Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

verkürzt sich der Gebärmutterhals bei der ersten Schwanger-
schaft regelmäßiger und verstreicht gegen das Ende derselben
ganz, welches bei wiederholter Schwangerschaft, wo er zu-
gleich weit schlaffer ist, nicht der Fall zu seyn pflegt, indem
da oft noch bis zur Niederkunft ein Theil Vaginalportion
übrig bleibt. Endlich ist der Muttermund bei Erstgebären-
den als ein rundes bis gegen Ende der Schwangerschaft ge-
schlossenes Grübchen sichtbar, an welchem man sogar bis ge-
gen die Mitte und zuweilen noch länger die tiefer hervorra-
gende vordere Muttermundslippe unterscheiden kann, da hin-
gegen bei der wiederholten Schwangerschaft, der Muttermund
wegen der Statt gehabten Einrisse sich weit zeitiger eröffnet,
erschlafftere und wulstigere Ränder zeigt.

6) Zeitrechnung der Schwangerschaft.
§. 784.

Wiewohl man nicht selten findet, daß Personen, welche
bereits mehrere male geboren haben, den Termin der eintre-
tenden Geburt in einer abermaligen Schwangerschaft selbst
am genauesten zu bestimmen im Stande sind, indem ihnen
oft ihr Gefühl die Zeit, wo sie schwanger geworden sind, am
richtigsten bezeichnet, so ist es doch in vielen andern Fällen
das Geschäft des Arztes diese Bestimmung zu geben, und es
sind daher noch die verschiedenen Arten den Termin der Nie-
derkunft zu bestimmen, hier kürzlich durchzugehen.

§. 785.

Zunächst hat man aber zu versuchen, ob von der
Schwangern der Tag oder die Woche, in welcher sie conci-
pirt haben müsse, mit einiger Bestimmtheit angegeben wer-
den könne, um sodann von dem Tage der Empfängniß an
40 Wochen oder 280 Tage zu zählen, und so das Ende
der Schwangerschaft ungefähr zu treffen (denn häufig er-
folgt wohl auch die Niederkunft um einige Tage früher oder
später, wobei vorzüglich der Tag, an welchem die Menstrua-

verkuͤrzt ſich der Gebaͤrmutterhals bei der erſten Schwanger-
ſchaft regelmaͤßiger und verſtreicht gegen das Ende derſelben
ganz, welches bei wiederholter Schwangerſchaft, wo er zu-
gleich weit ſchlaffer iſt, nicht der Fall zu ſeyn pflegt, indem
da oft noch bis zur Niederkunft ein Theil Vaginalportion
uͤbrig bleibt. Endlich iſt der Muttermund bei Erſtgebaͤren-
den als ein rundes bis gegen Ende der Schwangerſchaft ge-
ſchloſſenes Gruͤbchen ſichtbar, an welchem man ſogar bis ge-
gen die Mitte und zuweilen noch laͤnger die tiefer hervorra-
gende vordere Muttermundslippe unterſcheiden kann, da hin-
gegen bei der wiederholten Schwangerſchaft, der Muttermund
wegen der Statt gehabten Einriſſe ſich weit zeitiger eroͤffnet,
erſchlafftere und wulſtigere Raͤnder zeigt.

6) Zeitrechnung der Schwangerſchaft.
§. 784.

Wiewohl man nicht ſelten findet, daß Perſonen, welche
bereits mehrere male geboren haben, den Termin der eintre-
tenden Geburt in einer abermaligen Schwangerſchaft ſelbſt
am genaueſten zu beſtimmen im Stande ſind, indem ihnen
oft ihr Gefuͤhl die Zeit, wo ſie ſchwanger geworden ſind, am
richtigſten bezeichnet, ſo iſt es doch in vielen andern Faͤllen
das Geſchaͤft des Arztes dieſe Beſtimmung zu geben, und es
ſind daher noch die verſchiedenen Arten den Termin der Nie-
derkunft zu beſtimmen, hier kuͤrzlich durchzugehen.

§. 785.

Zunaͤchſt hat man aber zu verſuchen, ob von der
Schwangern der Tag oder die Woche, in welcher ſie conci-
pirt haben muͤſſe, mit einiger Beſtimmtheit angegeben wer-
den koͤnne, um ſodann von dem Tage der Empfaͤngniß an
40 Wochen oder 280 Tage zu zaͤhlen, und ſo das Ende
der Schwangerſchaft ungefaͤhr zu treffen (denn haͤufig er-
folgt wohl auch die Niederkunft um einige Tage fruͤher oder
ſpaͤter, wobei vorzuͤglich der Tag, an welchem die Menſtrua-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p><pb facs="#f0109" n="87"/>
verku&#x0364;rzt &#x017F;ich der Geba&#x0364;rmutterhals bei der er&#x017F;ten Schwanger-<lb/>
&#x017F;chaft regelma&#x0364;ßiger und ver&#x017F;treicht gegen das Ende der&#x017F;elben<lb/>
ganz, welches bei wiederholter Schwanger&#x017F;chaft, wo er zu-<lb/>
gleich weit &#x017F;chlaffer i&#x017F;t, nicht der Fall zu &#x017F;eyn pflegt, indem<lb/>
da oft noch bis zur Niederkunft ein Theil Vaginalportion<lb/>
u&#x0364;brig bleibt. Endlich i&#x017F;t der Muttermund bei Er&#x017F;tgeba&#x0364;ren-<lb/>
den als ein rundes bis gegen Ende der Schwanger&#x017F;chaft ge-<lb/>
&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enes Gru&#x0364;bchen &#x017F;ichtbar, an welchem man &#x017F;ogar bis ge-<lb/>
gen die Mitte und zuweilen noch la&#x0364;nger die tiefer hervorra-<lb/>
gende vordere Muttermundslippe unter&#x017F;cheiden kann, da hin-<lb/>
gegen bei der wiederholten Schwanger&#x017F;chaft, der Muttermund<lb/>
wegen der Statt gehabten Einri&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich weit zeitiger ero&#x0364;ffnet,<lb/>
er&#x017F;chlafftere und wul&#x017F;tigere Ra&#x0364;nder zeigt.</p>
                  </div>
                </div><lb/>
                <div n="6">
                  <head>6) <hi rendition="#g">Zeitrechnung der Schwanger&#x017F;chaft</hi>.</head><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 784.</head><lb/>
                    <p>Wiewohl man nicht &#x017F;elten findet, daß Per&#x017F;onen, welche<lb/>
bereits mehrere male geboren haben, den Termin der eintre-<lb/>
tenden Geburt in einer abermaligen Schwanger&#x017F;chaft &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
am genaue&#x017F;ten zu be&#x017F;timmen im Stande &#x017F;ind, indem ihnen<lb/>
oft ihr Gefu&#x0364;hl die Zeit, wo &#x017F;ie &#x017F;chwanger geworden &#x017F;ind, am<lb/>
richtig&#x017F;ten bezeichnet, &#x017F;o i&#x017F;t es doch in vielen andern Fa&#x0364;llen<lb/>
das Ge&#x017F;cha&#x0364;ft des Arztes die&#x017F;e Be&#x017F;timmung zu geben, und es<lb/>
&#x017F;ind daher noch die ver&#x017F;chiedenen Arten den Termin der Nie-<lb/>
derkunft zu be&#x017F;timmen, hier ku&#x0364;rzlich durchzugehen.</p>
                  </div><lb/>
                  <div n="7">
                    <head>§. 785.</head><lb/>
                    <p><hi rendition="#g">Zuna&#x0364;ch&#x017F;t</hi> hat man aber zu ver&#x017F;uchen, ob von der<lb/>
Schwangern der Tag oder die Woche, in welcher &#x017F;ie conci-<lb/>
pirt haben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, mit einiger Be&#x017F;timmtheit angegeben wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne, um &#x017F;odann von dem Tage der Empfa&#x0364;ngniß an<lb/>
40 Wochen oder 280 Tage zu za&#x0364;hlen, und &#x017F;o das Ende<lb/>
der Schwanger&#x017F;chaft <hi rendition="#g">ungefa&#x0364;hr</hi> zu treffen (denn ha&#x0364;ufig er-<lb/>
folgt wohl auch die Niederkunft um einige Tage fru&#x0364;her oder<lb/>
&#x017F;pa&#x0364;ter, wobei vorzu&#x0364;glich der Tag, an welchem die Men&#x017F;trua-<lb/></p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0109] verkuͤrzt ſich der Gebaͤrmutterhals bei der erſten Schwanger- ſchaft regelmaͤßiger und verſtreicht gegen das Ende derſelben ganz, welches bei wiederholter Schwangerſchaft, wo er zu- gleich weit ſchlaffer iſt, nicht der Fall zu ſeyn pflegt, indem da oft noch bis zur Niederkunft ein Theil Vaginalportion uͤbrig bleibt. Endlich iſt der Muttermund bei Erſtgebaͤren- den als ein rundes bis gegen Ende der Schwangerſchaft ge- ſchloſſenes Gruͤbchen ſichtbar, an welchem man ſogar bis ge- gen die Mitte und zuweilen noch laͤnger die tiefer hervorra- gende vordere Muttermundslippe unterſcheiden kann, da hin- gegen bei der wiederholten Schwangerſchaft, der Muttermund wegen der Statt gehabten Einriſſe ſich weit zeitiger eroͤffnet, erſchlafftere und wulſtigere Raͤnder zeigt. 6) Zeitrechnung der Schwangerſchaft. §. 784. Wiewohl man nicht ſelten findet, daß Perſonen, welche bereits mehrere male geboren haben, den Termin der eintre- tenden Geburt in einer abermaligen Schwangerſchaft ſelbſt am genaueſten zu beſtimmen im Stande ſind, indem ihnen oft ihr Gefuͤhl die Zeit, wo ſie ſchwanger geworden ſind, am richtigſten bezeichnet, ſo iſt es doch in vielen andern Faͤllen das Geſchaͤft des Arztes dieſe Beſtimmung zu geben, und es ſind daher noch die verſchiedenen Arten den Termin der Nie- derkunft zu beſtimmen, hier kuͤrzlich durchzugehen. §. 785. Zunaͤchſt hat man aber zu verſuchen, ob von der Schwangern der Tag oder die Woche, in welcher ſie conci- pirt haben muͤſſe, mit einiger Beſtimmtheit angegeben wer- den koͤnne, um ſodann von dem Tage der Empfaͤngniß an 40 Wochen oder 280 Tage zu zaͤhlen, und ſo das Ende der Schwangerſchaft ungefaͤhr zu treffen (denn haͤufig er- folgt wohl auch die Niederkunft um einige Tage fruͤher oder ſpaͤter, wobei vorzuͤglich der Tag, an welchem die Menſtrua-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/109
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/109>, abgerufen am 22.12.2024.