und erkalteter Nabelstrang (eines der sichersten Zeichen). d. Gänzlich erschlaffter Sphincter ani. e. Gänzlicher Mangel an Bewegung der Glieder (ein sehr trügliches Zeichen), und (bei erreichbarem Munde) Mangel an Bewegung der Kiefern bei eingebrachtem Finger. f. Schlaffheit der Haut- bedeckungen überhaupt, und insbesondere am vorliegenden, viel- leicht zuvor angeschwollenen Kindestheile. g. Frost, welcher die Mutter ein oder mehrere male während der Entbindung überfällt. h. Schädlichkeiten oder Krankheiten, welche wäh- rend oder vor der Geburt auf die Mutter gewirkt haben, und das Absterben des Kindes zur Folge haben können, eben so wie ein sehr langwieriger und schmerzhafter, regelwidriger Geburtsverlauf selbst *).
III. Physiologische Geschichte des Wochenbetts und der Stillungsperiode.
§. 849.
Während der Schwangerschaft hatten wir theils die Ent- wickelung des Eies, theils mehrere bedeutende Veränderungen des weiblichen Körpers und namentlich des Uterus bemerken können; nachdem sich nun durch den Akt der Geburt müt- terlicher, und Kindeskörper getrennt haben, sehen wir theils diese Veränderungen im mütterlichen Körper allmählig wieder erlöschen, und ihn nach und nach, sowohl in seinem allgemei- nen Befinden als hinsichtlich der Geschlechtstheile, in den Zustand, wie er vor der Schwangerschaft war, zurückkehren; theils sehen wir das Kind hier ein neues Leben beginnen,
*) Wir können die Geschichte der natürlichen Geburt nicht verlassen, ohne darauf aufmerksam zu machen, wie viel häufiger Geburten in die Nacht als in die Tageszeit fallen (unter 200 hinterein- ander beobachteten natürlichen Geburten fielen z. B. 116 in die Nacht, 84 in die Tageszeit), und überhaupt ist das Stärkerwerden der Wehen zur Nachtzeit sehr häufig zu beobachten; welches alles phy- siologisch nicht unwichtig ist.
und erkalteter Nabelſtrang (eines der ſicherſten Zeichen). d. Gaͤnzlich erſchlaffter Sphincter ani. e. Gaͤnzlicher Mangel an Bewegung der Glieder (ein ſehr truͤgliches Zeichen), und (bei erreichbarem Munde) Mangel an Bewegung der Kiefern bei eingebrachtem Finger. f. Schlaffheit der Haut- bedeckungen uͤberhaupt, und insbeſondere am vorliegenden, viel- leicht zuvor angeſchwollenen Kindestheile. g. Froſt, welcher die Mutter ein oder mehrere male waͤhrend der Entbindung uͤberfaͤllt. h. Schaͤdlichkeiten oder Krankheiten, welche waͤh- rend oder vor der Geburt auf die Mutter gewirkt haben, und das Abſterben des Kindes zur Folge haben koͤnnen, eben ſo wie ein ſehr langwieriger und ſchmerzhafter, regelwidriger Geburtsverlauf ſelbſt *).
III. Phyſiologiſche Geſchichte des Wochenbetts und der Stillungsperiode.
§. 849.
Waͤhrend der Schwangerſchaft hatten wir theils die Ent- wickelung des Eies, theils mehrere bedeutende Veraͤnderungen des weiblichen Koͤrpers und namentlich des Uterus bemerken koͤnnen; nachdem ſich nun durch den Akt der Geburt muͤt- terlicher, und Kindeskoͤrper getrennt haben, ſehen wir theils dieſe Veraͤnderungen im muͤtterlichen Koͤrper allmaͤhlig wieder erloͤſchen, und ihn nach und nach, ſowohl in ſeinem allgemei- nen Befinden als hinſichtlich der Geſchlechtstheile, in den Zuſtand, wie er vor der Schwangerſchaft war, zuruͤckkehren; theils ſehen wir das Kind hier ein neues Leben beginnen,
*) Wir koͤnnen die Geſchichte der natuͤrlichen Geburt nicht verlaſſen, ohne darauf aufmerkſam zu machen, wie viel haͤufiger Geburten in die Nacht als in die Tageszeit fallen (unter 200 hinterein- ander beobachteten natuͤrlichen Geburten fielen z. B. 116 in die Nacht, 84 in die Tageszeit), und uͤberhaupt iſt das Staͤrkerwerden der Wehen zur Nachtzeit ſehr haͤufig zu beobachten; welches alles phy- ſiologiſch nicht unwichtig iſt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0152"n="128"/>
und erkalteter Nabelſtrang (eines der ſicherſten Zeichen). <hirendition="#aq">d.</hi><lb/>
Gaͤnzlich erſchlaffter <hirendition="#aq">Sphincter ani. e.</hi> Gaͤnzlicher Mangel<lb/>
an Bewegung der Glieder (ein ſehr truͤgliches Zeichen),<lb/>
und (bei erreichbarem Munde) Mangel an Bewegung der<lb/>
Kiefern bei eingebrachtem Finger. <hirendition="#aq">f.</hi> Schlaffheit der Haut-<lb/>
bedeckungen uͤberhaupt, und insbeſondere am vorliegenden, viel-<lb/>
leicht zuvor angeſchwollenen Kindestheile. <hirendition="#aq">g.</hi> Froſt, welcher<lb/>
die Mutter ein oder mehrere male waͤhrend der Entbindung<lb/>
uͤberfaͤllt. <hirendition="#aq">h.</hi> Schaͤdlichkeiten oder Krankheiten, welche waͤh-<lb/>
rend oder vor der Geburt auf die Mutter gewirkt haben,<lb/>
und das Abſterben des Kindes zur Folge haben koͤnnen, eben<lb/>ſo wie ein ſehr langwieriger und ſchmerzhafter, regelwidriger<lb/>
Geburtsverlauf ſelbſt <noteplace="foot"n="*)">Wir koͤnnen die Geſchichte der natuͤrlichen Geburt nicht verlaſſen,<lb/>
ohne darauf aufmerkſam zu machen, wie viel haͤufiger Geburten<lb/>
in die <hirendition="#g">Nacht</hi> als in die <hirendition="#g">Tageszeit</hi> fallen (unter 200 hinterein-<lb/>
ander beobachteten natuͤrlichen Geburten fielen z. B. 116 in die<lb/>
Nacht, 84 in die Tageszeit), und uͤberhaupt iſt das Staͤrkerwerden der<lb/>
Wehen zur Nachtzeit ſehr haͤufig zu beobachten; welches alles <hirendition="#g">phy-<lb/>ſiologiſch</hi> nicht unwichtig iſt.</note>.</p></div></div></div></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="4"><head><hirendition="#aq">III.</hi> Phyſiologiſche Geſchichte des Wochenbetts<lb/>
und der Stillungsperiode.</head><lb/><divn="5"><head>§. 849.</head><lb/><p>Waͤhrend der Schwangerſchaft hatten wir theils die Ent-<lb/>
wickelung des Eies, theils mehrere bedeutende Veraͤnderungen<lb/>
des weiblichen Koͤrpers und namentlich des Uterus bemerken<lb/>
koͤnnen; nachdem ſich nun durch den Akt der Geburt muͤt-<lb/>
terlicher, und Kindeskoͤrper getrennt haben, ſehen wir theils<lb/>
dieſe Veraͤnderungen im muͤtterlichen Koͤrper allmaͤhlig wieder<lb/>
erloͤſchen, und ihn nach und nach, ſowohl in ſeinem allgemei-<lb/>
nen Befinden als hinſichtlich der Geſchlechtstheile, in den<lb/>
Zuſtand, wie er vor der Schwangerſchaft war, zuruͤckkehren;<lb/>
theils ſehen wir das Kind hier ein neues Leben beginnen,<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[128/0152]
und erkalteter Nabelſtrang (eines der ſicherſten Zeichen). d.
Gaͤnzlich erſchlaffter Sphincter ani. e. Gaͤnzlicher Mangel
an Bewegung der Glieder (ein ſehr truͤgliches Zeichen),
und (bei erreichbarem Munde) Mangel an Bewegung der
Kiefern bei eingebrachtem Finger. f. Schlaffheit der Haut-
bedeckungen uͤberhaupt, und insbeſondere am vorliegenden, viel-
leicht zuvor angeſchwollenen Kindestheile. g. Froſt, welcher
die Mutter ein oder mehrere male waͤhrend der Entbindung
uͤberfaͤllt. h. Schaͤdlichkeiten oder Krankheiten, welche waͤh-
rend oder vor der Geburt auf die Mutter gewirkt haben,
und das Abſterben des Kindes zur Folge haben koͤnnen, eben
ſo wie ein ſehr langwieriger und ſchmerzhafter, regelwidriger
Geburtsverlauf ſelbſt *).
III. Phyſiologiſche Geſchichte des Wochenbetts
und der Stillungsperiode.
§. 849.
Waͤhrend der Schwangerſchaft hatten wir theils die Ent-
wickelung des Eies, theils mehrere bedeutende Veraͤnderungen
des weiblichen Koͤrpers und namentlich des Uterus bemerken
koͤnnen; nachdem ſich nun durch den Akt der Geburt muͤt-
terlicher, und Kindeskoͤrper getrennt haben, ſehen wir theils
dieſe Veraͤnderungen im muͤtterlichen Koͤrper allmaͤhlig wieder
erloͤſchen, und ihn nach und nach, ſowohl in ſeinem allgemei-
nen Befinden als hinſichtlich der Geſchlechtstheile, in den
Zuſtand, wie er vor der Schwangerſchaft war, zuruͤckkehren;
theils ſehen wir das Kind hier ein neues Leben beginnen,
*) Wir koͤnnen die Geſchichte der natuͤrlichen Geburt nicht verlaſſen,
ohne darauf aufmerkſam zu machen, wie viel haͤufiger Geburten
in die Nacht als in die Tageszeit fallen (unter 200 hinterein-
ander beobachteten natuͤrlichen Geburten fielen z. B. 116 in die
Nacht, 84 in die Tageszeit), und uͤberhaupt iſt das Staͤrkerwerden der
Wehen zur Nachtzeit ſehr haͤufig zu beobachten; welches alles phy-
ſiologiſch nicht unwichtig iſt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/152>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.