Wochenbett und Säugungsperiode betreffend, so sind dieß nur Fortsetzungen und Abschließungen der vorigen Perioden. Im Wochenbett nämlich vollendet der Uterus seine Zusammenziehung und Wiederherstellung in den vorigen Stand, sowohl rücksichtlich seines Parenchyma's und seiner Form, als rücksichtlich seiner innern Flächen. Die besondere Gesäßthä- tigkeit im Innern desselben verliert sich, die in Bezug auf geschlechtliche Functionen überschüßig erzeugten Körpersäfte nehmen andere Richtungen, bewirken theils eine vermehrte Thätigkeit in der Haut, theils und hauptsächlich Hervortreten einer zum Behuf fernerer Ernährung des Kindes geschehenden Absonderung in den Brüsten, theils endlich bey krankhaften Zuständen wohl auch heftige Congestionen noch andern Or- ganen, Entzündungen, Fieber u. s. w. -- Am längsten nun erhält sich unter jenen für die Thätigkeit des Uterus eintre- tenden Funktionen die der Milchsekretion; sie ist es, welche fortwährend, und zwar dem Gange der Natur nach ohnge- fähr in einem der Schwangerschaftsperiode selbst entsprechen- den Zeitraum, die Menstruation ersetzt, und eine Empfäng- niß eben dadurch gewöhnlich hindert.
§. 74.
Nachdem wir sofort bemerkt haben, wie am Ende die- ses Cyclus von Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, der Körper wieder bis auf wenige übrig gebliebene Spuren, in den vorigen Zustand zurückkehrt, wie sich dieser Cyclus selbst ein oder mehrere Male, ja sehr häufig wiederholen kann, oder aber im Gegentheile auch wohl ganz fehlt, gar nicht eintritt, und blos die stets wiederkehrenden monathli- chen Perioden die Zeit der Geschlechtsreife ausfüllen, so ist es nun noch übrig, den Zustand zu betrachten, welcher er- folgt, wenn bey vorrückendem Alter der Ueberschuß jener, Behufs der Reproduktion der Gattung erzeugten Säfte sich allmählich verliert, und der Körper rücksichtlich der Geschlechts- funktion sich wieder dem kindlichen Zustande anschließt.
§. 73.
Wochenbett und Saͤugungsperiode betreffend, ſo ſind dieß nur Fortſetzungen und Abſchließungen der vorigen Perioden. Im Wochenbett naͤmlich vollendet der Uterus ſeine Zuſammenziehung und Wiederherſtellung in den vorigen Stand, ſowohl ruͤckſichtlich ſeines Parenchyma’s und ſeiner Form, als ruͤckſichtlich ſeiner innern Flaͤchen. Die beſondere Geſaͤßthaͤ- tigkeit im Innern deſſelben verliert ſich, die in Bezug auf geſchlechtliche Functionen uͤberſchuͤßig erzeugten Koͤrperſaͤfte nehmen andere Richtungen, bewirken theils eine vermehrte Thaͤtigkeit in der Haut, theils und hauptſaͤchlich Hervortreten einer zum Behuf fernerer Ernaͤhrung des Kindes geſchehenden Abſonderung in den Bruͤſten, theils endlich bey krankhaften Zuſtaͤnden wohl auch heftige Congeſtionen noch andern Or- ganen, Entzuͤndungen, Fieber u. ſ. w. — Am laͤngſten nun erhaͤlt ſich unter jenen fuͤr die Thaͤtigkeit des Uterus eintre- tenden Funktionen die der Milchſekretion; ſie iſt es, welche fortwaͤhrend, und zwar dem Gange der Natur nach ohnge- faͤhr in einem der Schwangerſchaftsperiode ſelbſt entſprechen- den Zeitraum, die Menſtruation erſetzt, und eine Empfaͤng- niß eben dadurch gewoͤhnlich hindert.
§. 74.
Nachdem wir ſofort bemerkt haben, wie am Ende die- ſes Cyclus von Schwangerſchaft, Geburt und Wochenbett, der Koͤrper wieder bis auf wenige uͤbrig gebliebene Spuren, in den vorigen Zuſtand zuruͤckkehrt, wie ſich dieſer Cyclus ſelbſt ein oder mehrere Male, ja ſehr haͤufig wiederholen kann, oder aber im Gegentheile auch wohl ganz fehlt, gar nicht eintritt, und blos die ſtets wiederkehrenden monathli- chen Perioden die Zeit der Geſchlechtsreife ausfuͤllen, ſo iſt es nun noch uͤbrig, den Zuſtand zu betrachten, welcher er- folgt, wenn bey vorruͤckendem Alter der Ueberſchuß jener, Behufs der Reproduktion der Gattung erzeugten Saͤfte ſich allmaͤhlich verliert, und der Koͤrper ruͤckſichtlich der Geſchlechts- funktion ſich wieder dem kindlichen Zuſtande anſchließt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0073"n="53"/><divn="5"><head>§. 73.</head><lb/><p><hirendition="#g">Wochenbett</hi> und <hirendition="#g">Saͤugungsperiode</hi> betreffend,<lb/>ſo ſind dieß nur Fortſetzungen und Abſchließungen der vorigen<lb/>
Perioden. Im Wochenbett naͤmlich vollendet der Uterus ſeine<lb/>
Zuſammenziehung und Wiederherſtellung in den vorigen Stand,<lb/>ſowohl ruͤckſichtlich ſeines Parenchyma’s und ſeiner Form, als<lb/>
ruͤckſichtlich ſeiner innern Flaͤchen. Die beſondere Geſaͤßthaͤ-<lb/>
tigkeit im Innern deſſelben verliert ſich, die in Bezug auf<lb/>
geſchlechtliche Functionen uͤberſchuͤßig erzeugten Koͤrperſaͤfte<lb/>
nehmen andere Richtungen, bewirken theils eine vermehrte<lb/>
Thaͤtigkeit in der Haut, theils und hauptſaͤchlich Hervortreten<lb/>
einer zum Behuf fernerer Ernaͤhrung des Kindes geſchehenden<lb/>
Abſonderung in den Bruͤſten, theils endlich bey krankhaften<lb/>
Zuſtaͤnden wohl auch heftige Congeſtionen noch andern Or-<lb/>
ganen, Entzuͤndungen, Fieber u. ſ. w. — Am laͤngſten nun<lb/>
erhaͤlt ſich unter jenen fuͤr die Thaͤtigkeit des Uterus eintre-<lb/>
tenden Funktionen die der Milchſekretion; ſie iſt es, welche<lb/>
fortwaͤhrend, und zwar dem Gange der Natur nach ohnge-<lb/>
faͤhr in einem der Schwangerſchaftsperiode ſelbſt entſprechen-<lb/>
den Zeitraum, die Menſtruation erſetzt, und eine Empfaͤng-<lb/>
niß eben dadurch gewoͤhnlich hindert.</p></div><lb/><divn="5"><head>§. 74.</head><lb/><p>Nachdem wir ſofort bemerkt haben, wie am Ende die-<lb/>ſes Cyclus von Schwangerſchaft, Geburt und Wochenbett,<lb/>
der Koͤrper wieder bis auf wenige uͤbrig gebliebene Spuren,<lb/>
in den vorigen Zuſtand zuruͤckkehrt, wie ſich dieſer Cyclus<lb/>ſelbſt ein oder mehrere Male, ja ſehr haͤufig wiederholen<lb/>
kann, oder aber im Gegentheile auch wohl ganz fehlt, gar<lb/>
nicht eintritt, und blos die ſtets wiederkehrenden monathli-<lb/>
chen Perioden die Zeit der Geſchlechtsreife ausfuͤllen, ſo iſt<lb/>
es nun noch uͤbrig, den Zuſtand zu betrachten, welcher er-<lb/>
folgt, wenn bey vorruͤckendem Alter der Ueberſchuß jener,<lb/>
Behufs der Reproduktion der Gattung erzeugten Saͤfte ſich<lb/>
allmaͤhlich verliert, und der Koͤrper ruͤckſichtlich der Geſchlechts-<lb/>
funktion ſich wieder dem kindlichen Zuſtande anſchließt.</p></div><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[53/0073]
§. 73.
Wochenbett und Saͤugungsperiode betreffend,
ſo ſind dieß nur Fortſetzungen und Abſchließungen der vorigen
Perioden. Im Wochenbett naͤmlich vollendet der Uterus ſeine
Zuſammenziehung und Wiederherſtellung in den vorigen Stand,
ſowohl ruͤckſichtlich ſeines Parenchyma’s und ſeiner Form, als
ruͤckſichtlich ſeiner innern Flaͤchen. Die beſondere Geſaͤßthaͤ-
tigkeit im Innern deſſelben verliert ſich, die in Bezug auf
geſchlechtliche Functionen uͤberſchuͤßig erzeugten Koͤrperſaͤfte
nehmen andere Richtungen, bewirken theils eine vermehrte
Thaͤtigkeit in der Haut, theils und hauptſaͤchlich Hervortreten
einer zum Behuf fernerer Ernaͤhrung des Kindes geſchehenden
Abſonderung in den Bruͤſten, theils endlich bey krankhaften
Zuſtaͤnden wohl auch heftige Congeſtionen noch andern Or-
ganen, Entzuͤndungen, Fieber u. ſ. w. — Am laͤngſten nun
erhaͤlt ſich unter jenen fuͤr die Thaͤtigkeit des Uterus eintre-
tenden Funktionen die der Milchſekretion; ſie iſt es, welche
fortwaͤhrend, und zwar dem Gange der Natur nach ohnge-
faͤhr in einem der Schwangerſchaftsperiode ſelbſt entſprechen-
den Zeitraum, die Menſtruation erſetzt, und eine Empfaͤng-
niß eben dadurch gewoͤhnlich hindert.
§. 74.
Nachdem wir ſofort bemerkt haben, wie am Ende die-
ſes Cyclus von Schwangerſchaft, Geburt und Wochenbett,
der Koͤrper wieder bis auf wenige uͤbrig gebliebene Spuren,
in den vorigen Zuſtand zuruͤckkehrt, wie ſich dieſer Cyclus
ſelbſt ein oder mehrere Male, ja ſehr haͤufig wiederholen
kann, oder aber im Gegentheile auch wohl ganz fehlt, gar
nicht eintritt, und blos die ſtets wiederkehrenden monathli-
chen Perioden die Zeit der Geſchlechtsreife ausfuͤllen, ſo iſt
es nun noch uͤbrig, den Zuſtand zu betrachten, welcher er-
folgt, wenn bey vorruͤckendem Alter der Ueberſchuß jener,
Behufs der Reproduktion der Gattung erzeugten Saͤfte ſich
allmaͤhlich verliert, und der Koͤrper ruͤckſichtlich der Geſchlechts-
funktion ſich wieder dem kindlichen Zuſtande anſchließt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/73>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.