Diese Zusammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem Namen der Wehen (Dolores ad partum) belegt, und [ - 1 Zeichen fehlt]ind jetzt ihrer Ursache, Richtung, Periodicität, Schmerzhaf- [ - 1 Zeichen fehlt]igkeit, so wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach [ - 1 Zeichen fehlt]u betrachten.
§. 791.
Die Ursache der Wehen betreffend, so ist sie be- gründet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten Bestreben des Uterus, in seinen frühern Zustand zurück zu kehren, sich zu verkleinern, und jeden Widerstand welcher [ - 1 Zeichen fehlt]hn in diesem Bestreben hindert, aus dem Wege zu räumen, folglich die Contenta (die Frucht) auszustoßen. Daß dieses Ausstoßen jedoch nicht die alleinige Veranlassung der Wehen sey, beweist die Erscheinung, daß sie mit beendigter Ausstoßung der Frucht noch nicht verschwinden, sondern auch in die Zeit des Wochenbettes dann sich fortsetzen, wann der Uterus nicht Elasticität und Kraft genug gehabt hat, sich unmittelbar nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zusammen zu ziehen.
§. 792.
Die Richtung dieser Zusammenziehung ergiebt sich aus dem was über die Bedeutung derselben als peristaltische Be- wegung gesagt ist. Es kommt nämlich hierbei darauf an, zunächst den austreibenden Längenfibern das vollkommenste Uebergewicht über die Zirkelfibern zu verschaffen, nach been- digter Entleerung aber alle Faserbündel des Uterus zu einer gleichmäßigen Zusammenziehung zu bringen. Es wird hier- durch erklärt, warum man äußerlich bei jeder Wehe den Grund der Gebärmutter vorzüglich hart werden, und sich verkleinern fühlt (da eben hier die stärkste Contraktion Statt findet), wenn hingegen zu eben der Zeit sich Expansion im Muttermunde vorfindet und derselbe sich erweitert *).
*) Man sehe hierüber Reil's Ideen im VII. Bde. seines Archivs für Physiol. S. 402.
§. 790.
Dieſe Zuſammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem Namen der Wehen (Dolores ad partum) belegt, und [ – 1 Zeichen fehlt]ind jetzt ihrer Urſache, Richtung, Periodicitaͤt, Schmerzhaf- [ – 1 Zeichen fehlt]igkeit, ſo wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach [ – 1 Zeichen fehlt]u betrachten.
§. 791.
Die Urſache der Wehen betreffend, ſo iſt ſie be- gruͤndet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten Beſtreben des Uterus, in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck zu kehren, ſich zu verkleinern, und jeden Widerſtand welcher [ – 1 Zeichen fehlt]hn in dieſem Beſtreben hindert, aus dem Wege zu raͤumen, folglich die Contenta (die Frucht) auszuſtoßen. Daß dieſes Ausſtoßen jedoch nicht die alleinige Veranlaſſung der Wehen ſey, beweiſt die Erſcheinung, daß ſie mit beendigter Ausſtoßung der Frucht noch nicht verſchwinden, ſondern auch in die Zeit des Wochenbettes dann ſich fortſetzen, wann der Uterus nicht Elaſticitaͤt und Kraft genug gehabt hat, ſich unmittelbar nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zuſammen zu ziehen.
§. 792.
Die Richtung dieſer Zuſammenziehung ergiebt ſich aus dem was uͤber die Bedeutung derſelben als periſtaltiſche Be- wegung geſagt iſt. Es kommt naͤmlich hierbei darauf an, zunaͤchſt den austreibenden Laͤngenfibern das vollkommenſte Uebergewicht uͤber die Zirkelfibern zu verſchaffen, nach been- digter Entleerung aber alle Faſerbuͤndel des Uterus zu einer gleichmaͤßigen Zuſammenziehung zu bringen. Es wird hier- durch erklaͤrt, warum man aͤußerlich bei jeder Wehe den Grund der Gebaͤrmutter vorzuͤglich hart werden, und ſich verkleinern fuͤhlt (da eben hier die ſtaͤrkſte Contraktion Statt findet), wenn hingegen zu eben der Zeit ſich Expanſion im Muttermunde vorfindet und derſelbe ſich erweitert *).
*) Man ſehe hieruͤber Reil’s Ideen im VII. Bde. ſeines Archivs fuͤr Phyſiol. S. 402.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0115"n="91"/><divn="6"><head>§. 790.</head><lb/><p>Dieſe Zuſammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem<lb/>
Namen der <hirendition="#g">Wehen</hi> (<hirendition="#aq">Dolores ad partum</hi>) belegt, und<lb/><gapunit="chars"quantity="1"/>ind jetzt ihrer Urſache, Richtung, Periodicitaͤt, Schmerzhaf-<lb/><gapunit="chars"quantity="1"/>igkeit, ſo wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach<lb/><gapunit="chars"quantity="1"/>u betrachten.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 791.</head><lb/><p>Die <hirendition="#g">Urſache der Wehen</hi> betreffend, ſo iſt ſie be-<lb/>
gruͤndet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten<lb/>
Beſtreben des Uterus, in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck zu<lb/>
kehren, ſich zu verkleinern, und jeden Widerſtand welcher<lb/><gapunit="chars"quantity="1"/>hn in dieſem Beſtreben hindert, aus dem Wege zu raͤumen,<lb/>
folglich die <hirendition="#aq">Contenta</hi> (die Frucht) auszuſtoßen. Daß dieſes<lb/>
Ausſtoßen jedoch nicht die alleinige Veranlaſſung der Wehen ſey,<lb/>
beweiſt die Erſcheinung, daß ſie mit beendigter Ausſtoßung<lb/>
der Frucht noch nicht verſchwinden, ſondern auch in die Zeit<lb/>
des Wochenbettes dann ſich fortſetzen, wann der Uterus nicht<lb/>
Elaſticitaͤt und Kraft genug gehabt hat, ſich unmittelbar<lb/>
nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zuſammen zu<lb/>
ziehen.</p></div><lb/><divn="6"><head>§. 792.</head><lb/><p><hirendition="#g">Die Richtung</hi> dieſer Zuſammenziehung ergiebt ſich aus<lb/>
dem was uͤber die Bedeutung derſelben als periſtaltiſche Be-<lb/>
wegung geſagt iſt. Es kommt naͤmlich hierbei darauf an,<lb/>
zunaͤchſt den austreibenden Laͤngenfibern das vollkommenſte<lb/>
Uebergewicht uͤber die Zirkelfibern zu verſchaffen, nach been-<lb/>
digter Entleerung aber alle Faſerbuͤndel des Uterus zu einer<lb/>
gleichmaͤßigen Zuſammenziehung zu bringen. Es wird hier-<lb/>
durch erklaͤrt, warum man aͤußerlich bei jeder Wehe den<lb/>
Grund der Gebaͤrmutter vorzuͤglich hart werden, und ſich<lb/>
verkleinern fuͤhlt (da eben hier die ſtaͤrkſte Contraktion Statt<lb/>
findet), wenn hingegen zu eben der Zeit ſich Expanſion im<lb/>
Muttermunde vorfindet und derſelbe ſich erweitert <noteplace="foot"n="*)">Man ſehe hieruͤber <hirendition="#g">Reil’s</hi> Ideen im <hirendition="#aq">VII.</hi> Bde. ſeines Archivs<lb/>
fuͤr Phyſiol. S. 402.</note>.</p></div><lb/></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[91/0115]
§. 790.
Dieſe Zuſammenziehungen des Uterus nun, werden mit dem
Namen der Wehen (Dolores ad partum) belegt, und
_ind jetzt ihrer Urſache, Richtung, Periodicitaͤt, Schmerzhaf-
_igkeit, ſo wie ihrem Endzwecke und ihren Kennzeichen nach
_u betrachten.
§. 791.
Die Urſache der Wehen betreffend, ſo iſt ſie be-
gruͤndet in dem, mit erlangter Reife der Frucht erwachten
Beſtreben des Uterus, in ſeinen fruͤhern Zuſtand zuruͤck zu
kehren, ſich zu verkleinern, und jeden Widerſtand welcher
_hn in dieſem Beſtreben hindert, aus dem Wege zu raͤumen,
folglich die Contenta (die Frucht) auszuſtoßen. Daß dieſes
Ausſtoßen jedoch nicht die alleinige Veranlaſſung der Wehen ſey,
beweiſt die Erſcheinung, daß ſie mit beendigter Ausſtoßung
der Frucht noch nicht verſchwinden, ſondern auch in die Zeit
des Wochenbettes dann ſich fortſetzen, wann der Uterus nicht
Elaſticitaͤt und Kraft genug gehabt hat, ſich unmittelbar
nach Statt gehabter Entleerung vollkommen zuſammen zu
ziehen.
§. 792.
Die Richtung dieſer Zuſammenziehung ergiebt ſich aus
dem was uͤber die Bedeutung derſelben als periſtaltiſche Be-
wegung geſagt iſt. Es kommt naͤmlich hierbei darauf an,
zunaͤchſt den austreibenden Laͤngenfibern das vollkommenſte
Uebergewicht uͤber die Zirkelfibern zu verſchaffen, nach been-
digter Entleerung aber alle Faſerbuͤndel des Uterus zu einer
gleichmaͤßigen Zuſammenziehung zu bringen. Es wird hier-
durch erklaͤrt, warum man aͤußerlich bei jeder Wehe den
Grund der Gebaͤrmutter vorzuͤglich hart werden, und ſich
verkleinern fuͤhlt (da eben hier die ſtaͤrkſte Contraktion Statt
findet), wenn hingegen zu eben der Zeit ſich Expanſion im
Muttermunde vorfindet und derſelbe ſich erweitert *).
*) Man ſehe hieruͤber Reil’s Ideen im VII. Bde. ſeines Archivs
fuͤr Phyſiol. S. 402.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/115>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.