſche und
eine mechaniſche unterſcheiden. Zu der erſtern gehoͤren alle
die erwaͤhnten Erſcheinungen, in welchen das umgeaͤnderte
Bildungsleben des Organs hervor tritt, die Abſtoßung der
hinfaͤlligen Haut, das Einſchrumpfen der Subſtanz u. ſ. w.
Als eine Aeußerung mechaniſcher Thaͤtigkeit hingegen muͤſſen
die noch in das Wochenbett ſich fortſetzenden wahren Musku-
larcontraktionen (Nachwehen, Dolores post partum)
betrachtet werden. Man beobachtet dieſelben nicht in allen
Faͤllen gleich ſtark, insgemein erſcheinen ſie um ſo heftiger
und dauern um ſo laͤnger (oft mehrere Tage ja bis zu ſechs
oder ſogar in ſeltnen Faͤllen neun Tagen) 1) je mehrere Ge-
burten vorhergegangen ſind (bei Erſtgebaͤrenden iſt die Elaſti-
citaͤt des ganzen Organs ſtaͤrker, und daher erklaͤrlich, warum
oft gleich nach der Geburt der Uterus ſich ſo weit verklei-
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[132/0156] ausgeſchieden, und zur Ernaͤhrung der Frucht verwendet wor- den iſt, welcher im Wochenbett nun aber von den Bruͤſten ausgeſchieden werden ſoll, noch einige Zeit hindurch auf die fruͤhere Weiſe, damit der Uebergang nicht zu ploͤtzlich ge- ſchehe, abzuſondern. Unterbleibt daher das Stillen ganz, ſo ſehen wir auch gewoͤhnlich die Menſtruation fuͤnf bis ſechs Wochen nach der Entbindung wieder eintreten, und koͤnnen dieſes als Zeichen der beendigten Ruͤckbildung des Uterus an- ſehen, daher denn nun auch von neuem die Faͤhigkeit zur Conception Statt findet. — Uebernehmen hingegen die Bruͤſie voͤllig das Ernaͤhrungsgeſchaͤft, welches fruͤher durch den Ute- rus geuͤbt wurde, ſo ſoll der Regel nach weder die Men- ſtruation ſich einſtellen, noch Conception Statt finden ſo lange das Stillungsgeſchaͤft unterhalten wird, obwohl Aus- nahmen nicht allzuſelten vorkommen, welche dann der Fort- dauer der Menſtruation waͤhrend der Schwangerſchaft zu ver- gleichen ſind. §. 857. Viertens. Die Thaͤtigkeit des Uterus im Wochen- bette betreffend, ſo kann man hier eine dynamiſche und eine mechaniſche unterſcheiden. Zu der erſtern gehoͤren alle die erwaͤhnten Erſcheinungen, in welchen das umgeaͤnderte Bildungsleben des Organs hervor tritt, die Abſtoßung der hinfaͤlligen Haut, das Einſchrumpfen der Subſtanz u. ſ. w. Als eine Aeußerung mechaniſcher Thaͤtigkeit hingegen muͤſſen die noch in das Wochenbett ſich fortſetzenden wahren Musku- larcontraktionen (Nachwehen, Dolores post partum) betrachtet werden. Man beobachtet dieſelben nicht in allen Faͤllen gleich ſtark, insgemein erſcheinen ſie um ſo heftiger und dauern um ſo laͤnger (oft mehrere Tage ja bis zu ſechs oder ſogar in ſeltnen Faͤllen neun Tagen) 1) je mehrere Ge- burten vorhergegangen ſind (bei Erſtgebaͤrenden iſt die Elaſti- citaͤt des ganzen Organs ſtaͤrker, und daher erklaͤrlich, warum oft gleich nach der Geburt der Uterus ſich ſo weit verklei- nert, als er dieſes durch muskuloͤſe Zuſammenzie- hung kann, bei Mehrgebaͤrenden hingegen fordert die groͤ- ßere Schlaffheit der Subſtanz ſtaͤrkere und wiederholte wahre

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/156>, abgerufen am 22.12.2024.