Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Lage, wo die Brust anfänglich nach links sieht, auch der
geborne Kopf, der Wendung der Schultern folgend, sich mit
dem Gesichte gegen den linken Schenkel wendet. Eben so
erfolgt bei der dritten Hinterhaupts- und Scheitellage die
Drehung nach dem rechten, bei der vierten Lage die Drehung
nach dem linken Schenkel; endlich bei der ersten und dritten
Gesichtslage die Drehung nach links, bei der zweiten und
vierten Gesichtslage die Drehung nach rechts.

§. 836.

Sind nun auf die beschriebene Weise die Schultern im
geraden Durchmesser der Beckenhöhle herabgetreten, so wer-
den sie ferner in eben der Richtung (eine unter dem Scham-
bogen, die andere über das Mittelfleisch) hervorgetrieben, und
der Rumpf rückt nun so weit im Becken vor, daß die Hüf-
ten sich dem Beckeneingange und zwar ebenfalls in der
Richtung der Conjugata nähern. Ist indeß das Becken
nicht sehr geräumig, oder das Kind nicht etwa sehr klein,
so bemerkt man, daß Letzteres jetzt zum drittenmale sich
dreht, um die Hüften wieder in einen größern Durchmesser
des Beckeneinganges, nämlich in den queren oder schiefen
Durchmesser zu bringen, bis dann endlich die Hüftenbreite
in die Beckenhöhle herab kommt, nun wieder in den ge-
raden
Durchmesser sich wendet, und endlich die Füße den
Hüften leicht nachfolgen. -- Außer diesen vier Drehungen
um die Längenachse übrigens, welche jedoch nicht, wie es
sich manche Geburtshelfer vorzustellen scheinen, in einer un-
unterbrochenen Kreisbewegung oder Spiralbewegung fortge-
hen, sondern in einzelnen Kreisabschnitten bald vorwärts bald
rückwärts, erfolgen, bewegt sich jedoch das Kind auch in einer
senkrecht gestellten Bogenlinie (der oben aufgestellten Regel ge-
mäß) durch das Becken, und wir sehen deshalb alle Theile,

Kopfs gelten in Fällen, wo der Geburtshelfer vielleicht erst in der
vierten Periode gerufen worden war, und den Kopf schon im gera-
den Durchmesser gefunden hatte.

Lage, wo die Bruſt anfaͤnglich nach links ſieht, auch der
geborne Kopf, der Wendung der Schultern folgend, ſich mit
dem Geſichte gegen den linken Schenkel wendet. Eben ſo
erfolgt bei der dritten Hinterhaupts- und Scheitellage die
Drehung nach dem rechten, bei der vierten Lage die Drehung
nach dem linken Schenkel; endlich bei der erſten und dritten
Geſichtslage die Drehung nach links, bei der zweiten und
vierten Geſichtslage die Drehung nach rechts.

§. 836.

Sind nun auf die beſchriebene Weiſe die Schultern im
geraden Durchmeſſer der Beckenhoͤhle herabgetreten, ſo wer-
den ſie ferner in eben der Richtung (eine unter dem Scham-
bogen, die andere uͤber das Mittelfleiſch) hervorgetrieben, und
der Rumpf ruͤckt nun ſo weit im Becken vor, daß die Huͤf-
ten ſich dem Beckeneingange und zwar ebenfalls in der
Richtung der Conjugata naͤhern. Iſt indeß das Becken
nicht ſehr geraͤumig, oder das Kind nicht etwa ſehr klein,
ſo bemerkt man, daß Letzteres jetzt zum drittenmale ſich
dreht, um die Huͤften wieder in einen groͤßern Durchmeſſer
des Beckeneinganges, naͤmlich in den queren oder ſchiefen
Durchmeſſer zu bringen, bis dann endlich die Huͤftenbreite
in die Beckenhoͤhle herab kommt, nun wieder in den ge-
raden
Durchmeſſer ſich wendet, und endlich die Fuͤße den
Huͤften leicht nachfolgen. — Außer dieſen vier Drehungen
um die Laͤngenachſe uͤbrigens, welche jedoch nicht, wie es
ſich manche Geburtshelfer vorzuſtellen ſcheinen, in einer un-
unterbrochenen Kreisbewegung oder Spiralbewegung fortge-
hen, ſondern in einzelnen Kreisabſchnitten bald vorwaͤrts bald
ruͤckwaͤrts, erfolgen, bewegt ſich jedoch das Kind auch in einer
ſenkrecht geſtellten Bogenlinie (der oben aufgeſtellten Regel ge-
maͤß) durch das Becken, und wir ſehen deshalb alle Theile,

Kopfs gelten in Faͤllen, wo der Geburtshelfer vielleicht erſt in der
vierten Periode gerufen worden war, und den Kopf ſchon im gera-
den Durchmeſſer gefunden hatte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <p><pb facs="#f0143" n="119"/>
Lage, wo die Bru&#x017F;t anfa&#x0364;nglich nach links &#x017F;ieht, auch der<lb/>
geborne Kopf, der Wendung der Schultern folgend, &#x017F;ich mit<lb/>
dem Ge&#x017F;ichte gegen den linken Schenkel wendet. Eben &#x017F;o<lb/>
erfolgt bei der dritten Hinterhaupts- und Scheitellage die<lb/>
Drehung nach dem rechten, bei der vierten Lage die Drehung<lb/>
nach dem linken Schenkel; endlich bei der er&#x017F;ten und dritten<lb/>
Ge&#x017F;ichtslage die Drehung nach links, bei der zweiten und<lb/>
vierten Ge&#x017F;ichtslage die Drehung nach rechts.</p>
                    </div><lb/>
                    <div n="8">
                      <head>§. 836.</head><lb/>
                      <p>Sind nun auf die be&#x017F;chriebene Wei&#x017F;e die Schultern im<lb/>
geraden Durchme&#x017F;&#x017F;er der Beckenho&#x0364;hle herabgetreten, &#x017F;o wer-<lb/>
den &#x017F;ie ferner in eben der Richtung (eine unter dem Scham-<lb/>
bogen, die andere u&#x0364;ber das Mittelflei&#x017F;ch) hervorgetrieben, und<lb/>
der Rumpf ru&#x0364;ckt nun &#x017F;o weit im Becken vor, daß die Hu&#x0364;f-<lb/>
ten &#x017F;ich dem Beckeneingange und zwar ebenfalls in der<lb/>
Richtung der <hi rendition="#aq">Conjugata</hi> na&#x0364;hern. I&#x017F;t indeß das Becken<lb/>
nicht &#x017F;ehr gera&#x0364;umig, oder das Kind nicht etwa &#x017F;ehr klein,<lb/>
&#x017F;o bemerkt man, daß Letzteres jetzt zum drittenmale &#x017F;ich<lb/>
dreht, um die Hu&#x0364;ften wieder in einen gro&#x0364;ßern Durchme&#x017F;&#x017F;er<lb/>
des Beckeneinganges, na&#x0364;mlich in den queren oder &#x017F;chiefen<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er zu bringen, bis dann endlich die Hu&#x0364;ftenbreite<lb/>
in die Beckenho&#x0364;hle herab kommt, nun wieder in den <hi rendition="#g">ge-<lb/>
raden</hi> Durchme&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich wendet, und endlich die Fu&#x0364;ße den<lb/>
Hu&#x0364;ften leicht nachfolgen. &#x2014; Außer die&#x017F;en vier Drehungen<lb/>
um die La&#x0364;ngenach&#x017F;e u&#x0364;brigens, welche jedoch nicht, wie es<lb/>
&#x017F;ich manche Geburtshelfer vorzu&#x017F;tellen &#x017F;cheinen, in einer un-<lb/>
unterbrochenen Kreisbewegung oder Spiralbewegung fortge-<lb/>
hen, &#x017F;ondern in einzelnen Kreisab&#x017F;chnitten bald vorwa&#x0364;rts bald<lb/>
ru&#x0364;ckwa&#x0364;rts, erfolgen, bewegt &#x017F;ich jedoch das Kind auch in einer<lb/>
&#x017F;enkrecht ge&#x017F;tellten Bogenlinie (der oben aufge&#x017F;tellten Regel ge-<lb/>
ma&#x0364;ß) durch das Becken, und wir &#x017F;ehen deshalb alle Theile,<lb/><note xml:id="note-0143" prev="#note-0142" place="foot" n="*)">Kopfs gelten in Fa&#x0364;llen, wo der Geburtshelfer vielleicht er&#x017F;t in der<lb/>
vierten Periode gerufen worden war, und den Kopf &#x017F;chon im gera-<lb/>
den Durchme&#x017F;&#x017F;er gefunden hatte.</note><lb/></p>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0143] Lage, wo die Bruſt anfaͤnglich nach links ſieht, auch der geborne Kopf, der Wendung der Schultern folgend, ſich mit dem Geſichte gegen den linken Schenkel wendet. Eben ſo erfolgt bei der dritten Hinterhaupts- und Scheitellage die Drehung nach dem rechten, bei der vierten Lage die Drehung nach dem linken Schenkel; endlich bei der erſten und dritten Geſichtslage die Drehung nach links, bei der zweiten und vierten Geſichtslage die Drehung nach rechts. §. 836. Sind nun auf die beſchriebene Weiſe die Schultern im geraden Durchmeſſer der Beckenhoͤhle herabgetreten, ſo wer- den ſie ferner in eben der Richtung (eine unter dem Scham- bogen, die andere uͤber das Mittelfleiſch) hervorgetrieben, und der Rumpf ruͤckt nun ſo weit im Becken vor, daß die Huͤf- ten ſich dem Beckeneingange und zwar ebenfalls in der Richtung der Conjugata naͤhern. Iſt indeß das Becken nicht ſehr geraͤumig, oder das Kind nicht etwa ſehr klein, ſo bemerkt man, daß Letzteres jetzt zum drittenmale ſich dreht, um die Huͤften wieder in einen groͤßern Durchmeſſer des Beckeneinganges, naͤmlich in den queren oder ſchiefen Durchmeſſer zu bringen, bis dann endlich die Huͤftenbreite in die Beckenhoͤhle herab kommt, nun wieder in den ge- raden Durchmeſſer ſich wendet, und endlich die Fuͤße den Huͤften leicht nachfolgen. — Außer dieſen vier Drehungen um die Laͤngenachſe uͤbrigens, welche jedoch nicht, wie es ſich manche Geburtshelfer vorzuſtellen ſcheinen, in einer un- unterbrochenen Kreisbewegung oder Spiralbewegung fortge- hen, ſondern in einzelnen Kreisabſchnitten bald vorwaͤrts bald ruͤckwaͤrts, erfolgen, bewegt ſich jedoch das Kind auch in einer ſenkrecht geſtellten Bogenlinie (der oben aufgeſtellten Regel ge- maͤß) durch das Becken, und wir ſehen deshalb alle Theile, *) *) Kopfs gelten in Faͤllen, wo der Geburtshelfer vielleicht erſt in der vierten Periode gerufen worden war, und den Kopf ſchon im gera- den Durchmeſſer gefunden hatte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/143
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/143>, abgerufen am 21.12.2024.